Studium, Referendariat, Lehrerin

VBE erstreitet für eine Lehrerin eine Einstellung

Die Ausgangslage:

Eine Studentin schließt erfolgreich ihr Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab. Als Anwärterin beginnt sie ihr Referendariat und möchte sich engagiert und motiviert in die schulische Arbeit und in ihre Tätigkeit am Seminar einbringen.

Auftretende Schwierigkeiten:

In den Veranstaltungen am Seminar kann sich die Referendarin erfolgreich einbringen. Bei der Tätigkeit an der Schule kommt es aber zu Schwierigkeiten. Obwohl sich die Referendarin sehr bemüht und nichts zu Schulden kommen lässt, wird ihre Arbeit an der Schule nicht richtig gewürdigt. Die Mentoren unterstützen die junge Kollegin nicht ausreichend. Auch von der Schulleitung erfährt die Referendarin keine Fürsorge. Die Schulleitung wendet sich mit Vorwürfen über die Referendarin an das Seminar und möchte sie nicht mehr länger an der Schule unterrichten lassen. Von Schulleitung und Seminar wird der Referendarin jetzt vorgeworfen, schlechten Unterricht zu halten und an der Schule wie auch am Seminar keine gute Leistung zu bringen.

Verlängerung des Vorbereitungsdienstes, Entlassung aus dem Referendariat

In einem ersten Schritt ordnet die Seminarleitung an, dass die Referendarin nicht eigenverantwortlich unterrichten darf. In einem weiteren Schritt soll die Referendarin aus dem Vorbereitungsdienst entlassen werden. Als Begründung wird angeführt, dass sie sich nicht in zufriedenstellendem Maße in die Schule einbringe und ihre Unterrichtsqualität weiterhin nicht zufriedenstellend sei. Der Vorbereitungsdienst der Referendarin wird daraufhin beendet. Ihre Ausbildung bleibt ohne Abschluss und sie kann nicht Lehrerin werden.

Rechtsschutz durch den VBE

Seit Studienzeiten ist die Referendarin VBE-Mitglied. Nachdem ihr Referendariat beendet worden ist, wendet sie sich mit der Bitte um Hilfe an den VBE.

Der VBE sichert ihr sofort Rechtsschutz zu. Die Referendarin wird durch Rechtsanwälte des VBE umfassend beraten. Der VBE nutzt alle Kontakte, um der jungen Kollegin zu helfen. Von den Anwälten des VBE wird erreicht, dass die Behörde die Beendigung des Vorbereitungsdienstes zurücknehmen muss.

Die Referendarin darf ihren Vorbereitungsdienst fortsetzen. Aufgrund der bisherigen schwierigen Situation hat sie den Wunsch, die Schule und das Seminar wechseln zu können. Der VBE erreicht dies für sie. An einem anderen Seminar und an einer neuen Schule setzt sie ihr Referendariat fort.

Ergebnis

Die Referendarin absolviert erfolgreich ihren Vorbereitungsdienst und legt ihr zweites Staatsexamen sehr erfolgreich ab. Unmittelbar im Anschluss erhält sie über eine Direkteinstellung eine Lehrerstelle. In der Zwischenzeit unterrichtet sie erfolgreich an einer Schule.

Lehrereinstellungen im Jahr 2011

Gesamtübersicht der im Kalenderjahr 2011 in den Landesschuldienst eingestellten Lehrkräfte:

Aus dem Kultusministerium liegen die Einstellungszahlen aus dem ganzen Kalenderjahr 2011 vor (inclusive Februar-Einstellung und Nachrückverfahren Sommer). Es handelt sich bei diesen Zahlen um Personen und nicht um Deputate. Die hohen Lehrereinstellungszahlen dürfen jedoch nicht über die deutlich schlechter gewordenen Einstellungschancen hinwegtäuschen.

Lehrereinstellungen 2011

Die Diskussionen kommen zu spät: Die Hauptschule ist keine Hauptschule mehr

VBE zum Landesparteitag der CDU

Stuttgart. Wenn die CDU jetzt auf ihrem Landesparteitag darüber diskutiert hat, ob man die Hauptschule bis zum letzten Schüler mit „Zähnen und Klauen“ verteidigt oder doch – nach dem Vorschlag des Papiers der Bundes-CDU – dort, wo es sich anbietet, eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule unter ein Schuldach zulässt – auch mit getrennten Bildungsgängen, so ist die Landes-CDU nach Auffassung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) ziemlich spät dran, denn das Hauptschulsterben geht durch die Abstimmung der Eltern und deren Kinder mit den Füßen weiter.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Die Hauptschule krankt daran, dass ihr die gesellschaftliche Anerkennung ver­sagt wird, obwohl die Lehrer dort hervorragende Arbeit leisten“, beklagt VBE-Landeschef Gerhard Brand. „Jeder beteuert zwar, wie wertvoll diese Schulart im gegliederten Schulwesen sei, schickt aber die eigenen Kinder auf jede andere Schule, nur nicht auf die Hauptschule.“ Der abgewandelte Sponti-Spruch „Stell dir vor, es gibt Hauptschulen und keiner geht mehr hin!“ sei immer mehr Reali­tät geworden, sagt Brand. Waren es bisher ausschließlich die Schüler und deren Eltern, die, falls irgendwie möglich, einen großen Bogen um die Hauptschule machten, mieden auch immer mehr Lehrer diese gesellschaftlich ungeliebte Schulart mit der im Vergleich zu den Gymnasiallehrern geringeren Besoldung und höheren Unterrichtsverpflichtung.

An keiner anderen Schulart sind die Belastungen und Anforderungen an die Lehrerschaft stärker gewachsen als an der Hauptschule. Hauptschüler zu stärken ist nicht nur eine bildungspolitische, sondern vielmehr eine sozialpolitische Auf­gabe, die es auch künftig zu bewältigen gilt, egal, ob diese Schüler dann in eine Hauptschule, Sekundarschule, Mittelschule, Oberschule, Gesamtschule oder Ge­meinschaftsschule gehen. „Den Bildungsgang Hauptschule wird man auch bei Zusammenlegungen nicht abschaffen können und dürfen, weil manche Schüler dringend auf ihn angewiesen sind“, so Brand.

16. Oktober 2011

VBE: Mit einer konzertierten Erziehungsoffensive können Bildungsreformen noch besser gelingen

Stuttgart. „Die Diskussionen über neue Schulformen wie die Gemeinschaftsschule so­wie über notwendige Bildungsreformen und die Forderungen nach Verbes­serung der schulischen Arbeitsbedingungen können nicht darüber hinweg­täuschen, dass das größte Problem der Schule heute schlecht oder nicht erzogene Kinder und Jugendliche sind“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Verhaltensauffällige Schüler störten ohne Rücksicht auf engagierte Klassenkameraden selbst den spannendsten Unterricht oder machten ihn mitunter völlig unmöglich.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Massive permanente Unterrichtsstörungen durch Schüler sollten als solche auch benannt, besprochen und nicht bagatellisiert werden. Der VBE will engagierte Eltern unterstützt sehen, die sich intensiv um die Erziehung ihrer Kinder bemü­hen und es nicht mehr hinnehmen wollen, dass Unterricht und Gruppenarbeit durch disziplinlose Ausfälligkeiten unerzogener Schüler kaputt gemacht wird. „Wenn Lehrer ständig gezwungen sind, Unterricht zu unterbrechen, um pädago­gisch regulierend einzugreifen, verhindert die laufende Erziehungsarbeit den eigentlichen Bildungsauftrag der Schule oder bremst ihn zumindest deutlich aus“, moniert der VBE-Sprecher.

Weil etliche Kinder und Jugendliche in vielen Elternhäusern nicht mehr die lie­bevoll konsequente Erziehung erfahren dürfen, die für eine gesunde Entwick­lung und den schulischen Erfolg nötig sind, wird Lehrern eine Reparaturarbeit aufgebürdet, bei der selbst beste Pädagogen Schiffbruch erleiden müssen.

Dabei würde jede Bildungsplanreform mit einer begleitenden Erziehungsof­fensive von Seiten der Eltern noch besser gelingen. Sinnvoll ist auch die Abkehr von einer Spaß- und Event-Pädagogik hin zu einer Unterrichtskultur, die Schüler durch eigenständiges Arbeiten fördert und das Selbstwertgefühl der jungen Menschen durch die Freude über gelungene Leistungen positiv beeinflusst.

„Grundsätzlich ist jedes Bündnis für Erziehung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe positiv zu sehen und als zukunftsweisend zu betrachten. Politische La­gerkämpfe würden dabei nur schaden“, so der VBE-Sprecher wörtlich.

14. Oktober 2011

Jede Schulart braucht Ressourcen:

Bedarf ist überall

Offenburg. Die in Baden-Württemberg bisher bestehenden Schulen dürfen nicht benachteiligt werden, wenn ab dem kommenden Schuljahr die Gemeinschaftsschulen mit verbesserten Rahmenbedingungen an den Start gehen werden. Da Schüler landesweit das gleiche Recht auf Bildung haben, begrüßt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Südbaden die verbesserte Stundenausstattung der neuen Gemeinschaftsschule, wie sie Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer jüngst in Ludwigsburg verkündet hat.

Silke Siegmund, Vorstandsmitglied im VBE Südbaden

Nach Auffassung des südbadischen Landesbezirksvorstands-mitglieds Silke Siegmund (Offenburg) sind allerdings diese günstigeren Bedingungen auf alle öffentlichen Schulen zu übertragen. Dort wird die Unterrichtsversorgung seit zwei Jahrzehnten so knapp gehalten, dass der so genannte Pflichtunterricht gerade noch abgedeckt ist. Die Unterstützung schwächerer Schüler oder die Förderung stärkerer bleibt bereits bei einer so genannten 100-Prozent-Versorgung auf der Strecke, weil Stütz- und Förderkurse nicht in die Direktversorgung einbezogen werden.

 

Wie Silke Siegmund weiter ausführt, fehlt es darüber hinaus an deutlich mehr. Zum Erlernen der deutschen Sprache für aus fernen Ländern zugezogenen Migrantenkindern stehen den Grundschulen keine Stunden zur Verfügung. Der Spracherwerb und die Sprechförderung werden schon im Kindergarten zu wenig Ressourcen eingesetzt.  Sonderschulen werden seit Jahren nur mit durchschnittlich etwa 90 Prozent Lehrkräften versorgt. In Berufsschulen und Gymnasien muss viel Unterricht entfallen, weil keine Lehrkräfte zur Verfügung stehen, ein hausgemachtes Problem, weil es in Baden-Württemberg keinen Lehrerbedarfsplan gibt. Haupt-, Werkreal- und Realschulen bräuchten ebenso dringend Handschlaglehrkräfte* zur Vermeidung von Unterrichtsausfall. Man sähe, so Silke Siegmund, dass nicht nur neue Entwicklungen einer erhöhten Aufmerksamkeit bedürfen, sondern das Bestehende ebenfalls im Fokus behalten werden muss.

Die Erhaltung und der Ausbau der Qualität des Schulsystems in unserem Bundesland wird der VBE Südbaden besonders im Auge behalten, dessen ist sich Silke Siegmund sicher. Schulen haben ein Recht auf gute Ausstattung räumlicher, sächlicher und personeller Art. Schüler haben ein Recht auf guten Unterricht ohne Abstriche. Der VBE setzt sich unermüdlich für eine bessere Schule ein.

12.10.2011

* Handschlaglehrkräfte (auch 60/70-Std. Lehrer) sind beamtete Lehrkräfte, die derzeit keinen Unterricht halten und für kurzfristige Kurzeinsätze zur Verfügung stehen.

VBE: Die neuen Gemeinschaftsschulen benötigen neue Schulbauförderrichtlinien

Stuttgart. „Man kann mit den Schulbauförderrichtlinien aus der Nachkriegszeit keine neuen Gemeinschaftsschulen aufbauen“, sagt der Vorsitzende des Verban­des Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Wer wie die neue Landesregierung Gemeinschaftsschulen wolle, müsse nicht nur Bildungspläne, Lehrerausbildung und -besoldung reformieren, sondern sollte auch aus schlichten Klassenzimmern Lernwerkstätten ma­chen. Das gehe nur mit neuen Schulbauförderrichtlinien.

Es sei nicht nur notwendig, so VBE-Chef Brand, die neuesten bautechnischen Anforderungen an Brandschutz und Unfallverhütung bei den Schulgebäuden zu berücksichtigen und umzusetzen, sondern auch die Größe und Ausgestaltung der Klassenzimmer, wie sie der Unterricht in einer Gemeinschaftsschule erfordere. Wer sagt, er wolle Bildung für das 21. Jahrhundert anbieten, dürfe sich nicht mit Klassenzimmern begnügen, die noch zu Kaisers Zeiten als ausreichend galten.

Das Arbeiten nicht in einem Klassenverband, sondern in Lern- und Projekt­gruppen, selbstorganisiertes Lernen mit Wochenplänen, Werkstattarbeit und Ganztagsangebote erfordern mehr Platz in den Schulen, mehr Räume zum Aus­weichen und Möglichkeiten, individuelle Lerntheken einrichten zu können.

Bei höchstens 66 Quadratmeter Klassenzimmerfläche für bis zu 30 Schüler (in Gemeinschaftsschulen ist 28 als Schülerhöchstzahl angedacht) könne die räumli­che Freiheit der Lernenden nicht allzu groß ausfallen, beklagt der VBE-Vorsit­zende. Man dürfe selbstverständlich keine Vergleiche zur Zwingerhaltung zie­hen, trotzdem machten sich Verantwortliche oft mehr Gedanken über den Platz, den Tiere zur Verfügung haben, als über die räumlichen Bedingungen, unter de­nen Schüler lernen sollen.

Natürlich weiß auch der VBE, dass größere und mehr Räume entsprechendes Geld kosten. Man kann aber in der Bildungspolitik nicht nur an einzelnen Stell­schrauben drehen, wenn man einen durchschlagenden Erfolg erzielen will.

Wer eine Bildungsreform anstrebt, muss diese aus einem Guss durchziehen und alle Ressorts mit einbeziehen. „Auch wenn es finanziell weh tut, muss die Devise heißen: klotzen und nicht kleckern“, so der VBE-Chef. Zu groß sei die Skepsis auf Seiten derjenigen, die sonst die bisherige hohe Qualität der etablier­ten weiterführenden Schulen dahinschwinden sehen.

9. Oktober 2011

VBE zum Weltlehrertag 2011

Gleichwertigkeit schulischer Führungsarbeit anerkennen

Udo Beckmann, VBE Bundesvorsitzender

„Das soziale Ranking im Lehrerberuf und auf Schulleitungsebene trifft besonders Frauen“, kritisieren VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann und Jutta Endrusch, Vorsitzende der VBE-Bundesfrauenvertretung. „In den Grundschulen beträgt der Frauenanteil 85 Prozent und mehr. Doch Grundschullehrkräfte sind in Deutschland am unteren Ende der Besoldungsskala. Damit werden Beteuerungen, wie wichtig Grundschulen sind, konterkariert“, betont Endrusch. „In den Bereichen ‚Erziehen und Unterrichten‘ des öffentlichen Dienstes betragen die Einkommensunterschiede nach Geschlecht 14 Prozent. Das ist ein krasser Widerspruch zum Grundsatz ‚gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit‘ unabhängig vom Geschlecht.“

 

Beckmann stellt fest: „Die Bedingungen für die Leitung von Grundschulen sind am schlechtesten. Die betroffenen Kolleginnen haben im Amt des Schulleiters an kleinen Grundschulen netto eine Zulage zwischen 50 und 100 Euro zu erwarten, wenn sie die Probezeit erfolgreich bestehen. Die Leitung einer Grundschule vor allem in ländlichen Regionen ist verbunden mit einer Unterrichtsverpflichtung von mindestens 20 Wochenstunden und voller Klassenleitertätigkeit, jedoch ohne Stellvertretung und ohne Schulsekretariat. Da die Unterrichtsversorgung Vorrang hat, können Schulleiter dort häufig nicht einmal die vier bis acht Sockelanrechnungsstunden auf Leitungszeit (je nach Bundesland) wahrnehmen und müssen Leitungsarbeit in die Abendstunden verlagern.“ Die Leitung einer Grundschule sei aber genauso wichtig wie die Leitung der anderen Schulformen, so Beckmann.

Der VBE fordert nachdrücklich die Stärkung der Schulleitungsämter:

  1. Anerkennung der Gleichwertigkeit von Schulleitung und amtsangemessene Bezahlung,
  2. Erhöhung der Anrechnungszeiten für Schulleitung auf mindestens zehn Sockelstunden,
  3. hinreichende Ausstattung der Schulen mit Verwaltungspersonal,
  4. gezielte Nachwuchsgewinnung für schulische Führungskräfte.

„Die Rahmenbedingungen für Leitungsaufgaben in der Schule müssen endlich so ausgestaltet sein“ bekräftigt Jutta Endrusch, „dass Familie und Beruf in Einklang miteinander gebracht werden können. Dieser Aspekt spielt im Bildungsbereich noch eine zu geringe Rolle.“

Um die Schulleitungskräfte, die im Amt sind, zu stärken und sie bei Ihren vielfältigen Aufgaben zu unterstützen, veranstalten der VBE und der zu Wolters Kluwer gehörende Carl Link Verlag am 16. und 17. März 2012 in Düsseldorf unter dem Motto „Schulen gehen in Führung“ erstmals den Deutschen Schulleiterkongress. ­

Hintergrund: Der Weltlehrertag, der stets am 5. Oktober begangen wird, geht zurück auf einen Beschluss von UNESCO, ILO und Education International (EI), der Weltvereinigung der Lehrergewerkschaften. Sein Motto heißt: „Qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer für eine qualifizierte Bildung“. Thematischer Schwerpunkt in diesem Jahr: „Lehrerinnen und Lehrer für Gleichstellung“. Der VBE ist eine der Gründungsorganisationen der Education International (EI) und engagiert sich für die solidarische Idee der weltweiten Stärkung des Lehrerberufes.

Grün-Rot ebenso phantasielos wie Schwarz-Gelb:

Spar-Muster bleibt unverändert

Landesbezirk Südbaden/Freiburg. Die Beamten als Sanierer des Landeshaushaltes, das kennt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden schon seit langem, war es doch ein beliebtes Sparmuster der schwarz-gelben Koalition.

Meinrad Seebacher

Meinrad Seebacher, Geschäftsführer des VBE Südbaden

Der südbadische VBE-Geschäftsführer Meinrad Seebacher (Waldkirch) beklagt die Phantasielosigkeit der grün-roten Nachfolger, die nun damit fortfahren wollen, die Beamtengehälter, Pensionen und Beihilfen zur Haushaltssanierung heranzuziehen. Zwar sei es politisch richtig, für das Jahr 2012 eine Nullverschuldung erreichen zu wollen, jedoch hat die Landesregierung nach VBE-Ansicht das Gesamtpaket von der falschen Seite zu stricken angefangen. Wer in der Koalitionsvereinbarung und in vollmundigen Pressemitteilungen allenthalben Wohltaten verkündet, hätte vielleicht einmal vorher einen Kassensturz machen sollen und nicht hinterher.

Wie Seebacher mitteilt, will der VBE Südbaden besonders darauf achten, ob bei den angedachten Kürzungen auch die Abgeordnetendiäten mit einbezogen werden. Immerhin haben sich diese zum 1. Juli 2011 selbst 4,55 Prozent Erhöhung zugestanden. Eine links, eine rechts, eine fallenlassen … Diese bekannte Redensart, die als Spaß beim Stricken lernen allseits bekannt ist, bekommt durch die geplanten Einsparungen von 380 Millionen EUR eine völlig neue Bedeutung. Es ist in der Politik leider üblich geworden, dass links und rechts die Beamten fallenlassen, wenn es im Haushalt an Geld fehlt. Die Fürsorgepflicht verfängt sich dann leicht in den Maschen des Strickwerks und die Politik macht sich keinerlei Gedanken, wie sich solche Maßnahmen auf die Motivation der Bediensteten auswirken.

Noch nie hat sich der VBE gewehrt, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen gleichmäßig Einschränkungen erfahren, aber sich die Beamten herauszugreifen und diese gleich mehrfach belasten zu wollen, sei schon ein starkes Stück, schimpft Seebacher „Wann wird die Politik lernen“, so der VBE-Geschäftsführer, „dass ohne motivierte Bedienstete kein Staat zu machen ist?“

Was den VBE Südbaden zusätzlich ärgert ist die Tatsache, dass bisherige Aussagen der grün-roten Koalitionäre jetzt schon aufgeweicht, beziehungsweise ins Gegenteil umgedreht werden. Wenn von Anfang an klar ausgesprochen wurde, die demographische Rendite im System zu behalten, so hört man wenige Wochen danach, dass Stellen gestrichen werden sollen. Auch dieses Muster kennt der VBE seit Jahrzehnten. „Wenn die Politik nicht zu ihrem Wort steht, wenn sie heute nicht mehr weiß was sie gestern gesagt hat, so fördert dies die Politikverdrossenheit und die Wahlbeteiligung sinkt“, stellt Seebacher fest. Ob dieses Ziel so von Koalitionären gewollt ist, wagt der VBE Südbaden zu bezweifeln. Dies sei jedoch die Konsequenz aus dem Hin und her des politischen Handelns.

5. Oktober 2011

VBE: Lehrer nicht nur am Weltlehrertag wertschätzen

Nicht jeder, der eine Schule mal von innen gesehen hat, ist auch ein Experte

Stuttgart. Das Land Baden-Württemberg beschäftigt sehr viele Menschen, weit über 100 000 allein im Schuldienst. „Die Arbeitszufriedenheit dieser Lehrer ist ein ganz wichtiges Kriterium für die Qualität von Schulen“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg anlässlich des Weltlehrertages am 5. Oktober.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Den Welttierschutztag am 4. Oktober kennen sehr viele Menschen. Dass die­sem der Weltlehrertag folgt, ist weniger bekannt“, behauptet VBE-Chef Brand. „Dass es diesen Tag gibt, wissen nicht einmal alle Lehrer so genau“, ergänzt Brand augenzwinkernd. Wenn trotz zunehmender Aufgaben bei schlechteren Arbeitsbedingungen Schulen „laufen“, sei das im Wesentlichen dem Engage­ment der Lehrerschaft zuzuschreiben. Doch leider interessiere sich die Öffent­lichkeit eher für spektakuläre Vorfälle an Schulen als für die solide Alltagsar­beit, die dort geleistet werde, beklagt der VBE-Chef.

 

Wider besseres Wissen stimmt man in Internetforen oder an Stammtischen schneller in eine Pädagogenschelte ein, als dass man Lehrer „verteidigt“. Schul­meistern wird besonders gerne unterstellt, dass sie Freude am Jammern und Wehklagen haben. Aber keiner anderen Berufsgruppe wird von vermeintlichen „Experten“ mit scheinbar guten Ratschlägen so oft ins Handwerk reingeredet wie den Lehrern, weil sich jeder dafür kompetent genug zu fühlen meint, da er früher selber einmal zur Schule gegangen ist. „Zur Bewältigung ihres berufli­chen Auftrags benötigen Lehrer wertschätzende Begleitung durch Eltern, Jour­nalisten, Wirtschaftsbosse und Politiker und nicht deren vermeintlich wertvollen Tipps für eine bessere Unterrichtsarbeit“, unterstreicht der VBE-Landeschef.

Die Schule ist auch keine Therapieanstalt für sich selbst überlassene Kinder und Jugendliche und kann erst recht nicht alle gesellschaftlichen Probleme auf­arbeiten, schon gar nicht, wenn das soziale Umfeld dabei nicht mitzieht.

Die Heterogenität der Klassen hat stark zugenommen. Man kann die Kinder nicht mehr wie vor 50 Jahren alle über einen Kamm scheren, sonst würden die Schwächeren schnell auf der Strecke bleiben. Individuelles Eingehen auf die je­weilige Schülerpersönlichkeit ist heute selbstverständlich und unabdingbar für ein erfolgreiches Weiterkommen. Lehrer arbeiten mit den Kindern und Jugendli­chen gemeinsam an der Zukunft des Landes. „Sie haben es – auch im Interesse der Schüler – verdient, dass man ihre Arbeit anerkennt und wertschätzt – und das nicht nur am Weltlehrertag“, sagt der VBE-Chef.

4. Oktober 2011

VBE sieht Rektorenmangel mit Sorge: Schulleiter sollen alles managen, aber möglichst wenig kosten

Stuttgart. Da immer weniger Lehrer selbst Chef werden wollen, müssen Rektoren­stel­len teilweise wiederholt ausgeschrieben werden. Immer selte­ner findet eine  Auswahl statt, da die Zahl der Bewerber zu gering ist. Der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg will das geändert haben.

Gerhard Freund, stellvertretender VBE Landesvorsitzender

„Von Schulleitern wird erwartet, dass sie ´Zugpferde´ der Schulentwicklung sind, zugleich verweigert der Dienstherr aber eine amtsange­messene Bezahlung und die Gewährung von ausreichend Leitungszeit“, sagt der stellvertretende VBE-Vorsitzende Gerhard Freund (Forst). Auf Kosten der Schulleiter wird Haushalts­sanierung betrieben. Anders als in der Wirtschaft sind Management­auf­gaben im Schuldienst nicht so hoch dotiert. Das soziale Ranking im Lehrer­beruf spiegelt sich auch auf der Schulleitungs­ebe­ne wieder. Der Leitungsarbeit bei den unterschiedlichen Schul­arten wird die Gleich­wertigkeit verweigert. Der VBE fordert auch hier die Anerkennung der Gleich­wertigkeit schulischer Füh­rungsarbeit. „Die Leitung einer Grundschule oder einer Schule der Sekundar­stufe I ist genauso wichtig wie die Leitung eines Gymnasiums“, sagt Freund.

86 Prozent der Bundesbürger meinen, dass Schulleiter ausgebildete Lehrer sein müssen. Fast jeder zweite teilt aber auch die Meinung, dass die Rektoren nicht ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Das schlägt sich im Ansehen der Schulleiter nieder. Nur 25 Prozent der Bundesbürger sa­gen, dass Rektoren in der Bevölkerung ein hohes Ansehen haben, während 58 Prozent glauben, dass Schulleiter ein mittleres Ansehen haben. 14 Prozent gaben an: Rektoren haben wenig Ansehen. Den Ruf einer Schule rechnen sechs Prozent der Bundesbürger eher dem Schulleiter zu. 59 Prozent meinen, dass der Ruf der Schule vom Schulleiter und dem Kollegium abhängt, so eine vom VBE Bund in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage.

Angesichts der unattraktiven Rahmenbedingungen wird es immer schwieriger, frei werdende Schulleiterstellen wieder zu besetzen. Dies trifft verstärkt kleinere Schulen und Grundschulen. Besonders benachteiligt werden Frauen, denn die Bedingungen für die Leitung von Grundschulen sind am schlechtesten. Die be­troffenen Kolleginnen sind als Grundschullehrkräfte am unteren Ende der Besol­dungsskala. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenlehrertätigkeit und Schulleitungsverantwortung erhalten die Kolleginnen die geringste Bezah­lung. Da die Unterrichtsversorgung Vorrang hat, können Schulleiterinnen häufig nicht einmal die Mindestanrechnung von acht Wo­chenstunden wahrnehmen und verlagern die Leitungsarbeit ‚freiwillig‘ in die Abendstunden.

3. Oktober 2011