VBE weist Kritik an der Lehrerschaft zurück

Rechtschreibung ist so wichtig, wie die Gesellschaft es möchte

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg weist die Kritik des Rats für deutsche Rechtschreibung (Mannheim) an den Lehrern in aller Deutlichkeit zurück. Korrektes Schreiben ist ordentlicher Bestandteil aller Bildungspläne, wird aber in der Realität stets nur so viel Gewicht haben, wie die Gesellschaft der Rechtschreibung de facto auch einräumt.
VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In den 70er-Jahren wurde auch in Folge der Thesen des englischen Soziologen Basil Bernstein zu den schichtspezifischen Ebenen der Sprache („elaborierter Code“ der Ober- und Mittelschicht und „restringierter Code“ der Unterschicht) der Wert von Rechtschreibung an sich immer mehr infrage gestellt. Das Gewicht, das in den Schulen auf „korrekte“ Sprache und orthographisch richtiges Schreiben gelegt worden war, wurde hinterfragt. Nicht auf das „Vehikel“ Schrift komme es an, sondern ausschließlich der Inhalt sei von Bedeutung, hieß es. Das „Mündliche“ bekam gegenüber dem „Schriftlichen“ ein besonders Gewicht.

In den „Hessischen Rahmenrichtlinien“ von 1972 fanden diese Gedanken Niederschlag und provozierten damals – auch im deutschen Blätterwald – heftige Diskussionen. Man machte man sich verstärkt Gedanken darüber, ob richtiges Schreiben durch das häufige Diktieren von Texten, wie es in der Grundschule üblich war („das wöchentliche Diktat“), wirklich „erlernt“ werden könne.

Die Rechtschreibreform zur Jahrhundertwende (1998) ließ die Diskussion über den Wert richtigen Schreibens wieder aufflammen. Auch da ging es in emotional geführten Debatten darum, ob mit einer veränderten Rechtschreibung der Untergang des Abendlandes drohe. „Lehrer halten sich an die Vorgaben der Bildungspläne“, weist VBE-Chef Gerhard Brand, die Kritik des Rechtschreibrates an die Adresse der Lehrerschaft zurück. Wenn der Rat etwas verändern wolle, müsse er bei den Lehrplänen ansetzen. Außerdem sei in der Gesellschaft noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, damit richtiges Schreiben nicht nur in der Schule wieder als wertvoll angesehen werde. Zurzeit sei die Rechtschreibung – insbesondere bei Kurznachrichten (SMS), in Chaträumen und Online-Foren – nicht einmal zweitrangig, sondern völlige Nebensache. Erst bei Bewerbungsschreiben greife man dann sicherheitshalber zum Duden.

30. November 2011

VBE zum Vorweihnachtsrummel: Kinder lieben Geschenke, brauchen aber vor allem die Liebe ihrer Eltern

Stuttgart. Mit dem Auftakt des Vorweihnachtsgeschäftes ist der Handel zufrieden. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg gönnt den Kaufleuten die umsatzträchtigste Zeit des Jahres, möchte den Eltern aber ans Herz legen, ihren Kinder nicht nur Geschenke zu kaufen, sondern ihnen auch mehr Zeit zu schenken. Kinder lieben zwar Geschenke, benöti­gen aber vor allem die Liebe der Eltern, die sich nicht ersatzweise im Ma­teriellen ausdrücken sollte.

 

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Es sei nicht verkehrt, so der VBE-Vorsitzende, Gerhard Brand, sich jetzt in der Adventszeit mit stimmungsvollen Weihnachtsmärkten und festlich geschmück­ten Kaufhäusern und Läden ein paar Gedanken über die eigentliche Bedeutung des Christfestes zu machen. Der VBE rät, Geschenke für Kinder eher zurückhal­tend und mit Bedacht einzukaufen. Die Advents- und Vorweihnachtszeit hat immer mehr die ursprüngliche Bedeutung verloren und ist im Handel und Ge­werbe zu einer fest einkalkulierten wirtschaftlichen Größe geworden. Die Ein­stellung „lieber viele Geschenke kaufen, anstatt sich etwas mehr Zeit für ein­ander zu nehmen“, hat sich nach Auffassung des VBE als besonders negativ für Kinder herausgestellt, die in erster Linie auf eine stabile emotionale Zuwendung und weniger auf Berge von Geschenken angewiesen sind, obwohl der Wunsch­zettel nach Auffassung der Kinder wahrscheinlich nie zu groß sein kann.

„Weil sich Kinder und Jugendliche immer mehr in virtuelle Lebensräume und Communities flüchten, wäre es heute wichtiger denn je, dass Eltern Zeit in ihre Söhne und Töchter investieren und ihnen das ganze Jahr hindurch signalisieren, wie wertvoll und wichtig sie ihnen sind“, unterstreicht der VBE-Chef nach dem ersten Einkaufssamstag der in diesem Jahr fünfwöchigen Adventszeit. Spiele­konsolen, iPads oder iPods und ein multimediafähiger Computer zu Weihnach­ten bedeuteten zwar die Erfüllung so manchen Kindertraumes, seien jedoch nie Ersatz für die Präsenz der Eltern und deren verlässliche Zuwendung, wirbt der VBE-Vorsitzende dafür, trotz aller Hektik und Alltagsstress gerade in der Vor­weihnachtszeit mehr Zeit für das eigene Kind zu haben. „Kinder und Jugend­liche brauchen einen vertrauten Ansprechpartner, mit dem sie über alles reden können“, so Brand. Gemeinsames Plätzchenbacken, ein Spielenachmittag, das Vorlesen einer Gutenachtgeschichte und wirklich geduldiges Zuhören sind Ge­schenke, die nichts kosten und gerade für Kinder besonders wertvoll sind.

27. November 2011

Individuelle Förderung und standardisierte Tests im Wettstreit

VBE warnt vor falsch verstandener Testeritis-Gläubigkeit

Stuttgart. Während einerseits in den neu einzurichtenden Gemeinschaftsschulen No­ten eine untergeordnete Rolle spielen sollen, werden Schüler andererseits mit immer mehr standardisierten Tests, Diagnose- und Vergleichsarbeiten, mit Kompetenzanalysen und zentralen Klassenarbeiten „beglückt“. Im Schlagschatten internationaler Vergleichsstudien werden Kinder und Ju­gendliche allzu gern – mit durchaus hehren Absichten – in Raster gepresst, welche computergestützte statistische Auswertungen und Rankings erleich­tern. Aber nicht alles lässt sich mit Hilfe von Datenbanken erfassen, nicht alle Schüleraktivitäten lassen sich vergleichen.

Wenn Schulen dem Leitbild folgen “Wir machen Kinder stark“, lässt sich das nur schwer evaluieren, unterstreicht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Zu tiefgehend und zu vielschichtig sind die Anforderun­gen, die an valide Ergebnisse gestellt werden. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass Schulen sich nicht mit den Methoden der Wirtschaftsunternehmen messen und steuern lassen, und dass Vergleichsstudien wie Pisa pädagogische und soziale Erfolge nur fragmentarisch und lediglich mehr oder minder am Ran­de erfassen. Messbarkeitshörigkeit verlangt aber nach harten Fakten. So ist es nur natürlich, dass vor allem Lesekompetenz, Sprachen, Mathematik und Natur­wissenschaften in den Fokus der Untersuchungen rücken und „abgefragt“ wer­den und weniger die sozialen Kompetenzen, musisch-ästhetische Aspekte, Ar­beitszufriedenheit und die psychische Stabilität der Schüler.

Material- und Zeitaufwand stehen häufig in keinem vernünftigen Verhältnis zu der Unterstützung, die auf das Ergebnis folgen müsste. So soll jetzt auch an den achten Realschulklassen die Kompetenzanalyse AC (Assessment Center) einge­führt werden. Aber weder Stütz- und Förderstunden noch kleinere Klassen noch Pädagogische Assistenten hält die Landesregierung für die Realschulen in petto, um die Situation dieser erfolgreichen und stabilen, aber von den Schülerzahlen ziemlich „gebeutelten“ Schulart zu optimieren. „Nicht die Diagnose verbessert die Qualität der schulischen Arbeit; man benötigt vor allem die passende `Medi­zin´ und eine adäquate `Therapie´, um den Lernerfolg der Schüler noch mehr voranzubringen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Tests und Vergleiche könnten in bestimmten Bereichen durchaus Defizite aufzeigen, aber nicht beseitigen. Al­les lasse sich in der Schule sowie nicht in Diagramme und Tabellen pressen. Deshalb warne der VBE vor einer Testeritis-Gläubigkeit.

20. November 2011

VBE: Was ist mit der Musik jetzt los?

Soll die Musik in der Schule jetzt noch kleiner gehalten werden? Dies fragt sich die Referatsleiterin „Grundschule“ im Verband Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden, Ingrid Furrer (Schwanau) angesichts der neuen Initiative der Landesregierung, das erst vor eineinhalb Jahren von der Vorgängerregierung eingeführte Programm „Singen-Bewegen-Sprechen“ zu verwässern?

Ingrid Furrer, Referatsleiterin Grundschule des VBE Südbaden

Das Kultusministerium plant, Inhalt und Instrumente des Landesprogramms „Singen-Bewegen-Sprechen“ (SBS) für die Sprachförderung in den Kindergärten zu übernehmen. Die Sprachförderung soll zum Kindergartenjahr 2012/13 ausgebaut werden. Das Problem: Obwohl das Programm auf mehrere Jahre eingerichtet war, hatte die Vorgängerregierung kein finanzielles Polster über das Jahr 2012 hinaus angelegt. Das zeigt jetzt Folgen, weil die neue Regierung andere Prioritäten setzt. Schwärmerisch höre man Kultus – Staatssekretär Dr. Mentrup von einer Ausweitung des Programms sprechen und den Schwerpunkt dabei auf mehr Sprecherziehung zu legen, so Ingrid Furrer.

 

Dabei sei der Hintergrund ein ganz anderer: Mangels einer genügenden Anzahl von ausgebildeten Musiklehrkräften und dem Verschwinden des Faches in Fächerverbünden der Grund- Haupt- und Werkrealschule, hat sowohl die musikalische, wie auch die künstlerische und werkende Ausbildung zwangsläufig an Qualität nachgelassen. Dazu kam in der Elementarstufe ein Dahindarben der Musik mangels ausgebildeten Personals. Furrer: „In höchster Not wollte man schnell Musiklehrer ‚backen‘ und holte die Musikschulen als Arbeitgeber und die Kommunen und Eltern als Zahlende mit ins Boot, denn das Programm sollte zum Schluss von den Kindergärten bis in die Grundschule laufen. Nun aber wird es unterbrochen und umgewidmet und dient als erneuter Notnagel einem ganz anderen Zweck.“

Im Koalitionsvertrag komme  der Ausbildung und Sprecherziehung im Kindergarten eine bedeutende Rolle zu. Genau in diese Richtung zielt nun die beabsichtigte abgeänderte Form des Programms, das in seinen Einzelheiten allerdings noch nicht festgezurrt ist, weiß die Referatsleiterin.

Der VBE Südbaden sieht die Gefahr, so Ingrid Furrer, dass die Musik, die damit weiter an Bedeutung verliert, nicht ersetzt wird und die Sprecherziehung mit diesem kleinen „Schub“ gar nicht erst die richtige Bedeutung erlangt. Landesweit stelle damit die Landesregierung einen echten Beitrag zur Persönlichkeitsbildung junger Menschen zur Disposition.

16.11.2011

 

Schulen brauchen Qualität

Wenn das Land Baden-Württemberg die Gemeinschaftsschule nach und nach in der Fläche installieren will, sollten nach Ansicht der Junglehrervertreterin des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Landesbezirk Süd-Württemberg, Kerstin Türk (Bad Saulgau), bereits die Anfangsvoraussetzungen so geschaffen werden, dass ein attraktives Novum entsteht, das sich nicht dem Diktat des Rotstifts bereits von Beginn an unterwerfen muss.

Kerstin Türk, Junglehrervertreterin im VBE Südwürttemberg

Für alle anderen Schularten sei es jedoch ebenso wichtig, so Türk, dass sie an diese bessere Ausstattung anknüpfen können. Schülerinnen und Schüler haben überall im Land ein Recht auf eine optimale Ausbildung und gerade diese Regierung sei angetreten um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Das könne und müsse eben auch bedeuten, so Kerstin Türk, dass der 100 Prozent – Bereich der Direktzuweisungen für alle Schularten endlich wieder erweitert werden muss. Stütz- und Förderkurse, die in früheren Zeiten verpflichtend den Schulen zugewiesen wurden, waren in den letzten Jahren Mangelware. Kürzungsmaßnahmen dieser Art wurden dazu benutzt, um die Lehrerarbeitszeit zu verdichten um Erfolge bei den Neueinstellungen verbuchen zu können. Letzteres erkennt der VBE für die frühere CDU-/FDP-Regierung lobend an.

 

Bei Grün-Rot haben sich die Vorzeichen im Zuge zurückgehender Schülerzahlen geändert. Obwohl der VBE weiterhin für die Schaffung neuer Stellen eintritt -für eine bessere Schule gibt es noch so viel zu tun-, bedeutet es heute schon ein Fortschritt, wenn Lehrerstellen im System „Bildung“ erhalten werden können. Allerdings treffe man bereits jetzt das alte -keineswegs vorbildliche- Modell an: Während die millionenschwere Wunschliste der Ministerin Zeitungsseiten (nicht nur -spalten) füllte, sind auch die Pädagogischen Assistenten ein Opfer dieser Entwicklung. Mit den Neueinstellungen ab 1.9.2012 hat sich die Landesregierung ein System ausgedacht, eben diese Neueinstellungen so zu erschweren, dass es dann in diesem Bereich kaum noch neue Pädagogische Assistenten geben wird. Überall -besonders in ländlichen Gebieten- fehlen Krankheitsvertretungen. Auch hier wird der VBE als Lehrervertretung Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer an ihren Aussagen messen. Wie in jedem ordentlich planenden Betrieb der freien Wirtschaft braucht auch der Staat eine Krankheitsreserve von 5 Prozent. Die derzeitige Krankheitsreserve ist bereits zu Schuljahresbeginn aufgebraucht. Nach den Forderungen des VBE müssen die zur Verfügung stehenden Krankheitsvertretungen von derzeit 1250 schrittweise auf 5000 Stellen erhöht werden.

14.11.2011

Plagiatssoftware

Information:

Der VdS Bildungsmedien und die Zentralstelle für Fotokopieren an Schulen haben im Dezember 2010 mit den 16 Bundesländern, vertreten durch Dr. Bernd Althusmann, den Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, einen Gesamtvertrag geschlossen. Dieser Vertrag regelt das Kopieren aus Lehrwerken für den unterrichtlichen Gebrauch. Nach diesem Vertrag ist es zulässig bis zu zwölf Prozent, maximal aber 20 Seiten eines urheberrechtlich geschützten Lehrwerkes zu kopieren. Wenn es sich nicht um Schulbücher handelt können ausnahmsweise auch ganze Werke kopiert werden, wenn diese von geringem Umfang sind (maximal 25 Seiten). Diese Regelung gilt pro Klasse und Schuljahr. Die Quelle muss angegeben werden. Eine Ausnahme stellen Noten und Bücher für den Schulchor dar. Hier ist eine Kopiererlaubnis beim Rechteinhaber zu erfragen.

Klartext: Das, was die Kolleginnen und Kollegen jeden Tag im Kopierzimmer machen ist von diesem Vertrag legitimiert und wird auch nicht kontrolliert. Aber diese Erlaubnis gilt nur für die beschriebenen analogen Kopien! Eine digitale Kopie eines Lehrwerks, die in ein Schulnetzwerk eingescannt wird und von dort verteilt werden kann, ist nur mit Zustimmung des Rechteinhabers erlaubt.

Bei der Plagiatssoftware, um die es jetzt geht, handelt es sich um eine Software, die diese digitalen Kopien auf Schulrechnern auffindet. Diese Überprüfung wird von den Schulträgern durchgeführt, die ermittelten Daten verbleiben ausschließlich beim Schulträger!

Position des VBE:

Der VBE fordert: Der Passus über die Plagiatssoftware (Überprüfung auf Digitalisaten durch die Plagiatssoftware) ist aus dem Gesamtvertrag zu streichen!

In der alltäglichen Schulpraxis wird am Kopierer kopiert. Eine digitale Speicherung erfolgt in keinem nennenswerten Umfang. So gesehen wäre der Einsatz der Plagiatssoftware in der Praxis nicht relevant. Verhängnisvoll ist die Botschaft, die hinter dieser Maßnahme steckt: Lehrerinnen und Lehrer werden unter Generalverdacht gestellt. Die Schulleitungen sind in der Verantwortung, was die Einhaltung der Regeln des Gesamtvertrages betrifft und der Schulträger wird mit der Überwachung betraut. Es stellt sich die Frage warum Lehrerinnen und Lehrer kopieren? Nicht weil es ihnen Spaß macht, sondern weil die Schulträger nicht in genügendem Umfang Mittel bereitstellen, damit die benötigten Lehrwerke angeschafft werden können. Und eben diese Schulträger sind nun für die Überwachung der Lehrerinnen und Lehrer zuständig!

Anmerkungen:

Der VBE ist zuversichtlich, dass seiner Forderung entsprochen wird. Zumal die Plagiatssoftware in datenschutzrechtlicher Hinsicht äußerst bedenklich ist.

Näheres zur Kopiervorschrift unter: www.schulbuchkopie.de

Pädagogische Assistenten

Hasta la vista asistente

Arnold Schwarzenegger war im Umgang mit seinem „baby“, dem T 1000 Terminator, so wenig zimperlich, wie die Landesregierung im Umgang mit ihren Pädagogischen Assistenten: Am Ende war beides weg: Der Terminator und die Pädagogischen Assistenten. Dabei ist es ein Segen für die Landesregierung, dass wir Rektorinnen und Rektoren schlechte Nachrichten gewöhnt sind. Wo wir früher nach der Sauerstoffmaske gerufen hätten, schreckt uns heute, abgehärtet durch die tägliche Arbeit in politisch rauer See, auch vollkommen Unverständliches nicht mehr. Nebenbei bemerkt: Die Sauerstoffmaske wäre nicht für uns gewesen!

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Was war passiert? Alles hörte sich doch so gut an, so freundlich, wie es der Himmel über Los Angeles war, als der T 1000 den kleinen John aufgespürt hatte.

Nun zunächst wurde die Bezahlung der Pädagogischen Assistenten nach E 8 geregelt. Das war ein lobenswerter Schritt, der die ausnahmslos gut beurteilte Arbeit der Pädagogischen Assistenten würdigte. Dann kam die Entfristung der bislang befristeten Verträge. Ein weiterer lobenswerter Schritt, der sowohl den Pädagogischen Assistenten, als auch den Schulen Planungssicherheit für die Zukunft gab. Die Pädagogischen Assistenten hatten nun ihre Stelle sicher und mussten sich nicht im Oktober arbeitslos melden – außer vielleicht diejenigen, bei denen der Schulleiter das Kreuzchen bei „nicht geeignet“ gemacht hatte und die aufgrund dieser Beurteilung arbeitslos werden. Nach so vielen sinnvollen Maßnahmen, über die wir alle froh waren, kommt es jetzt knüppeldick! Die Schulen, die bereits einen Pädagogischen Assistenten haben, dürfen diesen behalten. Alle anderen Schulen, die auch gerne einen Pädagogischen Assistenten hätten, dürfen auch einen beantragen – aber sie bezahlen dafür mit einem Lehrer. Sie haben die Wahl, beides gibt es nicht: Pädagogischer Assistent oder Lehrer. Wenn wir jetzt so gut an den Schulen versorgt wären, dass es sich um eine echte Wahlmöglichkeit handelte, dann wäre es zwar immer noch kein schöner Zug, aber man könnte darüber nachdenken. So aber muss man nicht darüber nachdenken. Keine Schule in Baden-Württemberg ist so gut versorgt, dass der Verzicht auf einen Lehrer zugunsten eines Pädagogischen Assistenten nicht sofort den Pflichtunterricht gefährden würde – und darauf kann und wird sich kein Schulleiter einlassen. Es wird also zukünftig mit keinen neuen Einstellungen von Pädagogischen Assistenten zu rechnen sein. Wer noch keinen hat, wird auch keinen bekommen! Und die, die einen haben, werden auch nicht ruhig schlafen. Sobald die noch an der Schule befindlichen Pädagogischen Assistenten ein anderes, besseres Angebot erhalten, sind sie weg. Schauen Sie sich Ihren Pädagogischen Assistenten an! Woher kommt der denn? Und dann können Sie darüber philosophieren, wie lange Sie ihn noch haben. Hoffentlich wider Erwarten lange, denn wenn er weg ist, bekommen Sie keinen neuen! Es sei denn, Sie geben einen Lehrer dafür! Ein bisschen erinnert mich das an alte Kriegsfilme: Im Morgengrauen auf einer einsamen Brücke. Links am Ufer bewaffnete Soldaten auch rechts am Ufer dasselbe Bild. Die Uniformen unterscheiden sich. Durch den morgendlichen Dunst sind zwei Gestalten zu erkennen, die sich auf der Brücke langsam aufeinander zu bewegen. In der Mitte gehen sie ausdruckslos aber gezeichnet aneinander vorbei, keiner schaut den anderen an. Sie verschwinden am anderen Ufer wieder im Nebel. Nach zehn Minuten ist der gespenstische Austausch vorbei. Der Fluss fließt ruhig vor sich hin.

Wie schon gesagt, so ein Austausch wird in der Schulpraxis kaum vorkommen. Erlaubt muss aber die Frage sein, wo kommt der Lehrer, von dem sich die Schule trennen würde, denn hin? Wird er auf der anderen Seite der Brücke eliminiert? Weil ein Pädagogische Assistent jetzt seinen Platz an der Schule eingenommen hat? Welchen Platz überhaupt? Ein Pädagogischer Assistent kann nicht selbständig unterrichten. Ein Pädagogischer Assistent kann nicht den Platz eines Lehrers einnehmen, wird aber mit ihm verrechnet. Eins zu eins auch noch. Das eins zu eins entzieht sich unserem Verständnis. Ein Lehrer ist in A 12 besoldet, ein Pädagogischer Assistent in E 8. Dazwischen liegen Welten.

Ein Pädagogischer Assistent verdient als Berufsanfänger in der ersten Stufe 2.132 Euro brutto. Der eins zu eins verrechnete Grund- und Hauptschullehrer ist in A 12 eingruppiert, das sind für einen Berufsanfänger 3.109 Euro brutto. Der Pädagogische Assistent kostet also zunächst 977 Euro weniger. Die Argumentation des Landes, warum trotz dieser Gehaltsdifferenz ein Pädagogischer Assistent eins zu eins mit einem fast 1.000 Euro teureren Lehrer verglichen wird, ist nachvollziehbar: Es ist der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung. Dieser ist bei einem Tarifbeschäftigten so hoch, dass der auf den ersten Blick deutlich teurere Lehrer das Land nicht mehr kosten würde als der Pädagogische Assistent in E 8, weil das Land für einen verbeamteten Lehrer keinen Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung abführen muss.

Gott, was sind wir froh, dass die in der Regierung so gut aufpassen und die Gehälter auch spitz – der Stuttgarter würde sagen: very sharp – nachrechnen. Da haben wir Baden-Württemberger das Gefühl, das Land ist in guten Händen. Ich habe mal unseren Wirtschaftskundelehrer gefragt. Der sagte die Lohnnebenkosten, wie sie auch genannt werden, liegen bei knapp 22 Prozent des Bruttolohnes. Bei 2.132 Euro sind das 469 Euro. So ganz ist mir der Vergleich jetzt doch nicht mehr klar. Der Pädagogische Assistent kostet das Land mit allem Drum und Dran 2.601 Euro, der verbeamtete Lehrer 3.109 Euro zuzüglich Beihilfe im Krankheitsfall. Während meiner Schulzeit habe ich gelernt 2.601 ist nicht gleich 3.109 Euro, und wehe, ich hätte damals etwas anderes behauptet: „Brand, setzen, sechs!“.

Der VBE fordert, ohne Wenn und Aber, von dieser unsinnigen Regelung, einen Pädagogischen Assistenten mit einem Lehrer zu verrechnen und Konkurrenzsituationen aufzubauen, Abstand zu nehmen!

Lassen Sie uns am Ende den Scheinwerfer noch einmal auf Arnold Schwarzenegger richten. Das Lexikon des internationalen Films schreibt über den Terminator 2: „ … inszenierte Gewalt- und Überlebensgeschichte, die ihre brutalen Aktionen mit dem überraschenden Postulat einer menschenwürdigen Welt durchsetzt!“ Hoffen wir auf ein ähnliches Postulat der Landesregierung.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr Gerhard Brand

VBE Landesvorsitzender

VBE mahnt: Sparmaßnahmen bei Beamten dämpfen Motivation der Lehrer für einen Bildungsaufbruch

Stuttgart. Einerseits hat die Landesregierung mit den Gemeinschaftsschulen und der Inklusion – dem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behin­derung – sehr viel und Großes im Bildungsbereich vor, auf der anderen Sei­te will Grün-Rot den Beamten einen Sparbeitrag von immerhin 130 Millio­nen abverlangen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht in die­ser Vorgehensweise eine gewaltige Diskrepanz. „Beamten bei sprudelnden Steuermehreinnahmen ein spürbares Sonderopfer abzuverlangen und sie gleichzeitig für den Bildungsaufbruch motivieren zu wollen, sei in gewisser Weise schizophren“, schimpft der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Schulden zu reduzieren, wäre sicher eine feine Sache, die jede Regierung gerne hinbekommen möchte, behauptet der VBE-Sprecher. Es sei aber schon irgend­wie perfide, ausgerechnet wieder die Landesbediensteten zur Kasse zu bitten, bloß weil die sich als loyale Beamte nicht richtig „wehren“ dürfen und Perso­nalausgaben nun einmal ein dicker „Unkostenposten“ im Finanzhaushalt sind.

 

Wer ausreichendes und gut ausgebildetes Personal an den Schulen haben will, muss dieses auch ausreichend und gut bezahlen. Jetzt die Schuldenbremse zu Lasten der Beamten reinzuhauen, ist kontraproduktiv. Politiker glauben jedoch bisweilen, dass finanzielle Kürzungen bei Beamten in der Öffentlichkeit – und damit beim Wähler – in der Regel gut ankommen. Aber ohne Beamten lasse sich nun einmal kein Staat machen; das wisse sogar die grün-rote Landesregierung, unterstreicht der VBE-Sprecher.

Wenn die neuen Bildungspolitiker im Schulbereich einen Aufbruch in Rich­tung Gemeinschaftsschulen wagen wollen, benötigen sie ganz besonders moti­vierte Lehrer, denn neben den ständigen Herausforderungen wie Bildungsplan­reformen, Schulentwicklung, Evaluation und Qualitätssicherung sollte auch die tägliche Unterrichtsarbeit mit Engagement und Arbeitsfreude bewältigt werden.

Wenn zu der Mehrarbeit der Schulleiter und Lehrer jetzt auch noch finanzielle Sparmaßnahmen draufgesattelt werden, ist schnell ein Punkt erreicht, der die Reformfreude der Pädagogen erstarren oder gegen null herunterfahren lässt. Gu­te Schulen kann man nur mit hoch motivierten Lehrern aufbauen und nachhaltig erfolgreich führen. Insbesondere den neu zu entwickelnden Gemeinschaftsschu­len droht mit Lehrkräften ohne „inneres Feuer“ sonst bald das sichere Aus, bevor man dort mit der Arbeit überhaupt erst richtig begonnen hat.

13.11.11

VBE: Nach Vergleichen Schüler besser fördern

Vergleichs- und Diagnosearbeiten in den Schulen mögen grundsätzlich ihren Sinn haben, wenn aus den daraus gezogenen Erkenntnissen Verbesserungen für unterstützungsbedürftige Schüler erfolgen würden.

Meinrad Seebacher

Meinrad Seebacher, Geschäftsführer des VBE Südbaden

„Bei den derzeit vorgegebenen Bedingungen wirkt das zeitraubende Testverfahren aber eher kontraproduktiv“, ist Meinrad Seebacher, Geschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in Südbaden, überzeugt. Materialschlachten und Zeitaufwand stünden in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen auf das Ergebnis. „Weder Stütz- und Förderstunden, noch kleinere Klassen, noch Pädagogische Assistenten für die Realschule hält die Landesregierung in petto, um die Situation der bisher erfolgreichsten und stabilsten Schulart der Sekundarstufe 1 im Land Baden-Württemberg zu stärken. Stattdessen führt die neue Landesregierung die Kompetenzanalyse „Profil AC“, die in der 7. Klasse der Werkrealschule schon installiert ist, auch in den Realschulen und in den Sonderschulen mit Realschulzug in Klasse 8 ein. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kann der VBE Südbaden der Einführung dieses Verfahrens nicht zustimmen.

Der VBE würde dann eher hinter der Einführung stehen, wenn einerseits die Lehrkräfte für die zusätzlichen Belastungen eine spürbare Anrechnung erfahren würden. Andererseits sei es notwendig, dass nach der Standortbestimmung für die einzelnen Schülerinnen und Schüler zusätzliche Stützkurse angeboten werden können, um die schwächeren Schüler zu stützen. Ebenso brauche es Förderkurse zur Förderung stärkerer Schüler. Beides, so Seebacher, sei nicht ansatzweise zu erkennen. 

Seit dem Schuljahr 2007/2008 werden Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Werkrealschulen und adäquaten Bildungsgängen durch die Einführung der Kompetenzanalyse Profil AC an Schulen in der Berufsorientierung unterstützt. Zum Schuljahr 2009/2010 wurde die Kompetenzanalyse Profil AC an Schulen flächendeckend umgesetzt. Die Kompetenzanalyse Profil AC verfolgt u.a. das Ziel, Stärken einer Schülerin / eines Schülers wahrzunehmen. Wenn jedoch nach dem Testverfahren Geld und Personal fehle, um die Förderung gezielt durchzuführen, bleibt die Kompetenzanalyse Selbstzweck, ist der VBE  überzeugt. Einen echten Wert zur Verbesserung von Schullaufbahnen kann Seebacher beim derzeitigen Verfahren nicht feststellen.

04.11.2011