Wie geht es weiter mit den Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten?

Die gute Nachricht

Mit Ministerratsbeschluss vom 27.9.2011 wurde beschlossen, dass die an Haupt- und Werkrealschulen beschäftigten Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten (PA) – über ihre bisherige Befristung zum 31.1.12 hinaus – unbefristet weiterbeschäftigt werden können.

Bernhard Rimmele, Vertreter der Angestellten im Bezirkspersonalrat Freiburg, Vorstandsmitglied im VBE Südbaden

Zunächst sind die Schulleiter aufgefordert, die Bewährung der Pädagogischen Assistenten an ihren Schulen festzustellen. Dann werden die Regierungspräsidien die vertragliche Änderung in die Wege leiten, soweit ein Antrag des PA auf Entfristung gestellt wurde. Damit wurde eine wesentliche Forderung des VBE erfüllt, die unterstützt  von vielen PAs  in Form einer Resolution an die Landesregierung gestellt  wurde. Ebenso konnte der VBE in den Tarifverhandlungen (unter dem Dach der dbb-Tarifunion) durchsetzen, dass die Einstufung ab Januar 2012 – vermutlich auf Antrag – von der Entgeltgruppe E 6 nach E 8 steigt (im Moment noch vorbehaltlich der noch ausstehenden abschließenden Tarifverhandlung).

 

Die schlechte Nachricht

Für alle PAs die nun über den 31.1.12 unbefristet weiterbeschäftigt werden, erfolgt die Finanzierung aus dem Gesamtstellenbestand des Kultusresorts. Die einzelne Schule muss die Stelle nicht aus ihrer eigenen Stellenbesetzung finanzieren. Dies ist solange gewährleistet, bis der derzeitige Stelleninhaber die Stelle freigibt.  Bei einer Wiederbesetzung müsste die jeweilige Schule einen neuen PA aus dem eigenen Stundenpool der Schule „finanzieren“, d.h., es gehen der Schule dafür Stellenanteile der Lehrer  verloren.  Da die Schulen stundenmäßig gerade so versorgt sind, dass sie den Regelunterricht abdecken können und meist nur über eine geringe Anzahl von Stunden aus dem Ergänzungsbereich  verfügen, werden zukünftig wohl die allermeisten Schulen keine Ressourcen haben, um sich einen PA leisten zu können. Diese Regelung der „Eigenfinanzierung“  gilt auch für alle Haupt- und Werkrealschulen, die bis dato noch nicht über einen Pädagogischen Assistenten verfügen.

Die Landesregierung nimmt damit bewusst in Kauf, dass die wichtige und wertvolle Arbeit der PAs an den Schulen vom Aussterben bedroht ist. Gerade soziale Brennpunktschulen und Ganztagesschulen  haben in den PAs eine wichtige Stütze, die nun wegzubrechen droht. Und besonders benachteiligt sind nun wieder Schüler mit erhöhtem Förderbedarf, denen diese Hilfe besonders zu  Gute kam. Ganz zu schweigen von der Forderung des VBE, das PA-Programm auch auf andere Schularten auszuweiten.

Eine weiterer wesentlicher Punkt der Resolution bleibt auch unerfüllt: Fast alle PAs haben einen Beschäftigungsumfang von 10-20 Wochenstunden,  es bleibt also beim Nebenerwerb, davon leben lässt sich auch zukünftig kaum.  Eine Entscheidung wie es mit den PA an den Grundschulen weitergehen soll, deren befristeten Verträge noch bis 31. Januar 2013 laufen, ist noch nicht gefallen.

Bernhard Rimmele

VBE: Lehrerstellen noch einmal nachrechnen – ge­fühlter Unterrichtsausfall ist größer als der offizielle

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg fragt man sich angesichts der auf Grund eines Rechenfehlers plötzlich bei einer Bad Bank aufgetauchten 55,5 Milliarden Euro, ob es nicht sinnvoll wäre, auch die Lehrerstellen im Land noch einmal gründlich nachzurechnen, denn die Diskrepanz zwischen dem gefühlten Unterrichtsausfall an den Schulen und den offiziell genannten Zahlen sei doch zu gravierend.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Wer solide Bildung für alle und nicht nur für Privilegierte will, muss Geld in die Hand nehmen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Wie noch unter der CDU-FDP-Regierung im letzten Schuljahr ist auch unter der neuen grün-roten Regie­rungskoalition die 100-Prozent-Versorgung der Schulen so definiert, dass abso­lut nichts passieren darf, damit der Pflichtunterricht gerade stattfinden kann.

Allein eine Grippewelle unter Lehrern würde unweigerlich zu massivem Un­terrichtsausfall führen, weil es so gut wie keine internen Krankheitsvertreter an den Schulen gibt und Lehrer von außen erst bei längerem Ausfall vertraglich verpflichtet werden dürfen, sofern geeignete Personen überhaupt zur Ver­fügung stehen. Oft “unterrichten” Lehrer dann zwei Klassen gleichzeitig.

Der Ergänzungsbereich – dazu gehören insbesondere Stütz- und Förderkurse für Schüler sowie pädagogisch wertvolle AG-Stunden – ist auch im neuen Schul­jahr lediglich mit der Lupe erkennbar.

Gleichzeitig stehen wieder viele gründlich ausgebildete Junglehrer mit guten Abschlussnoten auf der Straße, weil sie keine Einstellung in den Schuldienst be­kommen haben. Allein im Grund- und Hauptschulbereich standen 3450 Bewer­bern (1850 Neu- und 1600 Altbewerber) lediglich 1200 Einstellungen gegen­über. Dies entspricht einer Abweisungsquote von über 65 Prozent.

Der VBE wird, solange Unterricht an den Schulen ausfällt und die individuelle Förderung der Schüler nicht nachhaltig ausgebaut wird, nicht nachlassen, die ver­antwortlichen Politiker mit dem Tatbestand einer Bildungsvernachlässigung zu konfrontieren. Auch die neue Landesregierung muss lernen, dass Bildung eine der ganz wenigen zukunftsweisenden Ressourcen Baden-Württembergs ist und dass es nicht genügt, Verbesserungen im Wahlkampf vollmundig zu versprechen und per Pressemitteilungen anzukündigen, sondern dass die Aussagen an der Re­alität gemessen werden. „Ein gerade noch ausreichend ist erst recht bei grün-roter Bildungspolitik keinesfalls genug“, mahnt VBE-Chef Brand.

30. Oktober 2011