VBE: Gebotene Bildungschancen auch wahrnehmen

Schüler sollten nicht ständig „zum Jagen“ getragen werden müssen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg weiß von Lehrern, die die permanenten Appelle, Schülern aus bildungsferneren Fami­lien mehr Bildungschancen in den Schulen zu bieten, kaum noch hören kön­nen. Noch nie seien die vielfältigen Bildungswege so weit offen gewesen wie heute; man müsse diese als Schüler aber auch gehen wollen, ist die Ansicht jener Lehrer, deren Zahl aufgrund negativ gemachter Erfahrungen zunimmt.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Es gibt kaum noch eine Debatte über Schulstrukturen, ohne dass auf die Benachtei­ligung von Schülern aus bildungsfernen Schichten hingewiesen wird. Das stößt im­mer mehr Lehrern unangenehm auf, die sich um diese Kinder in besonderem Maße bemühen und spüren müssen, dass alle Bemühungen verpuffen, wenn die Bereit­schaft von Schülern, sich beim Lernen selber einzubringen, nicht besonders stark ausgeprägt oder gar nicht vorhanden ist und von der Familie nicht unterstützt wird. „Da nützt es letztendlich auch nicht, nach noch mehr Staat zu verlangen, immer noch mehr Geld der Steuerzahler in die öffentliche Hand zu nehmen“, interpretiert der VBE-Sprecher diese Haltung. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass Bildung für alle immer besser funktioniere, je mehr Mittel in das System gepumpt werden.

 

Lernen macht nicht nur „Spaß“. Lernen bedeutet: eigene Zeit zu investieren, sich einzubringen und anzustrengen. Es ist erschreckend, wie viele Schüler – sogar an Gymnasien – täglich ohne gemachte Hausaufgaben und ohne notwendige Arbeits­materialien zur Schule gehen, wie wenig Interesse sie zeigen, eine danebengegan­gene Klassenarbeit durch ein zusätzliches Referat auszubügeln. Immer öfter höre man, so der VBE-Sprecher, unter der Lehrerschaft die resignierende Aussage: „Man führt die Pferde ja gerne zur Tränke, aber saufen sollten sie schon alleine!“

Während es früher üblich war, bei schulischen Problemen gründliche Gewissens­erforschung zu betreiben, eigene Schwächen oder Nachlässigkeiten aufzuspüren, suchen Schüler heute – und meist auch deren Eltern – Ursachen und Fehler grund­sätzlich bei anderen: bei den unfähigen Lehrern, bei unmöglichen Mitschülern, der schlechten Schule oder eben beim “System“.

Es sei sicher nicht verkehrt, ermuntert der VBE-Sprecher alle, die auf eine Lö­sung “von außen“ warten, wenn “benachteiligte“ Schüler die eigene Anstrengungs­bereitschaft aktivieren und im Unterricht vom “Passiv-Modus“ auf kontinuierliche Mitarbeit, auf Interesse, Engagement, Durchhaltevermögen und Fleiß umschalten.

26. Dezember 2011

Rück-(Rund)schlag vom VBE-Kreisverband:

„Sicher wär`s schön, wenn die Schule um neun beginnen könnte, aber…“

Waiblingen. Bereits vor beinahe sechs Jahren regte der damalige Ministerpräsident Gün­ther Oettinger (CDU) einen späteren Schulbeginn am Morgen an, um Fami­lien ein entspanntes, gemeinsames Frühstücken zu ermöglichen. Schon damals fand der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass der Vorschlag Charme habe; befürchtete aber, dass das vielen Eltern gar nicht ins Konzept passe.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Der Ministerpräsident regte den späteren Schulbeginn am Morgen mit der Begrün­dung an, dass die Familien so mehr Zeit für ein gemeinsames Frühstück hätten. Nach Kenntnis des VBE kamen bereits damals Schüler immer wieder zu spät zur Schule („Habe verschlafen“) und obendrein meist auch noch ohne Frühstück.

 

Daran hat sich bis heute nicht so viel geändert. Oettinger irrte jedoch, wenn er unterstellte, dass Eltern immer nach ihren Kindern zur Arbeit gehen würden. Es ge­be etliche Schüler, so der VBE-Sprecher, die lange vor dem eigentlichen Unter­richtsbeginn von den Eltern zur Schule geschickt werden, weil diese wegen einer familienunfreundlichen Arbeitszeit nicht mehr auf die Kinder aufpassen können. Selbst wenn der Unterricht erst zur zweiten Stunde beginne, stehen manche Schüler – auch an kalten Wintertagen – schon gegen sieben Uhr vor der Schultür.

Um da Abhilfe zu schaffen, wurde vor einigen Jahren die kostenpflichtige(!) Kernzeitbetreuung an den Schulen eingeführt (die ein Baustein der „Verlässlichen Grundschule“ ist), damit Kinder von Alleinerziehenden oder von Eltern, die beide arbeiten gehen (müssen), vor und nach dem Unterricht eine sichere und warme Bleibe haben. Vielerorts fangen diese Betreuungszeiten bereits um sieben Uhr(!) an – noch deutlich vor Unterrichtsbeginn. Diesen Kindern würde auch ein späterer Schulbeginn keinen längeren Schlaf oder ein gemeinsames Frühstück mit der Fa­milie bescheren. Etliche Schüler müssen morgens allein aufstehen, manche davon noch jüngeren Geschwistern ein Frühstück machen.

Die von Eltern durchgesetzte verlässliche Grundschule, deren Konzept verlangt, dass Unterricht grundsätzlich nicht am Nachmittag erteilt wird, trägt mit dazu bei, dass Schüler durch die Stundentafel stärker unter zeitlichen Druck geraten. Ein „weicherer“ Unterrichtsbeginn – vielleicht sogar mit einem gemeinsamen Frühstück in der Schule – könnte sicher ebenso zu einem entspannteren Arbeiten beitragen wie die Umwandlung des reinen Vormittagsunterrichts in einen Ganztagesschulbetrieb. Denn ein späterer Unterrichtsbeginn heißt im Umkehrschluss auch ein späteres Un­terrichtsende. Erst im Dezember hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Gleitzeit für Schulen angeregt und Skepsis vom Landeselternbeirat (LEB) geerntet.

28.12.11

VBE bedauert anlässlich des Weihnachtsfestes:

Christliche Werte sind eher Luxusgüter als Massenware

Stuttgart. Alle Jahre wieder ist die Adventszeit Hochsaison für Handel und Gewerbe. Den eigentlichen Grundgedanken des Weihnachtsfestes verdrängen dabei selbst viele Gläubige. Das bringe zwar das christliche Abendland nicht un­mittelbar in Gefahr, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) anlässlich der bevorstehenden Festtage, zeige aber doch, dass christliche Werte heute eher als scheinbar unerreichbare Luxusgüter denn als gängige „Massenware“ angesehen werden.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Der gewerkschaftliche Berufsverband VBE, der vornehmlich Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulpädagogen vertritt und aus konfessionell orientierten Leh­rerverbänden hervorgegangen ist, verweist auch in der Präambel seiner Satzung auf den christlichen Glauben und das entsprechende Menschenbild. Es sei be­dauerlich, so der VBE-Sprecher, wenn aus falsch verstandener Weltoffenheit die christlich-abendländische Kultur auf heimischen Boden immer mehr zurückge­drängt, bisweilen sogar verleugnet werden muss und dadurch für die Gesell­schaft stark an Bedeutung verliert.

Es dürfe nicht so weit kommen, warnt der VBE-Sprecher, dass Christen aus Angst vor möglichen Verstößen gegen Gleichheitsgrundsatz und Antidiskrimi­nierungsgesetz ihren Glauben aus lauter „Political Correctness“ immer mehr verstecken und letztendlich sogar die eigene religiöse Identität aufgeben.

Auch ein zusammenwachsendes Europa unterdrückt die spezifischen Eigen­heiten der verschiedenen Regionen nicht, sondern versucht, überlieferte und be­währte kulturelle Besonderheiten zu bewahren und damit die Menschen zu stär­ken. Um wie viel mehr müsse diese Einsicht für den Glaubensbereich gelten, be­hauptet der VBE-Sprecher. Gerade das Weihnachtsfest sollte Anlass sein, wie­der verstärkt christliche Grundwerte wie soziale Verantwortung für alle, Fried­fertigkeit, Nächstenliebe, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft in den Fokus der Gesellschaft zu rücken – auch und erst recht in den Kindertagesstätten und Schu­len des Landes.

22. Dezember 2011

VBE: „Landesregierung scheint sich selbst überholen zu wollen“

In der Weihnachtszeit bildungspolitisch zur Besinnung kommen

 

Stuttgart. Für Eltern von Viertklässlern laufen zurzeit Informationsveranstaltungen über die Bildungswege in Baden-Württemberg. „Noch nie war es für die Schu­len solch eine Herausforderung, verlässlich, wirklich umfassend und vor allem nachhaltig zu beraten“, moniert der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand.

 

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auf früheren Info-Veranstaltungen stellten der Rektor einer Hauptschule, der einer Realschule und der Schulleiter eines Gymnasiums den Eltern die jeweilige Schulart vor. Wegen des Mottos „Kein Abschluss ohne Anschluss“ kam dann noch ein Ver­treter der beruflichen Schulen hinzu. Aktuell müssen die Eltern informiert werden über die Hauptschule mit dem wahlweisen Abschluss in Klasse neun oder künftig auch in zehn, über die neue Werkrealschule mit einem mittleren Abschluss in der zehnten Klasse, über die Realschule, über das Gymnasien in der G8- oder G9-Form, über die Gemeinschaftsschule als gebundene Ganztagesschule mit einem Hauptschul-, Realschul- und gymnasialen Bildungsgang in heterogenen Lerngrup­pen, über die beruflichen Gymnasien, die es neben der bewährten dreijährigen Form jetzt auch als sechsjährige Schulart geben soll, sowie über andere berufliche Schulen.

Da die Grundschulempfehlung künftig zu einer echten Empfehlung wird und kein „Marschbefehl“ mehr ist, wartet man mit Spannung auf die neuen Übergangszah­len. An den Schulen herrscht momentan der Eindruck, dass sich die grün-rote Lan­desregierung in der Bildungspolitik jeden Tag aufs Neue selber überholen will. Ganz besonders über die von ihr favorisierte Gemeinschaftsschule wird noch zu viel im Konjunktiv (in der Möglichkeitsform) und nicht im Indikativ – in der Wirk­lichkeitsform – gesprochen. Gleichzeitig hat man weder den Mut noch das nötige Geld, um dieser Schulart die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Weihnachten, so heißt es, sei die Zeit der Wünsche und der Besinnung. Beim VBE wünscht man sich, dass sich die neue Regierungskoalition darauf besinnt, dass Schule als großer, schwerer Dampfer nicht im Hauruckverfahren hin und her manövriert werden darf. Schulen entwickeln sich nachhaltig am besten langsam weiter. Bei den „Betroffenen“ entsteht zurzeit der Eindruck, dass die neuen poli­tisch Verantwortlichen das atemberaubende Tempo im Bildungsbereich nur deshalb an den Tag legen, damit die erhofften Erfolge noch vor der nächsten Landtagswahl präsentiert werden können.

16.12.2011

VBE widerspricht Landesschülerbeirat:

Lehrer beraten Eltern immer gründlich,

ob die Grundschulempfehlung nun verbindlich ist oder nicht

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg nimmt die Äußerungen des Landesschülerbeirates mit Verwunderung zu Kennt­nis. Ob die Grundschulempfehlung nun verbindlich oder nicht verbindlich sei, ändere nichts an der Intensität der Beratungsgespräche durch die Leh­rer, versichert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Bereits jetzt werden die Eltern seit Beginn der Grundschulzeit ihrer Kinder von den Lehrern mit vielfältigen Informationen versorgt und stets ausführlich und in­tensiv beraten. In Klasse vier drehen sich diese Gesprä­che dann verstärkt über die weitere Schullaufbahn des Kindes. Probleme hat es in der Vergangenheit in der Regel erst dann gegeben, wenn die Vorstellungen des Klassenlehrers und der der Eltern über die weiterführende Schule nicht deckungsgleich waren.

Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wird der Druck, den Eltern auf die Schule auszuüben versucht haben, deutlich entschärft. Die Lehrer beraten weiterhin optimal, die Eltern müssen danach eine aus ihrer Sicht für das Kind richtige Entscheidung treffen.

Schon früher wählten Schüler mit einer Gymnasialempfehlung den Weg zum Abitur über die Realschule. Probleme wird es künftig vor allem dort geben, wo Eltern für ihr Kind etwas „Höheres“ vorhaben, obwohl die Empfehlung eindeu­tig auf die Hauptschule/Werkrealschule verweist. Auch in den letzten Jahren mussten Kinder mit zum Teil mangelhaften Leistungen in Deutsch und/oder Ma­thematik auf Wunsch der Eltern eine Aufnahmeprüfung ablegen, die sie dann auch nicht bestanden.

„Diesen falschen Ehrgeiz gewisser Eltern werden auch keine noch so guten und intensiven Beratungsgespräche aufweichen können“, versichert VBE-Chef Brand und weist die Kritik des Landesschülerbeirats an unzureichender Beratung durch die Lehrerschaft zurück.

12.12.11

Statt Zuckerbrot die Peitsche

 

Gräben hier, Löcher dort: Der Verband Bildung und Erziehung  (VBE) wundert sich, wo  im Bildungsbereich noch überall Baustellen aufgemacht werden sollen. Gleich in ihrem ersten Amtsjahr  hat die  neue Kultusministerin Gabriele Warminski – Leitheußer (SPD) mehrere Großprojekte in Angriff genommen, die von verschiedenen Abteilungen des Ministeriums begleitet werden.

Kerstin Türk, Junglehrervertreterin im VBE Südwürttemberg

„An den Schulen sollen aber Lehrkräfte, bei denen sich alles zentriert, diese  neuen  Entwicklungen umsetzen“, stellt die Junglehrervertreterin des VBE-Landesbezirks Südwürttemberg, Kerstin Türk (Bad Saulgau) fest.  Ohne entsprechende Fortbildungen und Entlastungen ist dies aber kaum  leistbar, meint die VBE-Vertreterin. Türk: „Und als Krönung der engagierten Arbeit der Lehrkräfte  verschiebt die Landesregierung die im Januar 2012 angestandene  Besoldungserhöhung um mehrere Monate, verschlechtert die Beihilfe  und zieht zugedachte  Entlastungsstunden zurück.  Die Lehrkräfte sind sauer!“

Zeit ist ein wesentlicher Faktor im Bildungsbereich, nicht nur bei Schülern und  der Verarbeitung von Lernstoffen, sondern auch bei einer gewissenhaften  Umsetzung von Neuerungen. Die neue Landesregierung hat sich dabei ehrgeizige Ziele gesteckt: Der Übergang aus Klasse 4 in die weiterführenden Schulen wird neu geregelt, die Gemeinschaftsschule wird eingeführt, die Werkrealschule wird umgekrempelt, im gymnasialen und beruflichen Bereich werden Neuerungen angedacht. All dies zeitgleich in Angriff genommen bringt Unruhe in die Schulen, weil an allen Ecken und Enden der Baustellen Gräben aufgerissen werden. Allerdings hat die Ministerin noch keine Ahnung, wie diese Löcher gestopft werden können. Kerstin Türk: „Während im Kultusministerium die Ideenküche brodelt, machen die Verantwortlichen die Rechnung ohne den Wirt. Nils Schmid (SPD), als Finanzminister oberster Kassenwart des Landes ist nämlich weit davon entfernt, diese neuen Bildungsideen mit einer soliden finanziellen Grundlage zu versehen. Schließlich braucht er einen Teil dieses Geldes um 180 neue Stellen in den Ministerien zu schaffen, damit dort entsprechend grün-rotes Personal untergebracht werden kann.

Es braucht  aber auch motivierte Lehrkräfte, um Reformen an der Basis umzusetzen. Statt diesen ein Zuckerbrot zukommen zu lassen, damit sie voller Freude an die Arbeit gehen können, greifen die GRÜNEN in die Beihilfe ein und die SPD  verschiebt die Gehaltsanpassung.

Bisher war es nicht unsympathisch, wenn Grün-Rot das Wort von der Bildungsgerechtigkeit und Gemeinschaftlichkeit unter gleichen Bedingungen in den Mund nahm. Kerstin Türk: „Zunehmend stellt sich aber heraus, dass es Gleiche und Gleichere gibt. Auch bei den neuen Farbkonstellationen bezahlen die Lehrkräfte die Zeche mit.“

VBE moniert: Schulsekretärinnen sind trotz höherwertigem Anforderungsprofil nur geringerwertig bezahlte Hilfskräfte

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht in den Schulsekretärinnen von ihrer Eingruppierung her eher unterbezahlte Hilfskräfte, die von ihrem beruflichen Werdegang jedoch meist höher quali­fizierte Fachkräfte sind und in vielen Bereichen wie „Chefsekretärinnen“ selbständig mit großer Verantwortung handeln und organisieren müssen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Das Schulsekretariat ist das Kernstück der Schulorganisation vor Ort und zentra­le Anlaufstelle in jeder Schule. Der Schulsekretärin kommt somit eine Schlüs­selfunktion für nahezu alle organisatorischen Abläufe zu. Sie ist Ansprechpart­nerin für Schüler, Eltern und Lehrkräfte, für die Kommune, den Landkreis, die Schulaufsichtsbehörden, für Vereine und Vertreter. Und nicht zuletzt erwarten die Schulleitungen von den Sekretärinnen verlässliche Entlastung für eine Viel­zahl von Verwaltungsaufgaben.

Vom Status, nach der Arbeitsplatzbeschreibung und der Bezahlung seien Schulsekretärinnen lediglich „Hilfskräfte“, von denen jedoch die meisten die Bezeichnung „Sachbearbeiterin“ oder „Verwaltungsfachkraft“, wenn nicht gar „Chefsekretärin“ verdient hätten, behauptet der VBE-Sprecher.

Trotz der persönlich als höchst befriedigend empfundenen Arbeit fühlen sich Schulsekretärinnen nach Informationen des VBE wie „zwischen allen Stühlen sitzend“. Sie, die auf der Gehaltsliste der Rathäuser stehen, werden aufgerieben in dem ständigen Zwist um die Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche, die die Kommune bzw. die Stadt als Schulträger aus Kostengründen eingeschränkt se­hen will, und den Arbeitsaufträgen der vom Land bezahlten Schulleitungen und Lehrkräfte, ohne deren korrekte Erledigung Schule nicht richtig funktionieren kann.

Es sei an der Zeit, so der Sprecher des gewerkschaftlichen Berufsverbands VBE, dass die Schulsekretärinnen endlich die Anerkennung und Bezahlung er­hielten, die sie aufgrund ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit eigentlich ver­dienten.

11.12.11

VBE: Man kann den Bogen bei den Beamten auch überspannen

„Wer Loyalität fordert, sollte seine Fürsorgepflicht nicht vergessen“

 

Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg haben in den letzten Tagen viele E-Mails, Briefe und Anrufe höchst unzufriedener Be­amter erreicht, die sich über die von der neuen Landesregierung geplanten einseitigen finanziellen Sonderopfer für die Staatsdiener empört haben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Anlässlich der heutigen Landtagsdebatte warnt der VBE davor, den Bogen bei den Beamten zu überspannen, nur weil man glaubt, grenzenlos auf deren Loyalität bau­en zu können. „Wer Loyalität erwartet, sollte auch seiner Fürsorgepflicht nachkom­men und die Beschäftigten nicht durch als ziemlich ungerecht empfundene Spar­maßnahmen demotivieren“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Der VBE hatte jüngst in einer landesweiten Protestaktion mit Plakaten und An­schreiben die Lehrerschaft aufgefordert, die für die geplanten Sonderopfer für Be­amten verantwortlichen grün-roten Landtagsabgeordneten mit „Weihnachtspost“ zu bedenken. In diesen Briefen sollte der Frust der Beschäftigten deutlich zum Aus­druck kommen, dass wieder einmal einseitig die Beamten zur Kasse gebeten wer­den, um zur Sanierung des Staatshaushaltes beizutragen. Die unter der Beamten­schaft kursierende „Giftliste“ mit den finanziellen Sonderopfern rief zum Teil hef­tige Reaktionen hervor. Viele Beamte drückten ihre tiefe Enttäuschung über die neue Landesregierung aus, die – so heißt es – gerade von Lehrern gewählt worden war. Ein Kollege schrieb: „…Ich bin gewohnt, Solidarität zu zeigen für notwendi­ge, nachvollziehbare Maßnahmen. Die jetzt geplanten Vorhaben vornehmlich zu Lasten der Beamten fallen jedoch nicht darunter und sind eher als eine stark egois­tische Maßnahme für die Interessenpolitik der neuen Regierung zu werten…“

Es sei schon irgendwie perfide, ausgerechnet wieder die Landesbediensteten mit 130 Millionen zur Kasse zu bitten, weil die sich als loyale Beamte nicht richtig „wehren“ dürfen und Personalausgaben nun einmal ein dicker „Unkostenposten“ im Finanzhaushalt sind, sagt VBE-Chef Brand. Da habe es sich die Regierung doch etwas zu leicht gemacht, wenn sie die Schuldenbremse fokussiert zu Lasten der Beamten reinhaut. Leider redeten sich Politiker allzu gerne selber ein, dass in der Öffentlichkeit – und damit beim Wähler – finanzielle Sonderopfer für Beamte in der Regel gut ankommen. „Aber wenn nicht einmal der Dienstherr in verlässlicher Für­sorge zu seinen Beamten steht, wer sollte es dann tun?“, fragt Brand.

7.12.11

Wenn bei Schülern „Mobbing“ auf dem Stundenplan steht

 

VBE sieht Handlungsbedarf bei der Lehrerausbildung

Stuttgart. „Mobbing“ ist kein Unterrichtsfach, und trotzdem steht es bei vielen Schü­lern täglich auf dem Stundenplan – bei Tätern und Opfern. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg ermuntert Eltern und Lehrer, genauer hinzusehen und gemeinsam gegen krank machende Ausgrenzungen und das Nie­dermachen einzelner durch Gruppen vorzugehen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Es sind nicht immer die schlagzeilenträchtigen Attacken, die nicht gut für die Schulen sind. Es sind auch die täglichen kleinen, aber auf Dauer tief verletzenden Sticheleien, die schadenfroh hinausposaunten Schwächen von Mitschülern und das bewusste Aus­grenzen von Kindern und Jugendlichen, die in der Regel wahllos ausgesucht und ge­meinsam „fertig“ gemacht werden. Bei diesen zunächst meist lediglich verbalen Atta­cken machen selbst Schüler mit, die sonst völlig unauffällig erscheinen, die aber zei­gen wollen, dass sie mit zur Gruppe gehören. Werden sie zur Rede gestellt, war alles nur „Spaß“ – jedoch nicht für deren Opfer.

Schwierig wird es, wenn Mobbingopfer sich weder Eltern noch Lehrern offenbaren, Zeugen beharrlich schweigen. Lehrer spüren, wenn etwas in einer Klasse nicht stimmt, können bei einer „gefühlten“ Bedrohung die Situation zwar ansprechen, jedoch keine wirkungsvollen Maßnahmen ergreifen und auch keine Strafen verhängen. „Eltern in­terpretieren das dann gerne als bewusstes Weggucken“, moniert der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand. Auch in der Schule gilt der Rechtsgrundsatz, dass der Täter erst „über­führt“ werden muss, bevor dessen Verhalten nach einer Anhörung, zu der neben dem Schüler auch dessen Eltern geladen sind, sanktioniert wird. Der § 90 des Schulgesetzes („Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen“) gibt den formalen Rahmen vor, innerhalb dessen sich die Schule bewegen kann.

Besser als Strafe sei Vorbeugung, damit es erst gar nicht zum Mobbing komme, sagt Brand. Schule sei immer ein Spiegel der Gesellschaft. Und wenn in Firmen, in Ver­einen, in Fernsehsendungen und manchmal sogar innerhalb der Familie gemobbt wer­de, müsse man sich nicht darüber wundern, wenn die Schule auch keine „Insel der Se­ligen“ mehr sei. Um den in manchen Klassen für einzelne wirklich schlimmen Zustän­den entgegenzuwirken, seien an den Schulen mehr Psychologen und Sozialarbeiter er­forderlich sowie besser aus- und fortgebildete Lehrer, fordert der VBE-Chef. Angst dürfe keine Schule machen; denn die sei stets ein schlechter Lehrmeister und habe in Klassenzimmern nichts verloren.

4. Dezember 2011