VBE: Schüler durch Fordern noch mehr fördern

Leistung ist nichts Verwerfliches, ganz gleich an welcher Schulart

Stuttgart. „Leistungen von Schülern einzufordern ist weder unpädagogisch noch un­menschlich. Im Gegenteil: eine schulische Leistung zu erbringen, sollte mo­tivierend und persönlichkeitsstärkend sein“, unterstreicht der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Ein Unter­richt, der Leistungsanforderungen vernachlässige, begünstige die leistungs­orientierteren Schüler und benachteilige lustlose und schwächere.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Eine Schule ohne Leistungsanforderung wird weder ihrem Bildungs- und Erzie­hungsauftrag noch dem vorhandenen Leistungswillen der Kinder gerecht. Eltern und Lehrer müssen daher die in der Regel natürliche positive Grundeinstellung der Kinder zur eigenen Leistung erhalten und fördern. Dabei sollen Leistungsan­forderungen nicht nur auf den kognitiven Bereich beschränkt bleiben, sondern auch das Einfühlungsvermögen – die Empathie – und das soziale Engagement stärken.

Nach Auffassung des VBE muss eine Schule, deren Bildungsziel „Mündigkeit der Schüler“ lautet, Kinder und Jugendliche zu aktiven und selbständigen Bür­gern erziehen; Bürger, die auch in der Dynamik eines gesellschaftlichen Um­bruchs bestehen können. Lernen in einer demokratischen Leistungsgesellschaft hat deshalb immer emanzipatorischen Wert. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass Schüler mit geringerer Leistungsfähigkeit aufgebaut, verlässlich ge­fördert und zu einem angemessenen Bildungsniveau geführt werden, ganz gleich an welcher Schulart sie sind. Dafür benötigen alle Schulen ausreichende Stütz- und Förderstunden sowie zusätzlich die Unterstützung durch Eltern, Sozialpäda­gogen und gegebenenfalls auch durch Schulpsychologen und Therapeuten.

Eine weitere wesentliche Aufgabe der Schule ist es, den Schülern Kompetenz zum Lernen zu vermitteln. Denn nur wer in der Lage ist, Lernprozesse selbst­tätig zu organisieren und effektiv durchzuführen, kann die eigene Leistungs­fähigkeit auf Dauer erhalten und erweitern.

29. April 2012

VBE zur Allensbacher Studie: Eltern könnten mehr für den Schulerfolg der Kinder tun

Schlecht erzogene Schüler machen sich und anderen das Leben schwerer 

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht sich durch die jüngste Allensbacher Umfrage bestätigt, dass Bildung und Erzie­hung vor allem dann gelingen, wenn Eltern und Lehrer Ziele gemeinsam verfolgen, wenn der schulische Bildungsaufbruch von einer Erziehungsof­fensive der Schülereltern begleitet wird. „Ohne ein Umdenken und Umlen­ken in pädagogisch eher zurückhaltenden Elternhäusern können auch mo­derne Schulformen und die besten Lehrer nicht so viel für die Kinder be­wirken, wie eigentlich möglich wäre“, versichert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Bildung und Erziehung sollten schon mit der Geburt des Kindes anfangen und nicht erst institutionalisiert im Kindergarten oder in der Schule einsetzen“, unterstreicht Brand. Die ersten Jahre seien die wichtigsten im Leben eines jeden Menschen. Wenn in diesem Zeitraum Zuwendung und Geborgenheit, geistige und seelische “Nahrung“ fehlten, koste es später ein Vielfaches an personellem und damit finanziellem Einsatz, Versäumtes nachzuholen oder Schiefgelaufenes gerade zu biegen. „Nicht Erzieherinnen oder Lehrer sind zuvörderst gefor­dert, sondern jeder Vater und jede Mutter“, behauptet Brand, so stehe es im Grundgesetz.

Neue Bildungspläne und Bildungsstandards, Kompetenzraster, Fragebögen und Evaluation von Unterricht sowie Schulstrukturdebatten könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kin­der im Interesse der Gesellschaft frühzeitig und konsequent erzogen gehörten, damit sie in der Schule gefördert werden können und Erfolg haben. Wieder erziehen, bedeute nicht Rückkehr zu Dressur, Unterdrückung und militärischem Gehorsam, betont der VBE-Vorsitzende. Erzie­hung sei liebevolle und verlässliche Begleitung mit klaren Grenzen. Dabei spiele auch die Vorbildfunktion von Erwachsenen eine wichtige Rolle.

Weil viele Kinder von zu Hause nicht mehr die Erziehung erfahren dürfen, die für eine ge­sunde Entwicklung nötig ist, wird den Kindertagesstätten und Schulen eine Sisyphusarbeit aufgebürdet, an der diese Einrichtungen scheitern müssen – trotz aller bildungspolitischen Offensiven und pädagogischen Bemühungen der Erzieherinnen und der Lehrkräfte. „Kinder­gärten und Schulen sind angewiesen auf starke, interessierte und engagierte Eltern als Partner für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu mündigen, verantwortungsvollen Bürgern“, wirbt Brand für noch mehr persönlichen Einsatz und Mut zur Erziehung.

26. April 2012

Fortbildung für pädagogische Assistenten

vom 28.-29.09.2012 im Parkhotel in Pforzheim

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem die letztjährigen VBE-Informationsveranstaltungen zum Thema „pädagogische Assistenten“ mit der Referentin, Frau Regierungsdirektorin Tina Lorenz vom Kultusministerium so gut ankamen, möchten wir Ihnen gerne auch in Zukunft weitere Fortbildungen anbieten. Aufgrund einer Umfrage haben wir die für Sie wichtigsten Themen herausgefunden und uns bemüht, hierzu Referenten und Vorträge zu organisieren.

Wir sind sehr froh, Ihnen nun eine zweitägige Fortbildungsveranstaltung anbieten zu können, die rein auf Ihren Rückmeldungen basiert. Denn wir, als Ihr Berufsverband, möchten Ihnen bei allen wichtigen Fragen zum Thema „pädagogischer Assistent“ beiseite stehen und Sie unterstützen.

Die Referenten sind absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet. Freuen Sie sich also auf interessante Vorträge und Workshops zu den Themen: Lese-Rechtschreib-Schwäche, Antworten auf Ihre rechtlichen Fragen, Deutsch als Fremdsprache, Dyskalkulie und Legasthenie. Gerne können Sie uns bereits im Vorfeld der Veranstaltung Ihre Fragen zukommen lassen, die Sie bei der Veranstaltung beantwortet haben möchten.

Die Teilnahmegebühr für die Veranstaltung beträgt 50,00 € für VBE-Mitglieder und 80,00 € für Nichtmitglieder (inkl. Begrüßungssnack am 28.09., Pausen- und Tagungsgetränke sowie Tagungsunterlagen, Übernachtung im First-Class Hotel im Einzelzimmer, Frühstück und Mittagessen am 29.09.). Bitte übersenden Sie uns Ihre Anmeldung bis spätestens 17. September 2012. Da es eine begrenzte Teilnehmerzahl gibt, bitten wir um frühzeitige Anmeldung.

Weitere Informationen zu unserem Programm finden Sie auf unserer Homepage unter:

https://www.vbe-bw.de/wDeutsch/aktuelles/index.php?navid=26

Gerne können Sie diese Einladung auch an Kolleginnen und Kollegen weiterleiten, die Interesse an der Fortbildung haben.

Ich freue mich sehr auf Ihr Kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefanie Dickgiesser

Referentin Fortbildung und Medien

VBE zum Tag des Buches am 23. April:

Leseförderung beginnt lange bevor ein Kind lesen lernt

Stuttgart. „Die Leseförderung kann gar nicht früh genug beginnen, schon lange bevor ein Kind einen Kindergarten oder ein Schulhaus betritt“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg, zum Welttag des Buches am 23. April. Die Liebe zum Buch wird von Er­wachsenen oder älteren Geschwistern geweckt, die Geschichten lebendig vor­lesen und das Kind – noch bevor es selber lesen kann – auf eine sehr angeneh­me Art und Weise in die Welt der Buchstaben einführen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch Grundschullehrer, die sich trotz Stoffdruck immer wieder Zeit nehmen, im Unterricht aus Büchern vorzulesen, „verführen“ Schüler dazu, sich diese Literatur in der Bücherei auszuleihen oder zum Geburtstag zu wünschen und dann selber zu lesen. Eine Klassenbibliothek mit griffbereiten Nachschlagewerken und spannen­den oder lustigen Geschichten hat gleichfalls einen hohen Aufforderungscharakter.

Ein guter Deutschunterricht zeichnet sich nach Auffassung des VBE dadurch aus, dass Schüler Freude am lauten und leisen Lesen bekommen und diese auch behal­ten, dass der Umgang mit Buchstaben Lust und nicht Frust hervorruft. Immer mehr ehrenamtliche Lesepaten unterstützen dabei heute die Pädagogen.

Die große Vorbildfunktion der Erwachsenen sei nicht zu unterschätzen, so Brand, „Kinder sehen sehr wohl, ob sich Eltern und Lehrer aus Tageszeitungen, Fachzeit­schriften, aus Lexika und Sachbüchern Informationen beschaffen, ob Lesen als un­terhaltsam und entspannend empfunden wird oder lästige Plage bedeutet.“

Kinder, die von klein auf mit Geschichten aufwachsen, kommen in der Schule besser mit. Bezeichnenderweise ist auch die Analphabetenquote bei diesen Schü­lern geringer. Wer gut lesen kann, ist eindeutig im Vorteil, hat größere Bildungs­chancen. Benachteiligungen von Kindern zu vermeiden, ist ein wichtiges Ziel. Eltern können dazu einen aktiven Beitrag leisten – nicht nur am Tag des Buches.

„Der Welttag des Buches steht zwar noch nicht in jedem Kalender. Trotzdem ist er ein Tag, der nicht nur für Bibliothekare und Buchhändler Bedeutung haben soll­te“, meint VBE-Chef Brand. Auf Antrag Spaniens wurde dieser Tag für die Bücher, das Lesen, für die Kultur des gedruckten Wortes und auch für die Rechte der Autoren 1995 von der Unesco ins Leben gerufen und auf den 23. April gelegt, den Todestag von Cervantes und Shakespeare.

22.04.12

VBE: Neue Schulart wird sich erst noch bewähren müssen

Auch an der Gemeinschaftsschule wird nur mit Wasser gekocht

Stuttgart. „Heute wird die an sich schon bunte Schullandschaft durch den weiteren Bau­stein `Gemeinschaftsschule´ gesetzlich erweitert, und das ist per se nichts Schlechtes“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Gefährlich werde es, wenn diese neue Schulart als die mehr oder minder allein seligmachende dargestellt und ent­sprechend protegiert werde.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Neben den verschiedenen Sonderschulen, der Real-, Werkreal- und Hauptschule sowie neben den verschiedenen Gymnasien gibt es künftig auch noch die Gemein­schaftsschule. Diese neue Schulart ist in den letzten Wochen mit sehr vielen Vor­schusslorbeeren bedacht worden – nicht zuletzt durch die eigens zur „Promotion“ eingerichtete Stabsstelle im Kultusministerium. Allein die Anmeldezahlen an den fünften Klassen der Gemeinschaftsschulen lassen das Ministerium jubeln, obwohl böse Zungen behaupten, dass sich hauptsächlich die Klientel der Haupt- und Werk­realschulen an der neuen Schulart angemeldet habe und sich so die gewünschte Lerngruppenmischung vom hochbegabten zum lernbehinderten Schüler gar nicht einstellen könne. Hier sollte das Ministerium rasch den Gegenbeweis antreten.

Auch die Aussage, dass die Gemeinschaftsschule „leistungsstark und gerecht sei“, leite sich zunächst nur vom Wunschdenken ab, unterstreicht der VBE-Chef. Verärgerung hat bei vielen Lehrern die Definition der neuen Schulart hervorge­rufen, dass dort „ganzheitliches Lernen“ stattfindet, dass die Kinder „individuell gefördert“ werden und Schule „Lebensraum“ ist. Dies sei eine Ohrfeige für alle Lehrer, die sich schon bisher – egal an welcher Schulart – am Kind orientiert und es optimal gefördert haben, sagt Brand. Selbst der „ach so gern verteufelte Frontal­unterricht“ tauche an der Gemeinschaftsschule als „Input-Phase“ auf. Man müsse nur die entsprechenden Begriffe oder Worthülsen verwenden, um die Sache besser verkaufen zu können, mutmaßen Lehrer der Schularten, die nicht in die „pole-posi­tion“ geschoben werden. Unendliche Heterogenität findet im Leben meist da schnell ihre Grenzen, wo zu starke Unterschiede als belastend empfunden werden: ein schneller Läufer wird nicht mit einem sehr viel langsameren für die Meister­schaft trainieren wollen, der langsamere wird die Lust aufs Laufen ganz verlieren. Wenn kein Schüler „auf der Strecke“ bleiben soll, darf das nicht dazu führen, dass sich die Lerngruppe letztendlich immer am schwächsten Glied orientieren muss.

18. April 2012

VBE: Auf dem Weg in eine „mutterlose Gesellschaft“?

Auch eine Tagesmutter ist als feste Bezugsperson gut für das Kind

Stuttgart. Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup möchte Tagesmütter besser bezahlt wissen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg be­grüßt, dass dadurch die Arbeit der Tagesmütter und damit auch der Mütter im Allgemeinen aufgewertet wird.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Es ist verkehrt, Müttern, die arbeiten gehen wollen oder müssen, ein schlechtes Ge­wissen einzureden. Gleichzeitig darf man aber die Bedürfnisse des Kindes nicht außer Acht lassen. Tagesmütter sind eine gute Alternative zu Ganztageseinrichtun­gen mit deutlich mehr Kindern, da Tagesmütter eine familienähnliche, „intimere“ Be­treuungsform anbieten können, was dem Kind zugutekommt.

Sinnvoll wäre es auch, über eine finanzielle Verbesserung der Einkommenssi­tuation junger Familien mit Kindern nachzudenken. Aus finanziellen Gründen soll­te es nicht nötig sein, dass beide Elternteile berufstätig sein müssen. Auch die Not­lage Alleinerziehender könnte anders als durch mehr Ganztageseinrichtungen ge­löst werden, behauptet der VBE-Sprecher.

Nach Meinung des Lehrerverbandes VBE ist man nach Alexander Mitscherlichs „vaterlosen Gesellschaft“ jetzt eher auf dem Weg in eine mutterlose. Die Missach­tung dessen, was Mütter und Tagesmütter täglich für die Gesellschaft leisten, sowie die in der Regel schlechteren finanziellen Rahmenbedingungen von Familien mit Kindern und Alleinerziehenden sind mit eine Ursache dafür, dass Kinder nicht mehr das bekommen, was sie eigentlich benötigten: intensive persönliche Zuwen­dung und verlässliche Begleitung. Obendrein lassen es die heutigen Wohlstands­normen eigentlich nicht mehr zu, dass junge Paare Kinder haben, was für Eltern häufig Verzicht und Entbehrungen auf viele Jahre bedeutet, für manche sogar ein Leben an der Armutsgrenze.

15. April 2012

Inklusion kostet Millionen

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellt erfreut fest, dass es mit der kürzlichen Vorlage der Bertelsmann-Studie von Prof. Dr. Klaus Klemm erstmals gelungen ist, nachzuweisen, dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben ist.

Uschi Mittag, VBE-Referatsleiterin Sonderschulen

Nach Ansicht der VBE-Referatsleiterin Sonderschulen, Uschi Mittag, (Ehingen), sind die darin errechneten Zahlen zwar weit untertrieben, aber erstmals wird deutlich, dass die Politik davon Abstand nehmen können muss, Inklusion alleine auf dem Rücken der Lehrkräfte zu betreiben. Diese kommen durch eine inzwischen deutlich heterogene Schülerschaft immer näher an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung tut in allen Schularten ein weiteres dafür. „Inklusion – das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern – kann nur durch Einsatz von mehr Personal und durch Umschichtung von Finanzen im Landeshaushalt erfolgen. Mehr Bildungsgerechtigkeit -dazu gehört auch die Inklusion-, wie es sich grün-rot auf die Fahnen geschrieben hat, kann nur erreicht werden, wenn die Rahmenbedingungen personeller, sächlicher und räumlicher Art stimmig gemacht werden.“

Prof. Dr. Klemm hatte ausgerechnet, dass bundesweit 10 000 Lehrkräfte eingestellt werden müssten und dafür – nur fürs Personal – 660 Millionen Euro Kosten entstünden. Lehrer im Land  Nordrhein-Westfalen (NRW) hatten daraufhin reklamiert, dass alleine so viele Lehrkräfte in NRW gebraucht würden, dass die Berechnungen also deutlich zu niedrig seien. Der VBE Baden-Württemberg unterstützt diese These, denn so Mittag: „Inklusion kostet und kann niemals ein Sparmodell sein.“ Erschwerend kommen zwei weitere Belastungen dazu: Klassen mit bis zu 30 Schülern, wie sie in den weiterführenden Schulen gang und gäbe sind, sind der Inklusion kontraproduktiv. Der VBE geht in seinen Forderungen schon seit Jahren von 22-er Klassen aus. Wenn dann Kinder in diesen Klassen inklusiv beschult werden müssen, so sind diese Kinder doppelt zu zählen. Zudem machen inklusive Klassen eine Doppelbelegung von einer allgemeinbildenden Lehrkraft plus eines Sonderpädagogen notwendig, und das nicht nur bei zwei Stunden pro Woche, sondern bei drei Vierteln des Unterrichts. Wenn man aber wisse, so Uschi Mittag, dass in Baden-Württemberg viele der in Sonderschulen tätigen Lehrkräfte gar keine ausgebildeten Sonderschullehrkräfte sind, dann könne man nur erahnen, wie schwer sich das Land damit tun werde, den die Wunschvorstellung formulierenden Worten auch die entsprechenden Taten folgen zu lassen. Der VBE Baden-Württemberg plädiert für eine inklusive Schule dort, wo sie Kinder fördern kann und die Rahmenbedingungen stimmen. 

Tarifeinigung bei Bund und Kommunen ein akzeptabler Kompromiss

Die Tarifrunde für die Beschäftigten beim Bund und in den Kommunen konnte in letzter Minute doch noch erfolgreich abgeschlossen werden. Nachdem die Arbeitgeber unter Bundesinnenminister  Dr. Hans-Peter Friedrich  mit ihrem Angebot von 3,3% für zwei Jahre alle Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst brüskierten, war erst durch massive Protestaktionen und Warnstreiks Bewegung ins Tarifspiel gekommen. Seit Jahren hinkt der Öffentliche Dienst bei der Einkommensentwicklung hinterher. Es wird zunehmend schwierig, bei den geringen Gehältern in vielen Berufssparten des Öffentlichen Dienstes noch Personal zu finden. Von daher waren die Forderungen der dbb-tarifunion  nach 6,5% Lohnerhöhung sehr realistisch und nicht abgehoben.

Das Ergebnis im Detail:

3,5% ab dem 1. März 2012,

1,4% ab dem 1. Jan. 2013 und weitere 1,4% ab dem 1. Aug. 2013.

Dies ergibt in der Summe eine Erhöhung von 6,42%  mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Zudem gab es noch Verbesserungen bei Azubis/Praktikanten u.a. Verbesserungen in einzelnen Branchen.

Bernhard Rimmele, Referat Arbeitnehmer im VBE Baden-Württemberg

„Dass es nun doch noch geklappt hat, hat ganz sicher mit der hohen Aktionsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen während der letzten Wochen zu tun. Der Rückenwind unserer zahlreichen Aktionen war in Potsdam ganz deutlich zu spüren“, äußerte sich dbb-Verhandlungsführer Frank Stöhr, erleichtert über den letztendlich doch noch gefundenen Kompromiss, der lange Zeit in weiter Ferne zu liegen schien. Dafür, dass die öffentlichen Haushalte überschuldet sind und unter dem Primat der zukünftigen Null-Verschuldung stehen, können die Arbeitnehmer nichts. Es ist vielmehr eine verfehlte Steuerpolitik dafür verantwortlich, die auf eine angemessene Besteuerung  hoher Einkommen und der Einkommen auf den Finanzmärkten verzichtet.

Nächstes Frühjahr steht die Tarifrunde der Länder an, zu der auch alle Tarifbeschäftigten  im Schuldienst Baden-Württembergs gehören. Das jetzt erzielte Ergebnis für unsere Kolleginnen und Kollegen beim Bund und den Kommunen werden die Arbeitgeber der Länder wohl kaum akzeptieren. Um ein ähnliches Ergebnis zu erreichen, wird es genauso den Druck der Gewerkschaften mit zahlreichen Protestaktionen und Warnstreiks bedürfen. Der VBE wird dann vorbereitet sein und zusammen mit allen Einzelgewerkschaften  des öffentlichen Dienstes unter Führung der dbb-tarifunion kampfbereit sein.

Auf dem Vormarsch: Teach First fellows an Baden-Württembergischen-Schulen

Die grün-rote Landesregierung macht tatsächlich ernst und will die Anrechnung neu angestellter Pädagogischen Assistenten an Haupt- / Werkrealschulen auf Lehrerstellen ab 1.9. 2012 wahr machen. Dies geht aus Verlautbarungen zu den Teach First Fellows hervor, die zur Unterstützung von Lehrkräften an Werkreal- oder Hauptschulen eingesetzt werden. Die Fellows allerdings -im Gegensatz zu den Pädagogischen Assistenten- sollen „on top“ finanziert werden, die Anzahl wird aber auf 20 Stellen begrenzt. Schulen wird hierdurch die Möglichkeit gegeben, hoch qualifizierte Hochschulabsolventinnen und -absolventen jeweils über zwei Schuljahre hinweg als Lernunterstützer zu beschäftigen.

Thomas Frankenhauser, VBE-Geschäftsführer

Im Zentrum der Tätigkeit der Fellows stehen dabei insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund sowie leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler mit schlechten Startbedingungen in ihrer Bildungslaufbahn. Ein Einsatz soll deshalb vorrangig zur gezielten Förderung von Schülerinnen und Schülern in Brennpunktschulen sein.

Die Stellen werden im zweijährigen Turnus ausgeschrieben. Schulen mit Ganztagesangebot, die bereits mit Teach First Fellows gearbeitet haben werden im Sinne der Kontinuität bevorzugt.

Voraussetzung für die Teach First Fellows ist ein Studienabschluss an einer Hochschule und in der Regel eine mindestens dreimonatige pädagogische Schulung durch Teach First Deutschland. Es können nur Personen ausgewählt werden, die das Auswahlverfahren von Teach First Deutschland erfolgreich absolviert haben.

Wissenswertes

• Fellows halten keinen eigenverantwortlichen Unterricht sondern sind Lehrkräften zugeordnet und unterstützen diese bei ihren Tätigkeiten. Ziel ist es, den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen.

• Fellows werden als Arbeitnehmer auf Basis des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) eingestellt und in die Entgeltgruppe 8 des TV-L eingruppiert – werden – unabhängig von ihrer Vorbildung.

• Die Tätigkeit wird in Zeitstunden berechnet. (39,5 Std.). Der Beschäftigungsumfang der Fellows beträgt max. 80 %. Die Probezeit beträgt sechs Monate. Nach dem Infektionsschutzgesetz müssen Teach First Fellows von der Schulleitung über die gesundheitlichen Anforderungen und Mitwirkungspflichten belehrt werden.

VBE: Schulbauförderrichtlinien gehören dringend überarbeitet

2 m2 pro Schüler im Klassenzimmer, bis zu 10 m2 für den Hund im Zwinger

Bereits im letzten Jahr hatte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg angemahnt, dass für einen modernen Unterricht von heute und für die neu einzurichtenden Gemeinschaftsschulen noch keine angepassten Schulbauförderrichtlinien vorliegen. Das Kultusministerium hatte den Handlungsbedarf zwar sofort bestätigt; trotzdem hat sich bisher offiziell noch immer nichts getan.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Zum ersten Mal werden zum neuen Schuljahr Gemeinschaftsschulen an den Start gehen. Doch die Schulträger hängen bis heute noch in der Luft, da die Schulbauförderrichtlinien nicht angepasst worden sind und Zuschüsse nur nach alten Vorschriften bewilligt werden. „Man kann aber mit den Schulbauförderrichtlini­en aus der Nachkriegszeit keine neuen Gemeinschaftsschulen aufbauen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Wer wie die neue Landesregierung den Ausbau von Gemeinschaftsschulen vorantreiben wolle, müsse nicht nur Bildungspläne, Leh­rerausbildung und -besoldung reformieren, sondern sollte auch aus Klassenzim­mern echte „Lernwerkstätten“ machen. Das gehe nur mit neuen Schulbauförderricht­linien.

Es sei nicht nur notwendig, so der VBE-Vorsitzende, die neuesten bautech­nischen Anforderungen an Brandschutz und Unfallverhütung bei den Schulge­bäuden zu berücksichtigen und umzusetzen, sondern auch die Größe und Ausge­staltung der Klassenzimmer, wie sie der Unterricht in einer Gemeinschaftsschule erfordere. Wer sagt, er wolle Bildung für das 21. Jahrhundert anbieten, dürfe sich nicht mit Klassenzimmern begnügen, die noch zu Kaisers Zeiten als aus­reichend galten.

Das Arbeiten nicht mehr in einem Klassenverband, sondern in Lern- und Pro­jektgruppen, selbstorganisiertes Lernen mit Wochenplänen, Werkstattarbeit und Ganztagsangebote erfordern mehr Platz in den Schulen, mehr Räume zum Aus­weichen und Möglichkeiten, individuelle Lerntheken einrichten zu können.

Bei höchstens 66 m2 Klassenzimmerfläche für bis zu 30 Schüler (in Gemein­schaftsschulen ist 28 als Schülerhöchstzahl vorgesehen) könne die räumliche Freiheit der Lernenden nicht allzu groß ausfallen, beklagt der VBE-Vorsitzende. Natürlich dürfe man keine Vergleiche zur Zwingerhaltung anstellen (da gelten je nach Größe pro Hund 6 bis 10 m2), trotzdem machten sich Verantwortliche oft mehr Gedanken über den Platz, den Tiere zur Verfügung haben sollten, als über die räumlichen Bedingungen, unter denen Schüler heute lernen müssen.

9. April 2012