VBE: Kultusministerin nicht „anschießen“, sondern stark machen gegen die Begehrlichkeiten des Finanzministeriums

Stuttgart/Wiesloch. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg möchte die Kultusministerin gegenüber den Begehrlichkeiten der Finanzpolitik mehr ge­stärkt wissen, damit deren bildungspolitischen Vorhaben mit Unterstützung der Lehrerschaft durchgeführt werden können. Nur wenn man den Schulen ausrei­chende Lehrerstellen lässt und den Pädagogen die notwendige Unterstützung und Zeit gewährt, können Reformen auf Dauer erfolgreich umgesetzt werden.

Auf die Lehrerschaft warten gewaltige Aufgaben: Selbst- und Fremdevaluation laufen bereits an den Schulen, neue Bildungspläne werden vorbereitet. Mehr individuelles Lernen der Schüler erfordert ein Mehr an qualitativ hochwertiger Lehrerfortbildung. Zusätzliche Ganztagesgrund- und Gemeinschaftsschulen sowie Inklusion sind eine ge­waltige Herkulesaufgabe, die eine intensive Basisarbeit in der Fläche nach sich zieht. Die regionale Schulentwicklung – für manche Kommunen ein schmerzhafter Prozess – steckt noch in den Kinderschuhen. Obendrein will die Landesregierung massiv Lehrer­stellen abbauen und bei den Junglehrern weitere Sparmaßnahmen durchdrücken.

Gleichzeitig schwappen immer mehr gesellschaftliche Probleme in die Schulen wie Essstörungen, Suchtverhalten, Mobbing, Ausgrenzungen, Intoleranz und Gewaltbereit­schaft.

Gute Schulen sind keine Privatangelegenheit der Lehrerinnen und Lehrer, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch gemeinsam finanziert werden muss. Die Empörung an den Schulen über die Sparmaßnahmen ist deshalb so groß, weil alle wissen, dass das Bildungswesen vor gewaltigen Herausforderungen steht. Diese bil­dungspolitischen Herausforderungen sollte die Kultusministerin dem Ministerpräsi­denten und Finanzminister mit belastbarem Zahlmaterial untermauert verständlich machen, bevor die Landesregierung aus rein fiskalischen Gesichtspunkten mit dem Rasenmäher alle zarten Reformpflänzchen rigoros zurückstutzt und damit auch die Kultusministerin schwächt. Der Stuhl jedes Kultusministers ist ein Schleudersitz, denn der Amtsinhaber steht stets im Fokus der zum Teil gegensätzlichen Interessen anderer Politiker, aufmerksamer Schülereltern, aller Lehrer, der Wirtschaft und einer äußerst kritischen Öffentlichkeit. Deshalb muss die Kultusministerin Stärke mit stichhaltigen Argumenten zeigen. Ein charmantes Lächeln hilft wenig bei verbalem Dauerbeschuss.

30. September 2012

VBE: Frauenquote jetzt sogar im Bundesrat ein Thema, in Kindergärten und vielen Schulen herrscht aber weiterhin Männermangel

Stuttgart. Die Frauenquote in Aufsichtsräten ist nun auch Thema im Bundesrat. Mehr Männer wünscht man sich dagegen in die Kindertagesstätten und Schulen – und bekommt sie nicht. Selbst eine Männerquote würde den Schulen nicht mehr männliche Lehrkräfte bescheren, weiß man beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg, denn es studieren schlichtweg zu wenig Männer aufs Lehramt, vor allem spürbar im Grundschulbereich, wo ein Frauenanteil von über 90 Prozent erreicht wird.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Mittlerweile gelten Jungen als die neuen Verlierer im Schulwesen. Sie sind überrepräsentiert bei den Sitzenbleibern und Schulabbrechern, bei den Sonderschülern und Schulschwänzern. Jungen lesen nicht nur schlechter als Mädchen, sondern mit deutlich weniger Begeisterung. Selbst beim Abitur bleiben die Jungen zahlenmäßig hinter den Mädchen zurück.

Mütter von Jungen haben bisweilen den Eindruck, dass ihre Söhne oft allein aufgrund des Geschlechts vom weiblichen Fachpersonal unterschwellig oder offen abgelehnt werden. „Zu laut, zu wild, zu störend – wird vorschnell über alle Jungs der Stab gebrochen“, klagen diese Mütter. Männlichen Schülern werde gerne vorgeworfen, dass sie gewünschte Eigenschaften wie Sauberkeit, Ordnungssinn, Angepasstheit, Fleiß und emotionale Intelligenz vermissen lassen, womit Mädchen insbesondere bei Grundschulpädagoginnen punkten.

Dem VBE liegt es fern, die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen und Erzieherinnen abzuwerten. Für eine stabile, emotionale Entwicklung der Kinder ist es aber kein besonderer Vorteil, wenn diese vom Kindergarten an beinahe ausschließlich weibliche Bezugspersonen um sich haben und das männliche Element „als Gegenpart“ Seltenheitswert besitzt.

Kinder und Jugendliche aus patriarchalisch orientierten Kulturkreisen haben oft Probleme, eine Erzieherin oder Lehrerin als „Respektsperson“ anzuerkennen, und rebellieren entspre­chend. Schon Kindergartenkinder machen den Frauen massiv Schwierigkeiten und führen sich in der Gruppe zuweilen wie kleine “Paschas“ auf, die Hof halten.

Der vergleichsweise geringe Verdienst und kaum vorhandene Aufstiegsmöglichkeiten sind nach Ansicht des VBE mit ein Grund dafür, dass Erzieher(in) ein klassischer Frauenberuf ge­blieben ist. Als alleiniger Verdiener vom schmalen Erziehergehalt eine mehrköpfige Familie ernähren zu wollen, sei schon eine echte Herausforderung, betont VBE-Chef Gerhard Brand. Männer sind deshalb in Kindertagesstätten Exoten, haben in Grundschulen Seltenheitswert. Abschreckend wirkt, dass die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich kaum Ansehen genießt. „Wer mehr Männer als `Kindergärtner´ oder Grundschullehrer gewinnen will, muss für ein anderes Image des Berufsbildes und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen“, sagt Brand.

VBE zum Weltkindertag am 20. September:

Kindern Geborgenheit und eine Zukunftsperspektive geben

Stuttgart. „Die meisten Kinder in Deutschland besitzen heute mehr Spielzeug als je zuvor, nennen hoch technisierte Geräte vom Smartphone bis zum Computer ihr Eigen, haben prall gefüllte Kleiderschränke wie Superstars und ein Nahrungsmittelan­gebot wie im Schlaraffenland“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, anlässlich des Weltkin­dertages am 20. September.

„Die Kinder unserer Region müssen nicht aufgrund bewaffneter Konflikte täglich um ihr Leben fürchten. Sie werden nicht durch Kinderarbeit ausgebeutet, sie dürfen zur Schule gehen und bei Krankheit einen Arzt aufsuchen. Und trotz des ihnen gebotenen Wohlstandes fehlt vielen dieser Kinder häufig etwas Wichtiges: familiäre Geborgen­heit und eine gute Zukunftsperspektive“, behauptet der VBE-Vorsitzende.

Die Werbebranche, die Wirtschaft und der Handel haben Kinder als Konsumenten fest im Griff. Kindliche Wunschträume werden von Werbestrategen aufgegriffen, me­dienwirksam aufbereitet und gewinnbringend vermarktet. „Maßstab allen Handelns sollte jedoch das seelische Wohl des Kindes sein, die Stärkung seiner Persönlichkeit für das Leben in der Gemeinschaft“, mahnt Brand an. „Wir stehen in der Pflicht, jedem Kind Geborgenheit und Anerkennung zu geben, Vertrauen aufzubauen. Kinder mögen es nicht, wenn sie nicht ernst genommen oder gar instrumentalisiert werden.“

Unabhängig von seiner sozialen Herkunft habe jeder junge Mensch ein Recht auf Bildung und Erziehung, unterstreicht der VBE-Vorsitzende. In Deutschland gebe es da Nachholbedarf, so haben es diverse Studien offengelegt. Es gehe jedoch nicht um ein besseres Abschneiden Deutschlands in internationalen Vergleichstests, betont Brand, sondern um den klaren grundgesetzlichen Auftrag zum Wohl des Kindes.

Der VBE fordert eine noch deutlichere Ausrichtung bildungspolitischer Anstrengun­gen auf den Elementar- und Primarbereich. Die Starterphase auf dem Bildungsweg muss endlich spürbar aufgewertet werden. Dazu gehört auch die stärkere gesellschaft­liche Anerkennung der an Grundschulen gepflegten heterogenen Lernkultur, wie sie jetzt von den Gemeinschaftsschulen übernommen wird. „Dass Eltern ein großes Inter­esse an der Entwicklung ihrer Kinder haben, hat sich erst wieder bei den Einschu­lungsfeiern in der letzten Woche gezeigt“, sagt der VBE-Chef. Diese Hoffnungen, die­ses Vertrauen in Schule und Lehrer gelte es zu erhalten.

VBE: Pädagogische Assistenten immer noch in Sorge

Die Verträge laufen aus, die Politik reagiert aber nicht

Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg erreichen wei­terhin Anfragen von pädagogischen Assistentinnen und Assistenten an Grund­schulen. Deren befristete Verträge laufen alle zum 31. Januar aus. Das bedeutet für die engagierten Hilfskräfte, dass sie sich spätestens im nächsten Monat als Arbeit suchend melden müssen, und für die Schulen, dass sie mitten im Schuljahr ohne ihre pädagogischen Assistenzkräfte dastehen. Vor gar nicht so langer Zeit wurden die Pädagogischen Assistenten an Haupt-/Werkrealschulen in ein unbe­fristetes Arbeitsverhältnis übernommen und auf Antrag sogar höher eingestuft.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Den in der Regierungsverantwortung stehenden Politikern wird es wohl gar nicht so richtig bewusst sein, dass die Arbeit der pädagogischen Assistenten an den Grund­schulen keine dauerhafte, sondern lediglich eine befristete ist“, moniert VBE-Landes­vorsitzender Gerhard Brand. Und da dieser Befristungstermin Ende Januar des nächs­ten Jahres erreicht ist, stehen die pädagogischen Assistenten ab Februar ohne Beschäf­tigung da. Den Schulen fehlen dann mit einem Schlag die fest eingeplanten und einge­bundenen Hilfskräfte, sofern sich nicht politisch sehr rasch etwas tun sollte.

Da auch die pädagogischen Assistenten an Hauptschulen weiter beschäftigt werden konnten, geht der VBE weiterhin davon aus, dass man bei den „Hilfslehrern“ an den Grundschulen keinen Sonderweg gehen will. Damit die Schulen nicht mitten im Schuljahr ohne pädagogische Assistenten dastehen, muss im Interesse aller die Politik jetzt sehr schnell entscheiden und die Verträge der Hilfskräfte verlängern oder – besser noch – entfristen, damit eine verlässliche, dauerhafte Beschäftigung der pädagogischen Assistenten auch an den Grundschulen gewährleistet ist.

Selbst anfängliche Bedenkenträger können sich die unentbehrlichen „Hilfslehrer“, deren Vergütung weit unter dem Satz regulärer Pädagogen liegt, nicht mehr aus den Schulen wegdenken. „Leider ist die Arbeitszeit der meisten pädagogischen Assistenten – die nicht eigenverantwortlich unterrichten dürfen – von einer Vollbeschäftigung noch weit entfernt“, bedauert VBE-Chef Brand die zeitlich eingeschränkte Einsatzmöglich­keit der pädagogischen Assistenten.

VBE moniert: Gute Bildungspolitik beinhaltet mehr als die Aussage „Der Pflichtbereich ist abgedeckt“

Stuttgart. „Es wäre unehrlich zu behaupten, dass unter einer von CDU und FDP geführten Regierung die Unterrichtsversorgung an den Schulen jetzt besser gewesen wäre als momentan unter Grün-Rot“, gesteht der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Auch die hätten aus fiskalischen Gründen die Daumenschrauben angelegt. Traurig sei aber, dass Grüne und SPD mit dem Versprechen angetreten waren, es in der Bildungspolitik viel besser als Schwarz-Gelb zu machen. Diese Verbesserungen seien an den Schulen bisher nicht zu spüren; das Gegenteil sei eher der Fall.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In der Tat könnte man zunächst damit zufrieden sein, dass zu Beginn des neuen Schul­jahres wenigstens der Pflichtbereich abgedeckt wird. Schule ist aber wesentlich mehr als nur Mathematik, Deutsch und Naturwissenschaften. „Wenn Schulen Profil zeigen sollen, jedoch keine Arbeitsgemeinschaften anbieten dürfen, wenn Schüler mit Schwä­chen zusätzlich nur gefördert werden können, wenn Eltern Geld für Nachhilfestunden aufbringen, wenn bei Erkrankungen von Lehrkräften Unterricht ausfallen muss, weil die `Lehrerfeuerwehr´ zu knapp kalkuliert ist, darf man das nicht als die bessere Bil­dungspolitik verkaufen“, wettert der VBE-Sprecher.

So hatten beispielsweise im Rems-Murr-Kreis die Grund- und Hauptschulen im Schuljahr 2008/09 insgesamt 2752 Lehrerwochenstunden für den Ergänzungsbereich zur Verfügung; im letzten Schuljahr (2011/12) waren es noch 1115, also weniger als die Hälfte. Bei den Realschulen rutschte die Zahlen von 675 auf 361 Wochenstunden ab, bei den Gymnasien von 664 auf 490 (aus einer aktuellenLandtagsanfrage dreier CDU-Abgeordneter des Rems-Murr-Kreises). Schon diese Zahlen allein sprechen eine deutliche Sprache. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Ergänzungsbereich zunächst vorrangig für Krankheitsvertretungen verwendet wird, bleiben für Stütz- und Förderkurse – etwa bei LRS und Dyskalkulie, für pädagogisch wertvolle Arbeitsge­meinschaften wie Chor, Theater-AG und Schülerzeitung kaum noch Stunden übrig. Obendrein werden die Leiter dieser Zusatzangebote abgezogen, um zuerst den Pflicht­bereich abzudecken, sobald Lehrer wegen Erkrankungen ausfallen. Wie man da ver­lässlich arbeiten, etwas kontinuierlich aufbauen kann, ist dem VBE, den Eltern und Lehrern unklar. „Wenn der Rotstift regiert, muss die Pädagogik schweigen“, bringt der VBE-Sprecher die aktuelle Situation auf den Punkt.

Vorbereitungsdienst für Fachlehrer an Sonderschulen am Fachseminar für Sonderpädagogik Reutlingen

Ziele der Ausbildung

Die Ziele der Ausbildung sind in der Verordnung des Kultusministeriums vom 9. August 1996 in § 1 beschrieben. Zu Ihren künftigen Arbeiten in den Schulen gehören in erster Linie die Verantwortung für den Unterricht und für die individuelle Förderung der Ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler. In den Schulkindergärten übernehmen Sie Verantwortung für die Vorbereitung der Kinder auf das schulische Lernen. Bei der Mitarbeit in einer Frühberatungsstelle sind Sie für Förderung grundlegender Entwicklungen der Kinder sowie für die Entwicklung notwendiger Stützsysteme im Zusammenwirken mit anderen Partnern zuständig. Die jeweiligen Lernvoraussetzungen der Schüler, die Möglichkeiten und Grenzen der Familien, die Zusammensetzung der Lerngruppe, das Alter und die Bedingungen der einzelnen Einrichtungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Aus den Anforderungen, die in Ihrem Berufsleben an Sie gestellt werden, ergeben sich für Ihre Ausbildung am Fachseminar bedeutsame Ziele und Inhalte.

Im Mittelpunkt stehen Kenntnisse über

  • Zusammenhänge kindlicher Entwicklung und Entwicklungsverzögerungen
  • medizinische Grundlagen zu Behinderungsarten
  • Zusammenhänge des Bildungsplans
  • fachdidaktisch-methodische Planung und Reflektion des Unterrichts
  • besondere Erfordernisse in der Arbeit mit behinderten Menschen
  • Beratung und professionelle Begleitung von betroffenen Familien
  • Kooperationspartner außerhalb der schulischen Einrichtungen
  • Schul- und Beamtenrecht

Für ein Gelingen der Ausbildungsanforderungen sind deshalb die Auseinandersetzungen mit folgenden Themenbereichen unabdingbar:

  • Pädagogische und psychologische Fragestellungen
  • Ethische und gesellschaftspolitische Fragestellungen und Strömungen
  • Fragestellungen über die eigene Berufsrolle

Grundlegende Seminare und Profilseminare

Wir unterscheiden zwischen „Grundlegenden Seminaren“, die zum Pflichtbereich für alle gehören und den „Profilseminaren“. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihrer Ausbildung ein eigenes Profil zu verleihen und einzelne Ausbildungsinhalte zu vertiefen. Schulpraxisbegleitendes Seminar (SPS). 

Ein wesentlicher Teil Ihrer Ausbildung findet an einer Ausbildungsschule statt. Daher sind die Angebote der Lehrveranstaltungen in enger Beziehung zu Ihren Erfahrungen an Ihrer Ausbildungsschule zu sehen. Ihre persönlichen Erfahrungen werden nicht nur mit Ihrem Mentor, im Kollegium der Schule, sondern auch mit dem für Sie zuständigen Lehrenden des Seminars reflektiert. Die Inhalte der wöchentlich am Fachseminar stattfindenden Ausbildungsgruppen (SPS) sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Ausbildungsangebots.

Ihr persönlicher Beitrag

Sie verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung und über die damit verbundene Berufserfahrung. Diese Kenntnisse sind für Ihre Ausbildung von großer Bedeutung und können in anderen Teilen der Ausbildung eine Bereicherung sein.

 

Inhalte der Ausbildung

Um Kompetenzen in den oben angeführten Bereichen zu erreichen, bieten wir Ihnen nachfolgend dargestellte Inhalte an.

Grundlegende Seminare:

Schulpraxisbegleitendes Seminar (SPS) FL G/K und TL

Unser Ziel ist es, Ihnen im SPS Schlüsselqualifikationen wie Planungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Bereitschaft zur Kooperation, Übernahme von Verantwortung, kreative Problemlösung, Toleranz und vieles mehr im fachlich-kommunikativen Austausch zu vermitteln. Einen hohen Stellenwert besitzen dabei eigenverantwortliches Arbeiten und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit im Team. Das SPS findet kontinuierlich einmal wöchentlich am Seminar statt. Inhaltlich werden wesentliche Aspekte der schriftlichen Unterrichtsplanung, der Unterrichtsdurchführung und Reflexion erarbeitet sowie Kompetenzen zum Erstellen individueller Förderpläne für die Schüler vermittelt. Dies geschieht immer in enger Verzahnung mit Ihrem Unterricht in der Schulpraxis. Durch Präsentationen des eigenen Unterrichts erhalten Sie die Gelegenheit, diesen zu reflektieren und auftauchende Fragen und Problemstellungen zu diskutieren und verschiedene Handlungsansätze zu finden. In diesem intensiven Austausch profitieren Sie gegenseitig voneinander. Ausschlaggebend ist hierbei ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und der Offenheit in der Seminargruppe.

Sonderpädagogik FL G/K und TL

In der Bundesrepublik Deutschland hat jedes Kind das Recht auf schulische Bildung. Dieses Recht wurde Kindern mit geistiger Behinderung erst Mitte des 20. Jahrhundert eingeräumt. Aber bereits schon Mitte des 18. Jahrhunderts gab es erste Bemühungen für die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Sonderpädagogische Förderung hat also eine über 200-jährige Tradition und die Diskussionen der Vergangenheit haben teilweise noch heute Relevanz. Das Seminar soll dazu beitragen, historische Entwicklungen kennen zu lernen und die Begegnung mit der Vergangenheit soll helfen, gegenwärtige Strukturen und Phänomene besser zu verstehen. Je nach Bundesland gibt es in den gesetzlichen Regelungen zur sonderpädagogischen Förderung und deren Durchführung unterschiedliche Festlegungen. Diese Regelungen werden im Hinblick auf Baden-Württemberg näher betrachtet und nicht zuletzt auch mit den Systemen anderer Bundesländer verglichen.

Einführung in den Bildungsplan FL G/K und TL

Jedes Kind und jeder Jugendliche hat ein Recht auf schulische Bildung und ein Recht auf Aktivität und Teilhabe an der Gesellschaft. Jeder Mensch kann sich bilden, weil jeder Mensch allein durch sein Menschsein Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen mitbringt. Ein Bildungsplan regelt die Geschäftsgrundlagen für pädagogische Entscheidungen jeder Schule und ist verbindliche Arbeitsgrundlage für jede Lehrkraft. Er ist neben den Schülervoraussetzungen Grundlage unterrichtlichen Planens und Handelns. Flankierend zum Bildungsplan der Schule für Geistigbehinderte werden die Bildungspläne der Grundschule und der Förderschule thematisiert. Für die Planung und Durchführung von Unterricht und die Gestaltung individualisierter Bildungs- und Erziehungsangebote ist das Einschätzen von Leistungen, Fertigkeiten, Verhaltensweisen, Interessen etc. der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers unabdingbar. Diagnostizieren gehört zu den Tätigkeitsmerkmalen jeder Lehrperson und ist über den Unterricht hinaus für den gesamten schulischen und außerschulischen Bereich relevant.

Wesentliche Inhalte dieses Seminars sind:

  • Ziele und Aufgaben der Schule
  • Blick auf die Schüler, ihre Kompetenzen, ihr Lebensumfeld, ihre Aktivitäts- und Teilhabemöglichkeiten
  • Struktureller Aufbau des Bildungsplans der Schule für Geistigbehinderte
  • Verhaltensbeobachtung und Analyse von Lernwegen
  • teilstandardisierte Beobachtungs- und Einschätzungsverfahren
  • Schüler-Umfeld-Analyse
  • Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)

Aspekte der Kommunikation FL G/K und TL

Kommunikation ist ein wichtiger Bereich in vielen Bereichen des Schulalltags. Viele Schüler an Schulen für Geistigbehinderte (SfG) und Schulen für Körperbehinderte (SfK) verfügen kaum oder gar nicht über sprachliche Kommunikationsmöglichkeiten. Diese Problematik verlangt nach einer gezielten Auseinandersetzung mit alternativen Kommunikationsmöglichkeiten. Die Grundlagen der Entwicklung der Sprache sowie der Kommunikation und der Einsatz der Unterstützten Kommunikation bilden einen Schwerpunkt dieser Veranstaltung. Zudem werden verschiedene Kommunikationsmodelle (Schulz von Thun, Watzlawick u. a.) vorgestellt. Desweiteren werden praktische Überlegungen zur „Ganzheitlichen Sprachförderung“ erarbeitet, die an den Sonderschulen für Geistig- und Körperbehinderte einen hohen Stellenwert einnimmt.

Aspekte der Entwicklungspsychologie  FL G/K und TL

Die Entwicklungspsychologie zeigt die Entwicklung des Menschen von der Geburt bis ins Alter auf. In der Fachliteratur findet man häufig die Unterteilung in motorische, kognitive, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung. Der Entwicklungsstand eines Menschen wird dabei von drei wesentlichen Faktoren beeinflusst – den genetischen Dispositionen, dem Lebensalter und dem Sozialisationseinfluss. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass diese Aussagen nur grobe Anhaltspunkte liefern und es interindividuelle und intraindividuelle Vielfalt in der Entwicklung gibt. Wenn die Vielfalt des Menschen und die subjektiven Neigungen, Kompetenzen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden, können Kenntnisse über normative Entwicklungsverläufe als Orientierung hilfreich für die schulische Bildung und Erziehung sein. Da Lernprozesse in enger Verbindung zu Motivation, Emotionen und Sozialisation stehen, werden in diesem Seminar Theorien der kognitiven und emotionalen/sozialen Entwicklung, sowie Erkenntnisse der Neurodidaktik erarbeitet. Dabei wird die Relevanz für die schulische Arbeit ebenso aufgezeigt wie auch die Umsetzung in den Schulalltag.

Medizinische Grundlagen FL G/K und TL

In diesem Seminar werden Sie sich Wissen und Verständnis für v.a. medizinische Gegebenheiten, die bei Schülern in der SfG und SfK im Zusammenhang mit den verschiedenen zu Behinderung führenden „Störungen“ auftreten können aneignen. Sie können Kenntnisse erwerben, wie damit einhergehende medizinische Probleme erkannt werden und wie Sie als Lehrer mit diesen umgehen können, um Gefährdungen und Folgeschäden möglichst zu vermeiden bzw. möglichst gering zu halten.

Neuropädiatrische Grundlagen FL K

In diesem Seminar sollen Sie Grundkenntnisse in Neuroanatomie und Neurophysiologie erwerben und vertiefen, soweit dies für das Verständnis für die in der SfK relevanten Beeinträchtigungen und das Aufgabenfeld des Fachlehrers K notwendig erscheint. Ebenso eignen Sie sich Kenntnisseder wichtigsten neuropädiatrischen Erkrankungen an, die zu Körper- oder Mehrfachbehinderungen führen können. Thematisiert wird überdies die Symptomatik von bestimmten Bewegungsstörungen. Es soll erarbeitet werden, wie bestimmte motorische Störungen und sonstige medizinische Probleme bei Schülern in der SfK medizinisch sowie mittels therapeutischer Fördermaßnahmen und Hilfsmittel positiv beeinflusst und Folgeschäden möglichst vermieden bzw. gering gehalten werden können.

Aspekte therapeutischer Förderung FL K

In dieser Lehrveranstaltung werden die vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten der therapeutischen Bewegungsförderung im Schulalltag erarbeitet. Hierbei werden vorhandene berufliche Kompetenzen der Ergo- und Physiotherapeuten durch pädagogische Grundkenntnisse und Handlungskompetenzen ergänzt und somit das berufliche Selbstverständnis der Fachlehrer K an der SfK / SfG erweitert.

Deutsch FL G und TL

Der Schüler ist sowohl in der Schule als auch im Elternhaus eingebettet in eine Bilder- und Schriftwelt. Sobald er über die Fähigkeiten und die Lesefertigkeiten verfügt, kann er dieser Bild- und Schrift-Umwelt zum eigenen Nutzen Informationen entnehmen und vor allem – ergänzend zu den verbalen/nonverbalen Möglichkeiten – mit der Umwelt auf einer weiteren Ebene kommunizieren. Lese- und Schreibunterricht an der Schule für Geistigbehinderte/Körperbehinderte berücksichtigt im besonderen Maße die individuellen Zugänge des Schülers zur Schriftsprache. Um den spezifischen Lernbedürfnissen der Schüler zu entsprechen und ihm ein strukturiertes Lernangebot anbieten zu können, benötigt die Lehrperson fundierte fachdidaktische Kenntnisse über die Lese- und Schreibentwicklung.

Die Lehreranwärter eignen sich in diesem Seminar Kenntnisse an

  • zum erweiterten Lesebegriff, z.B. Bilder lesen, Piktogramm lesen, Signalwort lesen sowie Analyse, Synthese und Sinnentnahme.
  • zum erweiterten Schreibbegriff, z.B. Kritzeln, Schemazeichnen, erste Schreibversuche, Lautschrift.
  • zur Verwendung geeigneter Diagnosemittel im Rahmen der Lese- und Schreibentwicklung.
  • zum Einsatz handelsüblicher didaktischer bzw. selbst erstellter Lese- und Schreibmaterialien.
  • zur Bedeutung der Literalität (Umgeben sein von Schriftsprache, Bilderbücher anschauen, Gedichte und Geschichten vorlesen, Zeitung lesen, …)  bei Schülern mit geistiger Behinderung und den Konsequenzen für den Unterricht.

Mathematik  FL G und TL

Vielleicht fragen Sie sich, warum man für das bisschen Rechnen ein ganzes Seminar veranstalten muss, denn der „Stoff“ ist ja so einfach. Für gute mathematische Lernangebote (und nicht nur da) ist es notwendig, über ein fundiertes Fachwissen zu verfügen. Die sachgerechte Einschätzung der Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und ein Verständnis für ihre Denk- und Handlungsweisen ermöglichen die Anregung und Bildung der individuellen mathematischen Kompetenzen und sind daher auch Thema in der Seminarveranstaltung. Die fachdidaktischen Grundlagen zu Vorläuferfertigkeiten, Zahlbegriffsentwicklung, mathematischen Operationserwerb und Geometrie werden in enger Verzahnung von Theorie und Praxis erarbeitet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus den Bildungsplänen der Schule für Geistigbehinderte, der Förderschule und der Grundschule zum Bereich Mathematik bilden den Einstieg in das Seminar.

Handling/Impulse zur Förderung der Eigenaktivität FL G und TL

Schülerinnen und Schüler mit einer Körperbehinderung benötigen Unterstützung beim Einnehmen und Halten von Körperpositionen (Lagerungen), sowie bei der Förderung ihrer Mobilität. Möglichkeiten für diese Hilfestellungen werden in diesem Seminar erarbeitet und miteinander geübt, dazu zählt auch das Kennenlernen von großen und kleinen Hilfsmitteln, welche zur Erleichterung des schulischen Alltags eingesetzt werden können. Die physiologische motorische Entwicklung, sowie deren mögliche Abweichungen, die Klärung der motorischen Kompetenzen, das Finden einer motorischen Zielsetzung und die Umsetzung in den Schulalltag, ist ebenfalls Gegenstand der Lehrveranstaltung.

Schulrecht, Beamtenrecht, schulbezogenes Jugend- und Elternrecht FL G/K und TL

Die Teilnehmer sollen mit den Grundzügen des Schul- und Beamtenrechts unter Berücksichtigung des schulbezogenen Jugend- und Elternrechts vertraut gemacht werden. Ausgehend von den Bestimmungen des Schulgesetzes (SchG) wollen wir uns mit der Schule, ihrer institutionellen Arbeit, den Verwaltungsaufgaben des Lehrers und seiner Stellung als Beamter auseinandersetzen. Ziel ist es, Ihnen die rechtlichen Rahmenbedingungen zu vermitteln, die Sie im schulischen Alltag benötigen.

 

Profilseminare – Auswahl

Besondere Lebenslagen

Aufgaben der Berufsschulstufe TL

Welche Auswirkungen hat das Wissen um die besondere nachschulische Situation, von jungen Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung, auf eine systematische schulische Förderung im Rahmen der Berufsschulstufe? Worauf sollen wir die Schüler eigentlich vorbereiten? Wie können gesellschaftliche Teilhabe und ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Rahmen unterrichtlicher Bemühungen gefördert werden? Diese und weitere Fragenkomplexe werden in diesem Seminar thematisiert.

Erziehung und Bildung von Schülern mit schwerer Mehrfachbehinderung

Die Beachtung der Individualität von Schülern mit einer schweren Mehrfachbehinderung versteht sich in der Pädagogik fast von selbst. Erziehung und Bildung dieses Personenkreises verlangen eine kritische Auseinandersetzung mit Unterrichtsinhalten und -zielen. Die Teilnehmer dieses Seminars sollen sich mit einem erweiterten Unterrichtsbegriff vertraut machen. Einen weiteren Schwerpunkt dieses Seminars stellt die Konfrontation mit verschiedenen Konzepten dieses Bereiches der Pädagogik dar.

Schüler mit herausforderndem Verhalten

„Er stört“-„Sie lässt mich nicht in Ruhe“. So oder ähnlich werden Schüler mit herausforderndem Verhalten erlebt. Fragestellungen zur Klärung des Personenkreises, Erklärungen für mögliche Ursachen, Grenzen zwischen Verhaltensauffälligkeiten und psychischer Erkrankung stehen im Mittelpunkt dieses Seminars und sollen u.a. anhand von konkreten Fallbeispielen bearbeitet werden.

Ethik und Behinderung

Ethik bezieht sich auf das sittliche Handeln des Menschen. Handlungsleitende Fragen können u.a. sein „Wie handeln wir richtig“ „Worin besteht das Gute? „Wozu bin ich als Mensch verpflichtet?“ „Welche Verantwortung habe ich als Lehrperson gegenüber Schülern mit Behinderung?“ Um diese und viele weitere ethische Fragen zu diskutieren und beantworten zu können, thematisieren wir u.a. folgende Themenschwerpunkte:

  • Bedürfnisse eines Menschen und Konsequenzen für das Lehrerhandeln (Biologische Bedürfnisse, Bindung, Sicherheit, kognitive Bedürfnisse, Selbstverwirklichung, Transzendenz)
  • Menschenbild und das Bildungsrecht für alle
  • Ethische Grundsätze im unterrichtlichen, pflegerischen und therapeutischen Handeln
  • „Sokratischer Eid“ nach Hartmut von Hentig, als Selbstverpflichtung für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben
  • Argumentation für das Recht auf Leben
  • Pränataldiagnostik, und dann? Wer hat ein Recht auf Leben? Haben wir ein Recht zu sterben, dann, wenn wir es wollen?
  • Besuch der Gedenkstätte Grafeneck, wo während der Nazizeit über 10 000 Menschen mit Behinderung ermordet wurden

 

Didaktische Grundlagen zu Bereichen des Bildungsplanes

Natur, Umwelt, Technik

Im NUT-Unterricht liegt der Schwerpunkt darin, den Schülern und Schülerinnen die Welt im Sinne von Natur, Umwelt und Technik erklärbar zu machen. Dabei steht dieser Bildungsbereich in engem Zusammenhang mit den Bildungsbereichen „Mensch in der Gesellschaft“ und „Selbstständige Lebensführung“. Es geht unter anderem darum, sich mit Menschen, Tiere, Pflanzen, unterschiedlichen Lebensräumen und Werkstoffen und deren Bearbeitungsverfahren auseinanderzusetzen, naturwissenschaftlich zu forschen oder sich mit der Geographie meiner Umwelt zu beschäftigen. Durch handlungsorientierte Angebote erhalten die Schüler und Schülerinnen hierzu individuelle Möglichkeiten, eigene Einsichten zu gewinnen. Die Aufgabe des Fachlehrers besteht darin Lerninhalte zu sichten, zu strukturieren, aufzubereiten und anzubieten, damit die Themen inhaltlich erarbeitet werden können und die Erkenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten welche die Schülerinnen und Schüler erwerben im alltäglichen Leben anwendbar werden. Inhalt des Seminars sind sowohl theoretische Inhalte und auch die praktische Auseinandersetzung, Planung und Präsentation eines Sachthemas.

Unterstützte Kommunikation

Nach der Einführung in die Unterstützte Kommunikation, die Sie bereits im grundlegenden Seminar „Aspekte der Kommunikation“ erhalten, werden in diesem Seminar Verknüpfungen zur Praxis im Mittelpunkt stehen. Das Erstellen von Kommunikationsbüchern und einfachen Kommunikationshilfen, der Einsatz von Gebärden sowie der Umgang mit Sprachausgabegeräten im Unterricht, bilden den zentralen Teil dieses Seminars. Hierbei machen Sie sich mit Medien und Techniken für Ihre unterrichtliche Tätigkeit mit kaum- oder nichtsprechenden Schülern vertraut. Einen weiteren Schwerpunkt stellen eigene Fallbeispiele dar, bei denen Sie Ihre Kenntnisse direkt in die Praxis übertragen können. 

Computereinsatz in der Sonderschule

Der Computer ist heute fester Bestandteil vieler Lebensbereiche. Aufgabe des Lehrers ist es, Möglichkeiten des Computereinsatzes unter Berücksichtigung der individuellen Schülervoraussetzungen aktiv zu filtern und zu beeinflussen. Bedingung hierfür ist neben dem Erwerb fachlicher und didaktischer Grundkenntnisse die Bereitschaft, sich auf das neue Medium einzulassen. In der Veranstaltung sollen den Teilnehmern praxisnahe Möglichkeiten und adäquate Nutzungsweisen für den sinnvollen Einsatz von Computern im Unterricht an SfG / SfK vermittelt werden.

Bewegter Unterricht

Bewegung und Lernen sind keine Gegensätze – ganz im Gegenteil – Bewegung ist ein hilfreiches Element für jeden Lernprozess. Gerade die neueren Erkenntnisse auf dem Gebiet der Hirnforschung weisen auf die lernförderlichen Aspekte von Bewegung hin. Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass ein Kind/Jugendlicher am Ende der Klasse 9 ca. 1200 Stunden sitzend in der Schule und ca. 1600 Stunden vor dem Bildschirm verbracht hat. Um dem entgegenzuwirken, sind Bewegungselemente im Unterricht eine gute Möglichkeit. Im Unterricht geht es darum,

  • Bewegung zuzulassen und herauszufordern,
  • Bewegung in den Unterricht zu integrieren durch Entlastungs- und Bewegungspausen, Unterrichtsmethoden und Sozialformen, 
  • Möglichkeiten der Sitz- und Arbeitshaltungen zu bedenken.

In diesem Seminar werden im theoretischen Teil aktuelle Erkenntnisse zum Thema „Bewegung und Lernen“ erarbeitet und daran im Anschluss konkrete Unterrichtsmaterialien und Medien auf deren Einsatzmöglichkeiten hin ausprobiert und analysiert.

Theater

Theater und Spiel als Formen kommunikativen Lernens in Gruppen und als künstlerisch kreativer Prozess erlangen immer mehr Bedeutung in der Pädagogik. Mit der Teilnahme an diesem Seminar erhalten Sie erste Grundlagen und Einblicke in das handwerklich-künstlerische Wesen der Theaterarbeit. Angesprochen sind alle, die Theater als wirksames Instrumentarium Handlungsfähigkeit einsetzen wollen.

Bildende Kunst

„Die Schule schafft Voraussetzungen, damit Schülerinnen und Schüler in der Bildenden Kunst […] Vielfalt erleben und dabei eigene Werturteile entwickeln können.“ (Bildungsplan SfG 2009, Seite 224) Bildende Kunst erleben und genießen, selbst künstlerisch tätig sein und Kunst zu präsentieren sind eigenständige Schwerpunkte aber auch sich gegenseitig ergänzende Bestandteile von Kunstunterricht. In diesem Seminar werden praktische Erfahrungen und der sachgerechte Einsatz von verschiedenen Materialien und Techniken in Bezug auf die Schülerschaft an SfG und SfK im Vordergrund stehen. Des Weiteren kann erprobt werden, wie die Begegnung und Auseinandersetzung mit verschiedenen Künstlern und Kunstwerken in der Schule thematisiert werden kann. 

 

Lehrerrolle, Zusammenarbeit mit Partnern, Tätigkeitsfelder

Lehrerprofessionalität

Außerhalb der Unterrichtssituation wird es in Ihrer Ausbildung, sowie auch bei Ihrer späteren beruflichen Tätigkeit immer wieder Anlässe und Situationen geben, in denen Sie nicht nur vor Schülern, sondern auch vor Kollegen und Eltern freie Reden, Seminare und Elternabende halten müssen. Solche Situationen bereiten vielen Menschen „Bauchschmerzen“ oder zumindest Unbehagen, weil sie darin ungeübt sind. Um ein sicheres Auftreten einzuüben, gibt es einige hilfreiche Übungen und Wissenswertes, was in diesem Seminar thematisiert werden soll.

Auf den Lehrer kommt später im Schulalltag eine Vielzahl von verschiedenen Belastungen zu. Wie kann man sich rechtzeitig vor Überforderung und Stresssituationen schützen? Wie erkenne ich als Lehrer rechtzeitig Konflikte und gehe dann mit diesen um? Wo sind meine eigenen Stärken und wo kann ich noch dazu beitragen, dass Konflikte lösbar sind und ein gutes Arbeitsklima entsteht?

Integration – Formen des gemeinsamen Lernens

In Baden Württemberg gibt es immer mehr Außenklassen. Damit wird der Wunsch vieler Eltern, ihr behindertes Kind mit nichtbehinderten Kindern lernen zu lassen, ernst genommen und ein stückweit umgesetzt. Die Erfolge der Außenklassen sprechen für diese Form des gemeinsamen Lernens. Durch die Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen haben diese nun ein Recht auf Aufnahme in die allgemein- bildenden Schulen. Dies wird unser Aufgabenfeld in den nächsten Jahren verändern. Das Seminar hat das Anliegen, Sie darauf vorzubereiten. Deshalb werden wir uns in Theorie und Praxis mit den Möglichkeiten gemeinsamen Lernens beschäftigen – unter dem Motto „Gemeinsam sind wir Klasse!“

Schüler mit herausforderndem Verhalten – Fallbesprechungen

„Besonderes Verhalten verlangt besondere Reaktionen.“ Es kommt in der beruflichen Tätigkeit in der Schule teilweise zu Situationen, in denen wir als Lehrperson „rasch“, aber vor allem besonnen reagieren müssen. Um diesen Herausforderungen einigermaßen gerecht werden zu können, führen wir in diesem Seminar anhand konkreter Fallbeispiele aus Ihren derzeitigen Tätigkeitsfeldern Fallbesprechungen durch. Diese erfolgen verknüpft mit der theoretischen Auseinandersetzung über Verhaltensbesonderheiten, die zum Beispiel bei Autismus, selbstverletzendes Verhalten, Aggression etc. zu beobachten sind. Die Besprechungen basieren unter anderem auf der Methode der systemischen Beratung mit aktiver Beteiligung der Seminarteilnehmer.

Offener Unterricht  

Offener Unterricht ist ein Sammelbegriff für verschiedene Ansätze, deren Wurzeln in der Reformpädagogik zu finden sind. Offene Unterrichtsformen zielen darauf ab, Schüler zum eigenverantwortlichen Handeln und selbstgesteuerten Lern- und Arbeitsverhalten anzuregen. Der selbstgesteuerte Zuwachs an Kompetenzen kann das Selbstvertrauen und die Persönlichkeit der Schüler stärken. Offener Unterricht beginnt im Kopf der Lehrer. Sie müssen Raum, Zeit und Material für eine aktiv handelnde Auseinandersetzung mit der natürlichen, technischen und gesellschaftlichen Umwelt zur Verfügung stellen und sich selbst als Berater, Begleiter, Initiator der Lernprozesse der   Schüler erkennen. In der Seminarveranstaltung werden Lernen an Stationen, Tages- und Wochenplanarbeit, Freiarbeit, Projektarbeit und Werkstattarbeit thematisiert. Wesentliche Bestandteile des Seminars sind es, eigene Erfahrungen mit den verschiedenen Formen des offenen Unterrichts zu machen, Ideen und Material zu erkunden und wenn möglich selbst herzustellen.

 

Evangelische und katholische Religionslehre

Religionspädagogik – Zusatzqualifikation  

Die religionspädagogische Ausbildung am Fachseminar hat verschiedene Schwerpunkte:

  • Erwerb von biblischem und theologischem Grundwissen
  • Persönliche Auseinandersetzung mit theologischen Inhalten
  • Reflexion über die Erfordernisse und Chancen eines Religionsunterrichts mit geistig behinderten Schülerinnen und Schülern
  • Kennen lernen vielfältiger Umsetzungsmöglichkeiten, um Schülern theologische Inhalte ganzheitlich verständlich machen zu können

Diesem Kursangebot liegt eine Vereinbarung zwischen den evangelischen und katholischen Kirchen zugrunde, die eine Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung des Religionsunterrichts als Teil des Gesamtunterrichts an der Schule für Geistigbehinderte/Körperbehinderte befürwortet. Um zu gewährleisten, dass die Schwerpunkte und Besonderheiten der jeweiligen anderen Konfession berücksichtigt werden, führen die Beauftragten der beiden Kirchen (Fr. Hövel, Pfarrerin und Hr. Schäfer, Gemeindereferent) die Veranstaltung zum größeren Teil gemeinsam durch. Der Kurs findet in der Zeit von März bis Oktober statt. Am Ende des Kurses (nach den Herbstferien) steht eine mündliche Prüfung (15 Minuten), die nach einem Unterrichtsbesuch im ersten Dienstjahr die Erteilung einer Missio / Vocatio durch die Kirchen ermöglicht.

 

Schulpraktische Ausbildung

Anleitung und Beratung in der schulpraktischen Ausbildung

In der schulpraktischen Ausbildung erhalten Sie Beratung und Begleitung sowohl durch Ihren Mentor an der Ausbildungsschule als auch durch einen Lehrenden des Fachseminars. Während der gesamten Ausbildungszeit sind Sie als Fachlehreranwärter G einem Mentor und einer Ausbildungsklasse zugeordnet. Bei Fachlehreranwärtern K sind die Zuordnungen vom Lehrauftrag des Mentors abhängig. In regelmäßigen Beratungen sprechen Sie mit Ihrem Mentor über die Planung Ihrer Unterrichtsvorhaben. Sie reflektieren in den Beratungsgesprächen Ihren Unterricht, erörtern Fragen zu einzelnen Schülern und thematisieren gemeinsam methodische und didaktische Gesichtspunkte der Unterrichtsplanung und Sie tauschen sich über Beobachtungen und Erfahrungen aus.

In der Anleitung und Beratung sind folgende Beratungs- und Gesprächsgrundsätze hilfreich:

  • Gemeinsames suchen nach Lösungsansätzen und Alternativen in der Unterrichtsplanung und Unterrichtsreflexion
  • Gegenseitiges Akzeptieren
  • Zuhören, Einfühlen, Verstehen
  • Gelungenes bestärken

Während der Ausbildungszeit erhalten Sie in Ihrer schulpraktischen Tätigkeit nach terminlicher Absprache mehrere beratende Unterrichtsbesuche durch Ihren Lehrenden des Fachseminars. Ein wesentlicher Bestandteil einer effektiven Zusammenarbeit dabei ist die Teilnahme Ihres Mentors am Unterricht und dem anschließenden Beratungsgespräch.

Gegenstände der Beratung sind

  • Reflexion er Unterrichtsdurchführung und Unterrichtsplanung
  • Entwicklung von Zielen, Kompetenzen und Inhalten für den Unterricht in Ihrer Klasse oder Lerngruppe bzw. für die Förderung einzelner Schüler
  • Entwicklung möglicher Alternativen zur Unterrichtsdurchführung
  • Gemeinsame Erarbeitung von Zielen für weitergehende Kompetenzen in Ihrer Unterrichtsplanung und Unterrichtsdurchführung
  • Fachlicher Austausch über anstehende aktuelle schulpraktische Erfahrungen und Fragestellungen

Merkmale und Umfang der schulpraktischen Ausbildung

Die schulpraktische Ausbildung erfolgt an einer Schule für Geistigbehinderte oder an einer Schule für Körperbehinderte bzw. an einer Schule mit entsprechender Abteilung. In der schulpraktischen Ausbildung werden Sie Ihre bisher erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen in der unterrichtspraktischen Tätigkeit erweitern und vertiefen. Sofern Sie noch über keine schulpraktische Erfahrung verfügen, können Sie nun unter fachlicher Anleitung und Begleitung grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen erwerben. Durch Hospitationen im Unterricht Ihres Mentors, durch eigene angeleitete und zunehmend selbständig ausgeführte Unterrichtstätigkeit, durch regelmäßige Vor- und Nachbesprechungen sowie durch eine Zusammenarbeit mit weiteren Fachkräften an der Schule bereiten Sie sich auf Ihre Tätigkeit als eigenverantwortlicher Fachlehrer vor.

An sonstigen schulischen Veranstaltungen sollten Sie teilnehmen, um ihre beruflichen Erfahrungen zu erweitern und zu vertiefen (z. B. Gesamtlehrerkonferenzen, Stufenkonferenzen, Klassenpflegschaftsabende, Pädagogische Tage), wenn es mit den Verpflichtungen am Seminar vereinbar ist. Nutzen Sie auch Möglichkeiten, sich über weitere schulische und vorschulische Aufgabenfelder „vor Ort“ exemplarisch kundig zu machen (z. B. Frühberatungsstelle, Schulkindergarten, Außenklassen, Probewohnen, WfbM).

Gliederung der schulpraktischen Ausbildung

Die schulpraktische Ausbildung beginnt mit einer Einführungsphase im Block in Ihrer Ausbildungsklasse. Sie machen sich mit den Personen und dem Betrieb der Schule und speziell mit den Schülern Ihrer Ausbildungsklasse vertraut. Im ersten Halbjahr der Ausbildung sind Sie jeweils an einem Tag in der Woche an acht Unterrichtsstunden in Ihrer Ausbildungsschule. Durch Hospitationen im Unterricht des Mentors, Beobachtungen der Schüler, durch aktive Mitarbeit und durch eigene Unterrichtsversuche lernen Sie die Schüler kennen und gewinnen Fähigkeiten im Unterrichten und im erzieherischen Umgang mit den Schülern. Sinnvoll ist es, in Absprache mit ihrem Mentor Unterrichtsschwerpunkte zu vereinbaren, die sich aus dem Arbeitsplan der Ausbildungsklasse sowie dem Lern- und Förderbedarf der Schüler ergeben. Eine Schwerpunktsetzung ermöglicht Kontinuität im planen, durchführen und reflektieren von Unterricht. Für die Schüler entstehen dadurch Sicherheit und Verlässlichkeit. Schriftliche Unterrichtsplanungen sind ein wichtiger Bestandteil Ihrer Vorbereitung und Planung. Sie erhalten dafür Anleitung im Schulpraxis begleitenden Seminar. Gegen Ende des ersten Ausbildungshalbjahres stellt der Lehrende am Fachseminar im Einvernehmen mit dem Schulleiter fest, ob Ihnen selbständiger Unterricht ab dem zweiten Ausbildungsabschnitt übertragen werden kann.

Im zweiten Halbjahr der Ausbildung sind Sie an zwei Schultagen pro Woche mit insgesamt 12 Unterrichtsstunden in der Klasse tätig. Davon sind vier Stunden als selbständiger Unterricht ausgewiesen, den Sie nun eigenverantwortlich und selbständig planen und durchführen. Die weiteren acht Stunden arbeiten Sie wie bisher in Zusammenarbeit und Kooperation mit Ihrem Mentor. Im dritten Halbjahr sind Sie an zwei bzw. drei Tagen in der Schulpraxis.

Hermann Schwertle, Leiter Fachseminar für Sonderpädagogik Reutlingen

VBE: Die „Stunde der Wahrheit“ schlägt morgen

Der Unterrichtsanfang wird zeigen, ob wirklich alle Schulen so gut versorgt sind, wie es öffentlich immer versichert worden ist

Stuttgart. Die offiziell veröffentlichen Zahlen und die Schulwirklichkeit sind nicht im­mer deckungsgleich. „Der morgige Unterrichtsbeginn nach den Sommerfe­rien wird allen ungeschminkt zeigen, ob die Schulen wirklich so gut mit Lehrerstunden versorgt sind, wie es das Kultusministerium und einige Staatliche Schulämter in den letzten Tagen versichert haben“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg, Gerhard Brand. Da werden die Eltern sehen, ob bereits Pflichtun­terricht ausfallen muss, ob es genügend Förderkurse und AG-Stunden gibt.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Wer solide Bildung für alle will, muss Geld in die Hand nehmen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Wie noch unter der CDU-FDP-Regierung ist auch unter der neuen grün-roten Regierungskoalition die 100-Prozent-Versorgung der Schulen so definiert, dass absolut nichts passieren darf, damit der Pflichtunter­richt gerade noch stattfinden kann. Eine Grippewelle unter Lehrern würde un­weigerlich zu massivem Unterrichtsausfall führen, weil es nur wenige interne Krankheitsvertreter an einigen Schulen gibt und Lehrer von außen erst bei längerem Ausfall vertraglich verpflichtet werden dürfen, sofern geeignete Personen dann überhaupt zur Verfügung stehen. Oft „unterrichten“ Lehrer gezwungermaßen zwei Klassen gleichzeitig.

Der Ergänzungsbereich – dazu gehören insbesondere Stütz- und Förderkurse für Schüler sowie pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften – ist auch im neuen Schuljahr lediglich marginal erkennbar. Können AG-Stunden gegeben werden, müssen diese sofort gestrichen werden, damit diese Lehrkräfte als Krankheitsvertreter eingesetzt werden können, falls das schulorganisatorisch überhaupt machbar ist. Der VBE wird, solange Unterricht an den Schulen ausfällt und individuelle Fördermöglichkeiten nicht nachhaltig ausgebaut werden – dazu gehören auch kleinere Klassen -, nicht nachlassen, die ver­antwortlichen Politiker mit dem Tatbestand einer Bildungsvernachlässigung zu konfrontieren. Eine solide Schulpolitik sieht anders aus, sagt der VBE-Chef.

9.9.2012

VBE: Mehr Schule mit weniger Lehrern geht nicht

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat nichts gegen die Einrich­tung neuer Gemeinschaftsschulen, wenn sie dem Wunsch aller vor Ort Be­teiligten entsprechen, sieht jedoch bei zurückgehenden Schülerzahlen wie die CDU die Gefahr der Kannibalisierung beim Überlebenskampf der Schulen in der Region, wenn Eigeninteressen nicht mit einer regionalen Schulentwicklungsplanung kompatibel sind.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE unterstreicht die Aussage der CDU, dass eine notwendige regionale Schulentwicklung nur dann gelingen kann, wenn sie auf dem Konsens aller Be­teiligten vor Ort basiert. Die Entscheidung für eine Gemeinschaftsschule zum Erhalt der wohnortnahen Schule – eine legitime Sichtweise von Kommunen und Städten – trägt den Überlebenskampf in die Fläche, weil jeder Bürgermeister „Standortsicherung“ betreiben will. Da werden Interessen der Nachbargemein­den zweitrangig. „Daher muss für die regionale Schulentwicklung die Schulver­waltung mit ins Boot genommen werden, die alle auf Kreisebene wichtigen Fak­ten kennt und eine Moderatorenrolle bei diesem für die unmittelbar Betroffenen schmerzlichen Prozess übernehmen kann“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Bessere Schulen werde es auf keinen Fall für weniger Geld geben. Die solide Sicherung der Unterrichtsversorgung einschließlich einer deutlichen Erhöhung der Krankheitsreserve, AG-Stunden, Stütz- und Förderkurse, mehr Sportunter­richt in der Grundschule – wie von der SPD vorgeschlagen -, mehr Ganztages- und Gemeinschaftsschulen, Inklusion und viele andere Herausforderungen erfordern künftig mehr Lehrerstellen und nicht weniger. Dass es wegen zu gerin­gerer Schülerzahlen auch zu Schulschließungen kommen wird, heißt nicht, dass diese Lehrer nun überflüssig werden. An anderen Schulen warten genügend Aufgaben der ehrgeizigen Bildungspolitik der Landesregierung. Die Politiker sollten sich von der Vorstellung verabschieden, dass man bei einem viel zu kurzen Rock nur etwas am Saum zuppeln muss, damit er dann die Blöße der Beine besser bedeckt. Wenn Lehrerstellen gestrichen werden, fehlen sie.

7. September 2011

Appell des VBE zum Schulstart nach den Sommerferien:

Schülern etwas zutrauen, sie aber auch verlässlich begleiten

Stuttgart. „Es ist für Eltern nicht damit getan, das Kind nach den Sommerferien in der Obhut der Schule zu wissen und darauf zu vertrauen, dass die Lehrer schon alles irgendwie richten werden“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), zum Schulstart in Baden-Württemberg. „Das dauerhafte Interesse der Eltern am Kind, an dessen Lernfortschritten und die Würdigung ordentlich gemachter Aufgaben geben nicht nur Schulanfängern das Gefühl für die Sinnhaftigkeit und Wertigkeit ihrer Arbeit.“

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE rät Eltern – und nicht nur denen von Erstklässlern – intensiven Kontakt mit der Schule zu pflegen, sich einzumischen und einzubringen in die schulischen Gremi­en wie Klassenpflegschaft, Elternbeirat, Schulkonferenz oder Förderverein. Die aktive Teilnahme von Eltern am Schulleben ist unverzichtbar, sei es an Projekten, bei Lern­gängen oder – sofern durch die schlechter gewordene Versorgung mit Lehrerstunden überhaupt noch angeboten – in pädagogisch wertvollen Arbeitsgemeinschaften. Dies wird in den Bildungsplänen auch ausdrücklich so beschrieben. Dort heißt es: „Zu einer intakten Schulgemeinschaft gehören nicht nur Lehrer und Schüler, sondern aktive, in­teressierte und engagierte Eltern.“ Dazu VBE-Chef Gerhard Brand: „Schon im Interes­se des Kindes sollten Lehrer und Eltern dauerhaft verlässliche Partner sein.“

Lehrer sind keine Entertainer, die nur für „Bespaßung“ sorgen, aber auch keine „Su­per-Nannys“, die den Kindern mit Strenge und Strafen all die Unarten austreiben, um deren Abgewöhnung sich Eltern bisher vergebens bemüht haben. Kinder sollten voller Neugier und frei von Angst in die Schule kommen – und das möglichst nicht nur an­fangs. Moderner, offener Unterricht lässt Schülern den Freiraum, sich Inhalte selbstän­dig oder mit Klassenkameraden zu erarbeiten, lässt sie experimentieren und sich mit Mitschülern gedanklich austauschen. „Eltern und Pädagogen sollten den Kindern et­was zutrauen und sie dann auch machen lassen“, sagt Brand, „ganz egal ob man die Lehrer weiterhin ganz altmodisch Lehrer nennt, Lernbegleiter – an Gemeinschafts­schulen – oder `Potentialentwicklungscoaches´, wie sich moderne Gurus heute auszu­drücken pflegen.“ Dass die Politik und das Kultusministerium jetzt endlich für bessere Rahmenbedingungen sorgen müssen und nicht ständig verbale Klimmzüge machen sollten, um die Situation an den Schulen so darzustellen, wie sie von Praktikern und Eltern nicht wahrgenommen werde, sei eigentlich selbstverständlich, so der VBE-Chef.                                                            

VBE rät künftigen Erstklässlern, ihren Eltern den sichersten Weg zur Schule zu „zeigen“

Stuttgart. Zurzeit sind noch Ferien; trotzdem empfiehlt der Verband Bildung und Er­ziehung (VBE) den Eltern der neuen Erstklässler, schon jetzt an die Schule zu denken. Nicht nur der Kauf von Schultüte und Ranzen ist wichtig. Die Eltern der Abc-Schützen sollten die Zeit vor Schulbeginn dazu nutzen, dem Kind die nötige Sicherheit für den künftigen Schulweg zu geben.

Eltern, deren Kindergartenkind nach den Ferien ein Grundschüler wird, rät der VBE, noch vor dem offiziellen Schulanfang den sichersten Schulweg herauszu­suchen, diesen an mehreren Tagen in aller Ruhe gemeinsam mit dem Sohn oder der Tochter zu gehen und so den Weg regelrecht einzuüben. Viele Städte und Gemeinden geben als Hilfe Schulwegpläne heraus, die wichtige Informationen zur Verkehrssituation vor Ort enthalten.

„Schulanfänger und deren Eltern können Ängste abbauen und Gefahrensituati­onen minimieren, wenn sie die Schulzeit bereits in den Ferien vorbereiten, ge­meinsam den gefahrenärmsten Schulweg auswählen und ihn zur Probe mehr­mals ablaufen, wenn möglich zu den entsprechenden Unterrichtszeiten – nämlich morgens und mittags“, rät der VBE-Sprecher. Das gebe allen Beteiligten ein gu­tes Gefühl, vor allem, wenn am Ende der Übungen die Kinder den Eltern den Schulweg „zeigen“ und diese dann zur Schule „führen“ dürfen. Schüler, die in ländlichen Gegenden den Bus benützen müssen, können mit den Eltern auch das sichere Busfahren üben.

Bei Verkehrsunfällen mit Schulkindern ist die Frage, wer daran „Schuld“ ist, zunächst einmal sekundär. Vorbeugung ist angesagt, damit es erst gar nicht zu einem Unglück kommt. Die Schulwegpläne der Städte und Kommunen sind eine Hilfe beim Heraussuchen des sichersten Weges, der nicht immer der kürzeste sein muss. Den ganz persönlichen Schulweg mit seinen spezifischen Gefahren­punkten kennen Eltern am besten. Diese sollten ihr Kind so auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorbereiten, dass es gesund wieder nach Hause kommt.