Jetzt werden sie als Wegbereiter zur Gemeinschaftsschule umworben
Stuttgart. Die Realschule als anerkannte Schulart zwischen Gymnasium und Hauptschule blieb jahrelang bei Schuldebatten außen vor. „Sie war einfach da, sehr beliebt und machte hervorragende Arbeit“, versichert Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch nun rückt diese Schulart in den Fokus des Kultusministeriums, da es ohne die Realschulen keinen Siegeszug der politisch gewollten Gemeinschaftsschule geben kann. Deshalb fühlen sich die meisten der plötzlich heftig umworbenen Realschullehrkräfte instrumentalisiert.
Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender
In der Realschule werde solide Arbeit geleistet, unterstreicht der VBE-Chef. Das sei sicher auch mit ein Grund, warum diese Schulart bisher so wenig in den Schlagzeilen war. Schüler, Eltern, und Lehrer waren und sind mit „ihrer“ Realschule hochzufrieden.
Als ein Ärgernis galt höchstens die meist bis zum Klassenteiler vollgefüllten Klassen, die durch „Rückkehrer“ aus den Gymnasien während des Schuljahres auch bisweilen über Limit geführt werden müssen.
„So erfreulich der etwas niedrigere Klassenteiler von 28 für Gemeinschaftsschulen für diese neue Schulart ist, so dürfen in Bezug auf die Klassengrößen die anderen Sekundarschulen nicht aus den Augen verloren werden“, warnt Brand.
Die von der damaligen CDU/FDP-Regierung vorgesehene sukzessive Senkung des Klassenteilers von 33 auf 28 Schüler sei auch an allen anderen Schularten als Schritt in die richtige Richtung zwingend notwendig und dürfe keinesfalls an den angeblich plötzlich aufgetauchten „schwarzen Haushaltslöchern“ scheitern, moniert Brand.
Dass von Realschulseite kaum Klagen öffentlich geäußert wurden, heiße noch lange nicht, dass Schüler, Eltern und Lehrer dort nicht unter den zu vollen Klassen leiden würden, versichert der VBE-Chef, „Klassen, die nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung noch mehr Vielfalt in der Schülerschaft aufweisen.“
Der VBE hat sich als Richtwert die Schülerhöchstzahl 22 pro Klasse auf die Fahnen geschrieben, eine Zahl die bei Lehrerfortbildungsveranstaltungen oder in Volkshochschulkursen ganz selten erreicht wird, obwohl dort alle Teilnehmer freiwillig und hoch motiviert zum Unterricht kommen – eine Situation, die bei den Schülern an den Pflichtschulen nicht immer voll zutrifft.
6. Dezember 2012