VBE: Lehrer weder Wunderheiler noch Therapeuten

Bessere Rahmenbedingungen an Schulen würden die Arbeit erleichtern

Stuttgart. „Schule belastet Schüler, Eltern und Lehrer immer stärker. Schüler leiden unter sozialen oder familiären Problemen. Eltern fiebern insbesondere den Jahreszeugnissen und dem Schulabschluss ihrer Kinder entgegen. Für Lehrer sind schwierigere, unter schlechten Rahmenbedingungen leidende Schüler sowie zu große Klas­sen die stärkste Belastung“, stellt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Mit Sorge sieht der VBE-Landeschef die steigende Zahl verhaltensauffälliger Schüler. Bei Kindern und Jugendlichen nehmen verbale Ausfälligkeiten zu, psychosomatische Störungen, Mobbing und Verweigerungshaltungen. Der VBE appelliert an Politiker und Kultusbehörden, von erdrückenden Forderungen an Schule und Lehrerschaft Ab­stand zu nehmen und realistische Ziele zu setzen. „Lehrer können nicht jedes Problem der Gesellschaft aufarbeiten und lösen und auch nicht jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen. Lehrer sind keine Alleskönner, Animateure, Therapeuten oder gar Wunder­heiler“, so der VBE-Chef wörtlich.

Der VBE ermutigt alle Eltern, bei der Erziehung mehr von ihrer natürlichen Autorität Gebrauch zu machen und den Kindern – gerade wenn sie sie lieben – deutliche Grenzen zu setzen und konsequent auf deren Einhaltung zu bestehen.

Der VBE fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen an den Schulen, ins­besondere mehr unterstützende Fachkräfte wie Sozialpädagogen, Schulpsychologen und Beratungslehrer sowie deutlich kleinere Klassen und Lerngruppen mit dem Ziel, dass allerhöchstens 25, besser noch 20 Schüler in einer Klasse sitzen. Außerdem müs­sen die Pädagogen spürbar von zusätzlichen Aufgaben entlastet werden.

Jetzt werden aus dem allgemeinen Entlastungskontingent auch noch Ermäßigungs­stunden, die sowieso viel zu knapp bemessen sind, gestrichen. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich, der bisher schon am schlechtesten dran war, soll die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren werden. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. „Die von der grün-roten Landesregie­rung geplanten Streichungen von 11 600 Lehrerstellen passen nicht zu den vielen zu­sätzlichen Aufgaben, die die Schulen schultern müssen“, kritisiert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE: Bei Kindern in der Grundschule wieder mehr auf ein gefälliges Schriftbild achten – Wenn nicht da, wann dann?

Stuttgart. Das Schreiben mit der Hand und nicht über eine Tastatur praktiziert man vor al­lem in den Schulen. Gab es früher sogar das im Zeugnis ausgewiesene Fach „Schönschreiben“, denkenheute manche Schulen laut über eine weitere Vereinfa­chung der Schrift nach. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) warnt davor, eine gefällige, gut lesbare Schrift als unwichtig abzutun.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aus der Sütterlinschrift entwickelte sich die „Deutsche Volksschrift“. Nach dem zwei­ten Weltkrieg mussten die Schüler neben den Druckbuchstaben die „Lateinische Aus­gangsschrift“ erlernen, deren Rundungen und Schnörkel manchen Pädagogen später ein Dorn im Auge waren. „Schönschreiben“ als eigenständiges Unterrichtsfach war schon lange abgeschafft, da durften Schulen ab den Neunziger Jahren als Alternative auch die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ verwenden.

Ein Drittel der Jungen und zehn Prozent der Mädchen hätten, so heißt es, am Ende der Grundschulzeit eine unleserliche Handschrift. Deshalb erproben seit 2011 einige Schulen die Grundschrift, eine Art Druckschrift, dessen Buchstaben sich gelegentlich berühren. Der VBE-Sprecher warnt davor, beim Schrifterwerb in der Eingangsstufe und während der ganzen Grundschulzeit die Freude am Schreiben zu vernachlässigen. Die Schule sei für viele Heranwachsende der einzige Ort, an dem die Fähigkeit, mit der Hand zu schreiben, überhaupt noch ein Thema ist. „Im Zeitalter von Compu­tern und Smartphones wird leider mehr auf Tastaturen getippt als der Umgang mit Fül­ler und Schreibstift gepflegt. Das Kulturgut Handschrift wird zur Nebensache“, mo­niert der VBE-Sprecher.Damit das Schreibenlernen aufgewertet werden kann, müssen an den Grundschulen entsprechende Arbeitsbedingungen herrschen. Dazu gehört aus­reichendes Lehrpersonal und Zeit, damit die Grundschulkinder in Ruhe und ohne Druck das Schreiben üben können, denn Übung gehört nun einmal dazu. Die jungen Schüler sollten das Schreiben als einen positiven Prozess erleben, an dem sie wachsen und reifen.

Leider geraten an den Schulen auch andere Kulturtechniken wie Singen, Malen oder Musizieren mehr und mehr ins Hintertreffen. Unterrichtsfächer, die ver­meintlich nicht fürs „Weiterkommen“ wichtig sind, werden an den Rand gedrängt und verlieren weiter an Bedeutung. Natürlich soll die Schule nicht zum Schönschreibdrill zurück­kehren, aber trotzdem daran arbeiten, die Vorzüge einer gut lesbaren Schrift aufzuzei­gen und ein gefälliges Schriftbild als Ausdruck von Individualität intensiv zu pflegen.

19. April 2013

VBE: Schule ist kein Wunschkonzert – Zwischen Anmeldung und Abschluss liegen viele arbeitsintensive Jahre

Stuttgart. „Natürlich wünschen sich Eltern einen möglichst hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder“, bestätigt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, die Aussage des Kultusministers zu den Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen. Aber so mancher Vater würde auch gerne einen Porsche fahren und ist heilfroh, wenn er wenigstens die Raten für den Volkswagen abstottern kann.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Der Kultusminister setzt die hohen Übergangszahlen bereits mit dem Erreichen des Bildungsabschlusses der gewünschten Schulart gleich“, kritisiert Brand die euphori­schen Worte aus dem Ministerium. Auch bisher haben nicht alle Fünftklässler auf den weiterführenden Schularten wirklich bis zum Abschluss durchgehalten. Um wie viel höher erst müsse die Abbrecherquote durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ausfallen, fragt der VBE-Chef voller Sorge.

Erschwerend kommt hinzu, dass gleichzeitig mit dem Wegfall der Zugangshürde die Stütz- und Fördermaßnahmen aus dem schon zusammengestrichenen Ergän­zungsbereich weiter spürbar zurückgefahren werden, nicht aus pädagogischen Grün­den, sondern um Geld zu sparen. „Die Vielfalt von Schülern mit Schwierigkeiten nimmt zu, die Lehrer aber werden mit den Problemen im Stich gelassen“, moniert Brand. Natürlich wünschen sich Eltern für ihre Kinder den bestmöglichen Schulabschluss. Vor diesem Abschluss stehen aber fünf, sechs, acht oder neun ar­beitsintensive Jahre. Ganz gleich, ob die Kinder eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium oder eine Gemeinschaftsschule besuchen: durch den Übertritt auf diese Schulart ist der Abschluss noch nicht garantiert. Was gedenkt das Kultusminis­terium mit all den Schülern zu machen, bei denen der Elternwunsch an der schuli­schen Realität scheitert. Fatal wäre es, die Standards abzusenken, damit die Ab­schlüsse mehr oder minder von jedem erreicht werden können. Wer weiterhin eine hohe schulische Qualität haben möchte, darf bei den Leistungsanforderungen keine Abstriche machen, unterstreicht Brand und fordert das Kultusministerium auf, alle Schulen so mit Lehrerstunden auszustatten, dass kein Schüler durchs Raster fällt.

15. April 2013

VBE: Realschulen als Steigbügelhalter für die Gemeinschaftsschulen heftig umworben

Stuttgart. Die Realschule als anerkannte „Sandwich“-Schulart zwischen Gymnasium und Hauptschule kam jahrelang ganz selten in die Schlagzeilen der Presse. „Sie war einfach da, sehr beliebt und machte hervorragende Arbeit“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch nun spricht alle Welt von der Realschule, da es ohne die Realschule keine Ausbreitung der politisch gewollten Gemeinschaftsschule geben kann. Deshalb fühlen sich viele Realschulen plötzlich als Mittel zum Zweck umworben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In der Realschule wurde und werde solide Arbeit geleistet, unterstreicht der VBE-Chef. Das sei sicher auch mit ein Grund, warum diese Schulart bisher so wenig in den Schlagzeilen war. Schüler, Eltern, und Lehrer waren und sind mit „ihrer“ Realschule hochzufrieden. Als ein Ärgernis galten höchstens die meist bis zum Klassenteiler vollgefüllten Klassen, die durch „Rückkehrer“ aus den Gymnasien während des Schul­jahres auch bisweilen über Limit geführt werden mussten. Dass von Realschulseite kaum Klagen öffentlich geäußert wurden, heißt noch lange nicht, dass Schüler, Eltern und Lehrer dort nicht unter den zu vollen Klassen leiden; Klassen, die nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung noch größere Vielfalt in der Schülerschaft aufweisen.

Der VBE will nicht die Abwicklung der Realschule, sondern deren Stärkung durch den Ausbau des Wahlpflichtbereiches, eine Überarbeitung der Konzeption der Fächer, die Hervorhebung des typischen Profils dieser Schulart, eine zeitliche Entlastung der Kollegien und Schulleitungen, zusätzliche Lehrerstunden und Pädagogische Assisten­ten, die es bisher nur an Grund- und Werkrealschulen gibt, sowie die Erweiterung der Realschule um zwei Jahrgangsstufen mit der Möglichkeit, dort die Fachhochschulreife zu erwerben (R8) und eine verstärkte Vernetzung mit den beruflichen Gymnasien.

Während Haupt- und Werkrealschulen ein sehr starkes Interesse daran haben, sich zu einer Gemeinschaftsschule weiter zu entwickeln, herrscht auf Realschulseite weiterhin große Zurückhaltung. Ungeachtet dessen spricht der VBE den Lehrkräften an den 42 aktuellen und an den 87 fürs kommende Schuljahr genehmigten Gemeinschaftsschulen Respekt und Anerkennung aus für die Pionierarbeit, die mit erheblichem Mehraufwand an pädagogischen Innovationen und persönlicher Einsatzbereitschaft verbunden ist.

12.04.2013

VBE: Die Lehrerfortbildung muss Motor der Schulentwicklung werden

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht die Not an den Schulen: Lehrer sollen die Schulentwicklung voranbringen, neueste pädago­gische Konzepte vom individuellen Lernen über Inklusion bis zur Gemeinschafts­schule professionell umsetzen, werden aber dabei mehr oder minder allein gelas­sen. „Und wenn eine Schule initiativ wird, einen Experten als Fortbildner einlädt, soll der möglichst auch noch ganz wenig kosten“, moniert der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die lediglich in homöopathischer Verdünnung bei den Lehrkräften des Landes ankommen, können nach Auffassung des VBE keine weltbewegenden Veränderungen an den Schulen bewirken. Wer Schule neu denken will, sollte nicht nur neue Wege in der Lehrerausbildung beschreiten, sondern auch an die denken, die bereits seit Jahren in der „Tretmühle Schule“ arbeiten. Der VBE kri­tisiert, dass Lehrkräfte, die bereits im System Schule verwurzelt sind, viel zu wenig Beachtung finden und Mittel für Fortbildung sogar gekürzt statt aufgestockt werden.

Es kann etwas am Konzept nicht stimmen, wenn Fortbildung nur für einen sehr ein­geschränkten Adressatenkreis stattfindet, der das erworbene Wissen wiederum an Mul­tiplikatoren weiterreicht, die anschließend nach dem Schneeballsystem in der Region dafür sorgen, dass Lehrer sich nebenher fortbilden und danach das jeweils eigene Kol­legium im Rahmen einer Lehrerkonferenz über die Neuerungen informieren,. Das ist alles andere als professionell und erinnert eher daran, wie Kinder „Stille Post“ spielen.

Wer qualitativ höherwertigen Unterricht will, muss dafür sorgen, dass Lehrer höher­wertig aus- und fortgebildet werden. Qualifizierte Lehrgänge auf Akademie-Ebene sollten dem ganzen „pädagogischem Fußvolk“ mit ausreichenden Angeboten offenste­hen. Jetzt rächt es sich, dass die Landesakademien in Calw und Donaueschingen dicht machen mussten. Bad Wildbad, Esslingen und die Comburg stoßen an Kapazitätsgren­zen. Vor allem die mehrtägigen Kurse in aktueller Pädagogik sind so überlaufen, dass Interessenten Absagen erhalten. Auf der anderen Seite müssen regionale Lehrerfortbil­dungen – das sind zusätzliche nachmittägliche Angebote nach fünf oder sechs anstren­genden Schulstunden am Vormittag – oft mangels Nachfrage storniert werden.

Lehrer sollen sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen, sollen Schulprofile entwickeln, neue Bildungspläne und Bildungsstandards umsetzen, mit Schulentwick­lung und Evaluation umgehen. Dafür wird optimale Fortbildung benötigt. Eine zeitge­mäße Lehrerfortbildung lässt Pädagogen nicht im „eigenen Saft“ schmoren, sondern bringt immer wieder qualitativ hochwertige Impulse – von außen. Und das kostet Geld.

7. April 2013

VBE: Den Umgang mit dem Computer auch für Grundschüler mit in die neuen Bildungspläne aufnehmen

Stuttgart. Computer sind in den weiterführenden Schulen selbstverständliche Arbeits- und Hilfsmittel für Schüler geworden. „Leider sieht es mit der Multimedia-Aus­stattung und der Anwendung von Computern im Grundschulunterricht nicht so günstig aus“, stellt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, mit Bedauern fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Bereits vor knapp zwanzig Jahren – Ende 1994 – wurde ein Modellversuch „Computer an Grundschulen“ gestartet. Dabei ist es auch geblieben. „Heute stehen in etlichen Grundschulen zwar schon Rechner – vor allem, wenn engagierte Lehrer sich darum bemühen -, in den Bildungsplan des Primarbereiches hat die neue Technologie anders als in der Sekundarstufe noch immer offiziell keinen Einzug gehalten“, bemängelt der VBE-Vorsitzende.

Viele Grundschüler zeigen sich als Profis, wenn es um Computerspiele geht. Es wäre pädagogisch leichtfertig, die positiven Anwendungsbereiche der Geräte im Grund­schulbereich auszuklammern und sich die Chancen entgehen zu lassen, die die Compu­ter zur Lernmotivation der Schüler bieten. Sinnvoll wäre der Einsatz von Textverarbei­tungsmöglichkeiten in Deutsch und entsprechender Software in Mathematik im Rah­men differenzierender Stütz- und Fördermaßnahmen, die Informationsbeschaffung im Internet für das Fach MeNuK (Mensch Natur und Kultur), der Einsatz von Computern im Fremdsprachenunterricht, beim Wochenplan und in der Freiarbeit und nicht zuletzt als Trainingsmöglichkeit partnerschaftlichen Verhaltens bei Gruppenarbeit.

„Die Grundschule könnte durch die Aufnahme der Computer in den Bildungsplan noch mehr ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht werden, indem sie den Schülern zusätzliche Erfahrungsräume öffnet und sie zum sinnvollen Umgang mit den neuen Medien anleitet“, stellt der VBE-Chef fest, selbst wenn das dem Professor Man­fred Spitzer nicht so gefalle. Durch die offizielle Anerkennung des Computers als Arbeitsmittel auch für Grundschüler würden die nervigen Diskussionen mit dem Schulträger über die Übernahme oder Nichtübernahme der Sachkosten entfallen.