Schule ist mehr als Deutsch, Mathematik und Fremdsprache Musisch-technische Fächer und Sport nicht nur als schmückendes Beiwerk sehen
Stuttgart. Anlässlich der Halbjahreszeugnisse/-informationen, die an den Schulen in den ersten Februartagen ausgegeben werden, warnt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg vor einer zu einseitigen Bevorzugung der auf den Kopf ausgerichteten schulischen Arbeit. Eltern und Lehrer sollten bei der Gewichtung und Würdigung von Schülerleistungen weg von der zu starken Fokussierung auf die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache(n). Musisch-künstlerische Unterrichtsfächer, Technik und Schulsport seien kein schmückendes Beiwerk, sondern für eine positive Entwicklung der Schülerpersönlichkeiten ebenso wichtig, warnt der VBE-Sprecher vor einer Abwertung dieser sogenannten „Neben“-fächer.
Unterrichtsfächer, die zumindest gefühlsmäßig für das schulische und berufliche „Weiterkommen“ nicht ausschlaggebend seien, würden immer mehr an den Rand gedrängt und verlören weiter an Bedeutung. So seien die musisch-ästhetische Erziehung, Technik und der Schulsport heute oft vernachlässigte Fächer, bemängelt der VBE-Sprecher. Deshalb warnt der Lehrerverband vor einer zu starken „Verkopfung“ schulischen Arbeitens. Da auch Eltern mehr denn je auf die „Verwertbarkeit“ der Unterrichtsfächer achten, fallen bei krankheitsbedingtem Lehrermangel in der Regel eher Musik, Sport und Bildende Kunst aus, bevor eine Deutsch- oder Mathematikstunde gestrichen wird. Die Schüler sind jedoch auf eine ganzheitliche Bildung und Erziehung angewiesen, in der auch Ästhetik, Bewegung und Emotionen eine tragende Rolle spielen sollten. Wenn um die Bedeutung der einzelnen Unterrichtsfächer gestritten wird, geht es meist lediglich darum, ob eine sprachliche oder naturwissenschaftliche Ausrichtung die wichtigere sei. Der künstlerisch-musisch-sportliche Bereich werde von vielen mehr als schmückendes, aber nicht unbedingt notwendiges Beiwerk betrachtet, bedauert der VBE-Sprecher diese Entwicklung. Pestalozzis 200 Jahre alter pädagogischer Ansatz ganzheitlichen Lernens „mit Kopf, Herz und Hand“ sollte in der Welt von heute mehr denn je zur Maxime unterrichtlichen Tuns werden – und das nicht nur an den Grundschulen.