VBE: Bei Gewalt nicht wegschauen – Das schulische Umfeld verbessern

Mit Sorge registriert der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg immer wiederkehrende Berichte über Gewalt, die auch von Schülern ausgeht. Selbst wenn es sich dabei stets um Einzelfälle handelt, rufen die Taten immer mehr das ungute Gefühl hervor, was wohl als nächstes passieren könnte. Gewalttätige Jugendliche habe es schon immer gegeben, aber die gesunkene Hemmschwelle und die zunehmende Brutalität der Aggressionen erschreckten, so der VBE-Sprecher.

Lehrer bemühten sich zwar neben der Bildung der Schüler verstärkt um die Vermittlung ethischer und sozialer Werte, fühlten sich aber bei den Erziehungsversuchen häufig allein gelassen, beklagt der VBE-Sprecher. Im Bildungswesen regiere der Rotstift bei gleichzeitig heftiger Zunahme diverser Reformprojekte. Marode Schulgebäude, zu volle Klassen, Unterrichtsausfälle und Zusammenlegungen bei Krankheitsfällen sowie unzu­reichende Stütz- und Fördermöglichkeiten seien leider unbefriedigender Alltag.

Man müsste sich über latente Gewalt von Schülern weniger Sorgen machen, wenn es an den Schulen anders aussehen würde, meint der VBE-Sprecher. Noch immer gebe es zu viele baulich heruntergekommene Gebäude oder schmuck- und seelenlose „Lernfa­briken“ aus tristem Beton mit zu vielen Schülern, die sich überwiegend fremd seien. Zu viele Kinder und Jugendliche pro Klasse lernten in häufig viel zu kleinen, viel zu selten renovierten Räumen, wo 20 Schüler mehr als genug wären. Lehrerverbände kämpften seit Jahren vergebens um eine Kassenlehrerverfügungsstunde pro Woche, damit Päda­gogen mit den Schülern Probleme jenseits des Stoffdruckes aufarbeiten könnten. Es mangle oft an Arbeitsgemeinschaften und Stützkursen, weil Lehrerstunden fehlten, es falle sogar Pflichtunterricht aus, moniert der VBE-Sprecher.

Gleichzeitig sollen immer mehr Probleme der Gesellschaft in den Schulen aufgear­beitet werden. Aggressions- und Gewaltabbau können im Unterricht aber nicht „so nebenher“ betrieben werden, sondern sind vor allem das Metier von entsprechend ausgebildeten Fachkräften. Bei Gewalttaten – und sind sie vermeintlich noch so unbe­deutend – darf nicht weggesehen werden, weil sonst ein falscher Lerneffekt entsteht. Neben Beratungslehrern müssten an den Schulen verstärkt Schulpsychologen und So­zialarbeiter zur Prävention und zur Betreuung gefährdeter Kinder und Jugendlicher eingesetzt werden. „Das scheitert aber am fehlenden Geld“, beklagt der VBE-Sprecher.