Bildungspolitik: VBE im Gespräch mit Kultusministerin Dr. Eisenmann

Bei einem Treffen VBE mit Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann kam es zu einer angeregten Diskussion über die Bildungspolitik der Landesregierung. Frau Eisenmann hieß den VBE-Landesvorsitzenden Gerhard Brand und seine vier stellvertretenden Vorsitzenden im Kultusministerium willkommen.

Bei dem Treffen zur aktuellen Bildungspolitik, stellte Herr Brand der Ministerin zunächst seine im Herbst letzten Jahres neu gewählten Stellvertreter und ihre jeweiligen Fachgebiete vor: Walter Beyer als Experte für den Elementar- und Primarbereich sowie als VBE-Verantwortlicher für Frauenpolitik. Oliver Hintzen als Experte für Lehreraus- und -fortbildung, Seminare, Pädagogische Hochschulen, Ganztag, Digitalisierung, Schulaufsicht sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz. Und Dirk Lederle als Experte für die Sekundarstufe I, SBBZ, Inklusion, Recht- und Besoldung, Tarifbeschäftigte und Rechtsschutz. Die Ministerin begrüßte die neue Verbandsleitung und sprach ihre Glückwünsche zur Wahl aus. Im Mittelpunkt des anschließenden Gesprächs standen das Qualitätskonzept und die zukünftige Leitungsstruktur der Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung. Weitere Themen waren das Konzept zur Stärkung der Schulleitungen und die berufliche Orientierung an der Werkrealschule.

Seminare bleiben erhalten

Der VBE hatte im Vorfeld des Treffens Stellungnahmen der (Fach-)Seminare eingeholt und diese zu Gesprächsrunden eingeladen. Zudem ist der VBE selbst an einige (Fach-)Seminare gefahren, um sich vor Ort ein Bild der aktuellen Situation zu machen. Viele Seminare bewegte die Frage über ihre zukünftige Entwicklung im Zuge der Umsetzung der Qualitätskonzepts. Die Verbandsleitung hat die Sorgen der Seminare genau registriert und sich im Gespräch mit der Ministerin für sie eingesetzt. Die Ministerin sicherte der Verbandsleitung zu, dass eine Abschaffung der Seminare nicht zur Diskussion stehe und ausnahmslos alle Seminare erhalten bleiben. Im Bereich der Seminarleitungen werde es zudem keinerlei Streichungen geben. Mit Blick auf aktuell offene Seminarleiterstellen führte Frau Eisenmann aus, dass hier mit Blick auf notwendige neue Arbeitsplatzbeschreibungen abgewartet wurde, diese Stellen aber nicht wegfallen sollen.

Regionale Prägungen der Seminare sollen erhalten bleiben

Weitere Zusagen machte die Ministerin der Verbandsleitung im Hinblick auf die regionalen Strukturen der Seminare: regionale Besonderheiten der jeweiligen Seminarkultur sowie die eigenständigen Profile der Seminare sollen weitgehend erhalten bleiben. Es werde in Zukunft große Linien für die Seminare geben, die das neue Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) vorgeben werde aber stets unter Einbeziehung der Seminarleiter und unter Berücksichtigung und Zulassung regionaler Unterschiede. Die sechs Regionalstellen des ZSL seien dafür vorgesehen, regionale Prägungen zu beachten und zu erhalten. Es werde daher für die Seminare weiterhin den regionalen Freiraum geben, um die spezifischen Bedarfe der Schulen vor Ort zu berücksichtigen. Selbiges gelte auch für die Landesakademien.

Ministerium räumt Kommunikationsfehler ein

Die Verbandsleitung begrüßte die Aussagen der Ministerin und regte an, die Seminare und Landesakademien offener und transparenter zu informieren. Die Kultusministerin räumte ein, dass das Qualitätskonzept nicht optimal kommuniziert wurde und brachte den Vorschlag ein, die bestehenden Arbeitsgruppen mit den Seminaren zu erweitern und zukünftig zwei Personen pro Haus miteinzubeziehen. Das Kultusministerium werde zudem weitere Möglichkeiten ausloten, um den Dialog mit den betroffenen Akteuren zu suchen.

Mehr Leitungszeit und höhere Besoldung für Schulleiter

Der stellvertretende VBE-Vorsitzende Dirk Lederle führte in den zweiten Tagespunkt, dem Konzept zur Stärkung der Schulleitungen, ein. Lederle lobte die Ministerin für ihr Bemühen, den Schulleitungen im Land den Rücken zu stärken. Zugleich forderte Lederle einen konkreten Zeitrahmen zur Umsetzung der einzelnen Maßnahmen des Konzepts. Die Ministerin berichtete, dass das Schulleiterkonzept die Anhebung der Besoldung für Schulleitungen an Grundschulen, Hauptschulen, Werkrealschulen, Grund- und Hauptschulen sowie Grund- und Werkrealschulen sowie die Einführung einer Zulage für kommissarische Schulleitungen enthalte.

Kabinettsvorlage zum Schulleiterkonzept liegt vor

Außerdem sei geplant, die in der letzten Legislaturperiode vorgenommenen Kürzungen beim allgemeinen Entlastungskontingent für Schulleitungen rückgängig zu machen. Eine Schulleitung einer Realschule oder Gemeinschaftsschule (auch im Verbund) mit mindestens 541 Schülerinnen und Schülern erhalte einen zweiten Konrektor, eine noch größere ab 851 Schülerinnen und Schülern zwei zusätzliche Abteilungsleiterstellen, die in der Schulleitung mitarbeiten. Eine entsprechende Kabinettsvorlage des Kultusministeriums beinhalte das alles und liege den Landtagsfraktionen bereits vor. Frau Eisenmann führte aus, dass das Kultusministerium darauf hinarbeite noch zum Ende des Jahres die erste Stufe und 2020 die zweite Stufe des Konzepts umzusetzen.

Ministerin will beim Horizontalen Laufbahnwechsel in die SBBZ nachbessern

Als letzter Tagesordnungspunkt wurde die Werkrealschule und der Horizontale Laufbahnwechsel (Hola) diskutiert. Haupt- und Werkrealschullehrkräfte sind bereits heute vermehrt in Realschulen, Gemeinschaftsschulen oder sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) tätig oder sollen dort eingesetzt werden. Das Kultusministerium hat hierfür mit dem Hola ein Konzept zur Weiterqualifizierung entwickelt. Aktuell gibt es allerdings kaum Nachfragen für den vom Ministerium eingerichteten Hola in die SBBZ. Die Ministerin räumte ein, dass es hier Probleme gäbe. Dies könne daran liegen, dass die Angebotsorte für die Weiterbildungen bisher räumlich unglücklich verteilt gewesen seien. Das Ministerium wolle hier nachbesseren und mehr in die Fläche gehen, damit die Angebote besser angenommen würden. Ergänzend sollen die Anrechnungsstunden erhöht werden.

VBE fordert Haupt- und Werkrealschulen zu stärken

Abschließend forderte die Verbandsleitung die Ministerin auf, sich für den Erhalt der Haupt- und Werkrealschulen im Land einzusetzen. Hierzu sei es auch nötig, den an der Werkrealschule verbleibenden Bestandslehrkräften, durch ein niederschwelliges Verfahren, den Aufstieg nach A13 zu ermöglichen. Die Ministerin versprach sich für den Erhalt der Werkrealschulstandorte in Baden-Württemberg einzusetzen. Zudem arbeite sie zusammen mit den Regierungsfraktionen an einem Konzept, um den Bestandslehrkräften der Haupt- und Werkrealschulen die Türe nach A 13 zu öffnen.