VBE: Grundschullehrkräfte schultern klaglos viel zu viel

VBE-Zumeldung dpa/lsw: Neue Erhebung zeigt mehr Unterrichtsausfälle an Schulen. Nicht die Gymnasien werden zum „Sündenfall der Kultusministerin“, wie es der SPD-Bildungsexperte Dr. Stefan Fulst-Blei behauptet. Der eigentliche Skandal ist, so der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, dass von der Politik schlichtweg nicht wahrgenommen wird, dass der extrem niedrige Unterrichts­ausfall an den Grundschulen nicht der besonders robusten Gesundheit der Grundschul­lehrkräfte geschuldet ist, sondern ausschließlich der von der Kultusbehörde prokla­mierten Verlässlichkeit der Grundschulen bzw. dem dortigen Ganztagesbetrieb.

Eltern erwarten, dass kein Grundschulkind vorzeitig nach Hause kommt, und die Grundschul­lehrkräfte versuchen das nach Kräften umzusetzen. Da werden Klassen zusammen­gelegt, Teilzeitkräfte über deren übliches Deputat eingesetzt und, wenn die Matheleh­rerin wegen Krankheit ausfällt, übernimmt eben der Deutschlehrer zusätzlich den Unter­richt. Das wäre an Gymnasien undenkbar; die Schüler werden bei Erkrankung oder Fortbildung des Lehrpersonals dann nach Hause oder in die Hohlstunde geschickt – sie sind ja auch entsprechend älter und selbständiger. Grundschullehrkräfte dagegen schul­tern annähernd klaglos viel zu viel.

Grundschullehrkräfte: Aufwertung aus Sicht des VBE überfällig

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament sei nicht nur beim Hausbau von größter Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Ohne hervorragende Grundschulen erübrigten sich auch Hochbegabtengymnasien und Elite-Universitäten.

Der VBE hält es für unredlich, die schlechten Rahmenbedingungen an den Schulen und den Unterrichtsausfall jetzt der CDU-Kultusministerin anzuhängen. Es war die grün-rote Landesregierung mit dem damaligen und heutigen Ministerpräsidenten Win­fried Kretschmann (Die Grünen), die lauthals getönt hatte, dass zu viele Lehrer im System seien und 11.600 Lehrerstellen gestrichen werden müssten. Jeder Abiturient hatte es sich damals zweimal überlegt, ob er unter dieser Voraussetzung überhaupt auf Lehramt studieren sollte. Studium und Referat dauern rund sieben Jahre. Wer jetzt über Lehrermangel und Unterrichtsausfall klagt, hat zwar in der Sache Recht, sollte aber mit den Vorwürfen an die Adresse der Kultusministerin zurückhaltend sein, besonders wenn derjenige damals selbst in Regierungsverantwortung gestanden hatte.