Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht Schulleiter zurzeit in einer weniger beneidenswerten Lage. Während in anderen Bundesländern bereits die Sommerferien angefangen haben, sollen die Rektoren bei Freibad-Temperaturen von über dreißig Grad entscheiden, ob die Schüler weiter im Klassenzimmer sitzen und schwitzen müssen oder mit der Begründung „Hitzefrei“ früher heimgeschickt werden dürfen.
„Es ist keine beneidenswerte Situation, in der sich Schulleiter an heißen Sommertagen befinden“, sagt der VBE-Sprecher, selbst Rektor einer Grundschule im Rems-Murr-Kreis. Entlassen Schulleiter die Schüler wegen schwüler, drückender Hitze früher als nach Stundenplan, ruft garantiert eine aufgebrachte Mutter in der Schule an, die sich darüber beschwert, dass schon wieder Unterricht ausfällt. Lässt dieser Rektor die Schüler jedoch bis zur letzten Stunde über ihren Büchern schwitzen, muss er sich von einem anderen Elternteil vorwerfen lassen, dass er überhaupt kein Herz für Kinder habe.
In der Tat kommen jetzt nach den Pfingstferien Kinder und Jugendliche verstärkt in den Verwaltungstrakt der Schulen, um – je nach Schülerpersönlichkeit – lautstark Hitzefrei regelrecht einzufordern oder um mit einem gewinnenden Lächeln dem Schulleiter die Temperatur bedingte Befreiung vom Unterricht vorzuschlagen.
Während es früher in einer Bekanntmachung des Kultusministeriums aus dem Jahr 1975 eindeutig geregelt war, dass Schulleiter bei einer um 10 Uhr gemessenen Temperatur von über 25 Grad im Schatten den Schülern bereits nach der vierten Stunde Hitzefrei geben können, müssen respektive dürfen Rektoren heute nach eigenen Ermessensgrundsätzen entscheiden. Da aber viele Eltern darauf vertrauen, dass ihre Kinder in der Schule verlässlich „gut aufgehoben“ sind, und immer mehr Schüler eine Ganztagesschule besuchen, wird Hitzefrei immer seltener – und schon gar nicht schon nach der vierten Stunde – gegeben.
So mancher Schulleiter begründet den Verzicht auf Hitzefrei auch so: „Ich gebe meinen Schülern nicht früher frei, denn selbst im nicht klimatisierten Schulgebäude ist es deutlich kühler und wesentlich angenehmer als draußen – zumindest in den ersten Stunden eines heißen Tages.“ Und eine Deutschstunde im Schatten eines großen Baumes kann auch einmal etwas Besonderes sein.