Unter dem Motto Frauenvertretung im Bildungsbereich – Möglichkeiten und Grenzen ihres (gewerkschafts-) politischen Wirkens trafen sich vom 28. – 30. November 20 engagierte Frauen aus allen Bundesländern in Berlin. Aus Baden Württemberg waren Margit Malek und Gerhild Dickgiesser angereist. Veranstalter war die dbb Akademie. Geleitet wurde das Seminar von Jutta Endrusch, Vorsitzende der VBE Bundesfrauenvertretung. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit waren unter anderem eine Geschäftsordnung für die VBE-Bundesfrauenvertretung zu erstellen, um die Aufgaben und Ziele sowie ihre Struktur festzuschreiben.
Dabei wurde Jutta Endrusch von einer Arbeitsgruppe unterstützt. Diese war bei der letzten Jahrestagung 2018 eingerichtet worden und setzte sich zusammen aus Lena Köhler und Astrid Geißelbrecht (Niedersachsen), Peggy Krause (Sachsen-Anhalt) und Tanja Küsgens (Nordrhein-Westfalen). Die neue Geschäftsordnung wurde vom Bundesvorstand des VBE am 14.09.2019, sowie von den Frauenvertretungen der Länder beschlossen.
Beim Austausch über aktuelle frauenpolitische Arbeitsfelder konnte man sehen, dass die Probleme in jedem Bundesland ähnlich sind, aber die Begriffe unterschiedlich verstanden werden: Quer- oder Seiteneinsteiger heißen in Baden Württemberg „Nichterfüller“, in Bayern und Sachsen werden diese vor ihrem Einsatz qualifiziert. Mit „Trümmerfrauen von heute“ meint eine Kollegin aus Bayern die Grundschullehrerinnen, die am Ende ihrer Kräfte sind, aber sich für ihre Kinder in der Schule einsetzten und nebenbei Material für den Unterricht erstellen und die Seiteneinsteiger unterstützen. In Nordrhein-Westfalen erhalten Lehrkräfte, die sich in ländliches Gebiet einsetzen lassen, 300 € mehr Gehalt. Das Thema Gewalt an Lehrerinnen und Lehrern ist in jedem Bundesland aktuell. Die Themen Lebensarbeitszeit, Überdenken neuer Arbeitszeitmodelle und Gleichstellung im Steuerrecht werden als Inhalte für die nächste Jahrestagung gewünscht.
Am Abend waren wir im Paul-Löbe-Haus Gäste von Kirsten Lühmann. Seit der Bundestagswahl 2009 ist sie Bundestagsabgeordnete und seit Januar 2014 Sprecherin der Arbeitsgruppe Verkehr und digitale Infrastruktur der SPD-Bundestagsfraktion. Sie ist stellvertretende Bundesvorsitzende des DBB Beamtenbund und Tarifunion. Sie stellte sich unseren Fragen und führte uns durch das Paul-Löbe-Haus in dem die verschiedenen Ausschüsse in eigenen Ausschusssälen tagen, vorbei am Archiv der deutschen Abgeordneten ins Reichstagsgebäude dort zum Andachtsraum, ein Blick in den Plenarsaal von oben, dann in die Glaskuppel. Alles sehr beeindruckend.
Frauenvertretung: Neuwahlen und Bericht des Bundesvorsitzenden
Der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann berichtete u.a. vom DSLK in Düsseldorf, dass jede 2. Schulleitung angab, unter Lehrerinnen- und Lehrermangel zu kämpfen habe, durchschnittlich elf Prozent der eigentlich zur Verfügung stehenden Stellen nicht besetzt werden können. Weiter gab er an, der Verband müsse sich mehr um Gymnasialkollegien bemühen, man müsse besser zusammen arbeiten.
Nach seinem Bericht leitete er die Wahl der Vorstandsmitglieder: Gewählt wurden Jutta Endrusch zur Vorsitzenden, Tanja Küsgens zur Stellvertreterin, zwei weitere Mitglieder sind Astrid Geißelbrecht und Lena Köhler.
Die nächste Referentin war Milanie Hengst, Vorsitzende der DSTG Bundesfrauenvertretung und Mitglied der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung. Sie ist der Meinung, dass es ein falscher Trend ist, dass jede(r) das Abitur haben möchte, Schule solle kein Statussymbol sein. Ein Beispiel aus NRW, wo die Steuerbeamtinnen in die Schulen gehen um ihren Beruf vorzustellen, ist ein gutes. Sie appellierte an die Frauenvertreterinnen, dass es wichtig sei, die jungen Kolleginnen über die Versorgung aufzuklären. Das Versorgungsrecht sei ungerecht vor allem gegenüber Frauen.
Frauenvertretung: hochkarätige Referentinnen
Marion Binder, Referatsgruppenleiterin für Bildung und Betreuung von Kindern im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt einige Programme des BMFSFJ für Frauen vor: Projektgruppe Aufwertung sozialer Berufe, Fachkräfteoffensive, Gute-Kita-Gesetz, Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern. Dabei weist sie darauf hin, dass der Bund Anregungen geben möchte, er kann nicht über die Länder bestimmen. Zur Fachkräfteoffensive sagt sie, dass aktuelle Schätzungen zeigen, dass bis zum Jahr 2025 mindestens 191 000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden. Die Fachkräfteoffensive setzt Impulse, um neue Fachkräfte zu gewinnen und erfahrene zu binden: Die drei „P“ fürs Personal: Mehr Praxisintegrierte vergütete Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, Gute Praxisanleitung durch professionelle Begleitung der Fachschülerinnen und Fachschüler, Neue Perspektiven mit dem Aufstiegsbonus für Profis. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern soll bis 2025 geschaffen werden. Er soll flexibel gestaltet werden und Vielfalt in den Ländern und Kommunen berücksichtigen. Das SGB VIII soll Regelungsstandort sein. Der Bund wird 2 Mrd. € für Investitionen in Ganztagsschul- und Betreuungsangebote beisteuern.
Ein weiterer Punkt war die Vorbereitung des DBB Bundesfrauenkongress im April 2020 mit dem Titel „Zurück in die Zukunft“. Die Anträge der VBE-Bundesfrauenvertretung wurden durchgearbeitet, der Ablauf beim Kongress und die Kandidaten bei der Wahl wurde besprochen, die Gäste vorgestellt. Die nächste Jahrestagung der VBE Frauenvertretung findet vom 6.-8. Mai 2021 in Berlin statt.
Gerhild Dickgiesser
Beitragsbild / Foto: Tanja Küsgens