Wiedereröffnung von Kitas: Gesundheit first!

„Oberste Maxime bei allen konkreten Entscheidungen zur Frage, wann, wie und in welchem Umfang Kitas wieder geöffnet werden können, muss die Gesundheit und der Schutz der Kinder und pädagogischen Fachkräfte an Kita haben. Dieser Grundsatz ist, bei allen Bestrebungen in Richtung einer schnellen Lockerung, unverhandelbar. Wie im Schulbereich muss auch hier gelten: Weitsicht vor Schnelligkeit“, sagt der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, vor dem Hintergrund der aktuellen Beratungen der Jugend- und Familienkonferenz zur Wiedereröffnung von Kitas in Deutschland.

Zur gestern durch Bund und Länder verkündeten Empfehlung einer vierstufigen Wiedereröffnung von Kitas kommentiert Brand: „Wir begrüßen, dass hier mit Augenmaß vorgegangen werden soll. Entscheidend ist aber, wie das Grundkonzept konkret umzusetzen ist. Dieses muss zuvorderst aus hygienewissenschaftlicher Sicht eindeutig zu verantworten sein. Es ist beispielsweise klar, dass ein Kita-Kind die immer wieder betonten anderthalb Meter Abstand nicht wird einhalten können. Noch wäre dies zu verantworten, da soziale Nähe und Fürsorge für diese Kinder entwicklungspsychologisch essenziell sind.“

Wiedereröffnung von Kitas nur mit ausreichend Vorlaufzeit und voriger Risikoanalyse

„Darüber hinaus muss die Politik dafür Sorge tragen, dass jede Kita einer Gefährdungsanalyse und individuellen, realistischen Berechnung unterzogen wird. Diese muss ermitteln, wie viel Personal und Raum für eine Betreuung in Kleinstgruppen unter Einhaltung der Hygieneregeln überhaupt zur Verfügung stehen. Welche Hygienemaßnahmen genau gelten muss genauso klar dokumentiert sein. Hierzu gehört, dass alle notwendigen Produkte und Dienstleistungen in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen sind. Ferner gilt es klar zu definieren, welche Kinder und pädagogischen Fachkräfte als risikogefährdet gelten und wie hier zu verfahren ist. Und nicht zuletzt brauchen Kitas ausreichend Vorlaufzeit, um die notwendigen Schutzmaßnahmen sowie das pädagogische und organisatorische Setting umzusetzen“, erläutert Brand.

„Auf keinen Fall darf die Verantwortung durch schwammige oder nicht realisierbare Vorgaben auf die Beschäftigten in den Kitas abgewälzt werden. Wir brauchen bundeseinheitliche Rahmenvorgaben, die von den Ländern zu konkretisieren sind. Hierauf aufbauend können die Kommunen und Trägern klare Fahrpläne für die Kitas ausgeben“, so Brand.

Kitas benötigen nachhaltige Gelingensbedingungen

„Bei aller Unvorhersehbarkeit der aktuellen Lage ist auch klar zu sagen: Das Ausmaß der jetzigen Situation hat die Politik durch eklatante Versäumnisse in der Vergangenheit mitzuverantworten. Seit Jahren weisen wir, belegt durch repräsentative Umfragen, darauf hin, dass die sachliche, finanzielle und vor allem personelle Unterversorgung von Kitas dramatisch ist, ohne dass die Politik hier in der notwendigen Art und Weise gehandelt hätte. Das, was wir derzeit erleben, muss dazu führen, dass die politisch Verantwortlichen Kitas endlich nachhaltig mit den notwendigen Gelingensbedingungen ausstatten. Für künftige Ausnahmesituationen müssen wir ein integratives Unterstützungssystem entwickeln, dass diese besser abfedert. Das Bildungssystem ist das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft, der Kitabereich die Basis dessen. Ist bereits dieses Fundament brüchig, wird es auch alles sein, was wir darauf erbauen“, so Brand abschließend.