VBE warnt: Die Politik, Wirtschaft und Eltern melden stän­dig neue Ansprüche an – Lehrer sind aber keine Alleskönner

Stuttgart. „Die Lehrer fühlen sich von ständig neu gestellten Forderungen, die von allen Seiten an die Schule herangetragen werden, immer mehr überrollt, obwohl die Pädagogen in der Regel hoch qualifiziert und entsprechend belastbar sind“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Es sollte unmissverständlich definiert werden, was eine gute Schule heute zu erbringen habe und was sie keinesfalls leisten könne.

Die Aufgaben des Lehrerberufs müssten klar umrissen werden. Die Kluft zwischen den Erwartungen der Eltern, der Wirtschaft und der Politiker an die Lehrerschaft und dem, was Schule wirklich leisten könne, sei gewaltig, stellt der VBE-Sprecher fest. Bei allen auftauchenden gesellschaftlichen Problemen – ob Mobbing, Gewalt, Extremismus, Reizüberflutung, Sucht, Drogen oder allgemeiner Erziehungsnot­stand – werde von der Schule grundsätzlich erwartet, dass diese die Schwierigkei­ten möglichst sofort und vor allem erfolgreich in Angriff nehme. Lehrer würden heute nur in zweiter Linie als Wissensvermittler und Lernbegleiter gesehen, dafür eher als Therapeuten, Seelsorger, Elternersatz, Entertainer und bisweilen sogar als „Dompteure“.

Weil Schule stets “Spaß“ machen müsse, dürften Pädagogen ihre Schüler nur we­nig fordern, sollten aber möglichst alle mit besten Zensuren rasch zum Abitur füh­ren, formuliert es der VBE-Sprecher sarkastisch. Sich langsam entwickelnder Un­terricht und auch kooperatives Lernen in Gruppen schneiden bei den Schülern in Konkur­renz zu den schnellen Schnitten der Videoclips, zu kurzweiligen Youtube-Sequen­zen und rasanten Szenen in Actionfilmen immer schlechter ab. So mancher Schüler hält Stille heute gar nicht mehr aus und zeigt ohne Online-Kontakt mit der Außen­welt deutliche Entzugserscheinungen.

Kinder und Jugendliche können sich immer weniger konzentrieren und stören stattdessen den Unterricht. Die Zahl „Verhaltenskreativer“ steigt ständig. Schüler haben gesundheitliche Beeinträchtigungen, leiden an ADHS und unter LRS, sind sozial, emotional oder psychisch auffällig, haben Entwicklungsverzögerungen oder -störungen. Immer mehr benötigen medizinisch-therapeutische Hilfe.

Man müsse sich darüber einig werden, so der VBE-Sprecher, was man von der Schule erwarten könne und was dies der Gesellschaft von den Kosten her wert sei.

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