Nicht erst seit Beginn der Pandemie und der dadurch bedingten Schulschließungen hat man das Thema Digitalisierung in Schulen auf der To-do-Liste. Bereits seit der Medienoffensive I und II diskutierte man zugegeben mehr in Fachkreisen, wie digitale Bildung und die dazugehörige Hard- und Software in Schulen etabliert werden können. Seit 2005 hatten Schulen die Möglichkeit, DAKORA und damit ein Moodle-System zu nutzen, das hauptsächlich von Sekundarstufenschulen genutzt wurde, fast nicht von Grundschulen. Trotzdem fehlte oft der konkrete medienpädagogische Ansatz, wie man das Lern-Management-System (LMS) konkret und nachhaltig in den Unterricht einsetzen kann. Auch seit dieser Zeit gibt es Medienentwicklungspläne, die als Grundlage für die Finanzierung durch die Kostenträger dienen.
Hier sehen wir nun auch das Kernproblem, mit dem wir seit Beginn der Digitalisierung in Schulen zu tun haben. Wir haben auf der einen Seite das Land, das für die Inhalte in Schulen zuständig ist, auf der anderen Seite die Kostenträger, die für die sächliche Ausstattung verantwortlich sind. Selten wurden allerdings aus Sicht von Schülerinnen und Schülern und der notwendigen Medienbildung Pläne entwickelt. Im Mai 2019 änderte sich alles. Der Jahre zuvor vom Bund angekündigte Digitalpakt von 5 Milliarden Euro forderte nun mit einem verbindlichen Medienentwicklungsplan genau diese Sichtweise. Schulen setzten nun in sehr vielen zusätzlichen Arbeitsstunden genau diese Forderungen um und verhandelten intensiv mit Schulträgern über notwendige Maßnahmen. Für die Schulen im Land stehen von 2019 bis 2024 rund 650 Mio. Euro bereit. Schon während der ersten Verhandlungen vor 2019 hat der VBE Baden-Württemberg über den VBE Bund Forderungen einbringen können, die dann in die bundesweiten Vorgaben eingeflossen sind, darunter die zusätzlichen Administrationsgelder und die Ausstattung von Lehrkräften mit Dienstgeräten.
Digitalisierung und Schule auf Landesebene
Aber auch auf Landesebene konnten wir durch unzählige Gespräche mit Ministerien, Politik, Institutionen wie ZSL, IBBW (früher LS) und Medienzentren und Herstellern von Hard- und Software vieles erreichen. So hat der VBE Baden-Württemberg trotz Widerstands anderer Verbände und des LfDI erreichen können, dass während der Pandemiezeit nahezu alle Systeme von Schulen genutzt werden konnten, damit Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Schulleitungen arbeitsfähig blieben und nicht erst wochenlang Systeme aufwendig einrichten und erlernen mussten. Hier hat der VBE auch erreichen können, dass neben Moodle mit itslearning ein weiteres LMS im Land verfügbar ist.
Doch nicht nur die pädagogische Seite begleiten wir intensiv. Der VBE Baden-Württemberg hat intensive Gespräche mit dem IBBW geführt und konnte unter anderem erreichen, dass die elektronische Statistik mithilfe von ASV-BW um ein Jahr verschoben. wurde. Auch weitere Fortbildungsmaßnahmen konnten wir erreichen. Es steht aber noch sehr viel Arbeit an. Nach dem Digitalpakt ist vor dem Digitalpakt. Bereits seit 2019 stehen wir auf Bundes- und Landesebene mit der Politik und den Ministerien in Kontakt und diskutieren über die Fortführung der Finanzierungen, damit die jetzt mühsam erarbeiteten Ergebnisse auch wirklich weitergeführt werden können. In den kommenden Wochen und Monaten stehen hierfür noch viele weitere Gespräche an, damit wir unsere Forderungen auch weiterhin umsetzen können:
• Ausbau der Mittel für Kreismedienzentren
• Tragfähige Finanzierungspläne für die nächsten Jahrzehnte
• Dauerhafte Finanzierung von Administrationsstellen
• Dienstgeräte für alle Lehrkräfte unabhängig vom Deputat
• Weitere Verbesserungen in ASV-BW
• Anbindung aller Schulen an schnelle Datenleitungen.
Oliver Hintzen,
Schulleiter an der Johann-Belzer-Grund- und Werkrealschule Weisenbach-Forbach,
stellvertretender VBE-Landesvorsitzender