VBE zum IQB-Bildungstrend: Ergebnisse spiegeln Personalnot wider

Zum heute veröffentlichten „IQB-Bildungstrend 2021“ und dem Abschneiden Baden-Württembergs erklärt der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand: „Unterm Strich sind die Ergebnisse mehr als besorgniserregend. Die Kompetenzen der Viertklässlerinnen und Viertklässler in den Bereichen Lesen, Zuhören sowie Orthografie und Mathematik nehmen kontinuierlich ab. Immer mehr Schülerinnen und Schüler erreichen die Mindeststandards nicht und die soziale Schere klafft zunehmend auseinander. Gerade die Schwächsten und Förderbedürftigsten werden immer mehr abgehängt.“

Die neueste von der Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragte Studie „IQB-Bildungstrend 2021“ erhebt die Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe. Laut der Studie hat jedes fünfte Grundschulkind in Baden-Württemberg Probleme beim Lesen und Zuhören. Fast jedes fünfte Kind erreicht nicht einmal die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik.  „Was wir nicht vergessen dürfen: Die Probleme beginnen nicht erst in der Schule. Im April dieses Jahres zeigte unsere DKLK-Studie zum Deutschen Kitaleitungskongress, dass schon in der frühkindlichen Bildung Personalmangel und Überlastung ein gefährliches Ausmaß erreicht haben: Vier von zehn Kitas verfehlen bei den unter Dreijährigen deutlich den wissenschaftlich geforderten Betreuungsschlüssel. Und bei den über Dreijährigen müssen die pädagogischen Fachkräfte oft 12 Kinder oder mehr betreuen. Erste Bildungsdefizite bringen die Kinder so schon mit in die erste Klasse“, erläuert der VBE-Landesvorsitzende.

Weiter erklärt Brand: „Und die Personalmisere setzt sich an den Grundschulen nahtlos fort: Unsere jüngste VBE-Studie zur Unterrichtsversorgung in Baden-Württemberg hat aufgezeigt, dass jede fünfte Grundschule deutlich unterversorgt ist und in der Folge jede zehnte Grundschule keinen Regelbetrieb mehr leisten kann. Dass viele dieser Schulen Klassen zusammenlegen müssen, Unterricht ausfallen und Personen ohne Lehramtsausbildung unterrichten lassen, verdeutlicht die ganze Dramatik der Situation im Primarbereich.“

„Wir sehen die Not der Kinder und stehen hilflos davor“

Brands Fazit: „Ohne die hervorragende Arbeit der Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte würden die Ergebnisse noch viel düsterer ausfallen. Wenn aber ein Großteil der Kitas den geforderten Betreuungsschlüssel nicht erreicht und jede fünfte Grundschule deutlich unterversorgt ist, dann brauchen wir über individuelle Förderung nicht zu sprechen. Wir sehen die Herausforderungen und die Not der Kinder und stehen hilflos davor. Statt die Schulen zu stärken und besser auszustatten, wächst der Druck auf Lehrkräfte. Es werden Forderungen nach Mehrarbeit laut, womit die Verantwortung auf die Teilzeitbeschäftigten abgewälzt wird. Das lenkt nicht nur von den Herausforderungen ab, sondern auch von den Lösungen. Individuelle Förderung und Unterstützung mit ausreichenden Ressourcen ist der einzige Weg, um zu vermeiden, dass vielen Kindern ihre Zukunft verbaut wird. Um diese Aufgabe zu meistern, brauchen insbesondere Grundschulen zwingend und deutlich mehr Lehrkräfte.“

Weiterführende Infos
  • KMK stellt sich neuesten Befunden des IQB-Bildungstrends. Mehr dazu lesen Sie hier. 
  • Den Bericht, eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie weitere Informationen zum heute veröffentlichten „IQB-Bildungstrend 2021“ finden Sie hier.
  • Ein zentraler Befund des IQB-Bildungstrends lautet, dass sich die „zuwanderungsbezogenen Disparitäten“ in allen Bereichen verstärkt haben. Auf dem Lehrerinnen- und Lehrertag in Nordbaden hat  der VBE sich dem Thema Integration angenommen und nach Antworten gesucht. Mehr dazu lesen Sie hier.