Was hat ein Säbelzahntiger mit der Schule zu tun? Nein, hier geht es nicht um den Biologie-Unterricht, hier geht es vielmehr um eine Metapher. „Wir sind keine Höhlenmenschen mehr, in deren DNA das Erlegen von Mammuts und die Verteidigung der Beute gegen Säbelzahntiger eingebrannt ist“, sagte der VBE Landesvorsitzende Gerhard Brand bei der gut besuchten Fachtagung für Schulleitung, Schulverwaltung und Schulaufsicht in der Schwabenlandhalle in Fellbach. „Unsere Mammuts heißen heute „Bildung schaffen“ und jedweder Säbelzahntiger ist bei dieser Aufgabe nur lästig. Aber es gibt sie noch, diese Säbelzahntiger. Sie stehen für Personalmangel, für Zeitmangel und für Arbeitsbelastung“, erläuterte er.
„Es macht uns das Leben an der Basis sehr schwer, wenn Erwartungen durch politische Versprechen bei den Eltern geweckt werden und wir nachher den Eltern erklären müssen, dass es so einfach nicht geht – oder dass es gar nicht geht“, so der VBE-Landesvorsitzende. Gerhard Brand ging dabei auf die jüngste und von den Ergebnissen her erschreckende forsa-Studie zur Berufszufriedenheit und Gewalt gegen Lehrkräfte ein.
Kultusministerin verurteilt Gewalt an Schulen
„Gewalt an Schulen darf nicht tabuisiert werden“, sagte Kultusministerin Theresa Schopper zu den mehr als 50 Gästen der Veranstaltung. Es werde sie zwar immer geben, aber man dürfe das nicht tolerieren.
Die Grünen-Politikerin betonte, dass das Bildungsressort in der jüngsten Haushaltsdebatte sehr erfolgreich gewesen sei – auch für das Schulleitungsentlastungspaket, wie sie erläuterte. Dennoch ließen ein paar Aussagen aufhorchen. Zum Beispiel, dass es die nächsten 15 Jahre Probleme in puncto Personal geben werde. Danach kam Schopper darauf zu sprechen, dass die Lobby für G9 „riesig groß“ sei und man wahrscheinlich 2.000 neue Lehrkräfte dafür bräuchte.
Besucherinnen und Besucher schildern Probleme vor Ort
In der anschließenden Diskussion mit Theresa Schopper wandten sich die Besucherinnen und Besucher dann direkt an die Kultusministerin und drückten ihren Ärger über die Probleme aus, mit denen sie vor Ort zu kämpfen haben.
Podiumsdiskussion mit Vertretern aus dem Landtag
Klar, dass sich der Säbelzahntiger auch in der Podiumsdiskussion mit Thomas Poreski (Grüne), Timm Kern (FDP), Manuel Hailfinger (CDU) und Professor Stephan Huber von der PH Zug zeigte. Ob er das urzeitliche Raubtier abballern würde – die These stellte Gerhard Brand in seiner Begrüßungsrede auf – bezweifelte FDP-Bildungsexperte Timm Kern ob seines Theologie-Studiums doch stark, um aber gleich danach zu betonen, dass er mit Brand gerne auf die Jagd gehen würde. Kern machte den Vorschlag, Schulen in die Lage zu versetzen, 70 Prozent der Lehrer selbst einzustellen. Worauf Brand konterte: „Freiheiten gibt es immer dann, wenn man keine Lösungen hat.“
Bildungspolitiker umreißen ihre Standpunkte
Die Standpunkte der drei Politiker waren klar. Während sich Thomas Poreski für eine faire Ressourcensteuerung stark machte, ging Timm Kern auf das Thema Personalmangel und Entlastung von Schulleitungen ein. Manuel Hailfinger sagte, dass die VBE-Studien zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte ihn nicht überrascht hätten.
Frage nach Quereinsteigern
Moderatorin Kate Maleike, die durch die Tagung führte und die Podiumsdiskussion leitete, ging auf Quer- beziehungsweise Seiteneinsteiger ein, die zum Teil ihren alten Job aufgegeben hätten und mitunter nicht mit offenen Armen an den Schulen empfangen würden. Sie stellte die Frage in den Raum, inwiefern Quereinsteiger eine Bereicherung für die Bildungslandschaft sein könnten.
Bildungsexperte Stephan Huber spricht über die BIO-Strategie
Stephan Huber erklärte, dass in einem Augenblick des Mangels strategisches Handeln wichtig sei und alle Ebenen sich dahingehend ausrichten müssten. „Herausforderungen in Schule und Bildung – Empfehlungen für strategisches Handeln in der Balance von Bewahren, Innovieren und Optimieren“, hieß dann auch der Vortrag des Bildungsexperten für Schulqualität und Schulentwicklung.
„Wir haben keine Zeit für blinden Aktionismus“, sagte Huber und stellte die Fragen nach Zielen, Prioritäten und inwieweit man Dinge mit weniger Aufwand genauso gut machen kann, wie zuvor. Er rief die Besucherinnen und Besucher der Fachtagung auf, egal wie sie Entscheidungen treffen, ob mutig oder kreativ, schnell oder langsam, immer begründet zu handeln.