Gefährdete Schüler rechtzeitig fördern und begleiten
Stuttgart.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg behauptet, dass jeder Sitzenbleiber in der Schule ein Sitzenbleiber zu viel sei. Trotzdem werde es immer wieder unbelehrbare und völlig demotivierte Schüler geben, die es darauf anlegten, eine „Ehrenrunde“ zu drehen. Es sei jedoch mit Aufgabe der Schule, so VBE-Vorsitzender Gerhard Brand, Kinder und Jugendliche, die Schwierigkeiten mit dem Lernen haben, frühzeitig und so intensiv zu fördern, dass deren Versetzung am Schuljahresende zu keiner Zeit als gefährdet angesehen werden müsse. Dafür benötigten die Schulen entsprechende Lehrerstunden.
Mit unter 2 Prozent ist die Quote der Sitzenbleiber in Baden-Württemberg sehr niedrig. Trotzdem ist jeder sitzengebliebene Schüler einer zu viel. In der Regel sei das Diagnostizieren von Schülerdefiziten nicht das Hauptproblem, sagt der VBE-Vorsitzende. Sorge bereite Eltern und Lehrern gleichermaßen, dass die Schulen meist nicht genügend Unterstützungsmaßnahmen anbieten können, um diesen Defiziten rechtzeitig etwas entgegenzusetzen. Vorgaben der Politik, etwa die Sitzenbleiberquote zu halbieren, könne zwar postwendend von den Schulen umgesetzt werden, würde aber nicht unbedingt zu einer Qualitätssteigerung führen. Der VBE spricht sich gegen die grundsätzliche Abschaffung des Sitzenbleibens aus, zumal das (Nicht-)Versetzungsverfahren sehr differenziert gesehen werden muss. Eine Versetzung trotz nicht ausreichender Noten ist zur Probe oder aus pädagogischen Gründen möglich. Für schulische „Saisonarbeiter“ mit deutlich zur Schau getragener Null-Bock-Mentalität kann das angeordnete Wiederholen einer Klassenstufe bisweilen erzieherisch wertvoll sein.
Das Aussprechen einer Nichtversetzung erfolgt stets nach einer gründlichen pädagogischen Überprüfung und Würdigung der gesamten Schülerpersönlichkeit, nicht nur aufgrund reiner Zahlenarithmetik. Generell sollten sich Eltern und Lehrer hüten, Sitzenbleiber als Versager abzustempeln. Gerade Schüler mit weniger erfolgreichen Zeugnisnoten bedürfen der Ermunterung und Hilfe.
Je schneller diese Unterstützung einsetze, desto besser sei es für alle Beteiligten, betont VBE-Chef Brand. Optimal sei es, wenn eine frühe und intensive Förderung das Sitzenbleiben des Schülers schlichtweg überflüssig machen würde.
15. Juni 2011