Um den Herausforderungen im Bildungsbereich effektiv zu begegnen und seine Positionen auszuloten, sucht der VBE immer wieder das Gespräch mit den Akteuren aus der Politik. Eine ganz besondere Diskussionsrunde stand erst vor Kurzem an: Die Verbandsleitung des VBE traf sich mit Kultusministerin Theresa Schopper. Begleitet wurde Frau Schopper von Holger Philipp, dem leitenden Ministerialrat des Referats Lehrkräftegewinnung und Unterrichtsversorgung.
Der Austausch in der VBE-Landesgeschäftsstelle in Stuttgart drehte sich um verschiedene Themen, die zurzeit in der baden-württembergischen Bildungslandschaft heiß diskutiert werden. Logisch, dass der Lehrkräftemangel das entscheidende Thema dieser Gesprächsrunde war. „Was ist geplant?“, fragte der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand. „Wir prüfen alles“, sagte Theresa Schopper hinsichtlich der Gewinnung neuer Lehrkräfte. Alles, was die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) vorgeschlagen habe, werde beleuchtet. Die Kultusministerin erklärte jedoch, dass eine Erhöhung der Deputate bei der Lehrerschaft äußerst schlecht aufgenommen werden könnte. Beim Lehrkräftemangel stehe Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern noch gut da, erläuterte sie. „Das hilft aber nicht“, sagte sie und rollte eine Reihe an Vorhaben und Ideen aus: Man müsse speziell im Lehramtsstudium für Sekundarstufe I Anreize schaffen und bei den Studierenden müsse vermehrt die Werbetrommel dafür gerührt werden. „Das ist kein Selbstläufer mehr“, stellte Schopper heraus.
Duales Studium für die Lehramtsausbildung?
Gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium lote man die Möglichkeit aus, inwieweit die Lehramtsausbildung in Baden-Württemberg als duales Studium angeboten werden könne. Die Kultusministerin führte auch ein Modellprojekt der Universität Zürich an, bei dem es nach den ersten Ergebnissen kaum Studienabbrecher gebe. „In puncto Lehrkräftegewinnung muss es viel mehr Rekrutierungsbemühungen geben“, betonte sie. Grundsätzlich müsse man schon Schülerinnen und Schüler anfragen und dort Talente für den Beruf der Lehrkraft entdecken. Die Einführung des Freiwilligen Pädagogischen Jahres ziele auch darauf ab.
Beispiele aus anderen Bundesländern
„Als VBE schauen wir in andere Bundesländer und wie diese dem Lehrkräftemangel begegnen“, sagte Gerhard Brand. Große Fragezeichen gebe jedoch es beim brandenburgischen Modell des Q-Masters oder des pädagogischen Amtmanns und skizzierte, dass beide Modelle nicht sehr erfolgversprechend seien. Anders mache es Sachsen mit seinem Modell für Quer- und Seiteneinsteiger – dort gebe es trotz hoher Hürden einen signifikanten Anstieg bei der Gewinnung neuer Lehrkräfte sowie eine geringe Abbrecherquote, erklärte er.
Entlastung für Kolleginnen und Kollegen
„Wir müssen auch über die Menschen reden, die bereits im Bildungssystem sind“, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende Dirk Lederle. „Die Kolleginnen und Kollegen verdienen eine Entlastung. Deshalb müssen wir über Anrechnungsstunden reden“, so der stellvertretende Landesvorsitzende. Theresa Schopper ging darauf ein und erklärte, dass es dafür wohl keinen finanziellen Spielraum gebe. Der Landesvorsitzende Gerhard Brand betonte, dass Zeit die wichtigste Ressource sei, die man den Kolleginnen und Kollegen geben könne.
Ideen, um Grundschulen zu stärken
Ein ganzes Paket an Ideen, wie man Grundschulen stärken kann, hatte der stellvertretende Landesvorsitzende Walter Beyer vorbereitet. Das Programm „Lernen mit Rückenwind“ sei ein Gewinn, sowohl für die Schulen, als auch die Lehramtsstudierenden, die dort Praxis-Erfahrung sammeln könnten. Allerdings, so betonte es der Rektor einer Grundschule, bräuchte es echte Förderstunden und Kleingruppenförderung – nicht alle Last dürfe den Lehrkräften an einer Grundschule aufgebürdet werden. Wenn Mindeststandards nicht erreicht würden, müssten auch Eltern und Kinder mit ins Boot geholt werden. Die Ministerin berichtete, dass sie im Austausch mit Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sei, inwiefern Lehramtsstudierende, die sich im Programm „Lernen mit Rückenwind“ engagieren, eine Anrechnung in Form von Credit-Punkten im Studium erhalten können.
Interreligiöser Unterricht als Schlüssel, um Vorurteile abzubauen
Als wichtig stellte Nicola Heckner den interreligiösen Unterricht heraus, da dieser Vorurteile gegenüber anderen Religionen abbaue und Kinder und Jugendliche verschiedener Konfessionen miteinander ins Gespräch kommen. Kultusministerin Theresa Schopper erwähnte in diesem Zusammenhang, dass der Landesschülerbeirat eine generelle Abschaffung des Religionsunterrichts an Schulen fordere. Ministerpräsident Kretschmann sei es aber ein großes Anliegen, dass man ihn weiter anbieten könne.