Der Druck auf die Landesregierung wächst. Der Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen hat beschlossen, sich für eine bessere Bezahlung von Lehrerinnen und Lehrern an Grundschulen einzusetzen. Demnach wollen die Grünen die Grundschullehrkräfte stufenweise in die Besoldungsstufe A 13 überführen. Zuvor hatten sich landesweit Lehrerinnen und Lehrer an einer Aktion des VBE beteiligt und die Landtagsabgeordneten zu diesem Schritt aufgefordert.
Im März dieses Jahres hatte der VBE in einer landesweiten Kampagne die Schulen angeschrieben und eingeladen, bei der Aktion „Stau auf der A 13 – gehen wir es gemeinsam an!“ mitzumachen. Der Rücklauf war überwältigend. Lehrerinnen und Lehrer aus allen Landesteilen Baden-Württembergs nutzten das beigefügte Musterschreiben des VBE, um ihre Landtagsabgeordneten anzuschreiben. Die Forderung: Sich für eine gerechte Besoldung von Lehrkräften an Grundschulen, Hauptschulen und Werkrealschulen nach A 13 einzusetzen. Gleichzeitig hatte der VBE die Landtagsfraktionen dazu aufgerufen, eine faire und gleiche Bezahlung an den Schulen sicherzustellen. Getreu dem Motto: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Die gemeinsame Aktion von VBE und Lehrerschaft zeigt nun eine erste Wirkung. Der Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, sich für eine gerechte Bezahlung Grundschullehrkräften nach A 13 einzusetzen. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand begrüßt den Beschluss ausdrücklich und fordert nun die Landesregierung zum Handeln auf: „Die Sorgen des Finanzministers in allen Ehren, aber diese Sorgen haben auch dazu geführt, dass wir heute den kritischen Mangel an Lehrkräften haben. Wenn Baden-Württemberg im Schulbereich wettbewerbsfähig bleiben will, dann führt an einer Besoldung nach A 13 kein Weg mehr vorbei“. Dies müsse allerdings genauso auch für die Bestandslehrkräfte an Haupt- und Werkrealschulen gelten, die bislang ebenfalls in A 12 verharren mussten.
A 13 an Grundschulen ist in vielen Bundesländern längst Standard
Während die Besoldung von Grundschullehrkräften nach A 13 in vielen Bundesländern längst Standard ist und sich nun auch Bayern, NRW und Hessen auf den Weg machen, will ausgerechnet das finanzstarke Baden-Württemberg an der Besoldung nach A 12 festhalten. „The Länd“ läuft damit Gefahr, im Grundschulbereich langfristig nicht länger konkurrenzfähig zu bleiben. Dies zu einem Zeitpunkt, da der Lehrkräftemangel bereits heute das pädagogische Minimalangebot bedroht: Die Unterrichtsversorgung. Laut einer VBE-Umfrage unter Schulleitungen konnte bereits zu Schuljahresbeginn jede zehnte Grundschule in Baden-Württemberg den Regelbetrieb nicht mehr abdecken.
Der VBE hatte die Grundschulleitungen ebenfalls gefragt, was erfolgen müsste, um wieder mehr Lehrkräfte ins System zu bekommen. An erster Stelle forderten neun von zehn Leitungen, Grundschullehrkräfte gleich den anderen Schularten nach A 13 zu besolden. „Dies zeigt einmal mehr: Die strukturelle Diskriminierung der Grundschule ist ein Anachronismus, den man heute wirklich niemandem mehr vermitteln kann. Die Grundschule leistet das Höchstmaß an Inklusion, unterrichtet die heterogenste Schülerschaft und hat mit 28 Stunden die höchste Unterrichtsverpflichtung. Eine Besoldung nach A 13 ist mehr als gerechtfertigt und längst überfällig“, so der VBE-Vorsitzende.
VBE fordert faire Bezahlung auch an Haupt- und Werkrealschulen
Aber nicht nur Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen werden in Baden-Württemberg systematisch benachteiligt. Dies gilt genauso auch für Bestandslehrkräfte an Haupt- und Werkrealschulen. Während Junglehrkräfte, die das Lehramt Sekundarstufe I absolviert haben mit A 13 an die Schulen kommen, verharren Bestandslehrkräfte mit dem Lehramtsabschluss Grund- und Hauptschule weiter in A 12. Dies ist nicht nur mit Blick auf die größere Berufserfahrung der Bestandslehrkräfte in hohem Maße ungerecht. Bestandslehrkräfte bilden Referendarinnen und Referendare aus, die sofort in A 13 eingruppiert sind, während sie selbst in A 12 verbleiben. Dies sorgt an den Schulen für Unmut und schafft kein gutes Betriebsklima.
„So richtig es ist, Junglehrkräfte in A 13 einzustufen, so sehr müssen die erfahreneren Kolleginnen und Kollegen ebenfalls nach A 13 überführt werden. Auch hier gilt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“, erklärt der VBE Vorsitzende. Er fügt hinzu: „Baden-Württemberg kann sich die Schieflage in der Besoldung seiner Lehrerinnen und Lehrer nicht länger leisten. Das Land muss die Arbeitsbedingungen so weit verbessern, dass es als Arbeitgeber genügend attraktiv ist.“