Zum Weltlehrkräftetag am 5. Oktober macht sich der VBE für den Kampf gegen den Lehrkräftemangel stark und mahnt den Schutz der Profession an.
Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts unterrichten an den Schulen infolge des Lehrkräftemangels immer mehr Lehrerinnen und Lehrer ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium. Bundesweit sei der Anteil dieser Lehrkräfte binnen zehn Jahren von 5,9 Prozent auf nun 8,6 Prozent gestiegen, während die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen um 10,5 Prozent gesunken sei.
Der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand erklärt: „Die Zahlen zeigen: Das Arbeiten mit Kindern und die Sinnhaftigkeit des Berufs ziehen auch viele Menschen aus der Wirtschaft mit anderen Studiengängen oder Ausbildungsberufen an. Das könnte ein Gewinn für die Schule sein – wenn diese Personen bestens vorqualifiziert und optimal berufsbegleitend weiterqualifiziert werden könnten und zwar auf Niveau der Inhalte des originären Lehramtsstudiums. Es muss zudem eingeplant werden, dass die Quer- und Seiteneinsteigenden eine Begleitung und Betreuung durch die Bestandslehrkräfte benötigen. Für diese Aufgaben müssen die originären Bestandslehrkräfte eine zeitliche Anerkennung und Entlastung erhalten.“
Sinkende Zahlen im Lehramtsstudium
Dem Statistischen Bundesamt zufolge gibt es heute bundesweit 7,0 Prozent weniger Studienanfängerinnen und -anfänger im Lehramtsstudium als noch vor zehn Jahren.
Gerhard Brand: „Die Bemühungen der Kultusministerien fruchten nicht! Hier zeigt sich auch die allgemeine Entwicklung des Fachkräftemangels: Das Bildungssystem steht in direkter Konkurrenz zur Wirtschaft. Es ist daher unbedingt notwendig, den Lehrberuf attraktiver auszugestalten und den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt anzupassen. Das Arbeiten in Teams mit verschiedenen Professionen, das Nachrüsten digitaler Infrastruktur und das Beibehalten flexibler Arbeitszeitmodelle sind dafür dringend erforderlich.
Hinzu kommt: Die neue Generation, die nun auf den Arbeitsmarkt drängt, erwartet andere Strukturen. Der Beamtenstatus allein reicht nicht aus, um den Beruf attraktiv zu machen. Aber Lehrkraft sein ist mehr als nur Geldverdienen und berufliche Sicherheit. Das könnte die große Chance sein, die neue Generation anzusprechen. Jene, die nach mehr Sinn im Leben suchen, können an der Schule nicht nur Beruf, sondern Berufung finden. Dafür braucht es aber die entsprechenden Bedingungen. Es reicht eben nicht aus, mit schönen Worten die Arbeit von Lehrkräften zu loben. Den Grundstein dessen, was eine Gesellschaft leisten kann, legen wir in der Schule. Die Wertschätzung dafür muss sich in Taten zeigen. Dann wäre der Beruf auch wieder so attraktiv, dass ihn viele ergreifen möchten.“
Fazit
Gerhard Brand: „Das Kartenhaus Schule ist fragil. Das stabile Fundament müssen die Bestandslehrkräfte sein. Nur wenn dieses Fundament gestärkt wird, können die Bestandslehrkräfte auch Personen im Quer- und Seiteneinstieg begleiten. Wenn sich das Verhältnis aber umkehrt, kommt das Gebilde ins Wanken. Nicht auszudenken, was dann passiert.“