Der große Bildungsstudien-Check: Deutsches Schulbarometer

PISA, IGLU, Schulbarometer und Bildungstrend: In den letzten 20 Jahren ist eine ganze Welle von Bildungsstudien übers Land geschwappt. Die Zahl der nationalen und internationalen Meinungs-, Leistungs- und Vergleichsstudien ist heute kaum mehr überschaubar. Wer hat wen in wessen Auftrag getestet und gefragt? Und was sind nach zwei Jahrzehnten intensiver Forschung die zentralen Befunde? In unserem großen Studien-Check bringen wir Ordnung ins Chaos und stellen die elf wichtigsten Erhebungen vor.

 

Teil 2: Deutsches Schulbarometer (Robert Bosch Stiftung)

Seit 2019 lässt die Robert Bosch Stiftung regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen durchführen und veröffentlicht diese als „Deutsches Schulbarometer“. Hierfür hat die Stiftung anfangs mit dem Meinungsforschungsinstitut infas zusammengearbeitet, später mit dem Sozialforschungsinstitut forsa. Das Deutsche Schulbarometer will frühzeitig Entwicklungen im Schulwesen beschreiben, indem Einschätzungen von Personen erfasst und untersucht werden, die Schule täglich mitgestalten und erleben. Aktuelle Herausforderungen und Strategien sollen so erkannt und daraus mögliche Empfehlungen für Entscheiderinnen und Entscheider im Bildungssystem abgeleitet werden. Für das Schulbarometer 2023 hat die Robert Bosch Stiftung insgesamt 1.032 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland befragt.

Wer ist die Robert Bosch Stiftung?

Die 1964 in Stuttgart gegründete Robert Bosch Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Die Stiftung mit ihren beiden heutigen Standorten in Stuttgart und Berlin beschreibt sich selbst als gemeinnützig, unabhängig und überparteilich. Zu ihren zahlreichen Projekten zählen beispielsweise der Neubau des Robert Bosch Krankenhauses in Stuttgart, vielfältige Initiativen in der Kranken- und Altenpflege, die Förderung von Schulpartnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschland oder auch die Stiftung des Deutschen Schulpreises. Nach eigenen Angaben hat die Stiftung seit ihrer Gründung über zwei Milliarden Euro für gemeinnützige Arbeit ausgegeben. Die Robert Bosch Stiftung GmbH hält rund 94 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH (die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH selbst) und finanziert sich aus deren Dividende.

Welche Ziele verfolgt die Robert Bosch Stiftung?

Mit ihrer Arbeit will die gemeinnützige Stiftung nach eigenen Angaben dem Vermächtnis des Stuttgarter Firmengründers Robert Bosch folgen, dessen ausgeprägtes soziales und gesellschaftliches Engagement in zeitgemäßer Form fortführen und sich für eine gerechte und nachhaltige Zukunft einsetzen. Dabei widme sich die Stiftung insbesondere den Themen Gesundheit, Bildung, Frieden, Ungleichheit, Klimawandel, Demokratie, Migration und Einwanderungsgesellschaft. Gleichzeitig wolle man den interdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft unterstützen und zu einer evidenzbasierten politischen Entscheidungsfindung beitragen. Die Arbeit der Stiftung findet regelmäßig positive Anerkennung seitens Politik, Presse und Gesellschaft und gilt als vorbildlich.

Welche Schulbaromter sind bisher erschienen?
  • Lehrkräftebefragung Juni 2023: Einstellung zu Inklusion und Digitalisierung sowie Beobachtungen zu Kinderarmut
  • Schulleitungsbefragung im November 2022: Wirkung der Corona-Aufholprogramme und Beschulung Zugewanderter
  • Lehrkräftebefragung im April 2022: Eigenes Belastungserleben und Beschulung ukrainischer Geflüchteter
  • Lehrkräftebefragung im September 2021: Folgen der Pandemie und psychosoziale Probleme von Schülerinnen und Schülern
  • Lehrkräftebefragung im Dezember 2020: Auswirkungen der pandemiebedingten Schulschließungen (Folgebefragung)
  • Lehrkräftebefragung im April 2020: Auswirkungen der pandemiebedingten Schulschließungen
  • Elternbefragung im Juli 2019: Schulzufriedenheit und Ganztagsschule
Was sind zentrale Ergebnisse?

Konzentrationsprobleme, fehlende Motivation, körperliche Unruhe, Ängste oder aggressives Verhalten: Auffälliges Verhalten von Schülerinnen und Schülern wird in der jüngsten Umfrage des Deutschen Schulbarometers von 34 Prozent der Lehrkräfte als aktuell größte schulische Herausforderung benannt. Das ist ein deutlicher Anstieg zur Lehrkräftebefragung ein Jahr zuvor: Im April 2022 gaben nur 21 Prozent der Befragten an, dass das Verhalten der Schülerinnen und Schüler die aktuell größte Problemlage sei. An zweiter Stelle steht im Juni 2023 die hohe Arbeitsbelastung gepaart mit Zeitmangel (31 Prozent). Beides steht in engem Zusammenhang mit dem Lehrkräftemangel: Jede fünfte Lehrkraft benennt die Personalnot als größte Herausforderung (21 Prozent). Die Digitalisierung wird dagegen nur von 14 Prozent der befragten Lehrkräfte als aktuell größtes Problem gesehen.

Aus der Umfrage geht zudem hervor, dass eine zunehmende Kinderarmut für die Lehrkräfte mit Blick auf die eigenen Schülerinnen und Schüler deutlich sichtbar ist. Ein weiteres zentrales Ergebnis lautet außerdem, dass sich über zwei Drittel der Lehrerinnen ud Lehrer in Teilzeit vorstellen könnten, ihre Arbeitszeit aufzustocken – unter der Voraussetzung besserer Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus fühlt sich nur jede zehnte Lehrkraft durch ihre Ausbildung und ihr Studium ausreichend auf inklusiven Unterricht vorbereit.

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