Fortbildungsangebote landen in der Bewertung im Mittelfeld

Fortbildung

Im Auftrag des VBE Baden-Württemberg hat das Sozialforschungsinstitut forsa für eine repräsentative Umfrage 272 Lehrerinnen und Lehrer zu Fortbildungsangeboten befragt. Die Daten zeigen eine gute Teilnahmequote an Präsenz- und Online-Veranstaltungen, allerdings befindet sich Baden-Württemberg bei der Bewertung der Fortbildungsangebote nicht auf Top-Niveau, sondern sortiert sich trotz großen Einsatzes im Mittelfeld ein. Rund zwei Drittel der Lehrkräfte in Baden-Württemberg haben in den vergangenen zwei Jahren an Fortbildungen in Präsenz teilgenommen. 

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) sogar mehrmals. Auf Platz zwei folgen Online-Veranstaltungen (54 Prozent). 44 Prozent der Befragten sagen, dass sie dieses Angebot mehrfach in Anspruch genommen haben. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand betont: „Die hohe Beteiligung an Fortbildungen ist erfreulich. Die Realität zeigt aber auch: Wenn das Personal an den Schulen bereits knapp ist und jede Kraft gebraucht wird, überlegen sich die Lehrkräfte mehrmals, ob sie eine Fortbildung besuchen können. Was Lehrerinnen und Lehrer aber dringend brauchen, sind Freiräume, um ohne schlechtes Gewissen eine Fortbildung wahrnehmen zu können.“

Petra Schoch, Mitglied in der Verbandsleitung des VBE und zuständige Fachreferentin, betont, dass es besonders wichtig sei, dabei die individuellen Bedürfnisse der Lehrkräfte bei den Fortbildungsangeboten besser zu berücksichtigen.

Themen bei Fortbildungen

Hoch im Kurs stehen zurzeit bei den Lehrkräften Fortbildungen zu den digitalen Medien und digitaler Kommunikation (40 Prozent). Ähnlich viele haben eine Fortbildung zum Thema Fachinhalte oder Fachdidaktik besucht. Rund ein Fünftel hat Fortbildungen besucht, in denen das Verhalten von Schülerinnen und Schülern behandelt wurde, beziehungsweise Klassenführung.

Damit allerdings nicht genug: Die befragten Lehrkräfte äußern den Wunsch nach weiteren Fortbildungen allen voran zu digitalen Medien (41 Prozent).

Gerhard Brand betont: „Wir haben bereits in unserer Schulleiterumfrage im Bereich Digitalisierung gesehen, dass die Teilnahme an Fortbildungen zum Einsatz digitaler Endgeräte angestiegen ist. Die jetzigen Zahlen belegen eindeutig diesen Trend.“

Den Bedarf, Fortbildungen zum Verhalten von Schülerinnen und Schülern anzubieten, beziehungsweise zur Klassenführung, sieht etwa jede dritte Lehrkraft (32 Prozent).

„Die Lehrkräfte an den Grundschulen und den Schulen der Sekundarstufe I sagen uns, dass sie die Heterogenität der Schülerschaft, beziehungsweise Disziplinschwierigkeiten am meisten belasten. Die Lehrinnen und Lehrer können aber nicht alle gesellschaftlichen Probleme auffangen. Viele Probleme werden auch vom Elternhaus auf die Schulen übertragen. Dass hier Handlungsbedarf besteht, um die Lehrkräfte wirkungsvoll zu unterstützen, wird durch die jetzige Umfrage untermauert“, betont der VBE-Landesvorsitzende.

Bewertung der Fortbildungsangebote

Ein einheitliches Bild zeigt sich bei der Bewertung der Fortbildungsangebote in Baden-Württemberg: Mit der Note 2,8 reihen sie sich im Mittelfeld ein. „Nicht richtig gut, aber auch nicht wirklich schlecht kann nicht der Anspruch sein. Wer gute Lehrkräfte, die nach aktuellen Standards unterrichten, haben möchte, muss auch dafür sorgen, dass sie auf höchstem Niveau fortgebildet werden“, urteilt Brand.

Fokus auf dem ZSL

Ein besonderes Augenmerk in der Umfrage liegt auf dem 2019 eingerichteten Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL). Obwohl etwa drei Viertel der befragten Lehrkräfte sagen, dass sie schon einmal auf der Internetseite des ZSL oder dem Portal LFB Online nach Fortbildungsangeboten gesucht haben, sagt nur rund die Hälfte, dass die Angebote des ZSL einfach zu finden seien.

Eine überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte (85 Prozent) ist zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit den besuchten Fortbildungen am ZSL. Vor allem überzeugt hat den Lehrkräften zufolge die Kompetenz der Referenten und sowie der Praxisbezug.

24 Prozent der Lehrkräfte, die schon einmal vom ZSL gehört oder gelesen haben, sind der Überzeugung, dass sich die Qualität der Fortbildungen durch die Gründung des ZSL verbessert hat, allerdings glaubt die Mehrheit der Befragten (40 Prozent), dass sie sich nicht verbessert hat.

Gerhard Brand betont: „Mit guten Fortbildungen, deren Effekt aber zum großen Teil verpufft, kann man sich damit nicht zufriedengeben. Das ZSL muss präsenter werden. Wir fordern das Kultusministerium auf, das ZSL und die Fortbildungsangebote kontinuierlich weiterzuentwickeln.“

Der VBE fordert daher:

  • Den Ausbau des Themenangebots, insbesondere im Bereich digitale Medien und Kommunikation und Klassenführung.
  • Mehr zeitliche Freiräume im Lehralltag für die Teilnahme von Fortbildungen.
  • Ein besser geleiteter und einfacher Zugang zu Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte.
  • Bessere Erreichbarkeit von Fortbildungen für Lehrkräfte in ländlichen Regionen.
  • Flächendeckende multiprofessionelle Unterstützungssysteme.

Begriffe

Fortbildung und Weiterbildung werden teilweise synonym benutzt, es gibt aber grundsätzliche Unterschiede in der Bedeutung. Während eine Fortbildung darauf abzielt, sich innerhalb der Tätigkeit weiter zu qualifizieren und neue Fertigkeiten zu erlernen, erwirbt man bei einer Weiterbildung zusätzliche Qualifikationen, die nicht unmittelbar mit der Tätigkeit verknüpft sein müssen.

Anlagen

forsa-Ergebnisbericht

forsa-Ergebnischarts

Rede Gerhard Brand und Petra Schoch