Neue Rechtschreibung ist an den Schulen kein Aufreger mehr

VBE zur jüngsten Focus-Umfrage:

Stuttgart. Auch wenn nach der jüngsten repräsentativen Umfrage des Nachrichten­magazins „Focus“ eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger die 1996 be­schlossene und 1998 eingeführte Rechtschreibreform ablehnt, ist die neue Rechtschreibung an den Schulen kein Aufreger mehr, versichert der Spre­cher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, wiewohl Schüler nach wie vor mit der Rechtschreibung zu kämpfen haben.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

15 Jahre nach der Einführung des neuen Regelwerks sind zwischenzeitlich alle Schüler – sogar die Abiturienten – mit der reformierten Rechtschreibung groß ge­worden, für die es wichtigere Probleme gibt als die Frage, ob heute mit scharfem ß oder mit ss geküsst werden soll. Eine gewisse Unsicherheit herrscht dagegen eher bei älteren Lehrkräften, die bisweilen nicht wissen, ob das Wort weiterhin auf die gewohnt alte Weise, nach der neuen Rechtschreibung oder nach den in den Jahren 2004 und 2006 noch einmal überarbeiteten Regeln geschrieben wird.

Lehrer greifen, bevor sie Schülern etwas mit Rot als falsch anstreichen, si­cherheitshalber nach dem neuesten Duden, um sich zu vergewissern, was nun aktuell gilt. Bei Schülern rufen höchstens noch Bücher in alter Schreibweise Irri­tationen hervor, die es als Ganzschriften oder in Klassenbüchereien noch gibt, obwohl die regulären Schülerbücher mittlerweile alle auf neuestem Stand sind.

„Natürlich ist die noch immer geäußerte Kritik bei einzelnen Bestandteilen der Reform berechtigt“, räumt der VBE-Sprecher ein, „aber selbst die alten Recht­schreibregeln enthielten eine Fülle von Ungereimtheiten, und trotzdem ging das Abendland nicht unter.“ Sprache sei immer im Fluss und verändere sich. Auf je­den Fall sollten Beliebigkeiten in der Schreibweise vermieden werden, die Schü­ler grundsätzlich mehr verunsicherten als unterstützten.

Der große Wurf war diese Rechtschreibreform nach Meinung vieler Experten sowieso nicht, eher ein kleines Sowohl-als-auch-Reförmchen. So seien weder die groß geschriebenen Anfangsbuchstaben bei Substantiven noch überflüssige Buchstaben abgeschafft worden. Schüler müssten nach wie vor überlegen, ob sie Fater oder Vater schreiben sollen, Witamine oder Vitamine. Sex dürfe nicht wie Seks und Fuchs nicht wie Fuks aussehen. Auch das als überflüssig empfundene Y wurde nicht durch ein I oder Ü ersetzt. Statt „Xylophon“ künftig „ksülofon“ zu schreiben, wäre eine Orthografie-Revolution gewesen, über die es sich zu streiten gelohnt hätte, behauptet der VBE-Sprecher.

31. Juli 2011

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