„Wer Loyalität fordert, sollte seine Fürsorgepflicht nicht vergessen“
Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg haben in den letzten Tagen viele E-Mails, Briefe und Anrufe höchst unzufriedener Beamter erreicht, die sich über die von der neuen Landesregierung geplanten einseitigen finanziellen Sonderopfer für die Staatsdiener empört haben.
Anlässlich der heutigen Landtagsdebatte warnt der VBE davor, den Bogen bei den Beamten zu überspannen, nur weil man glaubt, grenzenlos auf deren Loyalität bauen zu können. „Wer Loyalität erwartet, sollte auch seiner Fürsorgepflicht nachkommen und die Beschäftigten nicht durch als ziemlich ungerecht empfundene Sparmaßnahmen demotivieren“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.Der VBE hatte jüngst in einer landesweiten Protestaktion mit Plakaten und Anschreiben die Lehrerschaft aufgefordert, die für die geplanten Sonderopfer für Beamten verantwortlichen grün-roten Landtagsabgeordneten mit „Weihnachtspost“ zu bedenken. In diesen Briefen sollte der Frust der Beschäftigten deutlich zum Ausdruck kommen, dass wieder einmal einseitig die Beamten zur Kasse gebeten werden, um zur Sanierung des Staatshaushaltes beizutragen. Die unter der Beamtenschaft kursierende „Giftliste“ mit den finanziellen Sonderopfern rief zum Teil heftige Reaktionen hervor. Viele Beamte drückten ihre tiefe Enttäuschung über die neue Landesregierung aus, die – so heißt es – gerade von Lehrern gewählt worden war. Ein Kollege schrieb: „…Ich bin gewohnt, Solidarität zu zeigen für notwendige, nachvollziehbare Maßnahmen. Die jetzt geplanten Vorhaben vornehmlich zu Lasten der Beamten fallen jedoch nicht darunter und sind eher als eine stark egoistische Maßnahme für die Interessenpolitik der neuen Regierung zu werten…“
Es sei schon irgendwie perfide, ausgerechnet wieder die Landesbediensteten mit 130 Millionen zur Kasse zu bitten, weil die sich als loyale Beamte nicht richtig „wehren“ dürfen und Personalausgaben nun einmal ein dicker „Unkostenposten“ im Finanzhaushalt sind, sagt VBE-Chef Brand. Da habe es sich die Regierung doch etwas zu leicht gemacht, wenn sie die Schuldenbremse fokussiert zu Lasten der Beamten reinhaut. Leider redeten sich Politiker allzu gerne selber ein, dass in der Öffentlichkeit – und damit beim Wähler – finanzielle Sonderopfer für Beamte in der Regel gut ankommen. „Aber wenn nicht einmal der Dienstherr in verlässlicher Fürsorge zu seinen Beamten steht, wer sollte es dann tun?“, fragt Brand.
7.12.11