Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es ausdrücklich, wenn das Kultusministerium die „Zwangsvermählung“ von Musik, Textilem Werken (Handarbeit), Bildender Kunst sowie Heimat- und Sachunterricht an der Grundschule zum Fächerverbund MeNuK (Mensch, Natur und Kultur) wieder rückgängig machen würde. Aber auch der Fächereintopf „MSG“ in der Haupt-/Werkrealschule (Musik/Sport/Gestalten) wartet auf die „Scheidung“.
Seit der Bildungsplanreform 2004 sind in der Grundschule Musik, Kunst, Handarbeit sowie der Heimat- und Sachunterricht in dem Fach „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) aufgegangen. In der Hauptschule wurden Musik, Sport und Kunst zum Fächerverbund „MSG“ zusammengefasst. Seit Einführung dieser Bildungspläne existieren die Fächer Musik und Bildende Kunst an den Grund- und Hauptschulen nicht mehr. Da die Musik in den Fächerverbünden aufgegangen oder – je nach Standpunkt – untergegangen ist, kann man auch den Bedarf an Musikpädagogen viel besser kaschieren, stellt der VBE-Sprecher verbittert fest.
Die Schüler meist motivierenden Einzelfachnoten in den musisch-künstlerischen Fächern wurden alle vom Fächerverbund geschluckt. Durch die zusammengerechnete Zeugnisnote werden unterschiedliche Schülerleistungen nivelliert. Es entsteht eine weniger aussagekräftige Durchschnittsnote. Aus gutem Grund ist das Fach Musik weder an der Realschule noch am Gymnasium verschwunden, da ein solides Fachwissen notwendig ist, bevor man interdisziplinär arbeiten kann. Völlig unverständlich wird die „Einheitsbreinote“ dadurch, dass seit 2006 trotz Fächerverbund wieder die beste Einzelnote aus Musik, Sport und Kunst (Fächer, die es offiziell gar nicht mehr gibt!) im Haupt-/Werkrealschulzeugnis ausgewiesen werden muss und nur dieser Teilbereich der Gesamtnote versetzungsrelevant ist.
Schon seither galten Musik, Sport und Bildende Kunst aus Sicht vieler lediglich als schmückendes Beiwerk, als Erholung für die vom „richtigen“ Lernen in den Hauptfächern gestressten Schüler. Das Bündeln zu Fächerverbünden habe diesen Trend verstärkt, selbst wenn in der Summe keine einzige Stunde gegenüber der alten Stundentafel verloren gegangen sei, beklagt der VBE-Sprecher. Der musisch-künstlerische Bereich habe aber an den Schulen deutlich an Bedeutung verloren.
30. Januar 2012