VBE zu PISA: Positive Entwicklungen decken dauerhafte Defizite nicht zu

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Die PISA-Studien der OECD sind Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel haben, alltags- und berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten Fünfzehnjähriger zu messen. Das Akronym PISA wird in den beiden Amtssprachen der OECD unterschiedlich aufgelöst: im Englischen als ‚Programme for International Student Assessment‘ (Programm zur internationalen Schülerbewertung) und im Französischen als ‚Programme international pour le suivi des acquis des élèves‘ (Internationales Programm zur Mitverfolgung des von Schülern Erreichten).

„Der VBE freut sich, dass es zahlreiche positive Entwicklungen gibt. Lehrerinnen und Lehrer leisten trotz vielfach unzureichender Rahmenbedingungen Hervorragendes. Die Politik ist weiterhin gefordert, die Voraussetzungen für die individuelle Förderung so zu gestalten, dass sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwache Schüler zu ihrem Recht kommen. Die Ergebnisse von PISA können nicht zudecken, dass das Problem der Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft weiterhin ein Kernproblem in Deutschland ist. Das, was weder TIMSS noch PISA offen legen, ist die Abhängigkeit der Bildungschancen vom Wohnort in Deutschland. Insbesondere in der Grundschule haben wir zwischen den Ländern große Disparitäten in Bezug auf die Lerngruppengröße, die Schüler-Lehrer-Relation und die Anzahl der Unterrichtswochenstunden, die Schülerinnen und Schüler in den ersten vier Jahren erhalten. Deutschland hat im internationalen Vergleich, was die Investitionen in den Bildungsbereich anbelangt, insbesondere im Grundschulbereich noch viel Luft nach oben. Wenn nachhaltige Verbesserungen erreicht werden sollen, dann muss hier angesetzt werden“, kommentiert Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg die heute vorgestellten PISA-Ergebnisse.
Ein Ergebnis ist, dass Deutschland weniger Chancengerechtigkeit als im OECD-Durchschnitt, gewährleistet. Der Einfluss des sozioökonomischen Status hat sich zwar leicht verringert, bleibt aber auf hohem Niveau. Der Leistungsvorsprung bessergestellter Kinder beträgt in Naturwissenschaften bis zu einem Schuljahr. „Mich wundert es, dass es der Politik nicht die Schamesröte ins Gesicht treibt, weil das reiche Deutschland nicht dazu in der Lage ist, endlich die bestehenden sozialen Disparitäten auszugleichen“, sagt VBE-Chef Brand und fordert eindringlich eine Befassung mit diesem Thema.
„Es bringt nichts, wenn sich die KMK-Präsidentin Dr. Bogedan für die ‚Stabilisierung auf hohem Niveau‘ rühmt. Damit sich tatsächlich etwas ändert, müssen endlich die Gelingensbedingungen bereitgestellt werden, die es für individuelle Förderung aller Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten braucht.“ Der VBE-Chef fordert: „Der Staat muss den Unterricht durch gut qualifizierte und gut bezahlte Lehrkräfte, die in angemessen großen Lerngruppen mit der Unterstützung multiprofessioneller Teams in intakten Schulgebäuden arbeiten, sicherstellen.“