VBE zur jüngsten Bildungsstudie: Grundschulen verlässlich unterstützen, aber nicht überfordern

Grundschule: der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht mit Sorge die jetzt wieder dokumentierten Defizite bei Grundschülern, wundert sich jedoch nicht über diese Entwicklung. Einerseits soll Schülern zugunsten von mehr „Spaß“ mühevolles Lernen und vermeintliches Plagen abgenommen werden, andererseits werden die gesellschaftlichen Erwartungen an Schule und Unterricht immer hö­hergeschraubt. Das muss zwangsläufig zu einer Überforderung aller Beteiligten führen, die sich konsequenterweise auch in negativen Ergebnissen bei Vergleichs­tests bemerkbar macht.

Lange Zeit war richtiges Schreiben eher zweitrangig, wurde regelmäßiges Üben als eine stupide Beschäftigung ohne tieferen Sinn abgewertet. Selbst gut gestalteter Frontalun­terricht galt per se als eine Methode aus der Mottenkiste der Pädagogik. Schüler, die noch eine verbundene Schreibschrift erlernen mussten, wurden bedauert; stattdessen sollte sich die stark vereinfachte Grundschrift an den Schulen des Landes durchsetzen. Die „vier pädagogischen Urbitten des Kindes“, wie sie der Schweizer Bildungsunter­nehmer Peter Fratton formuliert hatte: „Bringe mir nichts bei! Erkläre mir nichts! Moti­viere mich nicht! Erziehe mich nicht!“ (verkürzte Wiedergabe) wurden zum Leitmotiv modernen Unterrichts erhoben. Der Leistungsgedanke selber bekam immer mehr ein „Geschmäckle“, und zu allem Überfluss sollte die Schule stets nur „Spaß“ machen.

Fehlende Differenzierungsstunden in den Grundschulen

Den Grundschulen wurden vom Kultusministerium keine Differenzierungsstunden zur Verfügung gestellt. Da Grundschulen „verlässlich“ Unterricht anbieten müssen, werden im Krankheitsfall von Lehrern Klassen zusammengelegt oder die Schüler auf andere Klassen aufgeteilt, weil es keine Krankheitsvertretungen vor Ort an den Schulen gibt. Obendrein drückt man den Schulen die Inklusion aufs Auge, ohne auch nur annähernd adäquate Arbeitsbedingungen dafür zu schaffen, lässt Lehrer geflüchtete Kinder mit traumatischen Erlebnissen in die Klassen integrieren und erwartet, dass die Schule ge­sellschaftliche Problemfelder wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Reizüberflutung durch exzessive Mediennutzung so nebenbei im Unterricht thematisiert und aufarbeitet.

„Bei diesen Rahmenbedingungen muss man sich überhaupt nicht wundern, wenn die Schülerleistungen in der Grundschule zurückgehen“, bringt es der VBE-Sprecher Michael Gomolzig auf den Punkt.