VBE: Gemeinschaftsschulen bevorzugen selbstorientiertes Lernen

Lehrer, die auch frontal unterrichten, müssen kein schlechtes Gewissen haben

 Stuttgart. Zu den Vorzügen der Gemeinschaftsschule gehört ein andersartiges Lernen. Mit einem gewissen Stolz wird auf den Werbeveranstaltungen für diese neue Schulart verkündet, dass der viel geschmähte Frontalunterricht dort nicht mehr stattfindet, und wenn doch, nennt man ihn euphemistisch „Inputphase“. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wendet sich gegen eine grundsätzliche Abwertung des Frontalunterrichts in der Öffentlich­keit. Dieser habe selbst im modernen Unterricht in wohldosierter Form seine Berechtigung und sei nicht per se Teufelszeug, behauptet der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Der professionelle Umgang mit individuellem und kooperativem Lernen, mit Frei­arbeit, Gruppenunterricht, Lerntheken, Partnerarbeit, Stationenlernen und Wochen­plan gehört heute zum Standardrepertoire einer modern ausgebildeten Lehrkraft – und zwar an allen Schularten, nicht nur an Gemeinschaftsschulen. Ein gut vorbereiteter und interessant dargebotener Frontalunterricht, der nicht über die Köpfe der Schüler hinweg erfolgt, sondern diese mit einbindet, ist nicht minder erfolgversprechend für den Lernzuwachs als ein Unterricht, der ausschließ­lich auf das selbstorientierte Lernen und auf Teamarbeit am Gruppentisch setzt. Auch Frontalunterricht, also lehrerzentrierter Unterricht, könne in hohem Maße an den Schülern ausgerichtet und damit pädagogisch äußerst wertvoll sein, vor allem dann, wenn auch der entsprechende Lernzuwachs dokumentiert werden könne, so der VBE-Sprecher.

In der Schule bewahrheite sich die alte Lebensweisheit, dass es auf die richtige Dosis und auf eine gute Mischung ankomme. Was für die Zusammensetzung der Klasse gelten soll, nämlich eine möglichst bunte Vielfalt, müsste auch für die Me­thoden der Lehrkraft Gültigkeit haben. Nicht umsonst machten sich die Pädagogen bei der Unterrichtsvorbereitung gründlich Gedanken, welche Methode sich am bes­ten für die jeweiligen Stundeninhalte eigne. Dabei könne zuweilen sogar Frontalun­terricht ein Mittel der ersten Wahl sein – selbst in einer Gemeinschaftsschule.

In der Öffentlichkeit werde im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vor­züge der Gemeinschaftsschule Frontalunterricht eher als ein großes Übel darge­stellt. „Abwertende Bemerkungen über Lehrer, die, didaktisch-methodisch begrün­det, von Zeit zu Zeit frontal unterrichten, sind schlichtweg deplatziert“, kritisiert der VBE-Sprecher.

VBE: Nicht die Anzahl macht`s, sondern ausschließlich die Qualität

Es ist richtig, dass nicht jede Schule Gemeinschaftsschule werden kann

Zumeldung zur Pressemitteilung Nr. 8/2014 des Kultusministeriums

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Freude des Kultusministers über die 81 neuen Gemeinschaftsschulen der dritten Tranche bei insgesamt 109 Anträgen nachvollziehen, warnt aber vor zu viel Euphorie. „Nicht die Anzahl der Schulen macht`s, sondern ausschließlich deren Qualität“, mahnt VBE-Landeschef Gerhard Brand und stellt ernüchternd fest, dass sich wieder nur sehr wenige Realschulen und gar kein Gymnasium auf den Weg zur Gemeinschaftsschule gemacht haben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Das Kultusministerium solle auch nicht überbewerten, dass sogar 21 CDU-Bürgermeis­ter die Gemeinschaftsschule beantragt haben. Das seien in der Regel keine „Überzeu­gungstäter“, sondern diene ausschließlich der Standortsicherung, so der VBE-Chef. Noch im Januar hatte der Kultusminister selbstkritisch angemerkt, dass man nicht zu­frieden sein könne, wenn von den Fünftklässlern einer Gemeinschaftsschule lediglich 10 Prozent eine Gymnasialempfehlung haben. Zum Gelingen von Gemeinschaftsschule trägt in erheblichem Maße eine gute Durch­mischung der Lerngruppen bei. Deshalb müssen auch nicht die Konzepte der neuen Schulart inhaltlich besser erläutert und bekannter gemacht werden, wie es der Kultus­minister immer wieder fordert; sondern die Rahmenbedingungen der Gemeinschafts­schule deutlich verbessert werden.

„Man kann nicht die Schullandschaft umkrempeln wollen und dann nur begrenzt Geld da­für in die Hand nehmen“, sagt der VBE-Chef. Schulische Innovationen benötigten die entsprechende finanzielle und sächliche Unterfütterung sowie deutlich mehr Perso­nal, das nicht permanent bis zur Erschöpfungsgrenze belastet werden dürfe. „Der Ar­beits- und Gesundheitsschutz gilt für alle Schularten“, unterstreicht Brand.

Die Gemeinschaftsschule soll bereits ab der fünften Klasse alle Bildungsgänge bein­halten mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife und Abitur einschließlich einer zweiten Fremdsprache – und das alles in einer Lerngruppe ohne jegliche äußere Differenzierung. Obendrein müssen dabei hochbegabte Gymnasiasten und Schüler mit sonderpädagogi­schem Förderbedarf gleichermaßen berücksichtigt werden – und das laut Organisations­erlass bei lediglich einer zugeordneten Lehrkraft und bei einem Klassenteiler von 28 Schülern pro Lerngruppe. Damit sind sowohl Schüler als auch Lehrer auf Dauer über­fordert.

VBE: Gemeinschaftsschule überfordert momentan noch alle

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Sorge der Gymnasiallehrer um den Fortbestand des traditionsreichen Gymnasiums sehr gut verstehen. Mit Einführung der Gemeinschaftsschule, die alle Bildungsgänge beinhaltet, wird aus Sicht deren Anhänger das Gymnasium im Prinzip überflüssig.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Dadurch, dass der Gemeinschaftsschule, politisch gewollt, eine Aura des Fort­schrittlichen verliehen wird, geraten alle Sympathisanten der bisherigen Schular­ten automatisch in den Dunstkreis der Ewiggestrigen“, moniert der VBE-Spre­cher. Aber noch habe die Gemeinschaftsschule den Praxistest nicht bestanden. Sie zehre momentan ausschließlich von den Vorschusslorbeeren und dem zusätzlichen außerge­wöhnlichen Engagement der dort unterrichtenden Lehrkräfte.

Die Grundschule ist schon lange eine Gemeinschaftsschule par exellence. An dieser Schulart werden alle Schüler ganz selbstverständlich gemeinsam unterrichtet, ist die reiche Vielfalt der Begabungen abgebildet. Der Unterschied zur Gemeinschaftsschule ist aber der, dass die Grundschule zu einem Abschluss führt („Der Schüler hat das Ziel der Grundschule erreicht“), die Gemeinschaftsschule jedoch bereits ab Klasse 5 alle Bil­dungsgänge – Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur mit mindestens einer zweiten Fremdsprache – in einer Lerngruppe ohne jegliche äußere Differenzierung abbilden soll. Obendrein müssen dabei Hochbegabte und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbe­darf berücksichtigt werden – und das bei einem Klassenteiler laut Organisationserlass von 28 Schülern pro Lerngruppe und lediglich einer Lehrkraft. „Damit sind sowohl Schüler als auch Lehrer auf Dauer überfordert“, so der VBE-Sprecher.

Die bisher anerkannte Realschule, die nach dem Willen von Grün-Rot gleichfalls aus der Schullandschaft verschwinden soll, führt zunächst zu  e i n e m  Bildungsabschluss, der mittleren Reife, und beinhaltet – wie beim Gymnasium auch – den Hauptschulab­schluss, wenn ein Schüler nach Klasse 10 versetzt worden ist. Das Abitur strebt man dann nach der Realschule an einem beruflichen Gymnasium an, oder auch nicht.

Mit der Gemeinschaftsschule soll die Quadratur des Kreises gelingen. „Wie das unter dem Diktat des Rotstifts auf Dauer gutgehen kann, ohne dass dabei Schüler, Lehrer und der Leistungsgedanke unter die Räder kommen, bleibt nicht nur dem VBE zurzeit noch ein Rätsel“, sagt der VBE-Sprecher. Die Grundidee einer Gemeinschaftsschule an sich sei famos; aber dafür müssten auch die Rahmenbedingungen stimmen und behutsame äußere Differenzierungen innerhalb der Lerngruppe möglich sein. Hier werde jedoch aus ideologischen Gründen weiterhin gemauert.

VBE: Wird die neue Gemeinschaftsschule als Bildungseinrichtung für alle zu einer Art Volksgymnasium?

Stuttgart. Vor rund 50 Jahren gingen die meisten Schüler ganz selbstverständlich auf die Volksschule, und keiner fühlte sich benachteiligt oder „selektiert“. Nun soll durch die Gemeinschaftsschule wieder eine Bildungseinrichtung für alle entstehen. „Hat diese Gemeinschaftsschule das Zeug zu einem echten `Volksgymnasium´?“, fragt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Landauf, landab werden jetzt Gemeinschaftsschulen eingerichtet, meist weil Städte und Kommunen wegen rückläufiger Schülerzahlen Standortsicherung betreiben wollen. „Die Lehrer an Gemeinschaftsschulen leisten hervorragende Pionierarbeit und verdie­nen Anerkennung und Respekt“, versichert der VBE-Sprecher.

Trotzdem sollte sich jeder Schulträger genau überlegen, ob er wirklich Ja zum päd­agogischen Konzept der Gemeinschaftsschule sagen möchte. Grundlage der „neuen Lernkultur“ dort sind u.a. die „vier pädagogischen Urbitten des Kindes“, wie sie der Schweizer Bildungsunternehmer Peter Fratton formuliert hat: „Bringe mir nichts bei! Erkläre mir nichts! Motiviere mich nicht! Erziehe mich nicht!“ (verkürzte Wiedergabe)

Kritiker sehen in den Gurus der neuen pädagogischen Heilslehre wie Peter Fratton (Schulgründer, Haus des Lernens, Romanshorn), Andreas Müller (Institut Beatenberg, Schweiz), Gerald Hüther (der Lehrer als „Potenzialentwicklungscoach“) und Richard David Precht („Lernfabriken, die Kreativität töten“) eher professionelle Lernverhin­derer und in der neuen Gemeinschaftsschule so eine Art Volksgymnasium. Äußere Differenzierung („Selektion“) und Sitzenbleiben gibt es dort nicht mehr; Noten werden nur noch bei Schulwechsel und im Abschlusszeugnis erteilt. In der Lerngruppe (früher: Klasse) sitzt der Sonderschüler mit Handikap neben dem hochbegabten Gymnasiasten. Der Lernbegleiter (früher: Lehrer) ist keine direkte Bezugspersonen mehr und unter­richtet auch nicht mehr im herkömmlichen Sinn. Schüler „steuern“ sich selbst, lernen „individuell“ und „kooperativ“ mittels Arbeitsblätter, die auf Kompetenzrastern basie­ren, mit Wochenplänen und Computern, an Lerntheken (Stationen) und Lerninseln.

Bei Gymnasien und Realschulen herrscht große Skepsis ob des von Landesregierung und Kultusministerium propagierten künftigen Erfolges der Gemeinschaftsschule. „Wenn Realschulen auch weiterhin an dem bestehenden und allgemein anerkannten Realschulbildungsgang festhalten wollen, muss das nicht der schlechteste Weg sein“, meint VBE-Sprecher Michael Gomolzig.

20. Mai 2013

VBE wartet nach wie vor auf die Auswertung der Übergangszahlen auf Gemeinschaftsschulen

Stuttgart. Mitte Oktober wurden im Rahmen der Herbststatistik an den Grundschu­len die Übergangszahlen der Viertklässler auf die weiterführenden Schulen erhoben. Dabei wurde abgefragt, wie viele Kinder mit welcher Grundschul­empfehlung auf Gemeinschaftsschulen wechselten. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatte damals das Kultusministerium aufgefordert, aus Gründen der Transparenz die Zahlen des Übergangsverhaltens offen­zulegen. Auch ein Vierteljahr nach dieser Erhebung werden die Zahlen weiter unter Verschluss gehalten, kritisiert der VBE.

Es verging bisher kaum ein Monat, ohne dass das Kultusministerium oder die Stabsstelle darauf hingewiesen haben, zu welchem Erfolgsmodell sich die neue Gemeinschaftsschule im Land entwickle. Selbst CDU-Bürgermeister und nicht grün-rote Gemeinderäte würden mit Feuereifer Anträge auf die Einrichtung der von Grün-Rot favorisierten Schulart stellen, jubelte das Ministerium. Kritikern, die als Grund für manche Antragstellung die Möglichkeit zur Standortsicherung bei zurückgehenden Schülerzahlen sahen, entgegnete man, dass die neue Schul­art eine Schule für alle sei, ohne den Beweis anzutreten, ob dem wirklich so ist. Da bei der Anmeldung keine Grundschulempfehlungen mehr vorgelegt werden müssen, wisse man folglich auch nicht, welche Schüler Gemeinschaftsschulen besuchten, argumentierte die Kultusbehörde.

Nach der amtlichen Herbststatistik kann das Kultusministerium nun anhand des von den Schulleitern ausgefüllten Statistikbogens 6 genau erkennen, welche Schüler mit welcher Grundschulempfehlung auf die Gemeinschaftsschulen ge­wechselt haben. Beim VBE hat man weiterhin den Eindruck, dass das Ministe­rium an der Veröffentlichung dieser Zahlen nicht sonderlich interessiert ist, denn dann könnte möglicherweise deutlich werden, dass die Gemeinschaftsschule vielleicht doch eher von Schülern mit einer Empfehlung für die Hauptschule als von solchen mit einer Gymnasialempfehlung besucht wird. Der VBE fordert das Kultusministerium jetzt noch einmal unmissverständlich auf, Farbe zu bekennen und die offiziellen Übergangszahlen endlich offenzulegen.

VBE: Ist die Gemeinschaftsschule wirklich eine Schule für alle?

Ministerium soll nach der Herbststatistik Übergangszahlen offenlegen

Stuttgart. Bisher hat das Kultusministerium jede Nachfrage, mit welcher Grundschulemp­fehlung Schüler Gemeinschaftsschulen besuchen, mit dem Hinweis zurückgewie­sen, dass bei der Anmeldung das Dokument nicht mehr vorgelegt werden müsse und daher keine Zahlen existierten. Nach der Erhebung der Herbststatistik an den Schulen sticht dieses Argument nicht mehr. Der Verband Bildung und Er­ziehung (VBE) Baden-Württemberg fordert jetzt die Offenlegung der Zahlen.

Es verging bisher kein Monat, ohne dass das Kultusministerium oder die Stabsstelle darauf hingewiesen haben, zu welchem Erfolgsmodell sich die neue Gemeinschafts­schule im Land entwickle. Selbst CDU-Bürgermeister und nicht grün-rote Gemeinde­räte würden mit Feuereifer Anträge auf die Einrichtung der von grün-rot favorisierten Schulart stellen, jubelte das Ministerium. Kritikern, die in dieser Antragstellung nur die Möglichkeit einer Standortsicherung bei zurückgehenden Schülerzahlen sahen, indem sterbende Haupt-/Werkrealschulen als Gemeinschaftsschulen wiedergeboren würden, entgegnete man, dass die neue Schulart eine Schule für alle sei, ohne den Beweis anzu­treten, ob dem wirklich so ist. Da bei der Anmeldung keine Grundschulempfehlungen mehr vorgelegt werden müssen, wisse man folglich auch nicht, welche Schüler Ge­meinschaftsschulen besuchten.

Solange Gymnasial- und Realschullehrer sowie Schüler mit einer Gymnasial- oder Realschulempfehlung an Gemeinschaftsschulen eindeutig in der Minderheit seien, sehe das Ganze noch allzu sehr nach einem Etikettenschwindel aus, argumentierte der VBE.

Nach Vorliegen der aktuellen amtlichen Herbststatistik kann das Kultusministerium anhand des von den Schulleitern ausgefüllten Statistikbogens 6 genau erkennen, wel­che Schüler mit welcher Grundschulempfehlung auf die Gemeinschaftsschulen ge­wechselt haben. Beim VBE hat man jedoch den Eindruck, dass das Ministerium an dieser Wahrheit nicht sonderlich interessiert ist, denn dann könnte möglicherweise deutlich werden, dass die Gemeinschaftsschule vielleicht doch nur eine umetikettierte Hauptschule ist mit ein paar Schülern, die auch auf Realschule oder Gymnasien gehen könnten; von der inklusiven Beschulung von Schülern mit besonderem sonderpädago­gischen Förderbedarf noch gar nicht gesprochen. Der VBE fordert das Kultusministe­rium auf, jetzt Farbe zu bekennen und die Übergangszahlen offenzulegen.

11.11.12

VBE: Der Ausbau von Gemeinschaftsschulen wird voran­getrieben, die Schulbauförderrichtlinien hinken hinterher

Stuttgart. „Das Kultusministerium wird nicht müde, die Gemeinschaftsschulen als Volltreffer zu verkaufen, hinkt aber mit den dafür dringend notwendigen neuen Schulbauförderrichtlinien weit hinterher“, beklagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg. Wer mehr Gemeinschaftsschulen will, muss aus schlichten Klas­senzimmern motivierende Lernwerkstätten machen, benötigt für den Ganz­tagesbetrieb zusätzlichen Raum. Dafür müssen die Schulträger viel Geld in­vestieren und warten deshalb ungeduldig auf die neuen Förderrichtlinien.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Nicht nur die neuesten bautechnischen Anforderungen an Brandschutz und Un­fallverhütung sind bei den Schulgebäuden zu berücksichtigen und umzusetzen, sondern auch die Größe und Ausgestaltung der Klassenzimmer, wie sie der mo­derne Unterricht in einer Gemeinschaftsschule erfordert. Wer Bildung für das 21. Jahrhundert anbieten will, darf sich nicht mit Klassenzimmern begnügen, die zu Kaisers Zeiten als angemessen galten.

Unterricht in Lern- und Projektgruppen, Werkstattarbeit, selbstorganisiertes Lernen mit Wochenplänen und Ganztagsangebote erfordern mehr Platz in den Schulen, mehr Räume zum Ausweichen und Möglichkeiten, individuelle Lern­inseln einrichten zu können.

Bei seither höchstens 66 Quadratmeter Klassenzimmerfläche für bis zu 30 Schüler – in Gemeinschaftsschulen bis zu 28 -, könne die räumliche Freiheit der Lernenden nicht allzu groß ausfallen, beklagt der VBE-Vorsitzende. Natürlich weiß auch der VBE, dass größere und mehr Räume entsprechend Geld kosten. Man kann aber, wenn man in der Bildungspolitik einen durchschlagenden Erfolg erzielen will, nicht nur an einzelnen Stellschrauben drehen. Wer eine Bildungs­reform anstrebt, muss diese aus einem Guss durchziehen und alle Ressorts mit einbeziehen. „Wenn das Kultusministerium tüchtig Gas gibt, das Finanzminis­terium jedoch die Bremse angezogen hat, drehen die Räder durch. Man kommt nicht vom Fleck, und gibt es lediglich viel Rauch um Nichts“, sagt Brand.

28. Oktober 2012

VBE widerspricht Kultusministerin: Lediglich vier Realschulen sind kein Zeichen einer hohen Attraktivität

Zumeldung zur PM Nr. 139/2012 des Kultusministeriums

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wider­spricht der Kultusministerin heftig. Wenn lediglich vier Schulen von insge­samt 120 Antragstellern auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule aus dem Realschulbereich kommen, kann man noch nicht von einer hohen Attraktivität der neuen Schulart sprechen –unabhängig von der Arbeit, die dort geleistet wird. 3,3 Prozent sind statistisch nicht relevant und würden an anderer Stelle als an der 5-Prozent-Hürde gescheitert betrachtet.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Wenn die Gemeinschaftsschule wirklich eine Gemeinschaftsschule für alle sein soll“, so der VBE-Sprecher, „darf diese neue Schulart nicht fast aus­schließlich aus – sterbenden – Haupt-/Werkrealschulen wiedergeboren wer­den.” Insbesondere Gymnasien als auch Realschulen halten sich jedoch bei den Bewerbungen vornehm zurück. Das ganze sieht momentan noch allzu sehr nach Etikettenschwindel aus: Das Schild „Hauptschule“ wird einfach gegen die schöne Bezeichnung „Gemeinschaftsschule“ ausgetauscht.

Da mittlerweile die Zahlen der Herbststatistik vorliegen, kann das Kultus­ministerium jetzt auch die Übergänge der Grundschüler auf Gemein­schaftsschulen offenlegen. Bei dieser Statistik wurde abgefragt, auf welche Schularten sich die Schüler mit welcher Grundschulempfehlung verteilen. Der VBE hat jedoch den Eindruck, dass das Ministerium an dieser Wahr­heit nicht sonderlich interessiert ist.

26.10.2012

VBE: Bessere Schulen gibt es nicht für weniger Geld

Zumeldung zur Landespressekonferenz der CDU-Landtagsfraktion am 26.07.2012:

Stuttgart. „In Anlehnung an Henry Ford, der Autos in jeder Farbe ausliefern wollte, solan­ge sie nur schwarz waren, sieht die grün-rote Landesregierung alle Schularten als zukunftsfähig an, wenn sie nur Gemeinschaftsschule heißen“, kritisiert der Vor­sitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, die etwas zu einseitige Vorgehensweise im Bildungsbereich.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung habe der Eltern­wunsch bei der Schullaufbahnentscheidung für das Kind nach der vierten Klasse ein hohes Gewicht bekommen. Wozu elterliche Fehlentscheidungen später führen können, wurde jedoch geflissentlich ausgeblendet. Durch den jetzt noch stärkeren Rückgang der Übergangszahlen auf die Haupt-/Werkrealschule, blutet diese Schulart, die schon unter Schwarz-Gelb deutlich hatte Federn lassen müssen, vollends aus.

„Wenn Schüler an der für sie falschen Schulart scheitern, wird bald keine Schule mehr in zumutbarer Entfernung für sie da sein, die sie auffängt und zu einem Ab­schluss bringt. Zu den Schülern der Gemeinschaftsschule, die nach aktueller Datenlage hauptsächlich von Kindern mit einer Haupt-/Werkrealschulempfehlung besucht wird, kommen dann die Jugendlichen mit gescheiterten Laufbahnträumen hinzu“, sagt der VBE-Chef. Um diese Auffangfunktion ausüben zu können, gibt es aber (noch) viel zu wenige Gemeinschaftsschulen, die auch entsprechend wohnortnah erreichbar sind.

Der VBE bekräftigt die Aussage der CDU, dass eine notwendige regionale Schulent­wicklung nur dann gelingen kann, wenn sie auf dem Konsens aller Beteiligten vor Ort basiert. Die Entscheidung für eine Gemeinschaftsschule zum Erhalt der wohnortnahen Schule – eine durchaus legitime Sichtweise von Kommunen und Städten – trägt den Überlebenskampf in die Fläche, weil jeder Bürgermeister „Standortsicherung“ betrei­ben will. Da werden die Interessen der Nachbargemeinden sekundär. „Daher muss für die regionale Schulentwicklung die Schulverwaltung mit ins Boot genommen werden, die alle auf Kreisebene wichtigen Fakten kennt und eine Moderatorenrolle bei diesem manchmal schmerzlichen Prozess übernehmen kann“, sagt der VBE-Chef. Bessere Schulen werde es auf keinen Fall für weniger Geld geben. Politiker sollten sich von der Vorstellung verabschieden, dass man bei einem viel zu kurzen Rock nur etwas am Saum zuppeln muss, damit er dann die Blöße der Beine besser bedeckt.

27. Juli 2012

VBE: Neue Schulart wird sich erst noch bewähren müssen

Auch an der Gemeinschaftsschule wird nur mit Wasser gekocht

Stuttgart. „Heute wird die an sich schon bunte Schullandschaft durch den weiteren Bau­stein `Gemeinschaftsschule´ gesetzlich erweitert, und das ist per se nichts Schlechtes“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Gefährlich werde es, wenn diese neue Schulart als die mehr oder minder allein seligmachende dargestellt und ent­sprechend protegiert werde.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Neben den verschiedenen Sonderschulen, der Real-, Werkreal- und Hauptschule sowie neben den verschiedenen Gymnasien gibt es künftig auch noch die Gemein­schaftsschule. Diese neue Schulart ist in den letzten Wochen mit sehr vielen Vor­schusslorbeeren bedacht worden – nicht zuletzt durch die eigens zur „Promotion“ eingerichtete Stabsstelle im Kultusministerium. Allein die Anmeldezahlen an den fünften Klassen der Gemeinschaftsschulen lassen das Ministerium jubeln, obwohl böse Zungen behaupten, dass sich hauptsächlich die Klientel der Haupt- und Werk­realschulen an der neuen Schulart angemeldet habe und sich so die gewünschte Lerngruppenmischung vom hochbegabten zum lernbehinderten Schüler gar nicht einstellen könne. Hier sollte das Ministerium rasch den Gegenbeweis antreten.

Auch die Aussage, dass die Gemeinschaftsschule „leistungsstark und gerecht sei“, leite sich zunächst nur vom Wunschdenken ab, unterstreicht der VBE-Chef. Verärgerung hat bei vielen Lehrern die Definition der neuen Schulart hervorge­rufen, dass dort „ganzheitliches Lernen“ stattfindet, dass die Kinder „individuell gefördert“ werden und Schule „Lebensraum“ ist. Dies sei eine Ohrfeige für alle Lehrer, die sich schon bisher – egal an welcher Schulart – am Kind orientiert und es optimal gefördert haben, sagt Brand. Selbst der „ach so gern verteufelte Frontal­unterricht“ tauche an der Gemeinschaftsschule als „Input-Phase“ auf. Man müsse nur die entsprechenden Begriffe oder Worthülsen verwenden, um die Sache besser verkaufen zu können, mutmaßen Lehrer der Schularten, die nicht in die „pole-posi­tion“ geschoben werden. Unendliche Heterogenität findet im Leben meist da schnell ihre Grenzen, wo zu starke Unterschiede als belastend empfunden werden: ein schneller Läufer wird nicht mit einem sehr viel langsameren für die Meister­schaft trainieren wollen, der langsamere wird die Lust aufs Laufen ganz verlieren. Wenn kein Schüler „auf der Strecke“ bleiben soll, darf das nicht dazu führen, dass sich die Lerngruppe letztendlich immer am schwächsten Glied orientieren muss.

18. April 2012