Und wieder muss eine Vergleichsstudie zur gleichzeitigen Bestätigung gegensätzlicher politischer Ansichten herhalten

VBE warnt vor Diagnosestellung ohne Therapiemöglichkeiten

Stuttgart. Auch nach der jüngsten Veröffentlichung der Vergleichsstudien schulischer Leistungen von Neuntklässlern werden die Ergebnisse wieder kontrovers je nach politischem Lager interpretiert. „Man fühlt sich wieder voll und ganz bestätigt – entweder in der seitherigen Marschrichtung oder eben in der oppositionellen Kritik“, sagt Gerhard Brand, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Auch dass sich diese neuesten Untersuchungen auf die Regierungszeit von Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg beziehen und nicht von Grün-Rot, werde dabei gerne übersehen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Wenn Schulen dem Leitbild folgen “Wir machen Kinder stark“, lasse sich das nur sehr schwer in großen Vergleichsstudien untersuchen, sagt Brand. Zu tiefge­hend und zu vielschichtig seien die Anforderungen, die an valide Ergebnisse ge­stellt werden. Immer deutlicher kristallisiere sich heraus, dass sich Schulen nicht mit den Methoden von Wirtschaftsunternehmen messen und steuern lassen und dass Vergleichsstudien pädagogische und soziale Erfolge stets nur in Ausschnit­ten erfassen.

Messbarkeitshörigkeit verlangt nach harten Fakten und belastbaren Zahlen. So ist es nur natürlich, dass vor allem Mathematik und Naturwissenschaften, Lese­kompetenz und Spracherwerb in den Fokus der Untersuchungen rücken respek­tive „abgefragt“ werden und weniger soziale Kompetenzen, musisch-ästhetische Aspekte, Arbeitszufriedenheit oder die psychische Stabilität der Schüler.

Material- und Zeitaufwand der Untersuchungen stehen häufig in keinem ver­nünftigen Verhältnis zu der Unterstützung, die eigentlich auf suboptimale Er­gebnisse folgen müsste. Weder notwendige Stütz- und Förderstunden noch kleinere Klassen noch ausreichend pädagogisches Personal gibt es als Konse­quenz zur Behebung festgestellter Defizite. „Nicht die Diagnose verbessert die Qualität schulischer Arbeit. Man benötigt vor allem die passende `Medizin´ und eine adäquate `Therapie´, um den Lernerfolg der Schüler zu optimieren“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Tests und Vergleichsstudien können in bestimmten Bereichen zwar Defizite aufzeigen, aber eben nicht beseitigen. Und alles lasse sich in der Schule sowieso nicht in Schaubilder und Tabellen pressen, so Brand.

Lehrerbild gewandelt: vom faulen Hund zum armen Schwein

VBE zum Weltlehrertag am 5. Oktober

Stuttgart. In der Öffentlichkeit hat sich durch die ständigen Berichte über die ungute Situ­ation an den Schulen das Bild des Lehrers gewandelt: weg vom „faulen Hund“ hin zum „armen Schwein“. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg nimmt den Weltlehrertag am 5. Oktober zum Anlass, die päda­gogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als besonders wertvoll für die Ge­sellschaft zu würdigen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Wenn trotz schlechterer Arbeitsbedingungen, viel zu großer Klassen, schwieriger ge­wordener Schüler und zunehmender Aufgaben Schulen „laufen“, ist das im Wesent­lichen dem Engagement der Lehrerschaft zuzuschreiben. Doch leider interessiert sich die Öffentlichkeit eher für spektakuläre Vorfälle an den Schulen als für die solide Alltagsarbeit, die dort geleistet wird. Wider besseres Wissen zog man schneller über Pädagogen her, als dass man Lehrer einmal verteidigte. Langsam findet jedoch ein Umdenken statt. Immer wieder hört man: „Ich wollte heutzutage kein Lehrer sein.“

„Es ist durchaus sinnvoll, mit dem Weltlehrertag auf die immense Bedeutung von Bildung und Erziehung für die Zukunft der Gesellschaft hinzuweisen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Zur Bewältigung des beruflichen Auftrages benötigten Lehrer die wohlmeinende Begleitung von Presse, Politik und Öffentlichkeit, nicht deren guten Ratschläge oder Vorwürfe.

Die Schule ist jedoch weder ein Reparaturbetrieb noch eine Therapieeinrichtung. Lehrer können nicht alle Probleme lösen, schon gar nicht, wenn das Umfeld nicht mit­zieht. Die Schüler werden heute anders als zu Kaisers Zeiten unterrichtet. Man kann die Schüler nicht mehr alle über einen Kamm scheren, sonst würden schwächere und begabtere Kinder schnell auf der Strecke bleiben. Die Heterogenität der Klassen hat stark zugenommen, nicht nur in den neuen Gemeinschaftsschulen. Individuelles Ein­gehen der Lehrer auf die jeweilige Schülerpersönlichkeit ist selbstverständlich und un­abdingbar für ein erfolgreiches Weiterkommen der Kinder und Jugendlichen – an allen Schularten.

Täglich arbeiten die Lehrer gemeinsam mit den Schülern für eine gute Zukunft des Landes. „Sie haben es verdient, dass man ihre Arbeit anerkennt, wertschätzt und verlässlich unterstützt – und das nicht nur, weil gerade Weltlehrertag im Kalender steht“, sagt VBE-Chef Brand.

VBE: Ungenügender Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Lehrern

Nicht auf die Frühpensionierung setzen, sondern rechtzeitig gegensteuern

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht beim Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte weiterhin vieles im Argen. Dass die Landesregierung jetzt auch noch vorhat, die Altersermäßigung zu streichen, zeigt, dass es mit der Fürsorge des Dienstherrn gegenüber dem schulischen Personal momentan nicht zum Besten steht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In der Öffentlichkeit hat sich durch die Berichte über die Situation an den Schulen des Landes das Bild des Lehrers gewandelt: weg vom „faulen Hund“ hin zum „ar­men Schwein“. Kein Lehrer hängt aus Lust und Laune oder aus Bequemlichkeit seinen Beruf vorzeitig an den Nagel, um sich einen vermeintlich schönen Ruhe­stand zu machen. Vorzeitige Pensionierungen von Lehrern erfolgen nach gründ­lichen (amts)ärztlichen Untersuchungen, nach langem physischen und psychischen Leidensweg und etlichen fehl geschlagenen Therapieversuchen.

Krankheitsbedingte Frühpensionierungen von Lehrern leiten sich nach Auffas­sung des VBE unter anderem auch von den eher unerfreulichen Rahmenbedingun­gen an den Schulen des Landes ab. „Bei übervollen Klassen, schwieriger gewor­denen Schülern und zunehmenden Aufgaben fehle Fachpersonal an allen Ecken und Enden”, bemängelt der Sprecher, „älteren Lehrkräften werde noch immer keine Möglichkeit zur Altersteilzeit eingeräumt, die Altersermäßigung soll ganz fallen.“

Heizungsanlagen, Computernetzwerke und Kopiergeräte in den Schulen werden regelmäßig gewartet, damit sie einsatzbereit bleiben; um die Gesundheit der Lehrer macht man sich noch viel zu wenig Gedanken. Es werde immer noch viel zu wenig auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für Lehrkräfte getan, beklagt der VBE-Sprecher. Und wenn an den Schulen Gefährdungsbeurteilungen durch­geführt werden, ohne dass dann wirkungsvolle Abhilfemaßnahmen folgten, seien sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.

Dass die grün-rote Landesregierung jetzt auch noch vorhat, die Altersermäßigung bei Lehrern zu streichen zeigt, dass der Erhalt der Gesundheit der Pädagogen vom obersten Dienstherrn wohl nicht als oberste Priorität gesehen wird. Arbeits- und Gesundheitsschutz muss, damit er effizient sein kann, früh beginnen. „Früh vorzu­beugen ist besser als früh zu pensionieren“, so der VBE-Sprecher.

VBE zum Weltkindertag am 20. September

Kindern lieber mehr Zuwendung statt Luxusgüter geben

Stuttgart. „Kinder in Deutschland besitzen heute mehr Spielsachen als ihre Großeltern, nennen Hightech-Geräte vom Smartphone bis zum Computer ihr Eigen, haben ein auffälliges Outfit wie ihre Idole und können unter Nahrungsmitteln wählen wie im Schlaraffenland“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE), Gerhard Brand, anlässlich des Weltkindertages am 20. September, und trotzdem vermissen viele Zuwendung und Geborgenheit in der Familie.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Die Kinder unserer Region müssen nicht aufgrund bewaffneter Konflikte täglich um ihr Leben fürchten. Sie werden nicht durch Kinderarbeit ausgebeutet, sie dürfen zur Schule gehen und bei Krankheit einen Arzt aufsuchen. Und trotz dieses Wohlstandes fehlt vielen dieser Kinder häufig etwas Elementares: Zuwendung durch die Familie und eine sichere Zukunftsperspektive“, behauptet der VBE-Vorsitzende.

Die Werbebranche, die Wirtschaft und der Handel haben Kinder als Konsumenten fest im Griff. Kindliche Wunschträume werden von Werbestrategen aufgegriffen, me­dienwirksam aufbereitet und gewinnbringend vermarktet. „Maßstab allen Handelns sollte jedoch das seelische Wohl des Kindes sein, die Stärkung seiner Persönlichkeit für das Leben in der Gemeinschaft“, mahnt Brand an. „Wir stehen in der Pflicht, jedem Kind Geborgenheit und Anerkennung zu geben, Vertrauen aufzubauen. Kinder mögen es nicht, wenn sie nicht ernst genommen oder gar instrumentalisiert werden.“

Unabhängig von seiner sozialen Herkunft habe jeder junge Mensch ein Recht auf Bildung und Erziehung, unterstreicht der VBE-Vorsitzende. In Deutschland gebe es da immer noch Nachholbedarf. Es gehe nicht um ein besseres Abschneiden Deutschlands in internationalen Vergleichstests, betont Brand, sondern um den klaren grundgesetz­lichen Auftrag zum Wohl des Kindes.

Der VBE fordert eine noch deutlichere Ausrichtung bildungspolitischer Anstrengun­gen auf den Elementar- und Primarbereich. Die Eingangsphase auf dem Bildungsweg muss endlich spürbar aufgewertet werden. Dazu gehört auch die stärkere gesellschaft­liche Anerkennung der an Grundschulen gepflegten heterogenen Lernkultur, wie sie jetzt vor allem von Gemeinschaftsschulen übernommen worden ist. „Dass Eltern ein großes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder haben, hat sich erst wieder bei den Einschulungsfeiern in der letzten Woche gezeigt“, sagt der VBE-Chef. Diese Hoff­nungen, dieses Vertrauen in Schule und Lehrer gelte es zu erhalten.

VBE stützt Stochs Aussagen

„Endlich bringt unser Kultusminister den Mut auf, Entwicklungen in die falsche Richtung zu kritisieren und unveränderliche Notwendigkeiten beim Namen zu nennen. Eine neue Bildungspolitik kann nicht eingeleitet werden ohne dass mehr Lehrerstunden  – also auch mehr Lehrkräfte – und gezieltere Maßnahmen zur Stützung benachteiligter Schüler im System verbleiben.“

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein, Landesbezirksvorsitzender     VBE Südbaden

So kommentierte das Mitglied des Hauptpersonalrats beim Kultusministerium  und Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden, Josef Klein (Rickenbach), den Grundsatzstreit ums Sparen bei der Bildung. Kultusminister Stoch hatte am gestrigen 15. September  offen darauf hingewiesen, dass mit dem Streichen freiwerdender Lehrerstellen die im Koalitionsvertrag hochgesteckten Ziele nicht erreicht werden können.   Klein: „2,5 Jahre war verbale Sonnenschein-Bildungspolitik angesagt. Den Beweis für den Erfolg bleiben bisher alle schuldig.“

Wenn der VBE in der Vergangenheit auf diese Fehlentwicklungen hinwies, wurde er oftmals – nicht nur von der Politik – gescholten. Nun erweise sich, dass der Verband die Realität nie aus den Augen verloren habe. Mit der Initiative von Minister Stoch werde, so der VBE, die Bedeutung der Bildung wieder in den Mittelpunkt gerückt. Dass man die Finanzen nicht kürzen und gleichzeitig das Schulsystem weiterentwickeln könne, zeigten doch bereits ungute Entwicklungen in der Vergangenheit. Beispielsweise werde die Lehrerzuteilung in den Schulen erst in den nächsten Wochen abgeschlossen, obwohl das Schuljahr schon längst begonnen habe, so Klein. Dass hinter einem solchen Vorgehen vielleicht auch Einsparabsichten stehen, ist eine Vermutung, bei der der Gegenbeweis schwer fallen dürfte. Alleine, dass der pädagogikfreie Landesrechnungshof statt auf die Bildung nur auf den Geldbeutel schaue und der grüne Ministerpräsident sich davon blenden lasse, zeige schon, dass die Ausgaben für die Bildung bisher auf einem falschen Gleis gefahren wurden.

Der VBE setzt sich für den Vorrang der Bildung ein. Vom Kultusminister erwartet er, dass er Speerspitze für die Bedeutung der Bildungsarbeit und damit für die Zukunft von Baden-Württemberg bildet. Stoch zeige nun erstmals sehr deutlich, dass die Sparpolitik des Finanzministers ins pädagogische Nirwana führe. Der VBE ist sich mit dem Kultusminister einig, dass die Bedeutung der Bildungspolitik nicht Sparzwängen untergeordnet werden dürfe. 

Schultüte als traditionelles “Statussymbol“ des Erstklässlers

VBE-Vorschlag: Mal ohne viele Kalorien den Schulbeginn versüßen

Stuttgart. Am Montag beginnt die Schule wieder. In Baden-Württemberg kommen dann 89 500 Kinder zum ersten Mal in ein Klassenzimmer. „Schultüten ohne Süßig­keiten sind für Erstklässler undenkbar“, behauptet der Sprecher des Verban­des Bildung und Erziehung (VBE). Trotzdem rät er, diese Statussymbole der Schulanfänger nicht nur mit Kalorien zu füllen, sondern mit etwas Besonde­rem wie „Zeit“-Gutscheinen: individuell gestaltete Wertmarken für reichlich Zeit zum Spielen, zum Vorlesen, zum Zuhören, zum Toben, zum Kuscheln.

Eltern wissen in der Regel bereits vor der Einschulungsfeier, welche Unterrichts­materialien die Kinder in der ersten Klasse benötigen. So können in die Schultüte auch dicke Wachsmalkreiden, besonders leuchtende Farbstifte, ein knallbunter No­tizblock, Knete oder eine Kinderschere: Dinge, mit denen die Schüler in der Klasse arbeiten werden. Sinnvoll sind auch eine stabile Mehrweg-Vesperdose und eine auslaufsichere (!) Trinkflasche, die es in allen möglichen Farben und Formen gibt.

 Als besondere Überraschung für die Schultüte schlägt der VBE ein selbstge­machtes kleines Bonusheft vor, das die Kinder nach und nach bei ihren Eltern oder Großeltern einlösen dürfen. Dieses Heft kann hübsch gestaltete Gutscheine enthal­ten mit Zeitguthaben für zehn Minuten geduldiges Zuhören, für einen gemeinsa­men Zoobesuch, für ein tröstendes Ankuscheln, für eine spannende Gute-Nacht-Geschichte, für eine fröhliche Runde „Mau-Mau“ am Sonntagnachmittag oder für ein von Mama und Papa organisiertes Geländespiel mit den neuen Schulfreunden. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um Schülern das zu schenken, was heute kaum einer noch zu besitzen glaubt: Zeit. Zeit, die man ganz entspannt mit dem Kind verbringt“, wirbt der VBE für diese kalorienarme Art der Schultütenfüllung.

Immer mehr Eltern verzichten auf den Kauf einer industriell hergestellten Schul­tüte und fertigen stattdessen – häufig unter Anleitung der Erzieherinnen im Kinder­garten – oder in Heimarbeit die traditionellen „Insignien“ der künftigen Erstkläss­ler. Dabei entstehen oft kleine Kunstwerke und fantasievolle Unikate. Bei Ein­schulungsfeiern wurden sogar schon Schultüten gesichtet, auf denen Ufos mit blin­kenden LEDs zu sehen waren. „Dafür darf dann getrost auf das Handy als Beigabe zum ersten Schultag verzichtet werden“, ergänzt der VBE-Sprecher.

Sonderschulen leisten hervorragende Arbeit zur Integration

VBE begrüßt klare Aussage der Wissenschaftsministerin

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßt ausdrücklich die Aussage von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gegenüber dpa, dass das Sonder­schulwesen nicht zerschlagen werden dürfe. Die unterschiedlichen Sonderschulen sind nach Auffassung des VBE sehr gut aufgestellt. Ein Überwechseln der Kinder auf eine Sonderschule ist kein Aussortieren oder Abschieben, wie es von Gegnern dieser Schulart gerne behauptet wird.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE hält eigenständige Sonderschulen auch nach der UN-Konvention weiterhin für erforderlich, solange schon allein aufgrund der schlechteren räumlichen, sächli­chen und personellen Ausstattung der Regelschulen nicht alle Kinder dort optimal ge­fördert werden können und in viel zu großen Klassen „untergehen“ würden. Die Sonderschulen in Baden-Württemberg sind nach Ansicht des VBE hervorragend aufgestellt, die Pädagogen fachlich bestens ausgebildet. An den neun verschiedenen Sonderschultypen gibt es äußerst professionelle Rahmenbedingungen für eine indivi­duelle, kindgerechte Bildung und Erziehung Benachteiligter. 

Immer wieder wird von Eltern versucht – zuweilen auch „mit der Brechstange“, zum Teil schwerstbehinderte Kinder in Regelschulen unterzubringen, selbst wenn dort kei­ne entsprechenden Fördermöglichkeiten vorhanden sind. „Dadurch würden sowieso schon benachteiligte Kinder noch einmal benachteiligt“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Für den VBE ist es unbestritten, dass alle behinderten Kinder einer optimalen För­derung bedürfen, um ihnen den bestmöglichen Einstieg in eine eigenverantwortliche Lebensbewältigung zu geben. Der Besuch einer allgemeinen Schule kann für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sinnvoll sein, wenn an dem von Eltern ge­wünschten Schulort die Voraussetzungen stimmen. Dies ist in Ermangelung der nöti­gen Finanzmittel an den wenigsten Schulen zurzeit der Fall. „Wegen der umfassenden gezielten effektiven Förderung der Kinder sind Sonderschulen daher ein Baustein zur Integration und kein Ort der Ausgrenzung“, versichert der VBE-Vorsitzende.

Leider ist die Versorgung dieser Schulart mit Lehrerstunden keinesfalls ausreichend. Und trotzdem geht kein Aufschrei durch das Land, dem Kultusminister werden keine Unterschriftenlisten übergeben, und kein Außenstehender macht sich für eine bessere Unterrichtsversorgung der Sonderschüler stark, denn die haben selten eine Lobby.

 

VBE zur Pressekonferenz des Kultusministers: Gute Schule ist mehr als nur „der Pflichtbereich ist abgedeckt“

Leider kann auch Kultusminister Andreas Stoch nicht zaubern

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg rufen die Aussagen des Kultusministers Enttäuschung hervor. „Gute Schule ist mehr als nur `der Pflichtbereich ist abgedeckt´“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand, zumal dafür auch der Ergänzungsbereich als „Notgroschen“ herangezogen werde. Und die zusätzliche Krankheitsreserve mussten die Lehrer durch die deutliche Kürzung der Anrechnungsstunden selber finanzieren.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Dass die Unterrichtsversorgung der Schulen „rechnerisch“ gewährleistet ist, wie es der Kultusminister heute wieder einmal der Öffentlichkeit „vorzauberte“, mag rein zahlenmäßig durchaus der Wahrheit entsprechen. Was eine 100-Prozent-Versor­gung ist, definiert immer noch die Kultusbehörde. An den Schulen kommen deutlich weniger Stunden an als dort wirklich benötigt werden, und das weiß auch der Kultusminister, er darf es nur nicht laut sagen.

Der VBE weiß von vielen Schulen, die keine Stütz- und Förderkurse mehr an­bieten können, die keine einzige AG-Stunde mehr im neuen Schuljahr haben. Wie man da noch von „Schulprofilen“ reden kann, ist dem VBE völlig unklar. Der Er­gänzungsbereich muss immer mehr als „Notgroschen herhalten, um vorab die Stunden des Pflichtbereichs alle abdecken zu können. Den Schulen werden Lehrer als Krankheitsstellvertreter abgezogen und dorthin abgeordnet, wo sonst kein Pflichtunterricht stattfinden könnte. Ganztages- und Gemeinschaftsschulen sowie die Inklusion benötigen mehr und nicht weniger Pädagogen. Wie man bei diesem Aufgabenberg überhaupt an Lehrerstellenabbau denken kann, ist wohl höhere Kul­tusmathematik, die der Finanzminister vorrechnet.

„Dass Bildungshintergrund und der finanzielle Spielraum der Eltern auch unter Grün-Rot noch immer eine viel zu große Rolle spielen, kann man nicht wegdisku­tieren“, so VBE-Chef Gerhard Brand. „Dass aber die Landesregierung weiterhin gerade bei den Schwächsten spart, ist skandalös. Kinder begüterter Eltern können sich Nachhilfe leisten. Schüler aus sozialen benachteiligten Schichten sind auf qua­litativ hochwertige und ausreichende Angebote der Schulen angewiesen, die es aber immer weniger gibt.“ Ausschließlich mit binnendifferenzierendem Unterricht lassen sich nicht alle Defizite von Schülern kompensieren. „Da braucht man schon gezielt zusätzliche Stütz- und Fördermöglichkeiten, die aber nicht ohne den Einsatz von Haushaltsmitteln zu bekommen sind“, sagt Brand.

14 Prozent weniger Anrechnungsstunden im neuen Schuljahr

Als Folge müssen Kommunen Aufgaben der Lehrer übernehmen

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) versteht den Unmut der Städte und Kommunen, wegen der Kürzungen der Anrechnungsstunden für Leh­rer nun den Lückenbüßer zu spielen. Das Geschäft muss aber erledigt wer­den, damit die Schule läuft. Wenn Lehrern kein Zeitbudget für notwendige Arbeiten außerhalb des Unterrichts vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt wird, muss eben der Schulträger die Bestellung, Ausgabe und Ver­waltung der Schülerbücher übernehmen. Die dafür verantwortlichen Leh­rer bereiten nämlich schon in den Sommerferien das neue Schuljahr vor.

Kürzung von Lehrerstellen, Kürzungen im Ergänzungsbereich, bei Arbeitsge­meinschaften sowie bei Stütz- und Förderstunden, Kürzungen bei der Lehrer­fortbildung, Kürzungen bei der Besoldung und Beihilfe: die Streichliste unter Grün-Rot wurde immer umfangreicher.

Jetzt werden auch noch Anrechnungsstunden, die sowieso viel zu knapp be­messen waren, zurückgefahren. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschul­be­reich, der bisher schon am schlechtesten versorgt war, wird im neuen Schuljahr die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. Wer so das Bildungssystem opti­mal voranbringen und die Lehrerschaft motivieren will, zeigt, dass die Zusagen vor der Landtagswahl und die Aussagen in der Koalitionsvereinbarung großen­teils leere Versprechungen waren.

 „Wenn jetzt den Lehrern die notwendige Zeit für Aufgaben, die erledigt wer­den müssen, damit Schule läuft, gekürzt wird, müssen diese Arbeiten eben vom Schulträger übernommen werden“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. „Wenn Städte und Kommunen sich nun als `Lückenbüßer´ sehen, darf sich das Kultus­ministerium nicht darüber wundern.“

Die anfängliche Euphorie nach der Landtagswahl 2011 ist in vielen Lehrer­zimmern einer tiefen Resignation gewichen. „Die Hoffnungen auf eine bessere Bildungspolitik werden sukzessive zu Grabe getragen“, so der VBE-Chef.

 

VBE: Die Politik muss mehr für die Grundschulen tun

Primarstufe ist das Fundament einer soliden Bildung

Stuttgart. Durch die vielen Berichte über neue Gemeinschaftsschulen, sterbende Haupt­schulen, übervolle Realschulen sowie über G 8 und G 9 rückt die Grundschule aus dem Blickfeld. 2433 gibt es davon in Baden-Württemberg. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grund­schulen stark und nimmt dafür die Politik in die Pflicht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über kindliche Lernprozesse müs­sen Kompetenzen von Schülern gestärkt und Strategien zum gemeinsamen und in­dividuellen Lernen vermittelt werden. Ziel ist es, in der Grundschule die Grundlage für ein erfolgreiches „lebenslanges Lernen“ zu legen, so der VBE-Sprecher. Der Lehrerverband bejaht den Leistungsanspruch der Grundschule ausdrücklich, denn „Kinder wollen etwas leisten und freuen sich über jeden Lernfortschritt, den sie selber feststellen können oder der ihnen bestätigt wird.“ Dafür werden ausreichen­de Lehrerstellen – auch für Krankheitsvertretungen, für Arbeitsgemeinschaften so­wie für Stütz- und Förderstunden benötigt. Hier ist noch einiges im Argen.

Der VBE unterstützt ein Beurteilungssystem in der Grundschule, das auf positive Verstärkung, Ermutigung und Motivation zum selbstständigen Lernen aufbaut. Dies führt beim Schüler zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Selbstsicherheit und zum Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Eltern müssen die Schule beim Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen. „Das heißt nicht, dass Eltern ständig Nachhilfelehrer spielen müssen“, unterstreicht der VBE-Sprecher, sondern bedeutet, dass Eltern schulisches Lernen grundsätzlich wichtig nehmen und die Kinder entsprechend ermuntern – und das nicht nur vor Klassenarbeiten(!). Die Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen ist dabei besonders wichtig.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament ist nicht nur beim Hausbau von Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Viele Eltern wünschten sich eine verlässliche Grundschulbetreuung oder mehr Ganztagesschulen. Dies unterstützt der VBE, möchte aber trotz des besseren pädagogischen Konzeptes bei der gebundenen Ganztagesschule keine „Zwangsbeglückung“, sondern weiterhin die freie Wahl­möglichkeit für Eltern, ihre Kinder nachmittags daheim zu haben oder gut in einer Schule aufgehoben zu wissen.