VBE: Der Sonderschulstudiengang muss selbständig bleiben

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt aus­drücklich die jüngste Aussage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Claus Schmiedel zur auch künftig notwendigen Eigenständigkeit der Ausbildung von Sonderschul­lehrkräften. VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand bekräftigt: „Das ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Qualität in der sonderpädagogischen Ausbil­dung.“ Sonderschulpädagogik könne man auf keinen Fall so ein bisschen neben­her studieren.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE hält eigenständige Sonderschulen auch nach der UN-Konvention weiterhin für erforderlich, solange schon allein aufgrund der schlechteren räumlichen, sächlichen und personellen Ausstattung der Regelschulen nicht alle Kinder dort optimal gefördert werden können und in viel zu großen Klassen „untergehen“ würden.

Die Sonderschulen in Baden-Württemberg sind nach Ansicht des VBE hervorragend aufgestellt, die Pädagogen fachlich bisher bestens ausgebildet. In den neun verschiede­nen Sonderschultypen sind professionelle Rahmenbedingungen für eine individuelle, kindgerechte Bildung und Erziehung gegeben.

Für den VBE ist es unbestritten, dass alle behinderten Kinder einer optimalen För­derung bedürfen, um den bestmöglichen Einstieg in eine eigenverantwortliche Lebens­bewältigung zu bekommen. Der Besuch einer allgemeinen Schule kann für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sinnvoll sein, wenn an dem gewünschten Schulort die Voraussetzungen stimmen. Dies ist in Ermangelung der nötigen Finanzmittel an den wenigsten Schulen zurzeit der Fall. „Wegen der umfassenden gezielten effektiven Förderung der Kinder sind Sonderschulen daher ein Baustein zur Integration und kein Ort der Ausgrenzung“, versichert Brand.

Leider ist die Versorgung dieser Schulart mit Lehrerstunden eher mangelhaft. Es geht kein Aufschrei durch das Land, dem Kultusminister werden keine Aktenordner mit Unterschriften übergeben und kein Außenstehender macht sich für eine bessere Unter­richtsversorgung der Sonderschüler stark, denn die haben selten eine Lobby. „Jetzt auch noch die solide eigenständige Sonderschulausbildung ohne Grund aufzugeben, wäre ein hochgradiger Schildbürgerstreich“, sagt Brand.

31. Mai 2013

VBE-Protest gegen grün-rotes Streichkonzert angelaufen

„Giftliste“ an alle Schulen versandt – Lehrer sollen sich jetzt wehren

Stuttgart. Noch in den Pfingstferien ist eine große Protestaktion des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg gegen die anhaltenden Streichkonzerte der grün-roten Landesregierung im Bildungsbereich angelaufen. Alle VBE-Mit­glieder wurden per E-Mail aufgefordert, die Abgeordneten vor Ort über die Miss­stände in den Schulen und den zunehmenden Groll der Lehrerschaft zu informie­ren. An alle Schulen wurde die grün-rote „Giftliste“ mit sämtlichen Kürzungen geschickt mit der Aufforderung, den Protest nun in die Fläche zu tragen (Anlage).

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In den ersten beiden Regierungsjahren hat die grün-rote Landesregierung entgegen zahlreicher Versprechungen in ihren Wahlprogrammen und entgegen der Zusagen im Koalitionspapier eine Vielzahl von massiven Kürzungs- und Stellenstreichungsbe­schlüssen gefasst und damit die noch vor einem Jahr durch den politischen Raum geis­ternde „Giftliste“ weit übertroffen. Bei der Protestveranstaltung des Beamtenbunds im letzten Jahr hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Schmiedel noch die „Giftliste“ demonstrativ auf der Bühne zerrissen. „Das konnte er tun“, so VBE-Chef Gerhard Brand, „denn diese Giftliste war nicht mehr aktuell.“ Die neue dagegen enthält mas­sivere Streichungen für Schule und Lehrerschaft, so dass die alte Giftliste politisch überholt war und daher so publikumswirksam öffentlich vernichtet werden konnte.

Die Landesregierung beschloss den Sozialabbau im Beamtenbereich und die für alle spürbaren Einschnitte in den Schulen trotz sprudelnder Steuermehreinnahmen. 2012 erwirtschaftete das Land Baden-Württemberg gegenüber dem Haushaltsansatz ein Plus von über einer Milliarde Euro. Für das laufende Jahr kündigen sich ebenfalls deutliche Steuermehreinnahmen an. Trotzdem wird eine ledige Junglehrerin in den ersten drei Dienstjahren durch die Kürzungsbeschlüsse der Landesregierung mit rund 12.900 Euro zur Kasse gebeten. Gleichzeitig sind die Landtagsabgeordneten nicht bereit, sich per­sönlich auch nur ansatzweise an ähnlichen Kürzungs- oder Sparmaßnahmen zu betei­ligen, obwohl sie ihre Diäten – wie auch die Beamten – aus dem Steuertopf des Landes erhalten. Weitere Einschnitte wie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit für Lehrkräf­te und die Abschaffung der Altersermäßigung sind erklärtes Ziel von Grün-Rot. 11 600 Lehrerstellen sollen gestrichen werden, obwohl an den Schulen immer noch viel zu viel Unterricht ausfällt, es zu wenig Stütz- und Förderstunden gibt. „Jetzt ist das Fass übergelaufen“, sagt Brand und ruft alle zur VBE-Protestaktion auf.

VBE an SPD: Ist Angriff wirklich die beste Verteidigung?

Stuttgart. Die jüngsten Umfrage-Ergebnisse sehen für die Landes-SPD eher suboptimal aus. Was macht in dieser Situation ein besorgter Fraktionsvorsitzender? Er attackiert die „Heulsusen“-Lehrerverbände im Beamtenbund, die die Gemeinschaftsschule, liebstes Kind der SPD-Bildungspolitik, seiner Meinung nach zu wenig würdigen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), fragt sich nun, ob der SPD-Fraktionsvorsitzende die differenzierte Sichtweise des VBE zur Ge­meinschaftsschule noch gar nicht erkannt hat oder ob sich der ehemalige Berufsschul­lehrer nach alter Pauker-Manier, einen vermeintlichen Sündenbock aus den Reihen der noch vorsichtig Abwägenden gegriffen hat, um wieder Ruhe in „den aufgeregten La­den“ zu bekommen, denn mit ihm – Brand – habe der Fraktionschef noch gar nicht über das Thema gesprochen.

Der gewerkschaftliche Berufsverband würde es sehr begrüßen, so Brand, wenn man mit dem VBE statt über ihn rede. Er sei ferner der Meinung, dass es nicht genüge, eine „Politik des Gehörtwerdens“ zu proklamieren, selber dann aber gar nicht verstehe, was eigentlich gesagt worden ist. Der VBE habe ein sehr vielschichtiges Bild zur Gemein­schaftsschule und hohen Respekt vor allen Lehrkräften, die sich auf den Weg gemacht haben, die neue Lernkultur umzusetzen. „Der VBE mag es aber nicht, wenn Politiker, die spüren, dass ihnen die Zeit – und womöglich auch der Wähler – davonläuft, Re­formen mit der Brechstange durchzusetzen versuchen und dabei das Wohl aller Schüler aus den Augen verlieren“, sagt Brand.

„Wir alle sind Lehrer und trauen es uns zu, dem SPD-Fraktionschef methodisch-di­daktisch gut aufbereitet unsere Position zu erklären, denn so etwas ist ja unser täglich Brot. Wir würden es in Form eines offenen Unterrichtsgesprächs machen – auf Wunsch auch gerne in einer hochindividualisierten Form. Anschließend wüsste der Fraktions­vorsitzende dann wenigstens, wovon er redet, wenn er den VBE wieder ins Feld führt.“

Verwunderung hat beim VBE auch der neue Name ausgelöst, der ihm gegeben wor­den ist: Verband Erziehung und Bildung (VEB). Wenn dieser Namensdreher nicht einem Journalisten anzulasten ist, sondern wirklich dem Mund des SPD-Mannes entwi­chen ist, schwang wohl nostalgische Sehnsucht nach einem gut lenkbaren „volkseige­nen Betrieb“ (VEB) mit. „Umso mehr ist es notwendig, sich gegenseitig besser ken­nenzulernen“, sagt Brand versöhnlich, denn ohne engagierte Lehrkräfte sei in der Tat im Land kein Staat zu machen. Das wisse auch die SPD ganz genau. (23.05.2013)

VBE: Wird die neue Gemeinschaftsschule als Bildungseinrichtung für alle zu einer Art Volksgymnasium?

Stuttgart. Vor rund 50 Jahren gingen die meisten Schüler ganz selbstverständlich auf die Volksschule, und keiner fühlte sich benachteiligt oder „selektiert“. Nun soll durch die Gemeinschaftsschule wieder eine Bildungseinrichtung für alle entstehen. „Hat diese Gemeinschaftsschule das Zeug zu einem echten `Volksgymnasium´?“, fragt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Landauf, landab werden jetzt Gemeinschaftsschulen eingerichtet, meist weil Städte und Kommunen wegen rückläufiger Schülerzahlen Standortsicherung betreiben wollen. „Die Lehrer an Gemeinschaftsschulen leisten hervorragende Pionierarbeit und verdie­nen Anerkennung und Respekt“, versichert der VBE-Sprecher.

Trotzdem sollte sich jeder Schulträger genau überlegen, ob er wirklich Ja zum päd­agogischen Konzept der Gemeinschaftsschule sagen möchte. Grundlage der „neuen Lernkultur“ dort sind u.a. die „vier pädagogischen Urbitten des Kindes“, wie sie der Schweizer Bildungsunternehmer Peter Fratton formuliert hat: „Bringe mir nichts bei! Erkläre mir nichts! Motiviere mich nicht! Erziehe mich nicht!“ (verkürzte Wiedergabe)

Kritiker sehen in den Gurus der neuen pädagogischen Heilslehre wie Peter Fratton (Schulgründer, Haus des Lernens, Romanshorn), Andreas Müller (Institut Beatenberg, Schweiz), Gerald Hüther (der Lehrer als „Potenzialentwicklungscoach“) und Richard David Precht („Lernfabriken, die Kreativität töten“) eher professionelle Lernverhin­derer und in der neuen Gemeinschaftsschule so eine Art Volksgymnasium. Äußere Differenzierung („Selektion“) und Sitzenbleiben gibt es dort nicht mehr; Noten werden nur noch bei Schulwechsel und im Abschlusszeugnis erteilt. In der Lerngruppe (früher: Klasse) sitzt der Sonderschüler mit Handikap neben dem hochbegabten Gymnasiasten. Der Lernbegleiter (früher: Lehrer) ist keine direkte Bezugspersonen mehr und unter­richtet auch nicht mehr im herkömmlichen Sinn. Schüler „steuern“ sich selbst, lernen „individuell“ und „kooperativ“ mittels Arbeitsblätter, die auf Kompetenzrastern basie­ren, mit Wochenplänen und Computern, an Lerntheken (Stationen) und Lerninseln.

Bei Gymnasien und Realschulen herrscht große Skepsis ob des von Landesregierung und Kultusministerium propagierten künftigen Erfolges der Gemeinschaftsschule. „Wenn Realschulen auch weiterhin an dem bestehenden und allgemein anerkannten Realschulbildungsgang festhalten wollen, muss das nicht der schlechteste Weg sein“, meint VBE-Sprecher Michael Gomolzig.

20. Mai 2013

Schulschließungen machen nicht nur den Kommunen Sorge

Der VBE zur regionalen Schulentwicklung

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass Kultusminister Andreas Stoch (SPD) jetzt mit der regionalen Schul­entwicklungsplanung an die Öffentlichkeit geht. „Dem VBE ist es wichtig, dass Lehrkräfte, deren Schulen von Schließungen betroffen sind, nicht in der Luft hängen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Schüler gehen auf andere Schulen; Hauptschullehrer ohne Hauptschüler können jedoch nicht so ohne weiteres die Schulart wechseln.

Der VBE fordert, dass Schulen, die im Rahmen einer regionalen Schulentwick­lung von einer Schließung betroffen sind, nicht im Ungewissen gelassen, son­dern rasch benamt werden. Gleichzeitig muss definitiv geklärt werden, was mit den Schulleitungen und Lehrkräften passiert, die mit viel Herzblut „ihre“ Schule aufgebaut und weiterentwickelt haben und künftig keine Schüler mehr aufneh­men dürfen, weil die Schule abgewickelt werden muss.

Der VBE geht davon aus, dass auch Pädagogische Assistenten von Haupt­schulen auf der „roten Liste“ einen adäquaten Arbeitsplatz zu gleichen Konditi­onen an anderen Schulen angeboten bekommen – auch im Grundschulbereich.

VBE-Chef Brand wörtlich: „Regionale Schulentwicklung: eindeutig ja; zu Las­ten der Beschäftigten: ganz klar nein!“

VBE: Nach den Planungsgesprächen auf den Schulämtern herrscht bedrückte Stimmung bei den Verantwortlichen

Versorgung mit Lehrerstunden auf das Nötigste beschränkt 

Stuttgart. Die Planungsgespräche zwischen den Schulämtern und den Schulleitungen für das nächste Schuljahr auf Grundlage der aktuellen Schülerzahlen sind weitgehend abgeschlossen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Ba­den-Württemberg befürchtet nach ersten Rückmeldungen, dass die Ver­sorgung der Schulen mit Lehrerstunden wieder nur auf den Pflichtbereich beschränkt sein wird, da der Ergänzungsbereich weiterhin für Krankheits­vertretungen in Anspruch genommen werden muss.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE bemängelt, dass die Versorgung der Schulen mit Lehrerstunden wie­der nicht dem entsprechen wird, was eigentlich zur Steigerung eines qualifi­zierten Bildungs- und Erziehungsauftrages erforderlich wäre. Auch im nächsten Schuljahr können nötige Stütz- und Förderkurse erst dann erteilt werden, wenn genügend Lehrerstunden aus dem Ergänzungsbereich „übrig“ bleiben, kann für eine Theater- oder Schulchoraufführung im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft nur dann kontinuierlich geprobt werden, wenn Lehrer nicht abgezogen werden, um Krankheitsvertretung in anderen Klassen zu machen. 

Ein Teil der Arbeitsgemeinschaften kann zwar, solange Geld vorhanden ist, durch Lehrbeauftragte, Jugendbegleiter oder durch Kooperationen mit Vereinen abgedeckt werden; die eigentlichen Bezugspersonen der Schüler – die Lehrer – bleiben aber von diesen pädagogisch wertvollen Angeboten in der Regel ausge­schlossen, weil eben dafür keine Stunden mehr zur Verfügung stehen.

Weil die Schulen immer noch nicht genügend feste Vertretungslehrer („Sprin­ger“) haben – Baden-Württemberg ist hier deutlich schlechter versorgt als der Bundesdurchschnitt -, müssen bei Erkrankung von Lehrkräften besonders bei der „verlässlichen Grundschule“ immer wieder Klassen zusammengelegt wer­den, was zu einer massiven Beeinträchtigung der Unterrichtsqualität führt. „Vor allem, wenn die zusammenzulegenden Klassen größer sind, wird aus Unterricht schnell nur noch Betreuung“, moniert VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand. Dann litten zwei Klassen gleichzeitig unter der Erkrankung eines Lehrers.

VBE: Das Streichkonzert an Schulen muss ein Ende haben

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sorgt sich um die Schulen. „Die grün-rote Landesregierung wollte eine bessere Bildungspolitik; hat aber deutlich mehr versprochen als sie jetzt umsetzt“, kritisiert VBE-Chef Gerhard Brand. Nach wie vor fehlen AG-Stunden, Stütz- und Förderkurse sowie Lehrer als Krankheitsvertreter. Trotzdem sollen in den nächsten Jahren 11.600 Lehrerstellen wegfallen. Im neuesten Organisationserlass werde beim allgemeinen Entlastungskontingent kräftig gestrichen, obwohl eigentlich mehr Stunden vonnö­ten wären, moniert Brand.

Der VBE sieht mit Sorge, dass Lehrer jedes Problem der Gesellschaft aufarbeiten und lösen müssen, jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen sollen, dafür aber immer weniger Unterstützung von der Politik bekommen. „Lehrer sind keine Alleskönner, Ausputzer, Therapeuten oder gar Wunderheiler“, so VBE-Chef Brand. Die Pädagogen müssen nicht nur auf die korrekte Einhaltung der Bildungspläne achten, sondern sollen „neben­her“ auch noch die Fehlernährung bei Schülern bekämpfen, den Rechtsextremismus, Gewalt gegen Personen und Sachen, das Rauchen, Aids und Alkohol, Drogen und Ta­blettenmissbrauch, die frühe Überschuldung von Jugendlichen, Killerspiele, Fernseh- und Computersucht. Sie sollen den Europa-Gedanken und die Friedensliebe hochhalten und selbstverständlich die multikulturelle Integration fördern.

Der VBE fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen für die Schulen, ins­besondere ein moderneres Raumprogramm, mehr unterstützende Fachkräfte wie Sozi­alpädagogen, Schulpsychologen und Beratungslehrer sowie deutlich kleinere Lern­gruppen und Klassen mit höchstens 20 bis 25 Schülern. Außerdem müssen die Pädago­gen bei zusätzlichen Aufgaben entlastet werden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Jetzt werden im allgemeinen Entlastungskontingent die sowieso viel zu knappen Ermä­ßigungsstunden gekürzt. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich, der bisher am schlechtesten bedient worden ist, soll die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 reduziert werden. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent.

„Dass die grün-rote Landesregierung 11 600 Lehrerstellen streichen will, passt nicht zum Bildungsaufbruch und zum Konzept der vielfältigen gesellschaftlichen und päda­gogischen Aufgaben, die die Schulen jetzt gemeinsam schultern sollen“, bringt VBE-Chef Brand seine Kritik an der Bildungspolitik auf den Punkt.

VBE rät: Bei Klassenfahrten vor allem auf Sicherheit achten und sich nicht durch einem Billigpreis ködern lassen

Stuttgart. Meist finden in den letzten Wochen des Schuljahres die Jahresausflüge statt, wer­den Lernfahrten zu Sehenswürdigkeiten, Museen oder Gedenkstätten durchge­führt. Sofern man nicht mit der Bahn fährt, werden dafür in der Regel Omnibus­se geordert. Busreisen sind im Allgemeinen sehr sicher. Trotzdem rät der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Angebote von Busun­ternehmen für Klassenfahrten kritisch zu prüfen und grundsätzlich der Sicher­heit vor einem Billigpreis den Vorzug zu geben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Beim Vergleichen der Angebote sollte auf keinen Fall nur auf den Preis für die Bus­fahrt geschaut werden“, warnt VBE-Landeschef Gerhard Brand. „Die Sicherheit der Schüler und Lehrer muss absoluten Vorrang haben, damit die Klassenfahrt tatsächlich zu einem Höhepunkt im Schuljahr werden kann.“ Darüber muss Einvernehmen herr­schen zwischen Lehrern und den Eltern, die die Fahrt für die Schüler bezahlen. Auf Kosten der Gesundheit von Schülern und Begleitpersonen darf nicht gespart werden.

Es ist sinnvoll, wenn sich die Organisatoren vorher über die Sicherheitsbestimmun­gen für Reisefahrzeuge und die Anforderungen an Busfahrer kundig machen und die Einhaltung der Vorschriften gegebenenfalls einfordern – etwa die Pausenzeiten der Fahrer. „Das Motto für jede Klassenfahrt kann nur heißen: Sicherheit vor Sonderpreis“, legt Brand die Prioritätenliste fest. Geiz wäre in diesem Fall alles andere als „geil“ und könnte sich als schädlich für Leib und Leben der Fahrgäste erweisen.

Der VBE erwartet von den Busunternehmern eine seriöse und sichere Durchführung aller Klassenfahrten. Bei offensichtlichen Mängeln wie einem alkoholisierten Fahrer oder abgefahrenen Busreifen sollte noch vor Reiseantritt über die örtliche Polizei eine Sicherheitskontrolle angefordert werden.

Knallharter Konkurrenzkampf der Firmen, der auf dem Rücken der Reisenden ausge­tragen wird und zu Lasten der Gesundheit aller geht, kann gemeingefährlich werden. „Die Qualität der Angebote definiert sich in erster Linie über die aktive und passive Sicherheit der Fahrgäste“, so Brand. Der VBE-Vorsitzende warnt auch davor, sich durch den Abschluss einer Reiseunfallversicherung mehr Sicherheit für die Klassen­fahrt vorgaukeln zu lassen. Das eine habe mit dem anderen nur indirekt zu tun.

VBE: Lehrer weder Wunderheiler noch Therapeuten

Bessere Rahmenbedingungen an Schulen würden die Arbeit erleichtern

Stuttgart. „Schule belastet Schüler, Eltern und Lehrer immer stärker. Schüler leiden unter sozialen oder familiären Problemen. Eltern fiebern insbesondere den Jahreszeugnissen und dem Schulabschluss ihrer Kinder entgegen. Für Lehrer sind schwierigere, unter schlechten Rahmenbedingungen leidende Schüler sowie zu große Klas­sen die stärkste Belastung“, stellt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Mit Sorge sieht der VBE-Landeschef die steigende Zahl verhaltensauffälliger Schüler. Bei Kindern und Jugendlichen nehmen verbale Ausfälligkeiten zu, psychosomatische Störungen, Mobbing und Verweigerungshaltungen. Der VBE appelliert an Politiker und Kultusbehörden, von erdrückenden Forderungen an Schule und Lehrerschaft Ab­stand zu nehmen und realistische Ziele zu setzen. „Lehrer können nicht jedes Problem der Gesellschaft aufarbeiten und lösen und auch nicht jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen. Lehrer sind keine Alleskönner, Animateure, Therapeuten oder gar Wunder­heiler“, so der VBE-Chef wörtlich.

Der VBE ermutigt alle Eltern, bei der Erziehung mehr von ihrer natürlichen Autorität Gebrauch zu machen und den Kindern – gerade wenn sie sie lieben – deutliche Grenzen zu setzen und konsequent auf deren Einhaltung zu bestehen.

Der VBE fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen an den Schulen, ins­besondere mehr unterstützende Fachkräfte wie Sozialpädagogen, Schulpsychologen und Beratungslehrer sowie deutlich kleinere Klassen und Lerngruppen mit dem Ziel, dass allerhöchstens 25, besser noch 20 Schüler in einer Klasse sitzen. Außerdem müs­sen die Pädagogen spürbar von zusätzlichen Aufgaben entlastet werden.

Jetzt werden aus dem allgemeinen Entlastungskontingent auch noch Ermäßigungs­stunden, die sowieso viel zu knapp bemessen sind, gestrichen. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich, der bisher schon am schlechtesten dran war, soll die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren werden. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. „Die von der grün-roten Landesregie­rung geplanten Streichungen von 11 600 Lehrerstellen passen nicht zu den vielen zu­sätzlichen Aufgaben, die die Schulen schultern müssen“, kritisiert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE: Bei Kindern in der Grundschule wieder mehr auf ein gefälliges Schriftbild achten – Wenn nicht da, wann dann?

Stuttgart. Das Schreiben mit der Hand und nicht über eine Tastatur praktiziert man vor al­lem in den Schulen. Gab es früher sogar das im Zeugnis ausgewiesene Fach „Schönschreiben“, denkenheute manche Schulen laut über eine weitere Vereinfa­chung der Schrift nach. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) warnt davor, eine gefällige, gut lesbare Schrift als unwichtig abzutun.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aus der Sütterlinschrift entwickelte sich die „Deutsche Volksschrift“. Nach dem zwei­ten Weltkrieg mussten die Schüler neben den Druckbuchstaben die „Lateinische Aus­gangsschrift“ erlernen, deren Rundungen und Schnörkel manchen Pädagogen später ein Dorn im Auge waren. „Schönschreiben“ als eigenständiges Unterrichtsfach war schon lange abgeschafft, da durften Schulen ab den Neunziger Jahren als Alternative auch die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ verwenden.

Ein Drittel der Jungen und zehn Prozent der Mädchen hätten, so heißt es, am Ende der Grundschulzeit eine unleserliche Handschrift. Deshalb erproben seit 2011 einige Schulen die Grundschrift, eine Art Druckschrift, dessen Buchstaben sich gelegentlich berühren. Der VBE-Sprecher warnt davor, beim Schrifterwerb in der Eingangsstufe und während der ganzen Grundschulzeit die Freude am Schreiben zu vernachlässigen. Die Schule sei für viele Heranwachsende der einzige Ort, an dem die Fähigkeit, mit der Hand zu schreiben, überhaupt noch ein Thema ist. „Im Zeitalter von Compu­tern und Smartphones wird leider mehr auf Tastaturen getippt als der Umgang mit Fül­ler und Schreibstift gepflegt. Das Kulturgut Handschrift wird zur Nebensache“, mo­niert der VBE-Sprecher.Damit das Schreibenlernen aufgewertet werden kann, müssen an den Grundschulen entsprechende Arbeitsbedingungen herrschen. Dazu gehört aus­reichendes Lehrpersonal und Zeit, damit die Grundschulkinder in Ruhe und ohne Druck das Schreiben üben können, denn Übung gehört nun einmal dazu. Die jungen Schüler sollten das Schreiben als einen positiven Prozess erleben, an dem sie wachsen und reifen.

Leider geraten an den Schulen auch andere Kulturtechniken wie Singen, Malen oder Musizieren mehr und mehr ins Hintertreffen. Unterrichtsfächer, die ver­meintlich nicht fürs „Weiterkommen“ wichtig sind, werden an den Rand gedrängt und verlieren weiter an Bedeutung. Natürlich soll die Schule nicht zum Schönschreibdrill zurück­kehren, aber trotzdem daran arbeiten, die Vorzüge einer gut lesbaren Schrift aufzuzei­gen und ein gefälliges Schriftbild als Ausdruck von Individualität intensiv zu pflegen.

19. April 2013