VBE: Schule ist kein Wunschkonzert – Zwischen Anmeldung und Abschluss liegen viele arbeitsintensive Jahre

Stuttgart. „Natürlich wünschen sich Eltern einen möglichst hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder“, bestätigt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, die Aussage des Kultusministers zu den Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen. Aber so mancher Vater würde auch gerne einen Porsche fahren und ist heilfroh, wenn er wenigstens die Raten für den Volkswagen abstottern kann.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Der Kultusminister setzt die hohen Übergangszahlen bereits mit dem Erreichen des Bildungsabschlusses der gewünschten Schulart gleich“, kritisiert Brand die euphori­schen Worte aus dem Ministerium. Auch bisher haben nicht alle Fünftklässler auf den weiterführenden Schularten wirklich bis zum Abschluss durchgehalten. Um wie viel höher erst müsse die Abbrecherquote durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ausfallen, fragt der VBE-Chef voller Sorge.

Erschwerend kommt hinzu, dass gleichzeitig mit dem Wegfall der Zugangshürde die Stütz- und Fördermaßnahmen aus dem schon zusammengestrichenen Ergän­zungsbereich weiter spürbar zurückgefahren werden, nicht aus pädagogischen Grün­den, sondern um Geld zu sparen. „Die Vielfalt von Schülern mit Schwierigkeiten nimmt zu, die Lehrer aber werden mit den Problemen im Stich gelassen“, moniert Brand. Natürlich wünschen sich Eltern für ihre Kinder den bestmöglichen Schulabschluss. Vor diesem Abschluss stehen aber fünf, sechs, acht oder neun ar­beitsintensive Jahre. Ganz gleich, ob die Kinder eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium oder eine Gemeinschaftsschule besuchen: durch den Übertritt auf diese Schulart ist der Abschluss noch nicht garantiert. Was gedenkt das Kultusminis­terium mit all den Schülern zu machen, bei denen der Elternwunsch an der schuli­schen Realität scheitert. Fatal wäre es, die Standards abzusenken, damit die Ab­schlüsse mehr oder minder von jedem erreicht werden können. Wer weiterhin eine hohe schulische Qualität haben möchte, darf bei den Leistungsanforderungen keine Abstriche machen, unterstreicht Brand und fordert das Kultusministerium auf, alle Schulen so mit Lehrerstunden auszustatten, dass kein Schüler durchs Raster fällt.

15. April 2013

VBE: Realschulen als Steigbügelhalter für die Gemeinschaftsschulen heftig umworben

Stuttgart. Die Realschule als anerkannte „Sandwich“-Schulart zwischen Gymnasium und Hauptschule kam jahrelang ganz selten in die Schlagzeilen der Presse. „Sie war einfach da, sehr beliebt und machte hervorragende Arbeit“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch nun spricht alle Welt von der Realschule, da es ohne die Realschule keine Ausbreitung der politisch gewollten Gemeinschaftsschule geben kann. Deshalb fühlen sich viele Realschulen plötzlich als Mittel zum Zweck umworben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In der Realschule wurde und werde solide Arbeit geleistet, unterstreicht der VBE-Chef. Das sei sicher auch mit ein Grund, warum diese Schulart bisher so wenig in den Schlagzeilen war. Schüler, Eltern, und Lehrer waren und sind mit „ihrer“ Realschule hochzufrieden. Als ein Ärgernis galten höchstens die meist bis zum Klassenteiler vollgefüllten Klassen, die durch „Rückkehrer“ aus den Gymnasien während des Schul­jahres auch bisweilen über Limit geführt werden mussten. Dass von Realschulseite kaum Klagen öffentlich geäußert wurden, heißt noch lange nicht, dass Schüler, Eltern und Lehrer dort nicht unter den zu vollen Klassen leiden; Klassen, die nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung noch größere Vielfalt in der Schülerschaft aufweisen.

Der VBE will nicht die Abwicklung der Realschule, sondern deren Stärkung durch den Ausbau des Wahlpflichtbereiches, eine Überarbeitung der Konzeption der Fächer, die Hervorhebung des typischen Profils dieser Schulart, eine zeitliche Entlastung der Kollegien und Schulleitungen, zusätzliche Lehrerstunden und Pädagogische Assisten­ten, die es bisher nur an Grund- und Werkrealschulen gibt, sowie die Erweiterung der Realschule um zwei Jahrgangsstufen mit der Möglichkeit, dort die Fachhochschulreife zu erwerben (R8) und eine verstärkte Vernetzung mit den beruflichen Gymnasien.

Während Haupt- und Werkrealschulen ein sehr starkes Interesse daran haben, sich zu einer Gemeinschaftsschule weiter zu entwickeln, herrscht auf Realschulseite weiterhin große Zurückhaltung. Ungeachtet dessen spricht der VBE den Lehrkräften an den 42 aktuellen und an den 87 fürs kommende Schuljahr genehmigten Gemeinschaftsschulen Respekt und Anerkennung aus für die Pionierarbeit, die mit erheblichem Mehraufwand an pädagogischen Innovationen und persönlicher Einsatzbereitschaft verbunden ist.

12.04.2013

VBE: Die Lehrerfortbildung muss Motor der Schulentwicklung werden

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht die Not an den Schulen: Lehrer sollen die Schulentwicklung voranbringen, neueste pädago­gische Konzepte vom individuellen Lernen über Inklusion bis zur Gemeinschafts­schule professionell umsetzen, werden aber dabei mehr oder minder allein gelas­sen. „Und wenn eine Schule initiativ wird, einen Experten als Fortbildner einlädt, soll der möglichst auch noch ganz wenig kosten“, moniert der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die lediglich in homöopathischer Verdünnung bei den Lehrkräften des Landes ankommen, können nach Auffassung des VBE keine weltbewegenden Veränderungen an den Schulen bewirken. Wer Schule neu denken will, sollte nicht nur neue Wege in der Lehrerausbildung beschreiten, sondern auch an die denken, die bereits seit Jahren in der „Tretmühle Schule“ arbeiten. Der VBE kri­tisiert, dass Lehrkräfte, die bereits im System Schule verwurzelt sind, viel zu wenig Beachtung finden und Mittel für Fortbildung sogar gekürzt statt aufgestockt werden.

Es kann etwas am Konzept nicht stimmen, wenn Fortbildung nur für einen sehr ein­geschränkten Adressatenkreis stattfindet, der das erworbene Wissen wiederum an Mul­tiplikatoren weiterreicht, die anschließend nach dem Schneeballsystem in der Region dafür sorgen, dass Lehrer sich nebenher fortbilden und danach das jeweils eigene Kol­legium im Rahmen einer Lehrerkonferenz über die Neuerungen informieren,. Das ist alles andere als professionell und erinnert eher daran, wie Kinder „Stille Post“ spielen.

Wer qualitativ höherwertigen Unterricht will, muss dafür sorgen, dass Lehrer höher­wertig aus- und fortgebildet werden. Qualifizierte Lehrgänge auf Akademie-Ebene sollten dem ganzen „pädagogischem Fußvolk“ mit ausreichenden Angeboten offenste­hen. Jetzt rächt es sich, dass die Landesakademien in Calw und Donaueschingen dicht machen mussten. Bad Wildbad, Esslingen und die Comburg stoßen an Kapazitätsgren­zen. Vor allem die mehrtägigen Kurse in aktueller Pädagogik sind so überlaufen, dass Interessenten Absagen erhalten. Auf der anderen Seite müssen regionale Lehrerfortbil­dungen – das sind zusätzliche nachmittägliche Angebote nach fünf oder sechs anstren­genden Schulstunden am Vormittag – oft mangels Nachfrage storniert werden.

Lehrer sollen sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen, sollen Schulprofile entwickeln, neue Bildungspläne und Bildungsstandards umsetzen, mit Schulentwick­lung und Evaluation umgehen. Dafür wird optimale Fortbildung benötigt. Eine zeitge­mäße Lehrerfortbildung lässt Pädagogen nicht im „eigenen Saft“ schmoren, sondern bringt immer wieder qualitativ hochwertige Impulse – von außen. Und das kostet Geld.

7. April 2013

VBE: Den Umgang mit dem Computer auch für Grundschüler mit in die neuen Bildungspläne aufnehmen

Stuttgart. Computer sind in den weiterführenden Schulen selbstverständliche Arbeits- und Hilfsmittel für Schüler geworden. „Leider sieht es mit der Multimedia-Aus­stattung und der Anwendung von Computern im Grundschulunterricht nicht so günstig aus“, stellt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, mit Bedauern fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Bereits vor knapp zwanzig Jahren – Ende 1994 – wurde ein Modellversuch „Computer an Grundschulen“ gestartet. Dabei ist es auch geblieben. „Heute stehen in etlichen Grundschulen zwar schon Rechner – vor allem, wenn engagierte Lehrer sich darum bemühen -, in den Bildungsplan des Primarbereiches hat die neue Technologie anders als in der Sekundarstufe noch immer offiziell keinen Einzug gehalten“, bemängelt der VBE-Vorsitzende.

Viele Grundschüler zeigen sich als Profis, wenn es um Computerspiele geht. Es wäre pädagogisch leichtfertig, die positiven Anwendungsbereiche der Geräte im Grund­schulbereich auszuklammern und sich die Chancen entgehen zu lassen, die die Compu­ter zur Lernmotivation der Schüler bieten. Sinnvoll wäre der Einsatz von Textverarbei­tungsmöglichkeiten in Deutsch und entsprechender Software in Mathematik im Rah­men differenzierender Stütz- und Fördermaßnahmen, die Informationsbeschaffung im Internet für das Fach MeNuK (Mensch Natur und Kultur), der Einsatz von Computern im Fremdsprachenunterricht, beim Wochenplan und in der Freiarbeit und nicht zuletzt als Trainingsmöglichkeit partnerschaftlichen Verhaltens bei Gruppenarbeit.

„Die Grundschule könnte durch die Aufnahme der Computer in den Bildungsplan noch mehr ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht werden, indem sie den Schülern zusätzliche Erfahrungsräume öffnet und sie zum sinnvollen Umgang mit den neuen Medien anleitet“, stellt der VBE-Chef fest, selbst wenn das dem Professor Man­fred Spitzer nicht so gefalle. Durch die offizielle Anerkennung des Computers als Arbeitsmittel auch für Grundschüler würden die nervigen Diskussionen mit dem Schulträger über die Übernahme oder Nichtübernahme der Sachkosten entfallen.

VBE: Ungleichbehandlung in Ausbildung, Arbeitszeit und Besoldung beseitigen – alle Lehrer sind Lehrer und trotzdem keine Einheitslehrer

Stuttgart. Nach Auffassung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) müssen alle Leh­rer in Ausbildung, Arbeitszeit, Besoldung und Beförderungsmöglichkeiten gleich behandelt werden – und nicht nur aufgrund der neuen Gemeinschaftsschule. Der Grundstein dazu kann in der jüngst von einer Expertenkommission vorgeschla­genen tiefgreifenden Reform der Lehrerbildung gelegt werden. „Diese Reform darf aber keinesfalls zu einem `Einheitslehrer` führen“, warnt der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dass die Arbeit der Lehrer in Methodik, Didaktik und Fachlichkeit abhängig von der Schulart respektive vom jeweiligen Bildungsgang ist, dürfte unstrittig sein. Unver­ständlich bleibt jedoch, warum Lehrer nach wie vor unterschiedlich lange ausgebildet und unterschiedlich bezahlt werden und warum sie unterschiedlich hohe Deputate (Wochenstundenverpflichtungen) haben. Obwohl nach dem Schulgesetz alle Schular­ten – von der Sonderschule bis zum Gymnasium – gleichwertig sind, werden manche Lehrer noch immer als die „etwas besseren“ Lehrer gehandelt. Nach wie vor gibt es die beamtenrechtliche Laufbahnen mit Lehrern im gehobenen und höheren Dienst und die entsprechenden Besoldungsgruppen – vom Fachlehrer in A 9 (ab 2270 € brutto) bis zum Oberstudienrat als Fachbereichsleiter in A 15 (bis zu 5729 € in der Endstufe).

Noch immer wird die Arbeit der unterschiedlichen Lehrergruppen über das Alter der Schüler oder deren sozialen Herkunft bewertet. Der Umgang mit jüngeren oder bil­dungsschwächeren Schülern wird geringer geschätzt und weniger hoch besoldet als das Unterrichten älterer Schüler oder solcher aus „besseren“ Gesellschaftsschichten.

Galt die Grundschule zu früheren Zeiten als eine rein disziplinierende Stillsitzschule („Händchen falten, Mündchen halten, Öhrchen spitzen, stille sitzen…“), in der man Schülern das beigebracht hat, was jeder Erwachsene ohnehin beherrscht, ist man sich in jüngster Zeit der immensen Bedeutung der pädagogischen Basisarbeit im Kindergar­ten und in der Grundschule bewusst geworden. Die Grundschule ist für die Bildungs­biografie aller Schüler  d a s  Fundament. Moderner Unterricht in der Primarstufe be­deute bei einer sehr heterogenen Schülerschaft mit dem Erstellen individueller Lern- und Förderpläne, Portfolios und der ersten Berührung mit einer Fremdsprache alles an­dere als „so ein bisschen Schule halten“, versichert der VBE-Sprecher. Insofern sei die Erhöhung der Studienzeit auf acht Semester für angehende Grundschullehrkräfte be­reits ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Dem müssten weitere folgen.

VBE moniert, dass Landesregierung zu wenig Anreize schafft:

Lehrer wollen immer seltener Chef einer Schule werden

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bezweifelt, ob die grün-rote Landesregierung erkannt hat, wie dramatisch die Situation bei der Neubesetzung von Schulleitungsstellen ist. „Wenn für das Amt des Schulleiters oder Konrektors – wenn überhaupt – nur ein Bewerber, geschweige denn eine Be­werberin den Hut in den Ring wirft, kann man beim Besetzungsverfahren doch nicht mehr von einer Bestenauswahl reden“, moniert der VBE-Sprecher und prangert die mangelnde Attraktivität von schulischen Funktionsstellen an.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Immer weniger Pädagogen wollen heute Rektor einer Schule werden. Bei den meisten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt, manche Stellen müssen wiederholt ausgeschrieben werden. Häufig hält die Schulaufsicht ver­geblich Ausschau nach geeignetem Personal, was nicht gerade für die Attraktivität des Leitungsamtes spricht. Die Ursachen für die deprimierende Bewerberlage sind vielfältig. Lehrer fürchten mehr Ärger als Freude bei der Herausforderung „Schulleitung“. Rektoren und Konrektoren sollen alles managen, aber möglichst nicht viel mehr kosten. Wenn man die deutliche Zunahme der Aufgaben neben der regulären Unterrichtstätigkeit und den damit verbundenen Mehraufwand an Zeit mit einrechnet, sinkt bei einer Beförderung der reale „Stundenlohn“. Obendrein werden Rektoren und Konrektoren mit der offiziellen Übertragung der neuen Aufgaben nicht sofort befördert und höher besoldet, sondern erst etliche Monate später.

Vor allem im Grundschulbereich gelten Leitungsstellen als finanziell völlig unattrak­tiv. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenlehrertätigkeit und Schullei­tungsverantwortung erhalten Grundschulrektoren die geringste Bezahlung. Der Rektor einer kleineren Grundschule und der Leiter eines Gymnasiums werden aus laufbahn­rechtlichen Gründen mit bis zu 2000 Euro monatlich unterschiedlich hoch besoldet. „Das ganze Besoldungsgefüge ist in Schieflage“, so der VBE-Sprecher.Konrektoren an Haupt- und Werkrealschulen verdienen nach dem Wegfall der Zulage genauso viel wie ihre vormals nach A 13 beförderten Hauptschulkollegen, deren Vor­gesetzte sie ), nun sind. Bei Funktionsstellen gilt neben der Schulart die Schülerzahl als Maßstab für die Besoldung der Rektoren und Konrektoren.

„Wenn es bei lediglich einer Bewerbung keine Bestenauswahl mehr geben kann, wird auf Dauer die Qualität der Schulen leiden“, warnt der VBE-Sprecher.

26. März 2013

VBE unterstützt Forderungen des Städtetags, am Konzept Gemeinschaftsschule strukturell nachzubessern

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg unterstützt die Forderungen des Städtetages, im pädagogischen Bereich bei Gemeinschaftsschu­len mehr Flexibilität und damit in bestimmten Fächern alternierend homogenere Kurse zuzulassen sowie neben den gebundenen auch teilgebundene und offene Ganztagsangebote zu ermöglichen, damit Eltern die Chance haben, für ihre Kin­der die Schulart Gemeinschaftsschule zu wählen, ohne den damit bisher zwingend vorgeschriebenen Ganztagesbetrieb mit in Kauf nehmen zu müssen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Neben den verschiedenen Sonderschulen, der Real-, Werkreal- und Hauptschule sowie neben den unterschiedlich ausgerichteten Gymnasien wird es künftig auch noch die Gemeinschaftsschule geben – egal wer gerade in der Landeshauptstadt das Sagen hat. Diese neue Schulart ist in den letzten Wochen mit sehr vielen Vorschusslorbeeren be­dacht worden und wird nicht mehr wegzudenken sein.

Die Aussage, dass die Gemeinschaftsschule „leistungsstark und sozial gerecht sei“, leite sich zunächst einmal nur vom Wunschdenken ab, so der VBE-Sprecher. Ver­ärgerung habe bei vielen Lehrern die Definition der neuen Schulart hervorgerufen, dass dort „ganzheitliches Lernen“ stattfinde, dass die Kinder „individuell gefördert“ würden und Schule „Lebensraum“ sei. Damit werden all die Lehrer geohrfeigt, die sich schon bisher – egal an welcher Schulart – am Kind orientiert und es optimal gefördert haben. Selbst den so gern geschmähten Frontalunterricht gibt es schließlich weiterhin an der Gemeinschaftsschule, jetzt eben als „Input-Phase“.

Grenzenlose Heterogenität stößt in der Realität meist da an ihre Grenzen, wo zu starke Unterschiede als zu belastend empfunden werden:. Ein schneller Läufer wird nicht mit einem sehr viel langsameren für die Meisterschaft trainieren wollen, der langsamere wird die Lust am Laufen völlig verlieren. „Wenn kein Schüler auf der Strecke bleiben oder verloren gehen soll, darf das nicht dazu führen, dass sich die Lerngruppen letzt­lich immer am schwächsten Glied orientieren müssen“, sagt der VBE-Sprecher. Inso­fern könne das Konzept Gemeinschaftsschule viel mehr Charme – und damit auch Sympathisanten – bekommen, wenn das Prinzip der heterogenen Lerngruppe nicht generell und starr angewendet werden müsse, sondern wenn im Rahmen des gemein­samen Lernens auch flexible „Lerninseln“ für homogenere Gruppen zugelassen werden würden.

23. März 2013

Gutes Personal will nicht dauernd zurückstehen müssen

Der VBE zum Gezerfe um die Besoldungserhöhung für Beamte

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg missbilligt, wie die grün-rote Landesregierung mit den Beamten umgeht. “Gute Bildung kostet Geld“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand und will das Ergebnis der Tarifbeschäftig­ten im öffentlichen Dienst auch auf die beamteten Lehrkräfte übertragen wissen. In den Lehrerzimmern hat sich wegen der bisher schon durchgedrückten Spar­maßnahmen bei gleichzeitiger Zunahme von unzureichend vorbereiteten Refor­men mittlerweile heftiger Unmut breit gemacht. „Jetzt sollte man die Lehrkräfte nicht auch noch einmal zusätzlich finanziell benachteiligen“, stellt Brand fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Das Land tritt bei seinen Beamten auf die Bremse, gleichzeitig hat es 20 Millionen allein für die Aufblähung von Ministerien ausgegeben, sprudeln Steuermehreinnahmen in Milliardenhöhe.

„Wer Schulpflicht einfordert, muss entsprechend gute Bildungsangebote garantieren und nicht nur die Sparversion anbieten. Zu einer guten Schule gehört auch ein zufrie­denes und hoch motiviertes Personal“, sagt der VBE-Landesvorsitzende. Bildung sei der wichtigste Rohstoff des Landes Baden-Württemberg. Der VBE weist auf die Her­ausforderungen im Bildungsbereich hin, die durch die Politik der grün-roten Landesre­gierung geschaffen wurden und auf die damit verbundene enorme Mehrbelastung der Lehrkräfte bei gleichzeitiger Einsparung von 11.600 Lehrerstellen bis zum Jahr 2020.

In Bayern, im rot-grün regierten Niedersachsen und sogar in Hamburg wurde bereits eine zeitgleicheEins-zu-eins-Übernahme des Tarifabschlusses zugesagt. Der VBE hat nicht das geringste Verständnis dafür, dass das zweitreichste Bundesland seinen Haus­halt zum wiederholten Mal bequem auf Kosten der Beamten sanieren will. Der VBE weist darauf hin, dass die Beamten schmerzhafte Kürzungen bei der Versorgung und Gehaltseinschnitte bei den jungen Lehrerinnen und Lehrern zu verkraften haben. „Erst die Versorgung zurückfahren und dann auch noch die Lohnabschlüsse nicht auf die Beamten übertragen wollen, das geht so nicht“, sagt Brand in aller Deutlichkeit.

Bildungsreformen gelingen vor allem dann, wenn auch die Beschäftigten in hohem Grad zufrieden sind. Dazu gehört eine angemessene Alimentation. „Wer zuerst und verstärkt bei den Beamten spart, nur weil die sich nicht so richtig wehren können, ist alles andere als ein fürsorglicher Landesvater, sagt Brand an die Adresse des Minis­terpräsidenten.

17. März 2013

VBE: Haupt- und Realschulen haben unterschiedliche Interessen

Gemeinschaftsschulen leisten durch Pionierarbeit

überproportional viel

Stuttgart. Während Haupt- und Werkrealschulen ein sehr starkes Interesse daran haben, sich zu einer Gemeinschaftsschule weiter zu entwickeln, herrscht auf Realschul­seite noch immer große Zurückhaltung. Ungeachtet dessen spricht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) den Lehrkräften an den 42 aktuellen und an den 87 fürs kommende Schuljahr genehmigten Gemeinschaftsschulen Respekt und Anerkennung aus für die Pionierarbeit, die mit erheblichem Mehraufwand an pädagogischen Innovationen und persönlicher Einsatzbereitschaft verbunden ist.

Seitdem Grün-Rot auf die Gemeinschaftsschule als Schule der Zukunft setzt, fürchten die Realschulen um ihre Schulart, denn ohne Realschule – und eigentlich auch ohne das Gymnasium (!) – kann das Konzept „Gemeinschaftsschule“ nicht aufgehen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Obwohl die Realschulen eher zu viel als zu wenig Schüler haben, geht dort die Angst um, dass der Bestand der Schule gefährdet sein könnte. Grund dafür ist die Hartnäckig­keit, mit der das Kultusministerium versucht, den Realschulen die politisch favorisierte Gemeinschaftsschule schmackhaft zu machen. Die Realschulen schrecken davor zu­rück, sich auf ein Wagnis mit ungewissem Ausgang einlassen zu müssen. Was man an der Realschule und an der allgemein anerkannten Mittleren Reife hat, weiß man dage­gen. Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung im letzten Jahr hat die Realschule Schüler hinzugewonnen, ist die Vielfalt an Schülerpersönlichkeiten größer geworden. Diese Herausforderung haben die Realschulen verantwortungsvoll angenommen.

Für die Haupt-/Werkrealschulen ist die Gemeinschaftsschule der rettende Strohhalm, um vom Stigma einer „Restschule“ wegzukommen und gleichzeitig bei dramatisch zu­rückgehenden Schülerzahlen den Erhalt des Standortes zu sichern. „Individuelles Ler­nen der Schüler und hohes pädagogisches Engagement der Lehrkräfte sind in Haupt­schulen bereits Selbstverständlichkeiten; insofern sind sie für den Übergang zu Ge­meinschaftsschulen geradezu prädestiniert“, versichert der VBE-Sprecher.

Es ist nachvollziehbar, dass Realschulen, die keinen Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule stellen, in der Öffentlichkeit nicht als die schlechteren Bildungs­einrichtungen dastehen wollen, die anscheinend die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder sogar verschlafen haben. „Mit diesem Vorwurf würde man den Realschulen bitter Un­recht tun“, so der VBE-Sprecher.

17.03.2013

VBE ist über Kürzung der Anrechnungsstunden empört

Vom Bildungsaufbruch zum Bildungssteinbruch

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) ist über die geplanten Kürzun­gen der Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben im Schulbereich em­pört. „Die grün-rote Landesregierung ist mit dem Anspruch, einen Bil­dungsaufbruch zu wagen, angetreten und missbraucht nun den Bildungsbe­reich immer mehr als Steinbruch für den Finanzminister“, schimpft VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Kürzung von Lehrerstellen, Kürzung bei der Besoldung und Beihilfe, Kürzun­gen im Ergänzungsbereich, bei Arbeitsgemeinschaften sowie bei Stütz- und För­derstunden, Kürzungen bei der Lehrerfortbildung: die Streichliste wird Tag für Tag umfangreicher.

Jetzt sollen auch noch Anrechnungsstunden, die sowieso viel zu knapp bemes­sen waren, zurückgefahren werden. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschul­bereich, der bisher schon am schlechtesten dran war, soll die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren werden. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. Wer so das Bildungssystem optimal voranbrin­gen und die Lehrerschaft motivieren will, zeigt, dass die Zusagen vor der Land­tagswahl und die Koalitionsvereinbarung eher dem Bereich „Fantasy“ als der rauen Schulwirklichkeit zuzuordnen sind.

„Grün-rote Bildungspolitik wird immer unglaubwürdiger“, stellt VBE-Chef Brand fest. Zwischen dem angekündigtem Wollen und dem realen Handeln klaf­fen Welten. Statt eines Bildungsaufbruchs kommt bei den Schulen jetzt an, dass der Bildungsbereich als Steinbruch zur Sanierung des Haushaltes herhalten muss. „Das lässt sich auch nicht mit dem hinterlassenen Schuldenberg der Vor­gängerregierung entschuldigen, wie es Grün-Rot gerne macht“, sagt Brand.

Die anfängliche Euphorie nach der Landtagswahl 2011 ist in vielen Lehrer­zimmern einer tiefen Resignation gewichen. „Die Hoffnungen auf eine bessere Bildungspolitik werden sukzessive zu Grabe getragen“, so der VBE-Chef.

11.03.13