VBE: Nicht die Schülerzahlen machen den Realschulen Sorge, sondern die Begehrlichkeiten anderer

Stuttgart. „Seitdem die grün-rote Landesregierung auf den Siegeszug der Gemeinschafts­schule setzt, fürchten die Realschulen ein Auf- und damit Untergehen in der neu­en Schulart“, weiß der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. „Auch in der zweiten Tranche waren unter den landesweit 120 neuen Anträgen auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule fürs kommende Schuljahr lediglich vier Realschulen, alles andere waren Werkrealschulen.“ Das sage doch alles, so der VBE-Sprecher.

Der VBE versteht die Sorge der jetzt an die Öffentlichkeit gegangenen Realschulrek­toren. Obwohl Realschulen eher zu viel als zu wenig Schüler haben, geht doch die Angst in den Kollegien um, dass der Bestand der Schule gefährdet sein könnte. Grund dafür ist die Hartnäckigkeit, mit der das Kultusministerium versucht, den Realschulen ein Aufgehen in der favorisierten „Gemeinschaftsschule“ schmackhaft zu machen. „Wenn man jetzt von Seiten der Landesregierung weiterhin die Realschulen zu der neuen Schulart zu sehr drängt, ist das für die Stimmung an den Realschulen, bei den Leh­rern, Schülern und Eltern dieser anerkannten Schulart, gar nicht gut“, warnt der VBE-Sprecher.

 „Wenn der oberste Dienstherr die Realschule mit rund 500 Standorten im Land, mit 14.000 Lehrkräften und 240.000 Schülern zum Auslaufmodell erklärt, obwohl diese Schulen hervorragend arbeiten und ständig verlässlich leistungsstarke und leistungs­bereite Absolventen ins Arbeitsleben oder an weiterführende Schulen abgeben, ist das ein Ärgernis, selbst wenn von Landesregierung und Kultusbehörde ständig betont wird, dass ein Aufgehen in der Gemeinschaftsschule alles auf völliger `Freiwilligkeit´ beruhe“, so der VBE-Sprecher.

Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat die Realschu­le Schüler hinzugewonnen, ist die Vielfalt an Schülerpersönlichkeiten größer gewor­den. Dieser Herausforderung haben sich die Realschulen verantwortungsvoll gestellt. „Der VBE will verhindern, dass Realschulen, die keinen Antrag auf Einrichtung einer Ge­meinschaftsschule stellen, in der Öffentlichkeit als die schlechteren Bildungseinrichtungen dastehen, die nur die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt haben“, sagt der VBE-Sprecher.

10.03.2013

VBE kritisiert: Für gleiche Arbeit deutlich weniger Lohn

Tarifbeschäftigte Lehrer sind weiter ohne Eingruppierungstarifvertrag

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass mit der Tariferhöhung für die Beschäftigten der Länder von insgesamt 5,6 Prozent für die Jahre 2013 und 2014 ein Schritt in die richtige Richtung getan worden ist. Der VBE bedauert es jedoch außerordentlich, dass es die Tarifpartner nicht geschafft haben, sich auf eine länderübergreifende Entgeltordnung für Lehrer im Arbeitnehmer-Verhältnis zu einigen.

Nach Auffassung des VBE werden tarifbeschäftige Lehrkräfte zweimal gegenüber den verbeamteten Kollegen benachteiligt. Zum einen verdienen Arbeitnehmer für die glei­che Arbeit deutlich weniger als Beamte, zum anderen hängt durch den noch immer nicht realisierten Eingruppierungstarifvertrag das Besoldungsgefüge vom guten oder weniger guten Willen des Arbeitgebers ab. Tarifbeschäftige Lehrkräfte gehören zur einzigen Berufsgruppe im öffentlichen Dienst der Länder, deren Eingruppierung nicht tariflich geregelt ist. Sie werden nach den Lehrerrichtlinien eingruppiert. Diese werden einseitig vom Arbeitgeber ohne Verhandlungen mit den Gewerkschaften erlassen. „Seit Jahren versuchen die Gewerkschaften im Interesse der Beschäftigten eine Ent­geltordnung durchzusetzen – bisher leider ohne Erfolg“, so VBE-Chef Gerhard Brand.

Bernhard Rimmele, Referat Arbeitnehmer im VBE Baden-Württemberg

Bernhard Rimmele, Referatsleiter der Arbeitnehmer im VBE, spricht von einer „wahnsinnigen Enttäuschung der tarifbeschäftigten Lehrer, die massiv benachteiligt werden und so weiterhin Lehrkräfte zweiter Klasse sind. Welche Konsequenzen und Maßnahmen sich aus dem erneuten Scheitern um die Eingruppierungsverhandlungen ergeben, ist derzeit noch offen und bedarf weiterer Diskussionen.”

Die meisten Menschen versichern, dass Lehrer einen wertvollen Dienst für die Ge­sellschaft verrichten. Wenn aber Lehrer mehr Geld fordern, machen sie sich schnell unbeliebt, da ein sicherer Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst in wirtschaftlich schwe­reren Zeiten einen hohen Stellenwert hat. Durch die mageren Gehaltsanpassungen der vergangenen Jahre haben jedoch schon alle Pädagogen – Arbeitnehmer wie Beamte – einen entscheidenden Beitrag zur Sanierung des Landeshaushaltes geleistet.

Die Beamten des Landes hatten allen Grund, den Tarifbeschäftigten in den laufenden Tarifrunden den Rücken zu stärken. Denn der Tarifabschluss wurde meist in ähnlicher Form – auch verzögert – auf den Beamtenbereich übertragen. Wenn aber Lehrern unterm Strich immer weniger Geld übrig bleibe, sei das auf Dauer keinesfalls motivations­fördernd, so Brand.

10.03.2013

VBE: Angst darf in Klassenzimmern keine Schule machen

Schülermobbing zwischen Wegducken und Einmischen 

Stuttgart. „Mobben“ ist kein Unterrichtsfach, trotzdem steht es bei vielen Schülern täglich auf dem Stundenplan – sowohl bei Tätern als auch deren Opfern. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg ermuntert Schüler, Eltern und Lehrer, genauer hinzusehen und gemeinsam gegen das Niedermachen einzel­ner durch Gruppen und gegen das krank machende Ausgrenzen vorzugehen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Es sind selten heftige, schlagzeilenbringende Attacken, unter denen gemobbte Schüler leiden. Es sind die kleinen, aber auf Dauer tief verletzenden täglichen Nadelstiche, die schadenfroh hinausposaunten Schwächen von Mitschülern und das bewusste Ausgren­zen von Kindern und Jugendlichen, die meist wahllos ausgesucht und gemeinsam „fer­tig“ gemacht werden. Bei diesen in der Regel verbalen Attacken machen selbst Schüler mit, die sonst völlig unauffällig erscheinen, die aber zeigen wollen, dass sie mit zur Gruppe gehören. Werden sie zur Rede gestellt, war alles nur „Spaß“; die Rolle und Ge­fühle des Opfers werden dabei völlig ausgeblendet.

Schwierig wird es, wenn Mobbingopfer sich weder Eltern noch Lehrern offenbaren und Zeugen beharrlich schweigen. Lehrer spüren, wenn in einer Klasse etwas atmo­sphärisch nicht stimmt. Sie können bei einer „gefühlten“ Bedrohung die Situation zwar ansprechen, jedoch keine wirkungsvollen Maßnahmen ergreifen und schon gar keine Strafen verhängen. „Eltern von gemobbten Schülern interpretieren das dann gerne als bewusstes Weggucken“, moniert der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand. Auch in der Schule gilt der Rechtsgrundsatz, dass der Täter erst „überführt“ werden muss, bevor dessen Verhalten sanktioniert wird. Zuvor findet eine Anhörung statt, zu der neben dem Schüler auch dessen Eltern offiziell geladen werden. Der § 90 des Schulgesetzes „Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen“ gibt den formalen Rahmen vor, innerhalb dessen sich die Schule bewegen kann.

Besser als Strafe sei präventives Handeln, damit es erst gar nicht zum Mobben kom­me, sagt Brand. Schule sei immer ein Spiegel der Gesellschaft. Und wenn in Firmen, in Vereinen, in Fernsehsendungen und manchmal sogar innerhalb der Familie gemobbt werde, müsse man sich nicht darüber wundern, wenn die Schule heute auch keine „In­sel der Seligen“ mehr sei. Um den in manchen Klassen für einzelne wirklich belasten­den Zuständen entgegenzuwirken, seien an den Schulen mehr Psychologen und Sozial­arbeiter erforderlich sowie besser aus- und fortgebildete Lehrer, sagt der VBE-Chef. Angst dürfe keine Schule machen; denn die sei ein schlechter Lehrmeister und habe in Klassenzimmern nichts verloren.

3. März 2013

VBE: Unterstützungssysteme müssten viel früher greifen

– Sitzenbleiber fallen nicht plötzlich vom Himmel 

Stuttgart. „Wenn es nach Auffassung der politisch Verantwortlichen noch immer zu viele Sitzenbleiber gibt, sollte man nicht das Sitzenbleiben abschaffen, sondern das pädagogische `Frühwarnsystem´ ausbauen und den Schülern rechtzeitig ausrei­chende Unterstützungsangebote machen“, sagt Gerhard Brand, der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Es gehe auch nicht darum, Jagd auf Schuldige zu machen, sondern die Bedingungen an den Schulen so zu verändern, dass die Zahl der Sitzenbleiber weiter reduziert werden könne und zwar nicht durch ein Absenken des Niveaus, sondern durch eine frühzeitige Förderung, denn „Sitzenbleiber fallen nicht plötzlich vom Himmel“. Die Probleme tauchten in der Regel lange vor der Versetzungsentscheidung auf.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Brand forderte die Politik auf, mehr und nicht weniger für die Bildung zu tun. Und da die Politik Elternhäuser nicht per Erlass verändern könne, müssten die Stellschrauben in Kindergarten und Schule so gedreht werden, dass schulische Bildung auf ein solides Fundament gestellt werden könne, sagt Brand. Dazu sei es notwendig, die Gruppen­größe in den Bildungseinrichtungen spürbar zu verringern, damit Schwächere inten­siver individuell gefördert werden können. Schulfrust entstehe auch, weil in man­chem Elternhaus der Bildung ein zu geringer Stellenwert eingeräumt werde. Es sei daher richtig, bereits in den Kindergärten verstärkt mit der Elternarbeit zu beginnen. Schulisches Lernen müsse nicht nur in den Köpfen der Bildungsbürger, sondern gerade bei bildungsferneren Familien als sehr wichtig für die künftige Lebenssituation der jungen Menschen angesehen werden. Ärgerlich sei, dass die Notwendigkeit früher Unterstützungssysteme von keinem Politiker mehr geleugnet werde, die Umsetzung je­doch an den viel zu knappen Haushaltsmitteln scheitere. Wer wirklich etwas verändern wolle, müsse eben auch Geld in die Hand nehmen, so Brand. Prävention sei schon im­mer besser gewesen, als ungute Sachverhalte einfach zu ignorieren und im Nachhinein ein großes Lamento anzustimmen.

24. Februar 2013

VBE-Sprecher fragt: „Was schafft man nach dem Sitzen­bleiben ab?“ – Sanktionen gegen Schüler immer mehr verpönt

Stuttgart. „Wer zuerst die Zugangshürden auf die weiterführenden Schulen und dann das Sitzenbleiben abschafft, muss konsequenterweise auch von Abschlussprüfungen Abstand nehmen und letztendlich ein `Volksabitur´ für alle einführen“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Was für Auswirkungen das auf die Gesellschaft, auf Hochschulen, auf die For­schung, auf Industrie, Handel und Gewerbe hat, möge sich jeder selber ausmalen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Die Zeiten Rohrstock schwingender Steißtrommler an den Schulen sind glücklicher­weise vorbei“, versichert der VBE-Sprecher, man müsse nur aufpassen, dass das Pen­del jetzt nicht zu sehr in die andere Richtung ausschlage und alles der Beliebigkeit verfalle: die Abschaffung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, der Wegfall der Zugangsvoraussetzung nach Klasse 10 der Werkrealschule, die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen für alle ohne Noten und ohne Sitzenbleiben.

Schon wird diskutiert, ob man das Sitzenbleiben nicht generell abschafft, da es „kei­ne sinnvolle Motivation“ ist. „Was wird aber künftig mit Schülern, die keinerlei Haus­aufgaben machen, keine Unterrichtsmaterialien mitbringen, die Schule schwänzen?“, fragt der VBE-Sprecher, verzichte man da künftig auch auf „demotivierende Sanktio­nen“, wie sie als Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen im Paragraf 90 des Schulge­setzes (noch) vorgesehen sind?

„Begabe mich nicht, motiviere mich nicht, versuche nicht, mich zu erziehen“, heißt die Heilsbotschaft der Gurus der neuen Pädagogik. Was macht die Gesellschaft aber mit den Kindern, die keine kleinen Forscher sind, die keine Neugier auf neue Kompe­tenzen verspüren, permanent unter Unlust und Antriebsschwäche leiden? Bekommen die Druck erst dann zu spüren, wenn sie in die Arbeitswelt entlassen werden und mer­ken, dass sie dafür völlig unzureichend vorbereitet worden sind?

„Optimal wäre es, wenn eine frühe und intensive Förderung das Sitzenbleiben schlichtweg überflüssig machen würde“, sagt der VBE-Sprecher, dafür benötigten die Schulen jedoch mehr und nicht weniger Lehrerstellen. „Die grün-rote Bildungspolitik will bestausgebildete Schüler, sorgt aber nicht für die entsprechend notwendigen Rah­menbedingungen.“

17. Februar 2013

VBE: Verhaltensprobleme bei Schülern im Unterricht haben zugenommen – da dürfen Lehrerstellen nicht abgebaut werden

Stuttgart. „Die deutliche Zunahme verhaltensauffälliger Schüler über sämtliche Schularten hinweg ist für Lehrer eine pädagogische Herausforderung und immer mehr eine psychische und physische Belastung“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Schule zu halten sei in bestimmten Klassen körperlich spürbare Schwerarbeit geworden. Und je voller die Klasse sei, desto größer werde die pädagogische Herausforderung.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Lehrkräfte stört es, wenn Schüler einfachste soziale Regeln, eigentlich selbstverständ­liche Umgangsformen nicht mehr kennen, geschweige denn beherrschen“, stellt der Sprecher des gewerkschaftlichen Berufsverbandes VBE fest. Fakt sei, dass sich auch immer mehr Schüler immer weniger konzentrieren können und allein dadurch zu einer unguten Unterrichtsatmospäre beitragen. Bereits in der Grundschule sei die Zahl un­konzentrierter, zappeliger und schwer motivierbarer Kinder hoch, ob mit oder ohne diagnostiziertem ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) oder ADHS (mit Hyperak­tivität).

In den oberen Klassenstufen müssen sich die Lehrer zunehmend mit Verweigerungs­haltungen und sprachlicher Verrohung mit wüsten verbalen Entgleisungen der Schüler auseinandersetzen. Resignation auf Lehrerseite ist trotzdem nicht das passende Gegen­mittel. Verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche können auch als pädagogische Herausforderung angesehen werden. „Angepassten und interessierten Schülern etwas beizubringen, schaffen auch weniger professionelle Lehrkräfte“, räumt der VBE-Spre­cher ein, der wahre „Schulmeister“ bewähre sich in Konfliktsituationen.

Der VBE appelliert an den Finanzminister, genügend Haushaltsmittel für eine ausrei­chende Anzahl von Pädagogen, Beratungslehrern, Sozialarbeitern, Schulpsychologen und Unterstützungsprogrammen (wie Streitschlichter) verlässlich zur Verfügung zu stellen. Zur Bewältigung der größer gewordenen pädagogischen Probleme seien unbe­dingt kleinere Klassen, gesicherte Stütz- und Förderkurse, bedarfsgerechte Ganztages­angebote sowie umfassende Lehrerfortbildungsmaßnahmen für den Umgang mit schwierigen Schülern zwingend nötig, mahnt der VBE-Sprecher an. „Jetzt Lehrerstel­len zu streichen, ist eindeutig der falsche Weg.“

15. Februar 2013

VBE: Grün-Rot bei Lehrern immer unbeliebter

Erst vollmundig angetreten, dann schmerzhafte Abstriche im Bildungsbereich

Stuttgart. Noch in der Opposition wussten grüne und rote Politiker, wie bessere Bildungs­politik geht. Jetzt, da sie Regierungsverantwortung haben, kürzen diese Politiker im Schulbereich drastischer, als es Schwarz-Gelb je vorhatte. Der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE) sieht mit Sorge den wachsenden Unmut und die Un­zufriedenheit über die Schulpolitik. „Wer gute Schulen haben will, benötigt gutes Personal und das kostet Geld“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Die Tür zur fiskalischen „Kammer des Schreckens“ ist bereits geöffnet: Die Senkung des Klassenteilers wurde gestoppt, Tausende von eigentlich notwendigen Lehrerstellen auf die Streichliste gesetzt, die Besoldung von jungen Pädagogen ein zweites Mal deutlich ge­kürzt, die Beförderungsmöglichkeit für Hauptschullehrer gekappt, Stütz- und Förder­kurse sowie pädago­gisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften weiter radikal zusammen­gestrichen, noch mehr Haupt-/Werkrealschulen abgewickelt, die Realschule in Kon­kurrenz zur Gemeinschaftsschule als nicht mehr zukunftsfähig dargestellt, die Alters­ermäßigung für Lehrkräfte ins Visier genommen, bei der Beihilfe im Krankheitsfall Abstriche gemacht und gleichzeitig die Kostendämpfungspauschale, die allen Beamten abverlangt wird, hochprozentig angehoben. „Die Liste der negativen Maßnahmen sorgt an den Schulen für zunehmenden Missmut und Unzufriedenheit bei den Beschäftig­ten“, weiß VBE-Chef Brand. Unruhe sei jedoch Gift für Schulen, „die auf Kontinuität und Stabilität angewiesen sind.“

Noch nie sind Lehrkräfte so verunsichert gewesen wie derzeit. Den VBE erreichen täglich viele Anfragen: Wie lange gilt das Versprechen, dass kleine Grundschulen nicht geschlossen werden? Wo werden Haupt- und Werkrealschullehrer in Zukunft ih­ren Arbeitsplatz finden? Welchen Druck müssen die Realschulen noch aushalten? Mit welcher Unterstützung dürfen die Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Pionierarbeit an den Gemeinschaftsschulen rechnen? Wie sieht es für die Referendare aus; werden sie noch eine Anstellung im Schuldienst bekommen? Welche Auswirkungen wird die In­klusion auf die Schulen und die Sonderschullehrkräfte haben? Wann endlich wird eine regionale Schulentwicklungsplanung, die auch die Sonderschulen mit einschließen muss, auf den Weg gebracht? Wann kommen die neuen Schulbauförderrichtlinien? Wie sehen die neuen Bildungspläne aus? „Die Bildungspolitik von Grün-Rot wirft mehr Fragen auf, als dass sie zufriedenstellende Antworten geben kann“, rügt der VBE-Chef die ungute Entwicklung.

11.2.2013

Öneys Aufruf zur „Negerlein“-Debatte wirkt aufgesetzt

Schlampe und Wichser kommen Schülern weitaus häufiger über die Lippen

Zur dpa-Meldung: „Öney fordert in `Negerlein´-Debatte gewähltere Sprache“

Stuttgart. Bilkay Öneys Einsatz für eine gewähltere Sprache sei aller Ehren wert, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), wirke aber ge­rade am Beispiel „Negerlein“ arg konstruiert. Kinder und Jugendliche be­nützten häufig ganz andere Wörter, dagegen sei „Negerlein“ noch richtig niedlich. Die Integrationsministerin möge sich doch einmal auf den Schul­höfen des Landes umhören, da werde sie mit ganz anderen Begriffen kon­frontiert und schnell rot glühende Ohren bekommen, so der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dass junge Menschen sprachlich ausfälliger werden, ist mit eine Folge davon, dass sich Erwachsene im Alltag zunehmend der Fäkal- und Gossensprache be­dienen. „Schlimme“ Wörter schnappen die Kleinen nicht nur in der Familie und im sozialen Umfeld auf; Werbung, Internet und Privatfernsehen tun ein Übriges und bieten Kindern und Jugendlichen ein buntes Repertoire an schockierenden verbalen Fehltritten zur Nachahmung an. Das Fernsehen liefert die ganze Band­breite der Schimpf- und Tabuwörter schon am frühen Nachmittag frei Haus.

Erschreckend ist, dass selbst Kindergartenkinder und Grundschüler heute wie selbstverständlich Kraftausdrücke benützen, die noch vor gar nicht so langer Zeit einem alten Seebären die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten. So man­ches Kind verwendet Begriffe, ohne deren Bedeutung auch nur annähernd zu verstehen. Gegenüber den sonst schülerüblichen Ergüssen wie Wichser, Huren­sohn, Schlampe, Assi und Spasti wirkt „Negerlein“ geradezu kindlich naiv.

Alle aktuellen Bildungspläne der Schulen setzen einen erziehenden Unterricht voraus. Dieser Verantwortung stellen sich die Lehrer, fühlen sich dabei aber oft ziemlich allein gelassen und manchmal auch schlichtweg überfordert. Insofern ist Öneys Aufruf sicher gut gemeint, sollte aber nicht auf politisch korrekte Be­zeichnungen für ethnische Minderheiten im Land begrenzt werden. Die normale „Umgangssprache“ birgt viel mehr Gefahren für Verletzungen als die scheinbar „bösen“ Wörter in Kinderbüchern wie Otfried Preußlers „Kleine Hexe“ oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“.

10.02.2013

VBE: Lässt Grün-Rot die Katze jetzt scheibchenweise aus dem Sack?

Streichung der Altersermäßigung wäre eine Ohrfeige für die Lehrer

Stuttgart. „Nicht nur Tausende von Lehrerstellen werden von Grün-Rot sukzessive gestri­chen, jetzt will man auch der Altersermäßigung der aktiven Pädagogen den Gar­aus machen“, schimpft Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bil­dung und Erziehung (VBE). Das Signal, das mit einer solchen Maßnahme an die Schulen des Landes hinausginge, wäre fatal, warnt der VBE-Chef. Wer einen Bil­dungsaufbruch wolle, dürfe die Akteure nicht noch mehr demotivieren, so Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Fluglotsen gehen mit 55 in Rente, Feuerwehrleute mit 60; Lehrer müssen bis 67 arbei­ten. Arbeitsmediziner haben die Stresssituationen für Pädagogen an der „Schulfront“ mit der eines Rennfahrers verglichen. Da waren die ein, zwei Stunden Altersermäßi­gung für Vollzeitlehrer ab 58 bzw. 60 Jahren ein Zeichen der Wertschätzung und eine in beinahe homöopathischer Dosierung verabreichte Entlastung, die ihre (Signal-)Wir­kung trotzdem nicht verfehlte. Diese jetzt aus rein fiskalischen Gründen streichen zu wollen, würde dem angestrebten Bildungsaufbruch der grün-roten Landesregierung einen herben Dämpfer verpassen. „Wer die Schullandschaft von Grund auf umpflügen will, benötigt dazu motivierte Akteure und keine Mitarbeiter, die sich nicht mehr wert­geschätzt fühlen“, warnt der VBE-Chef vor weiteren Rotstiftmaßnahmen im Bildungs­bereich. „Nur wenn die Leistungsfähigkeit der Pädagogen erhalten bleibt, wird auch die Schule leistungsfähig sein. Wenn es den Lehrerinnen und Lehrern schlechter geht, kann es der Schule als Ganzes nicht besser gehen.“

An erster Stelle der schulischen Wunschliste stehen bei Lehrern deutlich kleinere Klassen – derzeit sitzen bis zu 30 Schüler in einer Klasse -, dicht gefolgt von dem Be­dürfnis nach einer spürbaren Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung, da außerunter­richtliche Tätigkeiten der Pädagogen wie Konflikt- und Beratungsgespräche sowie die Teilnahme an Fach- und Teamkonferenzen zur Schulentwicklung und Evaluation in letzter Zeit überproportional zugenommen haben. Weil eine an sich notwendige Depu­tatsreduzierung für Lehrer überhaupt nicht in die finanzpolitische Landschaft passte, war die Gewährung einer Altersermäßigung von einer Stunde für Kollegen ab 58 Jah­ren und von zwei Stunden bei 60-Jährigen wenigstens ein symbolischer Akt. Diese Entlastung wurde allen Vollzeitbeschäftigten einst sogar schon ab 55 Jahren gewährt und war im Rahmen schwarz-gelber Sparmaßnahmen 2003 beschnitten worden.

VBE: Halbjahreszeugnisse bei Fünftklässlern besonders spannend – Schularten waren zum ersten Mal frei wählbar

Stuttgart. Mit einer gewissen Spannung schauen Schüler, Eltern und Lehrer auf die Halb­jahresinformationen der neuen Fünftklässler. Zum ersten Mal konnten Eltern für ihr Kind die Schulart frei wählen, weil die Grundschulempfehlung in Klasse vier nicht mehr ein verpflichtender „Marschbefehl“, sondern eine echte Empfehlung war. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) wird sehr genau beobachten, ob sich Kinder mit schwächeren Leistungen von der gewählten Schulart verabschie­den müssen oder ob sie dort bis zu einem Abschluss gefördert werden. Das gehe jedoch nicht ohne zusätzliche Lehrerstunden, moniert der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Zwischen dem 1. und 10. Februar werden an den Schulen des Landes die Zwischen­zeugnisse, die sogenannten Halbjahresinformationen ausgegeben. Die werden dieses Jahr besonders für die neuen Fünftklässler interessant sein, die trotz einer anders lau­tenden Bildungsempfehlung von ihren Eltern an einer Realschule oder an einem Gym­nasium angemeldet worden sind. Im Realschulbereich haben 23 Prozent der Fünft­klässler lediglich eine Hauptschulempfehlung. In die fünfte Klasse des Gymnasiums gehen 10 Prozent (oder 4159 Schüler) mit einer Realschulempfehlung, ein Prozent hat sogar nur eine Empfehlung für die Hauptschule, das sind immerhin über 400 Schüler.

Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung konnten Eltern die Schulart für ihr Kind selbst wählen, auch gegen den Rat des Grundschulkollegi­ums, wenn etwa die Noten in Deutsch und Mathematik dagegen sprachen. Zeugnisse mussten nicht vorgelegt werden, Aufnahmeprüfungen oder eine Probezeit gab es nicht.

„Es bleibt abzuwarten“, so der VBE-Sprecher, „ob bei schwachen Schulleistungen die Eltern das Kind schon jetzt von der Schule nehmen oder auf das Prinzip Hoffnung setzen, gegebenenfalls die Nichtversetzung am Schuljahresende mit einkalkulieren und den am Schulsystem gescheiterten Fünftklässler vielleicht sogar einen zweiten Versuch an derselben Schulart starten lassen. Erst bei einem wiederholten Sitzenbleiben müsste der Schüler die Schule zwangsweise wechseln, würde „abgeschult“ werden. In einer Gemeinschaftsschule dagegen bleibt kein Schüler mehr sitzen.

Die größere Vielfalt der Schülerpersönlichkeiten an den Realschulen bedingt einen höheren Förderbedarf und sollte zu einer besseren Versorgung mit Lehrerstunden füh­ren. Der Klassenteiler von derzeit 30 Schülern muss umgehend dem der Gemein­schaftsschule mit höchstens 28 Lernenden pro Lerngruppe angepasst werden.

3. Februar 2013