VBE bedauert anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes, dass christliche Werte vom Kommerz verdrängt werden

 

Stuttgart.  Der eigentliche Grundgedanke des Weihnachtsfestes werde in der kommer­ziellen Hochsaison des Handels und Gewerbes meist verdrängt, selbst von vielen Gläubigen. Das bringe zwar das christliche Abendland nicht unmit­telbar in Bedrängnis, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) anlässlich der bevorstehenden Festtage, zeige aber, „dass christliche Werte für viele mehr und mehr an Bedeutung verlieren“.
 
VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE


Der gewerkschaftliche Berufsverband VBE, der aus konfessionell orientierten Lehrerverbänden hervorgegangen ist, verweist auch in der Präambel seiner Sat­zung auf den christlichen Glauben und das entsprechende Menschenbild. Es sei bedauerlich, so der VBE-Sprecher, wenn aus falsch verstandener Weltoffenheit die christlich-abendländische Kultur auf heimischen Boden immer mehr zu­rückgedrängt, bisweilen sogar verleugnet werde und dadurch für die Gesell­schaft stark an Bedeutung verliere.
 
Es dürfe nicht so weit kommen, warnt der VBE-Sprecher, dass Christen aus Angst vor möglichen Verstößen gegen den Toleranzgedanken und Antidiskrimi­nierungsgesetze ihren Glauben aus lauter „Political Correctness“ verstecken und letztendlich sogar die eigene religiöse Identität aufgeben.
 
Auch ein zusammenwachsendes Europa unterdrückt die spezifischen Eigen­heiten der verschiedenen Regionen nicht, sondern versucht, überlieferte und be­währte kulturelle Besonderheiten zu bewahren und damit die Menschen zu stär­ken. Um wie viel mehr müsse diese Einsicht für den Glaubensbereich gelten, be­hauptet der VBE-Sprecher. Gerade das Weihnachtsfest sollte Anlass sein, wie­der verstärkt christliche Grundwerte wie soziale Verantwortung für alle, Fried­fertigkeit, Nächstenliebe, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft in den Fokus der Gesellschaft zu rücken – auch und erst recht in den Kindertagesstätten und Schu­len des Landes.
21. Dezember 2012

VBE: Der gefühlte Unterrichtsausfall scheint größer zu sein, als es die offiziellen Zahlen belegen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht zwi­schen dem gefühlten Unterrichtsausfall an den Schulen und den offiziell ge­nannten Zahlen eine deutliche Diskrepanz. Eine Ursache ist sicher, dass bei Krankheit oder Fortbildung von Lehrkräften häufig zwei Klassen zusam­mengelegt oder von einer Lehrkraft beaufsichtigt werden, so dass kein Aus­fall dokumentiert werden muss.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch unter der grün-roten Regierungskoalition ist die 100-Prozent-Versorgung der Schulen so definiert, dass absolut nichts passieren darf, damit der Pflicht­unterricht gerade stattfinden kann. Selbst das Kultusministerium räumt ein, dass der Pflichtunterricht lediglich „rechnerisch“ gesichert ist.

Eine Grippewelle unter Lehrern führt unweigerlich zu massivem Unterrichts­ausfall, weil es so gut wie keine internen Krankheitsvertreter an den Schulen gibt und Lehrer von außen erst bei längerem Ausfall vertraglich verpflichtet werden dürfen, sofern dafür geeignete Personen überhaupt zur Verfügung ste­hen. Immer wieder müssen Lehrer dann zwei Klassen gleichzeitig „unterrichten“, worunter beide Klassen leiden.

Der Ergänzungsbereich – dazu gehören insbesondere Stütz- und Förderkurse sowie für Schüler pädagogisch wertvolle AG-Stunden – ist bereits zu Beginn des neuen Schuljahres großenteils für Krankheitsvertretungen „umgewidmet“ wor­den.

Der VBE wird, solange Erkrankungen von Lehrern an Schulen zu Problemen führen und die individuelle Förderung der Schüler durch zusätzliche Hilfsange­bote nicht deutlich ausgebaut wird, nicht nachlassen, die verantwortlichen Politi­ker mit dem Tatbestand einer Bildungsvernachlässigung zu konfrontieren. Auch die neue Landesregierung muss lernen, dass Bildung eine der ganz wenigen zu­kunftsweisenden Ressourcen Baden-Württembergs ist und dass es nicht genügt, Verbesserungen im Wahlkampf nur zu versprechen und per Pressemitteilungen anzukündigen, sondern dass diese Aussagen an der Realität gemessen werden. „Ein gerade noch Ausreichend ist ganz speziell bei grün-roten Bildungspoliti­kern, die zunächst so viele Hoffnungen geweckt haben, keinesfalls genug“, mo­niert VBE-Chef Brand.

7. Januar 2013

VBE begrüßt Hartnäckigkeit des Ministerpräsidenten beim Thema Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Thema „Alkoholverbot auf öf­fentlichen Plätzen“ hartnäckig am Ball bleibt. Gleichzeitig sollten Elternhaus, Schule, Jugendhilfe und Vereine bei Kindern und Jugendlichen gezielt und früh­zeitig das Thema „Alkohol und Suchtprobleme“ ansprechen, Erwachsene durch ein positives Vorbild in der Öffentlichkeit in Sachen „Alkoholika“ Wegweiser sein. Die kommende Karnevalssaison könnte sich wieder als Aufhänger anbieten.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Während die meisten Kinder und Jugendlichen vor Bier zunächst wegen des bitteren Geschmacks zurückschrecken, erleichtern süße, meist knallbunte Modegetränke den Einstieg in die Welt des Alkohols. Der VBE sieht mit großer Sorge, dass alkoholhal­tige Mixgetränke sogar schon von jüngeren Kindern konsumiert werden. Die Schule kommt wieder einmal nicht darum herum, das Thema Alkohol und Sucht im Unterricht aufzuarbeiten und zu versuchen, durch gründliche, rechtzeitige und schülergerechte Aufklärung gegen den gesellschaftlichen Missstand gegenzusteuern.

Trotz der im Jahre 2004 auf Alkopops eingeführten Sondersteuer reicht das Taschen­geld in der Regel für die Trendgetränke, die an Tankstellen und in Supermärkten in bunter Vielfalt angeboten werden. Alkopops sind ein bevorzugtes Einstiegsgetränk von Kindern und Jugendlichen in die Welt des Alkohols.

Je früher junge Menschen beim Alkohol „auf den Geschmack“ kommen, desto grö­ßer sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie später massive Probleme damit haben werden, mahnt der VBE-Sprecher. Eltern, Schulen, Vereine und das Jugendschutzgesetz könn­ten Kindern zwar den Alkohol verbieten, verhindern, dass sie trotzdem viel zu früh mit der „Volksdroge Nummer eins“ in Berührung kommen, können sie nicht. Deshalb sei gründliche und – da das Einstiegsalter gesunken ist – vor allem frühzeitige Aufklärung notwendig. Eltern, Lehrer und Trainer in den Vereinen müssen Wegweiser und vor al­lem Vorbild für Kinder und Jugendliche sein. Dass es Spaß und Geselligkeit auch ohne „Promille im Blut“ gibt, können sich viele Jugendliche gar nicht vorstellen. Gesell­schaftliche Ereignisse wie Geburtstagsfeiern oder Jubiläen seien aber auch für die meisten Erwachsenen ohne Alkohol undenkbar, müsse man ehrlicherweise zugeben, so der VBE-Sprecher.

3. Januar 2013

VBE: Auch im neuen Jahr werden weitere Hauptschulen geschlossen – müssen deren Lehrer jetzt „umschulen“?

 

Stuttgart. Etliche der bis vor kurzem noch 1 200 Haupt-/Werkrealschulen im Land konnten keine neue fünfte Klasse mehr bilden, manche mussten bereits schließen oder werden demnächst abgewickelt. Nicht alle Hauptschullehrer stehen unmittelbar vor der Pensionierung und machen sich daher Sorgen, an welcher Schule sie noch unterrichten dürfen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg fordert eine klare Stellungnahme vom Kultusministerium, was mit den Hauptschullehrern ohne Hauptschule geschehen soll.
 
VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender


Noch bis zum letzten Wintersemester studierten künftige Pädagogen auf das Lehramt an Grund- und Hauptschulen, wobei der Stufenschwerpunkt auf eine der beiden Schul­arten gelegt wurde. Jetzt werden Grund- und Hauptschullehrer im Studium getrennt ausgebildet. Die Hauptschule – auch zur Werkrealschule weiterentwickelt – ist eine „bedrohte Schulart“ und steht vor dem Aussterben, obwohl dort solide gearbeitet wird. Während Schüler auf andere Schularten streben, hängen die Hauptschullehrkräfte ohne Hauptschulen in der Luft. Wer Jahre oder Jahrzehnte lang in oberen Klassen unter­richtet hat, wird Schwierigkeiten haben, sich plötzlich auf Erstklässler einzulassen. Gemeinschaftsschulen sind in manchen Regionen nicht oder in noch zu geringer Zahl vorhanden, und an Realschulen oder Gymnasien dürfen Hauptschullehrer laufbahn­technisch (noch) nicht eingesetzt werden. „Die Hauptschullehrkräfte hängen in der Luft“, rügt VBE-Chef Gerhard Brand diese ungute Situation, „zumal die immer wieder angemahnten Schulentwicklungspläne auch noch nicht auf dem Tisch liegen.“
 
Der VBE fordert das Kultusministerium auf, sich jetzt Gedanken über den weiteren beruflichen Einsatz der Hauptschullehrer zu machen und die Ergebnisse möglichst zeitnah zu veröffentlichen. Die Hauptschullehrer hatten schon in der Vergangenheit im Vergleich zu Lehrern anderer Schularten einen schwereren Stand gehabt. Die qualitativ hochwertige Arbeit der Hauptschullehrer fand – wenn überhaupt – nur äußerst selten Anerkennung. „Man sollte nun diesen Lehrkräften nicht auch noch aus dem von der grün-roten Landesregierung eingeleiteten Bildungsaufbruch einen Strick drehen. Das haben diese engagierten Pädagogen, die Kärrnerarbeit geleistet haben, nicht verdient“, sagt Brand.
30. Dezember 2012

VBE: Wenn Arbeitsgemeinschaften weiter so gekürzt werden, wird auch die Zahl der Schülerzeitungen abnehmen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg gratuliert den 15 vom Kultusministerium ausgezeichneten Redaktionsteams der Schülerzeitun­gen zum Erfolg, rügt aber gleichzeitig das Ministerium dafür, dass es den Schulen immer weniger Lehrerstunden für Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung stellt und damit auch den Schülerzeitungen die Grundlage für das Arbeiten entzieht.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Da zu Beginn des neuen Schuljahres der Ergänzungsbereich großenteils für die drin­gend benötigten Krankheitsvertretungen aufgebraucht worden war, blieben für Arbeits­gemeinschaften nur noch wenige oder gar keine Stunden übrig. Schülerzeitungen kön­nen aber nur dann initiiert respektive am Leben erhalten werden, wenn ein verant­wortlicher Lehrer Schüler dabei verlässlich unterstützt. Diese Begleitung kann mit zu­nehmendem Alter der Schüler lockerer werden.

Wenn aber, wie zurzeit von der Verwaltung vorgeschrieben, bei Erkrankungen von Lehrern Arbeitsgemeinschaften gestrichen werden, weil diese Lehrerstunden dann für die Pflichtfächer wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprache umgewidmet werden müssen, ist ein kontinuierliches, zielgerichtetes Arbeiten im AG-Bereich nicht mehr möglich.

Egal, ob es sich um den Schulchor oder eben die Schülerzeitung handelt, Schüler benötigen für ein kontinuierliches Arbeiten die Lehrer als verlässliche Partner. Wenn die Pädagogen – je nach der Gesundheitslage des Kollegiums – zeitweise Arbeitsge­meinschaften und dann wieder Vertretungsstunden im Pflichtbereich halten, wird ver­lässliche Pädagogik konterkariert.

Der VBE fordert das Kultusministerium auf, den Schulen für Stütz- und Förderkurse sowie für pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften einen ausreichenden und ver­lässlichen Ergänzungsbereich zur Verfügung zu stellen, sonst würden sich solche Ver­anstaltungen wie die Auszeichnung von Schülerzeitungsteams bald von selbst erübri­gen. „AG-Stunden je nach Kassenstand zu halten, ist alles andere als eine am Schüler ausgerichtete Pädagogik“, kritisiert VBE-Chef Gerhard Brand.

20. Dezember 2012

VBE: Drei Jahre nach Winnenden haben noch immer nicht alle Schulen ein extra Amok-Alarmsignal

Stuttgart. „Nach der schrecklichen Bluttat an einer Grundschule in den USA sollte es den Verantwortlichen bewusst werden, dass drei Jahre nach dem Amoklauf von Win­nenden noch immer nicht alle Schulen in Baden-Württemberg ein zweites Alarmie­rungssignal haben“, bemängelt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE). Während Schüler bei „Feueralarm“ umgehend das Schulgebäude verlassen müssen, sollen sie bei „Amokalarm“ im Klassenzimmer bleiben. „Des­halb ist es zwingend notwendig, dass Schulglocken unterschiedlich alarmieren können“, so der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Im Frühjahr dieses Jahres wurden alle Schulen in Baden-Württemberg mit sogenannten Pagern ausgestattet. Damit wurde eine Empfehlung des Expertenkreises Amok und eines Sonderausschusses des Landtages umgesetzt. Bei den Pagern handelt es sich um kleine, tragbare Geräte, die ausschließlich dem Empfang von Warnmeldungen dienen. Im Krisenfall ist damit aber zunächst lediglich die Schulleitung informiert. Lange nicht alle Schulen haben Lautsprecher oder Wechselsprechanlagen in den Klassenzimmern. Eine Alarmierung muss dann über die Schulglocke erfolgen. Während man mit Schü­lern regelmäßig übt, bei Feueralarm die Klassenzimmer unverzüglich zu verlassen, sol­len sich die Kinder mit ihren Lehrern bei einer Amokdrohung in den Klassenzimmern und Fachräumen einschließen. Daher benötigen die Schulen zwingend zwei unter­schiedliche Alarm-Signale. Leider sind noch nicht alle Schulen in Baden-Württemberg damit ausgerüstet. „Drei Jahre nach der schrecklichen Amoktat in Winnenden wäre es aber an der Zeit, endlich zu handeln und es nicht bei den Ankündigungen zu belassen“, so der VBE-Sprecher.

Leider wurden in letzter Zeit obendrein auch noch Hausmeister, die für technische Hilfeleistungen an den Schulen eigentlich unverzichtbar sind, durch immer mehr Schulträger aus Kostengründen weg rationalisiert. Dadurch ist an diesen Schulen im­mer „Tag der offenen Tür“, weil die Hausmeisterloge am Schulhauseingang nicht mehr besetzt ist, was ebenfalls zu einem unguten Gefühl beiträgt.

VBE: Timss und Iglu 2011 bestätigen die Grundschule als ein gut angenommenes Erfolgsmodell

Stuttgart. Nach der Veröffentlichung der neuesten internationalen Studien sieht der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg die Grundschulen ordentlich aufgestellt. Wenn diese jetzt noch ausreichende Stütz- und Förder­stunden zugewiesen bekämen, wie es früher üblich war, könnte man auch Kinder aus bildungsferneren Familien intensiver nachhaltig fördern. „Das Potenzial ist bei den Schülern vorhanden, nur die notwendigen Lehrerstunden fehlen noch, um es richtig aktivieren zu können“, bedauert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE sieht in der Grundschule ein echtes Erfolgsmodell. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartig­keit professionell zu fördern und entsprechend zu fordern. Lediglich der Klassenteiler von 28 Kindern bereitet vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere Förderung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler erschwert und die höchstmögliche zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark be­schränkt. „25 Schüler pro Klasse wären immer noch mehr als genug“, sagt Brand.

„Durch ideenreichen Unterricht, vielfältige Projekt- und Werkstattarbeit sowie eine enge Kooperation mit den Eltern stellen sich die Grundschullehrkräfte sehr erfolgreich auf die Kinder ein“, lobt VBE-Chef Gerhard Brand die hervorragende Arbeit der Päda­gogen. Den Grundschulen gelingt esin besonderem Maße, bei den Schülern die Freude an der eigenen Leistung zu wecken, diese über Jahre zu bewahren und die Stärken des einzelnen Kindes noch mehr zu entwickeln und zu fördern.

„Lehrer wünschen sich genauso wie die Eltern, dass die Freude, die Neugier und die Begeisterung der Kinder, die sie bei der Einschulung gezeigt haben, möglichst lange erhalten bleiben“, sagt Brand.

12.12.12

VBE: Realschulen waren lange nicht in den Schlagzeilen

Jetzt werden sie als Wegbereiter zur Gemeinschaftsschule umworben

Stuttgart. Die Realschule als anerkannte Schulart zwischen Gymnasium und Hauptschule blieb jahrelang bei Schuldebatten außen vor. „Sie war einfach da, sehr beliebt und machte hervorragende Arbeit“, versichert Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch nun rückt diese Schulart in den Fokus des Kultusministeriums, da es ohne die Realschulen keinen Siegeszug der politisch gewollten Gemeinschaftsschule geben kann. Des­halb fühlen sich die meisten der plötzlich heftig umworbenen Realschullehrkräfte instrumentalisiert.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In der Realschule werde solide Arbeit geleistet, unterstreicht der VBE-Chef. Das sei sicher auch mit ein Grund, warum diese Schulart bisher so wenig in den Schlagzeilen war. Schüler, Eltern, und Lehrer waren und sind mit „ihrer“ Realschule hochzufrieden.

Als ein Ärgernis galt höchstens die meist bis zum Klassenteiler vollgefüllten Klas­sen, die durch „Rückkehrer“ aus den Gymnasien während des Schuljahres auch bis­weilen über Limit geführt werden müssen.

„So erfreulich der etwas niedrigere Klassenteiler von 28 für Gemeinschaftsschulen für diese neue Schulart ist, so dürfen in Bezug auf die Klassengrößen die anderen Se­kundarschulen nicht aus den Augen verloren werden“, warnt Brand.

Die von der damaligen CDU/FDP-Regierung vorgesehene sukzessive Senkung des Klassenteilers von 33 auf 28 Schüler sei auch an allen anderen Schularten als Schritt in die richtige Richtung zwingend notwendig und dürfe keinesfalls an den angeblich plötzlich aufgetauchten „schwarzen Haushaltslöchern“ scheitern, moniert Brand.

Dass von Realschulseite kaum Klagen öffentlich geäußert wurden, heiße noch lange nicht, dass Schüler, Eltern und Lehrer dort nicht unter den zu vollen Klassen leiden würden, versichert der VBE-Chef, „Klassen, die nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung noch mehr Vielfalt in der Schülerschaft aufweisen.“

Der VBE hat sich als Richtwert die Schülerhöchstzahl 22 pro Klasse auf die Fahnen geschrieben, eine Zahl die bei Lehrerfortbildungsveranstaltungen oder in Volkshoch­schulkursen ganz selten erreicht wird, obwohl dort alle Teilnehmer freiwillig und hoch motiviert zum Unterricht kommen – eine Situation, die bei den Schülern an den Pflicht­schulen nicht immer voll zutrifft.

6. Dezember 2012

VBE: Stimmungsvolle Adventszeit als Kontrast zur Kälte einer sonst eher rücksichtslosen Ellbogengesellschaft

Stuttgart. Ginge es nach Kindern und Jugendlichen, müsste es zu Weihnachten iPads und iPhones, Spielekonsolen, CDs und DVDs geben. Bei denjenigen, die bereits ein eigenes Handy besitzen, stehen Karten mit „der Lizenz zum unbegrenzten Telefo­nieren“ ganz oben auf dem Wunschzettel. Kinder und Jugendliche sind zur Ad­ventszeit noch mehr im Fokus der Werbestrategen, bedauert der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE). Trotzdem kann diese Zeit auch ihr Gutes haben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE gönnt Kindern und Jugendlichen die Erfüllung ihrer Träume, warnt aber El­tern davor, die Töchter und Söhne mit einem Berg von Geschenken zu überfordern. VBE-Landeschef Gerhard Brand wendet sich gegen den vom Kalender angeordneten Kaufzwang und hofft, dass Eltern in der stimmungsvoll zelebrierten Adventszeit einen klaren Kopf behalten und sich im Kaufrausch nicht die Sinne verwirren lassen.

Er ermuntert Jung und Alt, bereits in der Vorweihnachtszeit einander das Wertvollste zu schenken, was man heute geben kann: Zuwendung und Zeit füreinander. Weihnach­ten als Fest des Friedens und der Liebe habe selbst für „Gelegenheits-Christen“ und Anders- oder Nichtgläubige in der Regel einen hohen Stellenwert und unterscheidet sich in seinem Charakter von den übrigen Festtagen des Jahres erheblich.

Brand schlägt vor, in der Familie mehr miteinander zu reden, zu spielen, zu backen, zu singen und wem danach ist, auch zu beten. „Wie sollen Kinder und Jugendliche so­ziales Verhalten in der Schule zeigen, wenn sie es daheim nicht einüben können?“ Die Adventszeit sollten Familien trotz aller Hektik bewusst dazu nutzen, etwas gemeinsam zu unternehmen, sich gegenseitig zuzuhören, auch ohne Handy zu kommunizieren und sich dadurch wieder ein Stückchen menschlich näher zu kommen.

Dass zu viel Nähe für etliche Stress sein kann, davon wissen Fachleute ein Lied zu singen. Zwischenmenschliche Konflikte drohen gerade in dieser stimmungsvollen Zeit explosionsartig zu eskalieren. Trotzdem sollte sich die Kälte einer rücksichtslosen Ellbogengesellschaft in den Familien nicht wie ein böser Computervirus ausbreiten dürfen. Nestwär­me, Geborgenheit und Anteilnahme sind für Kinder und Jugendliche noch immer die beste Voraussetzung für eine gute geistige und körperliche Entwicklung.

2. Dezember 2012

Deutscher Lehrertag 2012 in Mannheim

Kinder müssen Gewinner der Inklusion sein

Mit mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern findet heute der Deutsche Lehrertag 2012 im Mannheimer Rosengarten Congress Center statt. Der wichtigste bundesweite Weiterbildungstag für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Anders sein ist normal. Heterogenität als Herausforderung“.

Udo Beckmann, VBE Bundesvorsitzender

Zur Eröffnung des Deutschen Lehrertages 2012 stellte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann fest: „Die Schaffung eines inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen ist die zentrale Aufgabe der bundesdeutschen Schul- und Bildungspolitik auf lange Sicht.“ Im Mittelpunkt habe das Wohl eines jeden Kindes zu stehen. Das erfordere zusätzliche personelle, sächliche und räumliche Ressourcen. Beckmann forderte, die Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen so umzuschichten, dass dem Wohl jedes Kindes angemessene Lern- und Förderbedingungen bereitgestellt würden. „Nirgendwo in der UN-Behindertenrechtskonvention steht“, so Beckmann, „dass die Bedürfnisse der Kinder das Wohl der Haushalte sichern müssen. Gewinner der Inklusion müssen die Kinder sein und eben nicht die Haushälter.“

Beckmann weiter: „Die verantwortlichen Etagen der Politik müssen deshalb dringend die Weichen umstellen, sonst fährt die Inklusion vor die Wand!“ Die Schaffung eines inklusiven Bildungssystems sei eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Als gravierende Schwachstelle erweise sich das Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich. „Spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Zeit dafür reif, den Föderalismus weiterzuentwickeln. Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich muss fallen.“ Der VBE werde auch weiterhin jede Gesetzesinitiative in diese Richtung unterstützen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg, betonte, das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer müsse von der Politik anerkannt und aktiv unterstützt werden. Gemeinsamen Unterricht zu verordnen und gleichzeitig nicht die nötigen Gelingensbedingungen in den Schulen zu gewährleisten, konterkariere letztlich die UN-Behindertenrechtskonvention.

Brand forderte „einen breiten Dialog mit allen Betroffenen, die Sicherstellung des Lehrerbedarfs und die Ausrichtung der Lehrerbildung auf die Schwerpunkte Heterogenität und Inklusion“.

Der Vorsitzende des Verband Bildungsmedien e. V., Wilmar Diepgrond, sagte: „Heterogenität ist eine Herausforderung, der wir offen begegnen können. Uns ist es ein Anliegen, Lehrkräfte hierbei zu unterstützen.“ Wichtige Voraussetzung für gelingende In- klusion sei die ausreichende Finanzierung des Schulsystems. Diepgrond bemängelte besonders die stetig sinkenden Ausgaben im Bildungsbereich, Streichungen bei den Lehrerstellen und die häufig unzureichende Ausstattung von Schulen mit Hard- und Software.

Gastrednerin auf dem Deutschen Lehrertag ist Baden-Württembergs Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Der Freiburger Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Prof. Dr. Joachim Bauer hält den Hauptvortrag zum Thema „Im Anderen das Gemeinsame entdecken: Der Weg zu Resonanz und Empathie mit dem Fremden“. 36 Workshops vermitteln Erfahrungen und Anregungen zum Umgang mit Heterogenität in der schulischen Praxis.

29.11.2012