VBE: Am 5. Oktober wird der Weltlehrertag „volljährig“

Arbeit der Pädagogen wertschätzen und unterstützen

Stuttgart. Zum 18. Mal steht in den Kalendern der Weltlehrertag, der am 5. Oktober 1994 von der Unesco ins Leben gerufen worden ist. Der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg nimmt den Tag zum Anlass, auf die Bedeutung von Bildung hinzuweisen. Während früher ausschließlich Adlige und Begüterte sich für ihre Kinder den Luxus „Unterricht“ leisten konnten, kommen jetzt – zumindest in westlichen Kulturkreisen – alle in den Genuss solider schulischer Bildung. Dazu trägt eine große Schar von Lehrkräften tagaus tagein mit vollem Einsatz bei.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Wenn trotz schlechterer Arbeitsbedingungen – wie viel zu großer Klassen, schwierige­rer Schüler und zunehmender Aufgaben – Schulen „laufen“, ist das im Wesentlichen dem Engagement der Lehrerschaft zuzuschreiben. Doch leider interessiert sich die Öf­fentlichkeit eher für spektakuläre Vorfälle an den Schulen als für die solide Alltagsar­beit, die dort geleistet wird. Wider besseres Wissen stimmt man oft schneller in eine Pädagogenschelte ein, als dass man Lehrer verteidigt. Durch Unkenntnis der wirkli­chen Arbeitssituation bricht – meist saisonal bedingt – immer wieder Ferienneid aus.

„Insofern ist es durchaus sinnvoll, mit den Weltlehrertag auf die immense Bedeu­tung von Bildung für die Zukunft einer Gesellschaft hinzuweisen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Zur Bewältigung ihres beruflichen Auftrages benötigten Lehrer die wohlmeinende Begleitung von Presse, Politik und Öffentlichkeit, nicht deren ver­meintlich guten Ratschläge oder gar deren Vorwürfe.

Die Schule ist kein Reparaturbetrieb und keine Reha-Klinik. Lehrer können nicht al­le Probleme lösen, schon gar nicht, wenn das Umfeld nicht mitzieht. Die Schüler werden heute anders als vor 100 Jahren unterrichtet. Die Heterogenität der Klassen hat stark zugenommen, nicht nur in den neuen Gemeinschaftsschulen. Man kann die Schüler nicht mehr alle über einen Kamm scheren, sonst würden schwächere und be­gabtere Kinder schnell auf der Strecke bleiben. Individuelles Eingehen der Lehrer auf die jeweilige Schülerpersönlichkeit ist selbstverständlich und unabdingbar für ein er­folgreiches Weiterkommen der Kinder und Jugendlichen – an allen Schularten.

Täglich arbeiten die Lehrer gemeinsam mit den Schülern an der Zukunft des Landes. „Sie haben es verdient, dass man ihre Arbeit anerkennt, wertschätzt und verlässlich unterstützt – und das nicht nur, weil gerade Weltlehrertag ist“, sagt VBE-Chef Brand.

4. Oktober 2012

VBE: Kultusministerin nicht „anschießen“, sondern stark machen gegen die Begehrlichkeiten des Finanzministeriums

Stuttgart/Wiesloch. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg möchte die Kultusministerin gegenüber den Begehrlichkeiten der Finanzpolitik mehr ge­stärkt wissen, damit deren bildungspolitischen Vorhaben mit Unterstützung der Lehrerschaft durchgeführt werden können. Nur wenn man den Schulen ausrei­chende Lehrerstellen lässt und den Pädagogen die notwendige Unterstützung und Zeit gewährt, können Reformen auf Dauer erfolgreich umgesetzt werden.

Auf die Lehrerschaft warten gewaltige Aufgaben: Selbst- und Fremdevaluation laufen bereits an den Schulen, neue Bildungspläne werden vorbereitet. Mehr individuelles Lernen der Schüler erfordert ein Mehr an qualitativ hochwertiger Lehrerfortbildung. Zusätzliche Ganztagesgrund- und Gemeinschaftsschulen sowie Inklusion sind eine ge­waltige Herkulesaufgabe, die eine intensive Basisarbeit in der Fläche nach sich zieht. Die regionale Schulentwicklung – für manche Kommunen ein schmerzhafter Prozess – steckt noch in den Kinderschuhen. Obendrein will die Landesregierung massiv Lehrer­stellen abbauen und bei den Junglehrern weitere Sparmaßnahmen durchdrücken.

Gleichzeitig schwappen immer mehr gesellschaftliche Probleme in die Schulen wie Essstörungen, Suchtverhalten, Mobbing, Ausgrenzungen, Intoleranz und Gewaltbereit­schaft.

Gute Schulen sind keine Privatangelegenheit der Lehrerinnen und Lehrer, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch gemeinsam finanziert werden muss. Die Empörung an den Schulen über die Sparmaßnahmen ist deshalb so groß, weil alle wissen, dass das Bildungswesen vor gewaltigen Herausforderungen steht. Diese bil­dungspolitischen Herausforderungen sollte die Kultusministerin dem Ministerpräsi­denten und Finanzminister mit belastbarem Zahlmaterial untermauert verständlich machen, bevor die Landesregierung aus rein fiskalischen Gesichtspunkten mit dem Rasenmäher alle zarten Reformpflänzchen rigoros zurückstutzt und damit auch die Kultusministerin schwächt. Der Stuhl jedes Kultusministers ist ein Schleudersitz, denn der Amtsinhaber steht stets im Fokus der zum Teil gegensätzlichen Interessen anderer Politiker, aufmerksamer Schülereltern, aller Lehrer, der Wirtschaft und einer äußerst kritischen Öffentlichkeit. Deshalb muss die Kultusministerin Stärke mit stichhaltigen Argumenten zeigen. Ein charmantes Lächeln hilft wenig bei verbalem Dauerbeschuss.

30. September 2012

VBE: Frauenquote jetzt sogar im Bundesrat ein Thema, in Kindergärten und vielen Schulen herrscht aber weiterhin Männermangel

Stuttgart. Die Frauenquote in Aufsichtsräten ist nun auch Thema im Bundesrat. Mehr Männer wünscht man sich dagegen in die Kindertagesstätten und Schulen – und bekommt sie nicht. Selbst eine Männerquote würde den Schulen nicht mehr männliche Lehrkräfte bescheren, weiß man beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg, denn es studieren schlichtweg zu wenig Männer aufs Lehramt, vor allem spürbar im Grundschulbereich, wo ein Frauenanteil von über 90 Prozent erreicht wird.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Mittlerweile gelten Jungen als die neuen Verlierer im Schulwesen. Sie sind überrepräsentiert bei den Sitzenbleibern und Schulabbrechern, bei den Sonderschülern und Schulschwänzern. Jungen lesen nicht nur schlechter als Mädchen, sondern mit deutlich weniger Begeisterung. Selbst beim Abitur bleiben die Jungen zahlenmäßig hinter den Mädchen zurück.

Mütter von Jungen haben bisweilen den Eindruck, dass ihre Söhne oft allein aufgrund des Geschlechts vom weiblichen Fachpersonal unterschwellig oder offen abgelehnt werden. „Zu laut, zu wild, zu störend – wird vorschnell über alle Jungs der Stab gebrochen“, klagen diese Mütter. Männlichen Schülern werde gerne vorgeworfen, dass sie gewünschte Eigenschaften wie Sauberkeit, Ordnungssinn, Angepasstheit, Fleiß und emotionale Intelligenz vermissen lassen, womit Mädchen insbesondere bei Grundschulpädagoginnen punkten.

Dem VBE liegt es fern, die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen und Erzieherinnen abzuwerten. Für eine stabile, emotionale Entwicklung der Kinder ist es aber kein besonderer Vorteil, wenn diese vom Kindergarten an beinahe ausschließlich weibliche Bezugspersonen um sich haben und das männliche Element „als Gegenpart“ Seltenheitswert besitzt.

Kinder und Jugendliche aus patriarchalisch orientierten Kulturkreisen haben oft Probleme, eine Erzieherin oder Lehrerin als „Respektsperson“ anzuerkennen, und rebellieren entspre­chend. Schon Kindergartenkinder machen den Frauen massiv Schwierigkeiten und führen sich in der Gruppe zuweilen wie kleine “Paschas“ auf, die Hof halten.

Der vergleichsweise geringe Verdienst und kaum vorhandene Aufstiegsmöglichkeiten sind nach Ansicht des VBE mit ein Grund dafür, dass Erzieher(in) ein klassischer Frauenberuf ge­blieben ist. Als alleiniger Verdiener vom schmalen Erziehergehalt eine mehrköpfige Familie ernähren zu wollen, sei schon eine echte Herausforderung, betont VBE-Chef Gerhard Brand. Männer sind deshalb in Kindertagesstätten Exoten, haben in Grundschulen Seltenheitswert. Abschreckend wirkt, dass die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich kaum Ansehen genießt. „Wer mehr Männer als `Kindergärtner´ oder Grundschullehrer gewinnen will, muss für ein anderes Image des Berufsbildes und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen“, sagt Brand.

VBE zum Weltkindertag am 20. September:

Kindern Geborgenheit und eine Zukunftsperspektive geben

Stuttgart. „Die meisten Kinder in Deutschland besitzen heute mehr Spielzeug als je zuvor, nennen hoch technisierte Geräte vom Smartphone bis zum Computer ihr Eigen, haben prall gefüllte Kleiderschränke wie Superstars und ein Nahrungsmittelan­gebot wie im Schlaraffenland“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, anlässlich des Weltkin­dertages am 20. September.

„Die Kinder unserer Region müssen nicht aufgrund bewaffneter Konflikte täglich um ihr Leben fürchten. Sie werden nicht durch Kinderarbeit ausgebeutet, sie dürfen zur Schule gehen und bei Krankheit einen Arzt aufsuchen. Und trotz des ihnen gebotenen Wohlstandes fehlt vielen dieser Kinder häufig etwas Wichtiges: familiäre Geborgen­heit und eine gute Zukunftsperspektive“, behauptet der VBE-Vorsitzende.

Die Werbebranche, die Wirtschaft und der Handel haben Kinder als Konsumenten fest im Griff. Kindliche Wunschträume werden von Werbestrategen aufgegriffen, me­dienwirksam aufbereitet und gewinnbringend vermarktet. „Maßstab allen Handelns sollte jedoch das seelische Wohl des Kindes sein, die Stärkung seiner Persönlichkeit für das Leben in der Gemeinschaft“, mahnt Brand an. „Wir stehen in der Pflicht, jedem Kind Geborgenheit und Anerkennung zu geben, Vertrauen aufzubauen. Kinder mögen es nicht, wenn sie nicht ernst genommen oder gar instrumentalisiert werden.“

Unabhängig von seiner sozialen Herkunft habe jeder junge Mensch ein Recht auf Bildung und Erziehung, unterstreicht der VBE-Vorsitzende. In Deutschland gebe es da Nachholbedarf, so haben es diverse Studien offengelegt. Es gehe jedoch nicht um ein besseres Abschneiden Deutschlands in internationalen Vergleichstests, betont Brand, sondern um den klaren grundgesetzlichen Auftrag zum Wohl des Kindes.

Der VBE fordert eine noch deutlichere Ausrichtung bildungspolitischer Anstrengun­gen auf den Elementar- und Primarbereich. Die Starterphase auf dem Bildungsweg muss endlich spürbar aufgewertet werden. Dazu gehört auch die stärkere gesellschaft­liche Anerkennung der an Grundschulen gepflegten heterogenen Lernkultur, wie sie jetzt von den Gemeinschaftsschulen übernommen wird. „Dass Eltern ein großes Inter­esse an der Entwicklung ihrer Kinder haben, hat sich erst wieder bei den Einschu­lungsfeiern in der letzten Woche gezeigt“, sagt der VBE-Chef. Diese Hoffnungen, die­ses Vertrauen in Schule und Lehrer gelte es zu erhalten.

VBE: Pädagogische Assistenten immer noch in Sorge

Die Verträge laufen aus, die Politik reagiert aber nicht

Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg erreichen wei­terhin Anfragen von pädagogischen Assistentinnen und Assistenten an Grund­schulen. Deren befristete Verträge laufen alle zum 31. Januar aus. Das bedeutet für die engagierten Hilfskräfte, dass sie sich spätestens im nächsten Monat als Arbeit suchend melden müssen, und für die Schulen, dass sie mitten im Schuljahr ohne ihre pädagogischen Assistenzkräfte dastehen. Vor gar nicht so langer Zeit wurden die Pädagogischen Assistenten an Haupt-/Werkrealschulen in ein unbe­fristetes Arbeitsverhältnis übernommen und auf Antrag sogar höher eingestuft.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Den in der Regierungsverantwortung stehenden Politikern wird es wohl gar nicht so richtig bewusst sein, dass die Arbeit der pädagogischen Assistenten an den Grund­schulen keine dauerhafte, sondern lediglich eine befristete ist“, moniert VBE-Landes­vorsitzender Gerhard Brand. Und da dieser Befristungstermin Ende Januar des nächs­ten Jahres erreicht ist, stehen die pädagogischen Assistenten ab Februar ohne Beschäf­tigung da. Den Schulen fehlen dann mit einem Schlag die fest eingeplanten und einge­bundenen Hilfskräfte, sofern sich nicht politisch sehr rasch etwas tun sollte.

Da auch die pädagogischen Assistenten an Hauptschulen weiter beschäftigt werden konnten, geht der VBE weiterhin davon aus, dass man bei den „Hilfslehrern“ an den Grundschulen keinen Sonderweg gehen will. Damit die Schulen nicht mitten im Schuljahr ohne pädagogische Assistenten dastehen, muss im Interesse aller die Politik jetzt sehr schnell entscheiden und die Verträge der Hilfskräfte verlängern oder – besser noch – entfristen, damit eine verlässliche, dauerhafte Beschäftigung der pädagogischen Assistenten auch an den Grundschulen gewährleistet ist.

Selbst anfängliche Bedenkenträger können sich die unentbehrlichen „Hilfslehrer“, deren Vergütung weit unter dem Satz regulärer Pädagogen liegt, nicht mehr aus den Schulen wegdenken. „Leider ist die Arbeitszeit der meisten pädagogischen Assistenten – die nicht eigenverantwortlich unterrichten dürfen – von einer Vollbeschäftigung noch weit entfernt“, bedauert VBE-Chef Brand die zeitlich eingeschränkte Einsatzmöglich­keit der pädagogischen Assistenten.

VBE moniert: Gute Bildungspolitik beinhaltet mehr als die Aussage „Der Pflichtbereich ist abgedeckt“

Stuttgart. „Es wäre unehrlich zu behaupten, dass unter einer von CDU und FDP geführten Regierung die Unterrichtsversorgung an den Schulen jetzt besser gewesen wäre als momentan unter Grün-Rot“, gesteht der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Auch die hätten aus fiskalischen Gründen die Daumenschrauben angelegt. Traurig sei aber, dass Grüne und SPD mit dem Versprechen angetreten waren, es in der Bildungspolitik viel besser als Schwarz-Gelb zu machen. Diese Verbesserungen seien an den Schulen bisher nicht zu spüren; das Gegenteil sei eher der Fall.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In der Tat könnte man zunächst damit zufrieden sein, dass zu Beginn des neuen Schul­jahres wenigstens der Pflichtbereich abgedeckt wird. Schule ist aber wesentlich mehr als nur Mathematik, Deutsch und Naturwissenschaften. „Wenn Schulen Profil zeigen sollen, jedoch keine Arbeitsgemeinschaften anbieten dürfen, wenn Schüler mit Schwä­chen zusätzlich nur gefördert werden können, wenn Eltern Geld für Nachhilfestunden aufbringen, wenn bei Erkrankungen von Lehrkräften Unterricht ausfallen muss, weil die `Lehrerfeuerwehr´ zu knapp kalkuliert ist, darf man das nicht als die bessere Bil­dungspolitik verkaufen“, wettert der VBE-Sprecher.

So hatten beispielsweise im Rems-Murr-Kreis die Grund- und Hauptschulen im Schuljahr 2008/09 insgesamt 2752 Lehrerwochenstunden für den Ergänzungsbereich zur Verfügung; im letzten Schuljahr (2011/12) waren es noch 1115, also weniger als die Hälfte. Bei den Realschulen rutschte die Zahlen von 675 auf 361 Wochenstunden ab, bei den Gymnasien von 664 auf 490 (aus einer aktuellenLandtagsanfrage dreier CDU-Abgeordneter des Rems-Murr-Kreises). Schon diese Zahlen allein sprechen eine deutliche Sprache. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Ergänzungsbereich zunächst vorrangig für Krankheitsvertretungen verwendet wird, bleiben für Stütz- und Förderkurse – etwa bei LRS und Dyskalkulie, für pädagogisch wertvolle Arbeitsge­meinschaften wie Chor, Theater-AG und Schülerzeitung kaum noch Stunden übrig. Obendrein werden die Leiter dieser Zusatzangebote abgezogen, um zuerst den Pflicht­bereich abzudecken, sobald Lehrer wegen Erkrankungen ausfallen. Wie man da ver­lässlich arbeiten, etwas kontinuierlich aufbauen kann, ist dem VBE, den Eltern und Lehrern unklar. „Wenn der Rotstift regiert, muss die Pädagogik schweigen“, bringt der VBE-Sprecher die aktuelle Situation auf den Punkt.

VBE: Die „Stunde der Wahrheit“ schlägt morgen

Der Unterrichtsanfang wird zeigen, ob wirklich alle Schulen so gut versorgt sind, wie es öffentlich immer versichert worden ist

Stuttgart. Die offiziell veröffentlichen Zahlen und die Schulwirklichkeit sind nicht im­mer deckungsgleich. „Der morgige Unterrichtsbeginn nach den Sommerfe­rien wird allen ungeschminkt zeigen, ob die Schulen wirklich so gut mit Lehrerstunden versorgt sind, wie es das Kultusministerium und einige Staatliche Schulämter in den letzten Tagen versichert haben“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg, Gerhard Brand. Da werden die Eltern sehen, ob bereits Pflichtun­terricht ausfallen muss, ob es genügend Förderkurse und AG-Stunden gibt.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Wer solide Bildung für alle will, muss Geld in die Hand nehmen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Wie noch unter der CDU-FDP-Regierung ist auch unter der neuen grün-roten Regierungskoalition die 100-Prozent-Versorgung der Schulen so definiert, dass absolut nichts passieren darf, damit der Pflichtunter­richt gerade noch stattfinden kann. Eine Grippewelle unter Lehrern würde un­weigerlich zu massivem Unterrichtsausfall führen, weil es nur wenige interne Krankheitsvertreter an einigen Schulen gibt und Lehrer von außen erst bei längerem Ausfall vertraglich verpflichtet werden dürfen, sofern geeignete Personen dann überhaupt zur Verfügung stehen. Oft „unterrichten“ Lehrer gezwungermaßen zwei Klassen gleichzeitig.

Der Ergänzungsbereich – dazu gehören insbesondere Stütz- und Förderkurse für Schüler sowie pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften – ist auch im neuen Schuljahr lediglich marginal erkennbar. Können AG-Stunden gegeben werden, müssen diese sofort gestrichen werden, damit diese Lehrkräfte als Krankheitsvertreter eingesetzt werden können, falls das schulorganisatorisch überhaupt machbar ist. Der VBE wird, solange Unterricht an den Schulen ausfällt und individuelle Fördermöglichkeiten nicht nachhaltig ausgebaut werden – dazu gehören auch kleinere Klassen -, nicht nachlassen, die ver­antwortlichen Politiker mit dem Tatbestand einer Bildungsvernachlässigung zu konfrontieren. Eine solide Schulpolitik sieht anders aus, sagt der VBE-Chef.

9.9.2012

VBE: Mehr Schule mit weniger Lehrern geht nicht

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat nichts gegen die Einrich­tung neuer Gemeinschaftsschulen, wenn sie dem Wunsch aller vor Ort Be­teiligten entsprechen, sieht jedoch bei zurückgehenden Schülerzahlen wie die CDU die Gefahr der Kannibalisierung beim Überlebenskampf der Schulen in der Region, wenn Eigeninteressen nicht mit einer regionalen Schulentwicklungsplanung kompatibel sind.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE unterstreicht die Aussage der CDU, dass eine notwendige regionale Schulentwicklung nur dann gelingen kann, wenn sie auf dem Konsens aller Be­teiligten vor Ort basiert. Die Entscheidung für eine Gemeinschaftsschule zum Erhalt der wohnortnahen Schule – eine legitime Sichtweise von Kommunen und Städten – trägt den Überlebenskampf in die Fläche, weil jeder Bürgermeister „Standortsicherung“ betreiben will. Da werden Interessen der Nachbargemein­den zweitrangig. „Daher muss für die regionale Schulentwicklung die Schulver­waltung mit ins Boot genommen werden, die alle auf Kreisebene wichtigen Fak­ten kennt und eine Moderatorenrolle bei diesem für die unmittelbar Betroffenen schmerzlichen Prozess übernehmen kann“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Bessere Schulen werde es auf keinen Fall für weniger Geld geben. Die solide Sicherung der Unterrichtsversorgung einschließlich einer deutlichen Erhöhung der Krankheitsreserve, AG-Stunden, Stütz- und Förderkurse, mehr Sportunter­richt in der Grundschule – wie von der SPD vorgeschlagen -, mehr Ganztages- und Gemeinschaftsschulen, Inklusion und viele andere Herausforderungen erfordern künftig mehr Lehrerstellen und nicht weniger. Dass es wegen zu gerin­gerer Schülerzahlen auch zu Schulschließungen kommen wird, heißt nicht, dass diese Lehrer nun überflüssig werden. An anderen Schulen warten genügend Aufgaben der ehrgeizigen Bildungspolitik der Landesregierung. Die Politiker sollten sich von der Vorstellung verabschieden, dass man bei einem viel zu kurzen Rock nur etwas am Saum zuppeln muss, damit er dann die Blöße der Beine besser bedeckt. Wenn Lehrerstellen gestrichen werden, fehlen sie.

7. September 2011

Appell des VBE zum Schulstart nach den Sommerferien:

Schülern etwas zutrauen, sie aber auch verlässlich begleiten

Stuttgart. „Es ist für Eltern nicht damit getan, das Kind nach den Sommerferien in der Obhut der Schule zu wissen und darauf zu vertrauen, dass die Lehrer schon alles irgendwie richten werden“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), zum Schulstart in Baden-Württemberg. „Das dauerhafte Interesse der Eltern am Kind, an dessen Lernfortschritten und die Würdigung ordentlich gemachter Aufgaben geben nicht nur Schulanfängern das Gefühl für die Sinnhaftigkeit und Wertigkeit ihrer Arbeit.“

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE rät Eltern – und nicht nur denen von Erstklässlern – intensiven Kontakt mit der Schule zu pflegen, sich einzumischen und einzubringen in die schulischen Gremi­en wie Klassenpflegschaft, Elternbeirat, Schulkonferenz oder Förderverein. Die aktive Teilnahme von Eltern am Schulleben ist unverzichtbar, sei es an Projekten, bei Lern­gängen oder – sofern durch die schlechter gewordene Versorgung mit Lehrerstunden überhaupt noch angeboten – in pädagogisch wertvollen Arbeitsgemeinschaften. Dies wird in den Bildungsplänen auch ausdrücklich so beschrieben. Dort heißt es: „Zu einer intakten Schulgemeinschaft gehören nicht nur Lehrer und Schüler, sondern aktive, in­teressierte und engagierte Eltern.“ Dazu VBE-Chef Gerhard Brand: „Schon im Interes­se des Kindes sollten Lehrer und Eltern dauerhaft verlässliche Partner sein.“

Lehrer sind keine Entertainer, die nur für „Bespaßung“ sorgen, aber auch keine „Su­per-Nannys“, die den Kindern mit Strenge und Strafen all die Unarten austreiben, um deren Abgewöhnung sich Eltern bisher vergebens bemüht haben. Kinder sollten voller Neugier und frei von Angst in die Schule kommen – und das möglichst nicht nur an­fangs. Moderner, offener Unterricht lässt Schülern den Freiraum, sich Inhalte selbstän­dig oder mit Klassenkameraden zu erarbeiten, lässt sie experimentieren und sich mit Mitschülern gedanklich austauschen. „Eltern und Pädagogen sollten den Kindern et­was zutrauen und sie dann auch machen lassen“, sagt Brand, „ganz egal ob man die Lehrer weiterhin ganz altmodisch Lehrer nennt, Lernbegleiter – an Gemeinschafts­schulen – oder `Potentialentwicklungscoaches´, wie sich moderne Gurus heute auszu­drücken pflegen.“ Dass die Politik und das Kultusministerium jetzt endlich für bessere Rahmenbedingungen sorgen müssen und nicht ständig verbale Klimmzüge machen sollten, um die Situation an den Schulen so darzustellen, wie sie von Praktikern und Eltern nicht wahrgenommen werde, sei eigentlich selbstverständlich, so der VBE-Chef.                                                            

VBE rät künftigen Erstklässlern, ihren Eltern den sichersten Weg zur Schule zu „zeigen“

Stuttgart. Zurzeit sind noch Ferien; trotzdem empfiehlt der Verband Bildung und Er­ziehung (VBE) den Eltern der neuen Erstklässler, schon jetzt an die Schule zu denken. Nicht nur der Kauf von Schultüte und Ranzen ist wichtig. Die Eltern der Abc-Schützen sollten die Zeit vor Schulbeginn dazu nutzen, dem Kind die nötige Sicherheit für den künftigen Schulweg zu geben.

Eltern, deren Kindergartenkind nach den Ferien ein Grundschüler wird, rät der VBE, noch vor dem offiziellen Schulanfang den sichersten Schulweg herauszu­suchen, diesen an mehreren Tagen in aller Ruhe gemeinsam mit dem Sohn oder der Tochter zu gehen und so den Weg regelrecht einzuüben. Viele Städte und Gemeinden geben als Hilfe Schulwegpläne heraus, die wichtige Informationen zur Verkehrssituation vor Ort enthalten.

„Schulanfänger und deren Eltern können Ängste abbauen und Gefahrensituati­onen minimieren, wenn sie die Schulzeit bereits in den Ferien vorbereiten, ge­meinsam den gefahrenärmsten Schulweg auswählen und ihn zur Probe mehr­mals ablaufen, wenn möglich zu den entsprechenden Unterrichtszeiten – nämlich morgens und mittags“, rät der VBE-Sprecher. Das gebe allen Beteiligten ein gu­tes Gefühl, vor allem, wenn am Ende der Übungen die Kinder den Eltern den Schulweg „zeigen“ und diese dann zur Schule „führen“ dürfen. Schüler, die in ländlichen Gegenden den Bus benützen müssen, können mit den Eltern auch das sichere Busfahren üben.

Bei Verkehrsunfällen mit Schulkindern ist die Frage, wer daran „Schuld“ ist, zunächst einmal sekundär. Vorbeugung ist angesagt, damit es erst gar nicht zu einem Unglück kommt. Die Schulwegpläne der Städte und Kommunen sind eine Hilfe beim Heraussuchen des sichersten Weges, der nicht immer der kürzeste sein muss. Den ganz persönlichen Schulweg mit seinen spezifischen Gefahren­punkten kennen Eltern am besten. Diese sollten ihr Kind so auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorbereiten, dass es gesund wieder nach Hause kommt.