VBE fordert: Junge Lehrer nicht für die Straße ausbilden

Mehrbedarf durch mehr Aufgaben an den Schulen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat Ver­ständnis dafür, dass das Land aufgrund der immensen Schuldenlast sparen muss, erwartet jedoch, dass Sparmaßnahmen nicht zu Schnellschüssen füh­ren, sondern, wenn überhaupt, dann ausgewogen und wohl überlegt durch­geführt werden. Es wäre töricht, erst Pädagogen in anderen Bundesländern abzuwerben und dann jungen Lehrern lange Zeit gar keine Stelle mehr im Schuldienst anzubieten. Die Schulen benötigen Verlässlichkeit und Konti­nuität.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE begrüßt, dass durch Pensionierung, Teilzeitbeschäftigung oder Urlaub ohne Bezüge frei werdende Stellen mit 4.400 neuen Lehrern besetzt und 200 zu­sätzliche Stellen für Krankheitsvertreter geschaffen werden, bedauert jedoch außerordentlich, dass durch die denkwürdige Denkschrift des Rechnungshofes und die entsprechenden Äußerungen von Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann der Anschein erweckt wird, dass jetzt bei den Lehrerstellen ein Kahlschlag ungeheuren Ausmaßes droht. „Sparwut tut selten gut“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand mit Blick auf die vielen tausend wackligen Lehrerstellen.

Hoch qualifizierte und motivierte junge Menschen werden faktisch „für die Straße“ ausgebildet und stehen als Akademiker ohne Arbeit da. „Diese abge­lehnten Pädagogen finden zwar meist rasch eine lukrative Anstellung in der freien Wirtschaft, gehen aber dadurch den Schulen für immer verloren“, beklagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Junge Menschen sollten im Voraus verlässlich informiert werden, ob es loh­nenswert ist, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Dazu müssten gesicherte Daten, insbesondere korrekte Schülerzahlen, vorliegen. Auf der einen Seite wirbt das Kultusministerium für den Lehrerberuf, andererseits lässt es die Zukunftsträume hoch motivierter Pädagogen wie Seifenblasen platzen, gibt ihnen lediglich die Aussicht auf eine Stelle auf einer langen Warteliste.

VBE lobt die Grundschule: „Ein „richtiges Erfolgsmodell“

Stuttgart. Schulen stehen zurzeit ständig im Fokus der Öffentlichkeit: Die Hauptschulen kämpfen ums Überleben, die neuen Gemeinschaftsschulen um einen vorderen Platz. Die Gymnasien wissen nicht so richtig, ob sie 9-jährig oder 8-jährig erfolgreicher sind. Die Realschulen platzen aus allen Nähten, und die Sonder­schulen rechnen ab 2013 mit einer möglichen Inklusionswelle.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bezeichnet die Grundschulen des Landes als ein “echtes Erfolgsmodell“ unter den Schularten. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu fördern und zu fordern. Lediglich der Klassenteiler von 28 Kindern bereitet vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere För­derung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler erschwert und die zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark beschränkt. 25 Schüler pro Klasse wären immer noch genug.

„Durch ideenreichen Unterricht, vielfältige Projekt- und Werkstattarbeit sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern stellen sich die Grundschullehrkräfte sehr erfolgreich auf die Kinder ein“, lobt VBE-Chef Gerhard Brand die hervor­ragende Arbeit der Pädagogen. In Grundschulen gelingt es, die Freude der Schüler an der Leistung zu wecken und die Stärken des einzelnen Kindes hervorzulocken. Auf diesem soliden Fundament können die weiterführenden Schulen dann gut auf­bauen.

 Lehrer wünschen sich genauso wie die Eltern, dass die Freude, die Neugier und die Begeisterung der Kinder, die sie bei der Einschulung gezeigt haben, lange er­halten bleiben. In die Grundschule gehören deshalb nach Auffassung des VBE die besten Lehrkräfte. „Die gesellschaftliche Anerkennung der Grundschularbeit müss­te sich in einer gerechteren Besoldung ausdrücken“, moniert Brand. Als ärgerlich hatten es viele Pädagogen empfunden, dass die Grundschulzeit von der Jagd nach der „richtigen“ Bildungsempfehlung überschattet worden war. Dies hat bei vielen Schülern ein entspanntes und damit effizientes Arbeiten und Lernen verhindert. Die Freigabe der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat jetzt den Stress aus der Grundschule herausgenommen, die Probleme aber möglicherweise in die Se­kundarstufe verlagert.

VBE: Bringt das Rektorenamt wirklich mehr Frust als Freude?

Ohne Bestenauswahl leidet auf Dauer die Qualität der Schulen

Stuttgart. Jetzt, zum Schuljahresende, werden landauf, landab Rektoren in den Ruhe­stand verabschiedet. Nicht überall stehen Nachfolger in den Startlöchern. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht mit Sorge, dass zunehmend weniger Lehrkräfte Leitungsfunktionen anstreben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Immer weniger Pädagogen wollen heute Rektor einer Schule werden. Bei den meisten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt, manche Stellen werden wiederholt ausgeschrieben. Oft muss die Schulauf­sicht nach geeignetem Personal Ausschau halten, was nicht für die Attraktivität des Leitungsamtes spricht. Lehrer fürchten mehr Frustration als Freude bei der neuen Herausforderung. „Wenn es keine Bestenauswahl mehr geben kann, wird auf Dauer die Qualität der Schulen leiden“, warnt VBE-Chef Gerhard Brand.

Häufig gibt es für frei werdende Rektoren- und Konrektorenstellen – wenn überhaupt – nur einen Bewerber oder eine Bewerberin. Immer wieder müssen Schulleitungsstellen erneut ausgeschrieben werden, weil sich kein Interessent meldet, selbst wenn der Schulstandort attraktiv ist. Landesweit gibt es – vor al­lem im Grund-, Haupt- und Werkrealschulbereich – im Schnitt bei jeder zweiten offenen Schulleitungsstelle nur einen Bewerber. Von einer echten „Auswahl“ könne da keine mehr die Rede sein, sagt Brand. Dadurch kämen auch Bewerber zum Zug, die sonst eher durchs Raster gefallen wären.

Die zunehmende Arbeitsbelastung der Rektoren ist nicht gut für die Schulen. Die Unterrichtsermäßigungen für Schulleitungen orientieren sich an der Zahl der Klassen. Durch zurückgehende Schülerzahlen nehmen Anrechnungsstunden für Leitungsaufgaben zwangsläufig ab, obwohl die Arbeit durch problematischere Schüler – und auch Eltern (!) – zunimmt.

Schulleitungen brauchen die Unterstützung durch Politik und Kultusverwal­tung, denn sie können unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen ihre Aufgaben nicht so erfüllen, wie es notwendig und für die Schulen gut wäre. Schon gar nicht könnten die Rektoren unter den aktuellen Bedingungen dem Anspruch des ´Motors der Schulentwicklung´, des Impulsgebers, des Team- und Personalent­wicklers oder des innovativen Gestalters gerecht werden. „Obendrein ist das Be­soldungsgefüge für Schulleiter ganz schön in Schieflage geraten“, moniert der VBE-Chef den finanziell meist weniger attraktiven Anreiz, Verantwortung in einer Leitungsfunktion zu übernehmen.

VBE: Sommerferien nicht nach der Großwetterlage ausrichten

Stuttgart. Eine Umfrage hatte ergeben, dass es die Mehrheit der Deutschen als unge­recht empfindet, dass Bayern und Baden-Württemberg traditionell als letz­te Bundesländer in die großen Ferien starten. Sind der Juni und Juli kühl und verregnet, werden keine kritischen Stimmen im Land laut. Ist jedoch der August zu nass und zu kalt, regen sich auch Baden-Württemberger auf. „Die Lage der Sommerfeien müsste jedes Jahr aufs Neue regional nach der jeweiligen Großwetterlage ausgerichtet werden“, spöttelt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Es vergeht eigentlich kein Jahr, ohne dass sich nicht irgendwelche `Experten´ dazu genötigt sehen, Lage oder Länge der Schulferien öffentlich zu kritisieren“, stellt der VBE-Sprecher fest. Das Thema „Ferien“ werde in der Regel immer dann besonders heiß, wenn der Sommer noch während der Schulzeit die Tempe­raturen so richtig nach oben treibt oder es in den Sommerferien zu viel regnet, behauptet der VBE-Sprecher. Wobei sich das Wetter momentan noch gar nicht so richtig festlegen will, und sich kühlere und sehr heiße Tage – zum Teil auch mit sintflutartigen Regenfällen und Gewitter – abwechseln.

„Interessant wird es, wenn sich dann auch noch Politiker für eine Verkürzung der Schulferien stark machen, wo doch die elf Wochen Sommerpause des Bun­destages die Länge der schulüblichen Sommerferien bei Weitem übertreffen…“, ergänzt der VBE-Sprecher nicht ohne Ironie.

Der VBE hält es nicht für sinnvoll, jedes Jahr aufs Neue eine Feriendebatte an­zuzetteln, sei sie nun durch zu schlechtes oder zu schönes Wetter begründet. Eine Lösung, die alle zufrieden stellt – angefangen von den Familien über die Schulen bis hin zur Wirtschaft und der Tourismusindustrie -, kann es und wird es bei der Lage der Ferien niemals geben.

„Freuen wir uns als Lehrkräfte über jeden Ferientag, der nicht wegen Unter­richtsvorbereitungen, Korrekturen oder Weiterbildung dienstlich in Beschlag genommen werden muss, und gönnen wir den Schülern die Ferienzeit zum Auftanken oder zum Aufarbeiten von Versäumtem – wo immer diese Ferientage auch liegen“, so das Credo des VBE-Sprechers.

VBE: Lehrer, die mit ihren Schüler viel unternehmen, sollen nicht auch noch draufzahlen müssen

Stuttgart. Kurz vor den Sommerferien ist in den Schulen Hochzeit für Klassenfahrten und Jahresausflüge. Wenn eine Schule aktive Lehrer hat, dürfte jedoch bei den meisten der zur Verfügung stehende niedrige Etat bereits ausgeschöpft sein. Seinen Kostenanteil des Klassenausflugs muss der begleitende Lehrer dann aus eigener Tasche bezahlen oder den Ausflug ganz absagen. Der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg will den Etat, der Schulen für außerunterrichtliche Veranstaltungen zur Verfügung steht, deutlich erhöht sehen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Den Schulen steht, abhängig von der Klassenzahl und -stufe, jedes Jahr ein be­stimmtes Budget für außerunterrichtliche Veranstaltungen wie Theaterfahrten, Jahresausflüge und Schullandheimaufenthalte zur Verfügung. Dieses Budget liegt beispielsweise für 20 Klassen insgesamt deutlich unter 1000 Euro, also bei nicht einmal 50 Euro pro Klasse und Kalenderjahr. Aus diesem Topf sollen die den Lehrern für die Durchführung der Veranstaltungen entstandenen Kosten erstattet werden.

Rektoren dürfen solche außerunterrichtlichen Veranstaltungen nur dann ge­nehmigen, wenn der dafür zur Verfügung stehende Etat noch ausreicht, es sei denn, die Lehrkraft verzichtet freiwillig auf die Erstattung der Kosten. Es dürfe nicht sein, so VBE-Chef Gerhard Brand, „dass ein Schullandheimaufenthalt deshalb nicht durchgeführt werden kann, weil dafür im Topf kein Geld mehr drin ist.“ Das Kultusministerium spekuliert nach Auffassung des VBE darauf, dass Lehrkräfte, die ihre Schüler trotzdem in den Genuss der pädagogisch wert­vollen außerunterrichtlichen Schulveranstaltungen kommen lassen wollen, die Kosten dann aus dem eigenen Geldbeutel bestreiten. „Das ist jedoch so, wie wenn ein Lokführer zunächst einmal eine Fahrkarte lösen müsste, bevor er Fahrgäste mit dem Zug von A nach B befördert“, schimpft Brand.

VBE fordert Klassenlehrerverfügungsstunde für alle Schul­arten –

Probleme von Schülern haben zugenommen

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg fordert die Klassenlehrerverfügungsstunde für alle Schularten. Bisher haben so etwas nur die Gymnasien.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Enttäuscht ist man beim VBE darüber, dass auch im neuesten Organisationserlass wieder keine Klassenlehrerverfügungsstunde für alle vorgesehen ist – nicht einmal für neu gebildete Eingangsklassen in der Sekundarstufe. Dieses zusätzliche Ange­bot außerhalb der Stundentafel wird nach Auffassung des VBE von Jahr zu Jahr notwendiger, damit wenigstens einmal in der Woche frei vom Stoffdruck der regu­lären Unterrichtsfächer gemeinsam mit dem Klassenlehrer Dinge angesprochen werden können, die Schüler beschäftigen und vom Lernen abhalten.

Von A bis Z, von Ausländerhass bis Zigarettenabhängigkeit müssen Pädagogen gesellschaftliche Problemfelder im Unterricht aufbereiten. Ob es sich um Ernäh­rungsprobleme handelt, um Reizüberflutung, Medienmissbrauch, um Bewegungs­mangel, Gewaltattacken, Rechtsradikalismus oder Integrationsschwierigkeiten – im­mer soll die Schule sofort reagieren, so wird es zumindest von den entsprechenden Stellen gefordert beziehungsweise erwartet. Gleichzeitig traut man den Pädagogen immer weniger zu.

„Schule muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen, kann aber die Probleme der Gegenwart im Unterricht nicht nur `so nebenher´ aufarbeiten“, stellt VBE-Chef Gerhard Brand mit Blick auf die unbefriedigenden schulischen Rahmen­bedingungen fest. Seit Jahren fordert der VBE eine Klassenlehrerverfügungsstunde, in der außerhalb des Bildungsplanes Sorgen und Ängste der Schüler besprochen werden können. Die Politik versagt die Umsetzung jedoch stets mit Blick auf die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstunden, die Geld kosten. „Wer eine gute Schule will, muss auch gutes Geld dafür investieren“, sagt der VBE-Vorsitzende, der die politisch Verantwortlichen unmissverständlich auffordert, rasch im Interes­se aller jetzt die Klassenlehrerverfügungsstunde zu ermöglichen. Zurückgehende Schülerzahlen böten Gelegenheit, frei werdende Lehrerstunden „kostenneutral“ im System zu belassen und sie direkt wieder den Schülern zugutekommen zu lassen.

VBE zur grün-roten Vollbremsung bei der Schülerhöchstzahlsenkung:

Kleinere Klassen sind pädagogisch notwendig und kein Luxus!

Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg ärgert es, dass von der grün-roten Landesregierung die von Schwarz-Gelb begonnene sukzessive Senkung des Klassenteilers von 33 nun bei 30 Schülern pro Klasse gestoppt wird. Lediglich die favorisierten Gemeinschaftsschulen erhalten mit 28 Kindern pro Klasse die gleiche Schülerhöchstzahl wie die Grundschulen. „Kleinere Klassen sind kein Luxus, sondern für Klassenklima und Lernerfolg sehr sinnvoll und pädagogisch notwendig“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Um nicht als Sparkommissar dastehen zu müssen, der Schulen keine zusätzlichen Lehrerstunden bezahlen will, werden Forderungen nach Senkung des Klassenteilers gern damit abgeschmettert, dass die Klassengröße angeblich keinen Einfluss auf den Unterrichtserfolg hat. „Wer so etwas als Tatsache hinstellt, hat wahrscheinlich noch nie den Unterschied zwischen einer Schulstunde in einer übervollen Klasse mit 30 Kindern und in einer Klasse mit nur 20 Schülern über längere Zeit am eige­nen Leib erfahren“, behauptet der VBE-Chef. Leider gibt es noch erschreckend vie­le Schulen, in denen die zeitliche Zuwendung des Lehrers an seine Schüler durch eine viel zu große Zahl an Kindern geteilt werden muss.

 Außerdem gibt es immer mehr Schüler mit Sprachdefiziten und Konzentrations­schwäche, mit Essstörungen oder Suchtproblemen, mit Kontaktschwierigkeiten, mit Lernbehinderungen und motorischen Störungen, vereinzelt auch Jugendliche mit extrem negativer Einstellung zu sich selber oder zur Gesellschaft. Es gibt Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern, in denen der Erziehungsauftrag nur einge­schränkt oder gar nicht wahrgenommen wird, in denen elementare Grundbedürf­nisse der jungen Menschen nach Nahrung, Hygiene und Zuwendung vernachlässigt werden. Auch die Zahl der Schüler mit individuellem Förderbedarf, denen man in zu großen Lerngruppen nicht gerecht werden kann, ist zu hoch.

„Bis zu 30 Schüler in einer Klasse sind pädagogisch heute nicht mehr zu verant­worten“, sagt der VBE-Chef in aller Deutlichkeit. In der Erwachsenenbildung sind 20 Teilnehmer meist die Obergrenze für einen Kurs, und dort sind in der Regel alle freiwillig da und allein schon aus diesem Grund hoch motiviert.

„Dass die grün-rote Regierung alle pädagogischen Argumente zur Seite wischt und aus rein finanziellen Gründen die weitere Absenkung des Klassenteilers stoppt, kommt weder bei Eltern noch bei Lehrern noch bei Schülern gut an“, sagt Brand.

Der VBE zur Fußball-Europameisterschaft 2012

Idole können gute oder schlechte Vorbilder für Schüler sein

Stuttgart. „Wenn Rüpeleien von Fußballstars in Großaufnahme im Fernsehen gezeigt werden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn Jugendliche dieses ne­gative Verhalten ihrer Idole nachahmen“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzen­der des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg an­lässlich der am Freitag beginnenden Fußball-Europameisterschaft. Die Ju­gend sei immer ein Spiegel der Gesellschaft; und was man von Kindern und Jugendlichen an positivem Verhalten erwarte, sollte von Erwachsenen vor­gelebt werden, und besonders, wenn sie als prominente Vorbilder gelten.

Kinder und Jugendliche orientieren sich an (vermeintlichen) Stars und Idolen, deren unsportliches Verhalten, deren Rüpeleien, Ausfälligkeiten und Ungezo­genheiten sie als „vorbildlich“ ansehen und deshalb ohne Gewissensbisse nach­machen. Ob unfair zutretende, auf den Boden spuckende oder sich mit bloßen Fingern die Nase schnäuzende Fußballer, ob halbnackte Schlagersternchen, pö­belnde und lärmende Rockmusiker oder unflätig fluchende Schauspieler in TV-Gerichtsshows: solche ständig präsenten Negativbeispiele erschweren Eltern und Lehrern durch die falsche Vorbildfunktion die tägliche Erziehungsarbeit.

Die Gesellschaft fordert zu recht, wieder mehr auf gutes Benehmen und Höf­lichkeit zu achten, akzeptiert aber oder bejubelt sogar bei Showgrößen und Stars auf dem Rasen oder der Bühne ungehobelte und exzentrische Verhaltensweisen, die jedem Schüler einen Verweis durch den Schulleiter oder einen zusätzlichen Besinnungsaufsatz „Wie benehme ich mich richtig“ einbringen würden.

Fußball als schönste Nebensache der Welt hat auch eine erzieherische Funkti­on. Diese kann sich positiv oder negativ auf Kinder und Jugendliche auswirken. „Die Sportler sollen ihre ständige Vorbildfunktion auf dem Rasen und bei ihren Auftritten vor den Fernsehkameras nicht vergessen“, sagt VBE-Chef-Brand. Die Ballkünstler beeinflussen durch ihr Verhalten die Jugend mehr, als sie es oft sel­ber wahrhaben wollen. „Was nützt es“, moniert Brand, „wenn der Sportlehrer in Schule und Verein Fairplay predigt, die großen Fußballstars aber mehr die häss­lichen Seiten des Mannschaftssports zeigen. Nicht nur Eltern und Lehrer ver­suchen, Kinder und Jugendliche gut zu erziehen; große Vorbilder erreichen da unbewusst meist noch viel mehr, zum Positiven als auch zum Negativen.“

7. Juni 2012

VBE bestätigt: Eine gute Unterrichtsversorgung ist das Rückgrat einer soliden Schulpolitik

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg anerkennt die Bemühungen von Kultusministerium und Landesregierung, den Schulen eine gute Unterrichtsversorgung zu gewähren, sieht aber zwischen Pressemit­teilungen und schulischer Realität schon noch „eine gewisse Diskrepanz“.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE begrüßt, dass Regierungskoalition und Kultusministerium bestätigen, dass eine gute Unterrichtsversorgung das Rückgrat einer soliden Schulpolitik ist. Dass diese Unterrichtsversorgung „in allen Schularten auf einem hohen Niveau“ sei, wie die SPD heute mitteilt, entspricht nach Auffassung des VBE aber eher einem Wunschdenken als der Schulwirklichkeit. Die Hilferufe von Schulen wegen fehlender Lehrerstunden sprechen zurzeit noch eine etwas andere Sprache.

Der VBE bemängelt, dass die Versorgung an den Schulen weiterhin nicht dem entspricht, was eigentlich zur Steigerung eines qualifizierten Bildungs- und Erzie­hungsauftrages und für einen modernen Unterricht erforderlich wäre. Noch immer werden nötige Stütz- und Förderkurse erst dann erteilt, wenn genügend Lehrerstun­den aus dem Ergänzungsbereich „übrig“ geblieben sind, noch immer fehlen Lehrer für pädagogisch sinnvolle Teilungsstunden bei zu vollen Klassen.

Weil den Schulen nicht genügend feste Vertretungslehrer („Springer“) zur Ver­fügung stehen, müssen bei Erkrankung von Lehrkräften besonders bei der „verläss­lichen Grundschule“ Klassen zusammengelegt werden, was zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der Unterrichtsqualität führt. „Vor allem, wenn die zusammen­zulegenden Klassen größer sind, wird aus Unterricht schnell nur noch Betreuung“, moniert VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand. Dann litten zwei Klassen unter der Erkrankung eines Lehrers.

Dass der wichtige Ergänzungsbereich ein Mauerblümchendasein fristet, ist für den VBE ein großes Ärgernis. Zum Ergänzungsbereich gehören neben den besag­ten Stütz- und Förderstunden, LRS- und Dyskalkulie-Hilfsangebote, Stunden für den sogenannten Trainingsraum für verhaltensauffällige Schüler sowie vielfältige Arbeitsgemeinschaften, die Schülern Freude machen und motivierend für die schu­lische Arbeit sein sollen. Solange jedoch nur der reine Pflichtbereich abgedeckt werde, könne man nicht von einem hohen Niveau der Unterrichtsversorgung spre­chen, relativiert der VBE-Chef die Erfolgsmeldungen aus dem Kultusministerium.

8. Juni 2012

VBE hat kein Verständnis für individuelle Feriengleitzeit

Eltern bringen ihren Kindern so das Schwänzen bei

Stuttgart. Am Sonntag gehen in Baden-Württemberg die zweiwöchigen Pfingstferien zu Ende. Trotzdem sitzen am Montag nicht alle Schüler in den Klassenzim­mern. Manche Eltern haben ihren Kindern eigenmächtig eine Verlänge­rung genehmigt und gönnen ihnen so unerlaubterweise Gleitzeitferien. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht solches Elternverhalten nicht als eine Lappalie, nicht als Kavaliersdelikt an, sondern schlicht als schlech­tes Vorbild. Wenn Schüler sich dann nämlich selber eine Auszeit genehmi­gen und den Unterricht schwänzen, sind dieselben Eltern oft völlig entsetzt.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind die Schule schwänzt, zeigen sich die meis­ten ziemlich fassungslos. Trotzdem gibt es immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Kindern regelrecht vormachen, wie man Lehrer und Schule an der Na­se herumführt, indem sie eigenmächtig die Schulferien ihrer Kinder verlängern und deren Fehlen mit „Schwindel“ oder anderen gesundheitlichen Beeinträchti­gungen begründen. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, rügt der VBE-Sprecher Eltern, die ihren Kindern auf diese Weise das Schwänzen beibringen.

Wenn vor oder nach Ferienblöcken der Familienurlaub unerlaubterweise ver­längert und von den Erziehungsberechtigten das Fehlen der Kinder beim Klas­senlehrer mit „Krankheit“ entschuldigt wird, lernen die Schüler von ihren Eltern, dass Schule doch nicht ganz so wichtig ist und dass man mit List und Tücke, mit Lug und Trug seinen Willen durchsetzen kann. „Wenn Kinder dieses Tricksen später auch für sich in Anspruch nehmen, sind die Eltern hellauf entsetzt“, weiß der VBE-Sprecher. Werden diese Eltern damit konfrontiert, dass ihr Kind die Schule schwänzt, fallen sie häufig aus allen Wolken und können gar nicht ver­stehen, warum gerade ihr Kind gegen Recht und Ordnung verstößt.

Bei 75 unterrichtsfreien Tagen im Jahr besteht für Eltern kein Grund, die Ferienzeiten zu individualisieren und den Beginn ohne Genehmigung vorzuverlegen oder das Ende nach Gutdünken zu verlängern. „Die Ehrlichen, die sich noch an die offiziellen, lange im Voraus bekannten Ferienpläne halten, sollen sich nicht als die Deppen fühlen müssen“, rügt der VBE-Sprecher all diejenigen, die „Schummel­ferien“ machen.