VBE-Chef ist sauer: Bürokratische Hürden sollen Vertretungsstunden an Schulen verhindern

Stuttgart. Krankheitsvertretungen an Schulen kosten das Land extra Geld, viel Geld. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg ist man sauer wegen bürokratischer Hürden, die von den Behörden aufgebaut werden, um Vertretungsstunden an Schulen zu erschweren oder ganz zu verhindern.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

In einem Schreiben eines Staatlichen Schulamtes, das dem VBE im Original vor­liegt, werden alle Rektoren des Bezirks aufgefordert, benötigte Vertretungsstunden auf dem Dienstweg über das Schulamt (SSA) beim Regierungspräsidium (RP) zu beantragen, bevor sie wegen erkrankter Lehrer bezahlte Mehrarbeit anordnen. Wie das bei dem plötzlichen Ausfall einer Lehrkraft in der Praxis funktionieren soll, ist für den VBE ein Buch mit sieben Siegeln. Denn bis schließlich eine Entscheidung aus Stuttgart eintrifft, könnte der Lehrer längst wieder dienstfähig sein.

Die Ausgaben für Krankheitsvertreter an den Schulen scheinen aus dem Ruder gelaufen zu sein, denn Anfang Mai hat das RP Stuttgart an die Schulämter ge­schrieben, „dass sowohl für weitere befristete Arbeitsverträge als auch für Mehrar­beitsvergütungen kein nennenswerter Spielraum mehr besteht“.

Die untere Schulaufsichtsbehörde hat auf diesen Brandbrief prompt reagiert. Im Schreiben des Staatlichen Schulamtes vom 21. Mai an alle Rektoren steht wörtlich: „Um sicherzustellen, dass geleistete Mehrarbeitsstunden auch vergütet werden, ist es deshalb unbedingt erforderlich, dass Sie vor der Anordnung bezahlten Mehrar­beitsunterrichts die Genehmigung des Staatlichen Schulamts einholen. Erst nach Abklärung mit dem Regierungspräsidium kann das Staatliche Schulamt in Ausnah­mefällen die Mehrarbeitsstunden genehmigen.“

Bei Ausfall einer Lehrkraft aufgrund einer plötzlichen Erkrankung muss die Schulleitung jedoch sofort reagieren und kann nicht erst auf dem Dienstweg einen schriftlichen Hilferuf losschicken. Da jetzt ohne Genehmigung der oberen Behörde keine bezahlten Überstunden mehr gehalten werden dürfen, wird es künftig an den Schulen zwangsläufig zu noch mehr Unterrichtsausfall kommen. „Weil aber Lehrer – anders als bei Fortbildungen oder Prüfungen – den Ausfall wegen Erkrankung nicht taggenau im Voraus planen und die Krankmeldung nicht vorab bei der Schul­leitung einreichen können, wird das Chaos im Schulbereich weiter zunehmen“, be­fürchtet VBE-Landeschef Gerhard Brand. „Die Wahlversprechungen der grün-ro­ten Regierung, den Unterrichtsausfall spürbar zu minimieren, zerplatzen jetzt wie Seifenblasen.“

23.Mai 2012

VBE: Schule gefährdet nach wie vor über Gebühr die Gesundheit der Lehrkräfte

Stuttgart. „Überlastungs- und Erschöpfungssymptome bei Lehrern sind meist Ausdruck eines dauerhaft zu großen Engagements“, versichert der Sprecher des Ver­bandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. In der Regel ha­ben sich diese Pädagogen im Dienst völlig verausgabt, so der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Das für die Gesunderhaltung notwendige gedankliche Abschalten von der Arbeit außerhalb der Schule könne von vielen Lehrern nicht vollzogen werden, weil sie sich zum einen zu stark mit der Schule und den Schülern identifizierten, zum ande­ren zwangsläufig immer wieder Arbeit mit nach Hause genommen werden müsse, sagt der VBE-Sprecher. Viele Pädagogen seien noch in den Ferien Jäger und Sammler, stets auf der Suche nach geeignetem Anschauungsmaterial für ihren Un­terricht.

Verschiedene Studien zur Lehrergesundheit haben gezeigt, dass gerade besonders engagierte Lehrer nach vielen Jahren des aufreibenden Berufsalltags Gefahr laufen, psychisch zu erkranken oder völlig auszubrennen.

Nicht nur die Lehrer sollten mehr auf ihre Gesundheit achten, meint der VBE-Sprecher, noch wichtiger sei es, dass die Politik aktiv werde und die Arbeitsbedin­gungen an den Schulen verbessere. An erster Stelle der Agenda stehe bei den Päd­agogen der Wunsch nach kleineren Klassen (derzeit sitzen immer noch bis zu 30 Schüler in einer Klasse), dichtgefolgt von dem Bedürfnis nach einer spürbaren zeit­lichen Entlastung, da zusätzliche Vertretungsstunden für erkrankte Kollegen und außerunterrichtliche Tätigkeiten wie das Führen von Beratungsgesprächen und die Teilnahme an Fachkonferenzen und Steuerungsgruppen überproportional zugenom­men haben. Zur Erhaltung der Gesundheit wären außerdem eine stärkere Alterser­mäßigung hilfreich sowie die Möglichkeit, ab 55 Jahren Altersteilzeit wählen zu können.

Bei Erziehungsproblemen mit Schülern sollten Eltern wieder verstärkt mit in die Pflicht genommen werden, da die Erstverantwortung für die Kinder und Jugendli­chen nach wie vor bei den Erziehungsberechtigten liegt. „Lehrer sind keine pädago­gischen Allzweckreiniger, die zu ihrem eigentlichen schulischen Bildungsauftrag noch so nebenher sämtliche gesellschaftlichen Werte- und Erziehungsdefizite bei den Schülern ausbügeln“, schimpft der VBE-Sprecher.

17. Mai 2012

VBE fragt: Wer klaut schon Schulstunden?

Doch wo versickert das Geld für Krankheitsvertretungen?  

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass als eine Sofortmaßnahme gegen den Unterrichtsausfall nach Aussage des Kultusministeriums weitere 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden sind, wundert sich aber, dass das Geld an den Schulen nicht anzukommen scheint. „Wer klaut denn schon Schulstunden?“, fragt VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Dass beim elektrischen Strom Spannungsverluste auftreten, ist bekannt. Dass Was­ser auf dem Weg zum Verbraucher aufgrund undichter Stellen im Rohrnetz ver­schwindet, gehört zum Alltag. „Dass jedoch Unterrichtsstunden für Krankheitsver­tretungen auf dem Weg vom Kultusministerium zu den Schulen irgendwo ver­sickern, wäre ein völlig neues Phänomen“, stellt der VBE-Vorsitzende fest.

In einer Pressemitteilung vom 25. April (Nr. 44/2012) sicherte das Kultusminis­terium zu, dass den drei Regierungspräsidien Stuttgart, Tübingen und Freiburg als Sofortmaßnahme eine Summe von weiteren 2,5 Millionen Euro zugewiesen werde, um damit die Mittel für den Einsatz von Krankheitsvertretern zu erhöhen. „Wir set­zen alles daran, den Ausfall von Unterricht an unseren Schulen zu verhindern“, er­klärte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. „Die Eltern können sich darauf verlassen, dass eine gute Versorgung des Unterrichts für die Landesregie­rung absolute Priorität hat.“

 „An den Schulen müssen aber nach wie vor etliche Stunden ausfallen, weil wei­terhin Krankheitsvertretungen fehlen“, beklagt VBE-Chef Brand. Es sei schon merkwürdig, dass von der angekündigten Unterstützung an der Basis so gut wie nichts ankomme. Schulleitungen kämen gegenüber Eltern gewaltig in Erklärungs­not, wenn sich die Versprechungen des Kultusministeriums nicht mit der Realität vor Ort deckten. Bis Schuljahresende werde der Vertretungsbedarf sogar noch wei­ter zunehmen, bedingt durch Abschlussprüfungen und zwingend notwendige Leh­rerfortbildungen für neue Fächer und Fächerverbünde. Für Eltern zähle jedoch aus­schließlich das, was an den Schulen an Krankheitsvertretungsstunden auch wirklich ankomme, sagt Brand. Den VBE ärgere es gewaltig, dass im bundesweiten Ver­gleich Baden-Württembergs Schulen noch immer deutlich schlechter gestellt seien. Verlässliche Rettungsschirme gebe es leider lediglich für Banken. Schulen, so spe­kulieren viele, könne man wohl eher im Regen stehen lassen, schimpft Brand.

VBE sieht schwarz: Künftig noch mehr Unterrichtsausfall?

Krankheitsvertretungen an den Schulen reichen vorne und hinten nicht

Stuttgart. Mit Sorge sieht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg, dass die Versprechungen der grün-roten Landesregierung, den Unterrichtsausfall an den Schulen zu reduzieren, nicht eingehalten werden. Sogar von amtlicher Seite werden jetzt Befürchtungen geäußert, dass es ab dem kommenden Schuljahr noch enger werden könnte, da den Schulen kei­ne Stunden mehr aus dem Ergänzungsbereich zugewiesen werden sollen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Für die Banken gibt es immer wieder große Rettungsschirme, für die Bildung langt es nicht einmal für einen kleinen Knirps“, schimpft VBE-Chef Gerhard Brand, der die Haushaltsmittel für alle Schulen als viel zu gering bezeichnet. Der VBE bemängelt, dass die Landesregierung, die angetreten ist, den Unter­richtsausfall an den Schulen zu reduzieren, schon jetzt ans „Eingemachte“ geht. Der Ergänzungsbereich mit Stütz- und Förderstunden sowie pädagogisch wert­vollen Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Schülerzeitung ist bereits im laufenden Schuljahr stark zu Lasten der dringend benötigten Krankheitsvertre­tungen gekürzt worden.

Im nächsten Schuljahr soll es voraussichtlich gar keinen Ergänzungsbereich mehr geben. „Schulen würden so immer mehr ihr Profil verlieren“, warnt der VBE-Vorsitzende. Da schon zu Beginn des laufenden Schuljahres über 1200 langfristig erkrankte Lehrer durch Abordnungen von anderen Schulen und be­fristete Einstellungen zu ersetzen waren, schmolz die landesweit für Notfälle zur Verfügung stehende Lehrerreserve auf 200 Deputate zusammen. Schulen waren gezwungen, ihren Ergänzungsbereich mit Stützkursen, Arbeitsgemeinschaften und Projekten bis auf „Null“ herunterzufahren, um den sonst wegen Krankheit oder Mutterschutz ausfallenden Unterricht mit eigenen Lehrern zu vertreten. Teilweise gab es „Mini-Abordnungen“ von benachbarten Schulen, die keine Ausfälle hatten, um wenigstens den Pflichtunterricht abdecken zu können.

Der VBE fordert die Landesregierung mit Nachdruck auf, ihre im Koalitions­vertrag gemachte Aussage, die Unterrichtsversorgung zu verbessern, einzuhal­ten, die Krankheitsreserve spürbar zu erhöhen und dem Kultusministerium aus­reichende Finanzmittel für Vertragsverlängerungen und Einstellungen von Krankheitsvertretungen zur Verfügung zu stellen.

VBE: Schüler durch Fordern noch mehr fördern

Leistung ist nichts Verwerfliches, ganz gleich an welcher Schulart

Stuttgart. „Leistungen von Schülern einzufordern ist weder unpädagogisch noch un­menschlich. Im Gegenteil: eine schulische Leistung zu erbringen, sollte mo­tivierend und persönlichkeitsstärkend sein“, unterstreicht der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Ein Unter­richt, der Leistungsanforderungen vernachlässige, begünstige die leistungs­orientierteren Schüler und benachteilige lustlose und schwächere.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Eine Schule ohne Leistungsanforderung wird weder ihrem Bildungs- und Erzie­hungsauftrag noch dem vorhandenen Leistungswillen der Kinder gerecht. Eltern und Lehrer müssen daher die in der Regel natürliche positive Grundeinstellung der Kinder zur eigenen Leistung erhalten und fördern. Dabei sollen Leistungsan­forderungen nicht nur auf den kognitiven Bereich beschränkt bleiben, sondern auch das Einfühlungsvermögen – die Empathie – und das soziale Engagement stärken.

Nach Auffassung des VBE muss eine Schule, deren Bildungsziel „Mündigkeit der Schüler“ lautet, Kinder und Jugendliche zu aktiven und selbständigen Bür­gern erziehen; Bürger, die auch in der Dynamik eines gesellschaftlichen Um­bruchs bestehen können. Lernen in einer demokratischen Leistungsgesellschaft hat deshalb immer emanzipatorischen Wert. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass Schüler mit geringerer Leistungsfähigkeit aufgebaut, verlässlich ge­fördert und zu einem angemessenen Bildungsniveau geführt werden, ganz gleich an welcher Schulart sie sind. Dafür benötigen alle Schulen ausreichende Stütz- und Förderstunden sowie zusätzlich die Unterstützung durch Eltern, Sozialpäda­gogen und gegebenenfalls auch durch Schulpsychologen und Therapeuten.

Eine weitere wesentliche Aufgabe der Schule ist es, den Schülern Kompetenz zum Lernen zu vermitteln. Denn nur wer in der Lage ist, Lernprozesse selbst­tätig zu organisieren und effektiv durchzuführen, kann die eigene Leistungs­fähigkeit auf Dauer erhalten und erweitern.

29. April 2012

VBE zur Allensbacher Studie: Eltern könnten mehr für den Schulerfolg der Kinder tun

Schlecht erzogene Schüler machen sich und anderen das Leben schwerer 

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht sich durch die jüngste Allensbacher Umfrage bestätigt, dass Bildung und Erzie­hung vor allem dann gelingen, wenn Eltern und Lehrer Ziele gemeinsam verfolgen, wenn der schulische Bildungsaufbruch von einer Erziehungsof­fensive der Schülereltern begleitet wird. „Ohne ein Umdenken und Umlen­ken in pädagogisch eher zurückhaltenden Elternhäusern können auch mo­derne Schulformen und die besten Lehrer nicht so viel für die Kinder be­wirken, wie eigentlich möglich wäre“, versichert VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Bildung und Erziehung sollten schon mit der Geburt des Kindes anfangen und nicht erst institutionalisiert im Kindergarten oder in der Schule einsetzen“, unterstreicht Brand. Die ersten Jahre seien die wichtigsten im Leben eines jeden Menschen. Wenn in diesem Zeitraum Zuwendung und Geborgenheit, geistige und seelische “Nahrung“ fehlten, koste es später ein Vielfaches an personellem und damit finanziellem Einsatz, Versäumtes nachzuholen oder Schiefgelaufenes gerade zu biegen. „Nicht Erzieherinnen oder Lehrer sind zuvörderst gefor­dert, sondern jeder Vater und jede Mutter“, behauptet Brand, so stehe es im Grundgesetz.

Neue Bildungspläne und Bildungsstandards, Kompetenzraster, Fragebögen und Evaluation von Unterricht sowie Schulstrukturdebatten könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kin­der im Interesse der Gesellschaft frühzeitig und konsequent erzogen gehörten, damit sie in der Schule gefördert werden können und Erfolg haben. Wieder erziehen, bedeute nicht Rückkehr zu Dressur, Unterdrückung und militärischem Gehorsam, betont der VBE-Vorsitzende. Erzie­hung sei liebevolle und verlässliche Begleitung mit klaren Grenzen. Dabei spiele auch die Vorbildfunktion von Erwachsenen eine wichtige Rolle.

Weil viele Kinder von zu Hause nicht mehr die Erziehung erfahren dürfen, die für eine ge­sunde Entwicklung nötig ist, wird den Kindertagesstätten und Schulen eine Sisyphusarbeit aufgebürdet, an der diese Einrichtungen scheitern müssen – trotz aller bildungspolitischen Offensiven und pädagogischen Bemühungen der Erzieherinnen und der Lehrkräfte. „Kinder­gärten und Schulen sind angewiesen auf starke, interessierte und engagierte Eltern als Partner für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu mündigen, verantwortungsvollen Bürgern“, wirbt Brand für noch mehr persönlichen Einsatz und Mut zur Erziehung.

26. April 2012

VBE zum Tag des Buches am 23. April:

Leseförderung beginnt lange bevor ein Kind lesen lernt

Stuttgart. „Die Leseförderung kann gar nicht früh genug beginnen, schon lange bevor ein Kind einen Kindergarten oder ein Schulhaus betritt“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg, zum Welttag des Buches am 23. April. Die Liebe zum Buch wird von Er­wachsenen oder älteren Geschwistern geweckt, die Geschichten lebendig vor­lesen und das Kind – noch bevor es selber lesen kann – auf eine sehr angeneh­me Art und Weise in die Welt der Buchstaben einführen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch Grundschullehrer, die sich trotz Stoffdruck immer wieder Zeit nehmen, im Unterricht aus Büchern vorzulesen, „verführen“ Schüler dazu, sich diese Literatur in der Bücherei auszuleihen oder zum Geburtstag zu wünschen und dann selber zu lesen. Eine Klassenbibliothek mit griffbereiten Nachschlagewerken und spannen­den oder lustigen Geschichten hat gleichfalls einen hohen Aufforderungscharakter.

Ein guter Deutschunterricht zeichnet sich nach Auffassung des VBE dadurch aus, dass Schüler Freude am lauten und leisen Lesen bekommen und diese auch behal­ten, dass der Umgang mit Buchstaben Lust und nicht Frust hervorruft. Immer mehr ehrenamtliche Lesepaten unterstützen dabei heute die Pädagogen.

Die große Vorbildfunktion der Erwachsenen sei nicht zu unterschätzen, so Brand, „Kinder sehen sehr wohl, ob sich Eltern und Lehrer aus Tageszeitungen, Fachzeit­schriften, aus Lexika und Sachbüchern Informationen beschaffen, ob Lesen als un­terhaltsam und entspannend empfunden wird oder lästige Plage bedeutet.“

Kinder, die von klein auf mit Geschichten aufwachsen, kommen in der Schule besser mit. Bezeichnenderweise ist auch die Analphabetenquote bei diesen Schü­lern geringer. Wer gut lesen kann, ist eindeutig im Vorteil, hat größere Bildungs­chancen. Benachteiligungen von Kindern zu vermeiden, ist ein wichtiges Ziel. Eltern können dazu einen aktiven Beitrag leisten – nicht nur am Tag des Buches.

„Der Welttag des Buches steht zwar noch nicht in jedem Kalender. Trotzdem ist er ein Tag, der nicht nur für Bibliothekare und Buchhändler Bedeutung haben soll­te“, meint VBE-Chef Brand. Auf Antrag Spaniens wurde dieser Tag für die Bücher, das Lesen, für die Kultur des gedruckten Wortes und auch für die Rechte der Autoren 1995 von der Unesco ins Leben gerufen und auf den 23. April gelegt, den Todestag von Cervantes und Shakespeare.

22.04.12

VBE: Auf dem Weg in eine „mutterlose Gesellschaft“?

Auch eine Tagesmutter ist als feste Bezugsperson gut für das Kind

Stuttgart. Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup möchte Tagesmütter besser bezahlt wissen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg be­grüßt, dass dadurch die Arbeit der Tagesmütter und damit auch der Mütter im Allgemeinen aufgewertet wird.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Es ist verkehrt, Müttern, die arbeiten gehen wollen oder müssen, ein schlechtes Ge­wissen einzureden. Gleichzeitig darf man aber die Bedürfnisse des Kindes nicht außer Acht lassen. Tagesmütter sind eine gute Alternative zu Ganztageseinrichtun­gen mit deutlich mehr Kindern, da Tagesmütter eine familienähnliche, „intimere“ Be­treuungsform anbieten können, was dem Kind zugutekommt.

Sinnvoll wäre es auch, über eine finanzielle Verbesserung der Einkommenssi­tuation junger Familien mit Kindern nachzudenken. Aus finanziellen Gründen soll­te es nicht nötig sein, dass beide Elternteile berufstätig sein müssen. Auch die Not­lage Alleinerziehender könnte anders als durch mehr Ganztageseinrichtungen ge­löst werden, behauptet der VBE-Sprecher.

Nach Meinung des Lehrerverbandes VBE ist man nach Alexander Mitscherlichs „vaterlosen Gesellschaft“ jetzt eher auf dem Weg in eine mutterlose. Die Missach­tung dessen, was Mütter und Tagesmütter täglich für die Gesellschaft leisten, sowie die in der Regel schlechteren finanziellen Rahmenbedingungen von Familien mit Kindern und Alleinerziehenden sind mit eine Ursache dafür, dass Kinder nicht mehr das bekommen, was sie eigentlich benötigten: intensive persönliche Zuwen­dung und verlässliche Begleitung. Obendrein lassen es die heutigen Wohlstands­normen eigentlich nicht mehr zu, dass junge Paare Kinder haben, was für Eltern häufig Verzicht und Entbehrungen auf viele Jahre bedeutet, für manche sogar ein Leben an der Armutsgrenze.

15. April 2012

Inklusion kostet Millionen

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellt erfreut fest, dass es mit der kürzlichen Vorlage der Bertelsmann-Studie von Prof. Dr. Klaus Klemm erstmals gelungen ist, nachzuweisen, dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben ist.

Uschi Mittag, VBE-Referatsleiterin Sonderschulen

Nach Ansicht der VBE-Referatsleiterin Sonderschulen, Uschi Mittag, (Ehingen), sind die darin errechneten Zahlen zwar weit untertrieben, aber erstmals wird deutlich, dass die Politik davon Abstand nehmen können muss, Inklusion alleine auf dem Rücken der Lehrkräfte zu betreiben. Diese kommen durch eine inzwischen deutlich heterogene Schülerschaft immer näher an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung tut in allen Schularten ein weiteres dafür. „Inklusion – das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern – kann nur durch Einsatz von mehr Personal und durch Umschichtung von Finanzen im Landeshaushalt erfolgen. Mehr Bildungsgerechtigkeit -dazu gehört auch die Inklusion-, wie es sich grün-rot auf die Fahnen geschrieben hat, kann nur erreicht werden, wenn die Rahmenbedingungen personeller, sächlicher und räumlicher Art stimmig gemacht werden.“

Prof. Dr. Klemm hatte ausgerechnet, dass bundesweit 10 000 Lehrkräfte eingestellt werden müssten und dafür – nur fürs Personal – 660 Millionen Euro Kosten entstünden. Lehrer im Land  Nordrhein-Westfalen (NRW) hatten daraufhin reklamiert, dass alleine so viele Lehrkräfte in NRW gebraucht würden, dass die Berechnungen also deutlich zu niedrig seien. Der VBE Baden-Württemberg unterstützt diese These, denn so Mittag: „Inklusion kostet und kann niemals ein Sparmodell sein.“ Erschwerend kommen zwei weitere Belastungen dazu: Klassen mit bis zu 30 Schülern, wie sie in den weiterführenden Schulen gang und gäbe sind, sind der Inklusion kontraproduktiv. Der VBE geht in seinen Forderungen schon seit Jahren von 22-er Klassen aus. Wenn dann Kinder in diesen Klassen inklusiv beschult werden müssen, so sind diese Kinder doppelt zu zählen. Zudem machen inklusive Klassen eine Doppelbelegung von einer allgemeinbildenden Lehrkraft plus eines Sonderpädagogen notwendig, und das nicht nur bei zwei Stunden pro Woche, sondern bei drei Vierteln des Unterrichts. Wenn man aber wisse, so Uschi Mittag, dass in Baden-Württemberg viele der in Sonderschulen tätigen Lehrkräfte gar keine ausgebildeten Sonderschullehrkräfte sind, dann könne man nur erahnen, wie schwer sich das Land damit tun werde, den die Wunschvorstellung formulierenden Worten auch die entsprechenden Taten folgen zu lassen. Der VBE Baden-Württemberg plädiert für eine inklusive Schule dort, wo sie Kinder fördern kann und die Rahmenbedingungen stimmen. 

Tarifeinigung bei Bund und Kommunen ein akzeptabler Kompromiss

Die Tarifrunde für die Beschäftigten beim Bund und in den Kommunen konnte in letzter Minute doch noch erfolgreich abgeschlossen werden. Nachdem die Arbeitgeber unter Bundesinnenminister  Dr. Hans-Peter Friedrich  mit ihrem Angebot von 3,3% für zwei Jahre alle Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst brüskierten, war erst durch massive Protestaktionen und Warnstreiks Bewegung ins Tarifspiel gekommen. Seit Jahren hinkt der Öffentliche Dienst bei der Einkommensentwicklung hinterher. Es wird zunehmend schwierig, bei den geringen Gehältern in vielen Berufssparten des Öffentlichen Dienstes noch Personal zu finden. Von daher waren die Forderungen der dbb-tarifunion  nach 6,5% Lohnerhöhung sehr realistisch und nicht abgehoben.

Das Ergebnis im Detail:

3,5% ab dem 1. März 2012,

1,4% ab dem 1. Jan. 2013 und weitere 1,4% ab dem 1. Aug. 2013.

Dies ergibt in der Summe eine Erhöhung von 6,42%  mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Zudem gab es noch Verbesserungen bei Azubis/Praktikanten u.a. Verbesserungen in einzelnen Branchen.

Bernhard Rimmele, Referat Arbeitnehmer im VBE Baden-Württemberg

„Dass es nun doch noch geklappt hat, hat ganz sicher mit der hohen Aktionsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen während der letzten Wochen zu tun. Der Rückenwind unserer zahlreichen Aktionen war in Potsdam ganz deutlich zu spüren“, äußerte sich dbb-Verhandlungsführer Frank Stöhr, erleichtert über den letztendlich doch noch gefundenen Kompromiss, der lange Zeit in weiter Ferne zu liegen schien. Dafür, dass die öffentlichen Haushalte überschuldet sind und unter dem Primat der zukünftigen Null-Verschuldung stehen, können die Arbeitnehmer nichts. Es ist vielmehr eine verfehlte Steuerpolitik dafür verantwortlich, die auf eine angemessene Besteuerung  hoher Einkommen und der Einkommen auf den Finanzmärkten verzichtet.

Nächstes Frühjahr steht die Tarifrunde der Länder an, zu der auch alle Tarifbeschäftigten  im Schuldienst Baden-Württembergs gehören. Das jetzt erzielte Ergebnis für unsere Kolleginnen und Kollegen beim Bund und den Kommunen werden die Arbeitgeber der Länder wohl kaum akzeptieren. Um ein ähnliches Ergebnis zu erreichen, wird es genauso den Druck der Gewerkschaften mit zahlreichen Protestaktionen und Warnstreiks bedürfen. Der VBE wird dann vorbereitet sein und zusammen mit allen Einzelgewerkschaften  des öffentlichen Dienstes unter Führung der dbb-tarifunion kampfbereit sein.