VBE zu den Sondierungsgesprächen:

 „Wer gute Bildung will, darf diejenigen nicht verprellen, die täglich die Arbeit machen“

Stuttgart. Ausgaben für die Bildung sind keine Unkostenposten im Haushalt, sondern Inves­titionen in die Zukunft unseres Landes. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sorgt sich anlässlich der Kontaktgespräche um eine Koalitionsbildung zwischen Grünen und der CDU um die Zukunft der Bildung. Schon wieder scheint die Nullverschuldung ein höheres Gewicht zu haben als eine Verbesserung der Bildungssituation an den Schulen des Landes.

Die Verbesserung der Bildungsbedingungen an Schulen ist für den VBE das zentrale Thema. Zumindest in den letzten drei Jahrzehnten ist viel über gute Bildung geredet worden, die dazu gehörenden Taten hat der VBE allerdings meistens vermisst. Zu einer guten Schule gehört eine Unterrichtsversorgung mit Lehrerstunden, die nicht ständig von Bangen und Hoffen geprägt ist. Notwendige Fortbildungen, Krankheiten, Schwan­gerschaften und nicht zuletzt der Zuzug von Flüchtlingen reißen Löcher in die Unter­richtssorgung, die teilweise sogar mit „Nichterfüllern“ gestopft werden müssen. „Nicht­erfüller“ sind Personen, die die erforderliche Ausbildung nicht nachweisen können.

Der VBE steht ohne Wenn und Aber hinter dem Einsatz gut ausgebildeter Profis. Es ist an der Zeit, einen Lehrerbedarfsplan zu entwickeln, den es in Baden-Württemberg noch nie gegeben hat. Durch die früheren Sommerferien in den Nachbarländern Rhein­land-Pfalz, Saarland, Hessen und in der Schweiz kommt das baden-württembergische Kultusministerium immer zu spät mit seinen Einstellungsrunden. Statt die in Baden-Württemberg gut ausgebildeten Lehrkräfte durch frühere Zusagen an den Einsatz im Land zu binden, lässt man diese in die Nachbarländer ziehen. Dadurch entstehen in Ba­den-Württemberg bereits am Schuljahresanfang in der Unterrichtsversorgung Lücken, die das ganze Jahr über nicht mehr gestopft werden können.

Es gibt viele weitere Bereiche im Bildungsbereich, die eine Schieflage erreicht haben und die nachgebessert gehören: die Beförderung der Fachlehrer, deren teilweises jahr­zehntelanges Warten auf Beförderung die Wertschätzung durch die Politik vermissen lässt. Ebenso müssen die Arbeitsbedingungen und die Besoldung der Schulleitungen sowie die der bisherigen Hauptschullehrkräfte, die nun an anderen Schularten eingesetzt werden, rasch verbessert werden. Wer gute Bildung will, darf diejenigen, die sie in den Schulen umsetzen, nicht ständig verprellen.

VBE: Das Menschsein fängt nicht erst auf dem Gymnasium an

Grundschulempfehlungen trotz ihrer Unverbindlichkeit ernst nehmen

Stuttgart. Mit Sorge sieht der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass für manche die Wertschätzung eines Schülers erst dann beginnt, wenn er nach der Grundschule ein Gymnasium besucht. „Das Menschsein fängt aber nicht erst auf dem Gymna­sium an“, warnt VBE-Chef Gerhard Brand vor allzu ehrgeizigen Zielen nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung.

Nach einer repräsentativen Umfrage sollten sich 60 Prozent der Eltern dagegen ausge­sprochen haben, dass Lehrer nicht mehr verbindlich über die weitere Schullaufbahn der Viertklässler entscheiden dürfen. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Institut TNS Emnid erstellt worden sei, soll laut einer dpa-Meldung jetzt präsentiert werden.

Eltern, die auf eine Gymnasialempfehlung für ihr Kind gesetzt hatten, hatten auch bisher eher keine Einwände gegen die Verbindlichkeit der Schullaufbahnentscheidung. Probleme gab es in der Vergangenheit in der Regel immer dann, wenn Elternwunsch und Grundschulempfehlung nicht übereinstimmten. Durch die Einrichtung von Gemein­schaftsschulen ab dem Jahr 2012 können Schüler auf allen drei Niveaustufen – Haupt­schulbildungsgang/Mittlerer Abschluss/Abitur – in einem Klassenverband ohne äußere Differenzierung bis zum jeweils angestrebten Abschluss gemeinsam lernen. Da jedoch nicht einmal jeder zehnte Schüler an einer Gemeinschaftsschule eine Gymnasialemp­fehlung hat, ist die Zusammensetzung dieser Schulart im Sinne des Voneinander- und Miteinanderlernens nicht so, wie sie eigentlich sein sollte.

Als ärgerlich empfanden es viele Pädagogen, dass die Grundschulzeit von der Jagd nach der richtigen Bildungsempfehlung überschattet worden war. Dies verhinderte ein gelassenes und damit effizienteres Arbeiten und Lernen und erhöhte den Druck auf Grundschüler. Schlafstörungen und Verhaltensauffälligkeiten waren häufig die Folge.

Die Grundschule ist kein Vorgymnasium, sondern eine eigenständige Schulart mit einem klar definierten Bildungsauftrag. Die Lehrer wünschen sich wie die meisten El­tern auch, dass die Freude, die Neugier, die Spannung und die Begeisterung der Kinder bei der Einschulung recht lange erhalten bleiben. Eltern sollten sich, so der VBE-Chef, nicht von ihren eigenen unerfüllten Karriereträumen oder von einem am Abitur ausge­richteten Prestigedenken leiten lassen, sondern sich ausschließlich an der Begabung des Kindes und dessen schulischer Leistungsfähigkeit orientieren. Auf keinen Fall sollten sie auf die vermeintlich unendliche Leidensfähigkeit des Schülers vertrauen.

VBE moniert: Im Wahlkampf wird die Besoldungskürzung für junge Beamte zurückgenommen – im Landtag aber nicht

Stuttgart. Bereits Schwarz-Gelb hatte die Eingangsbesoldung für Beamte um 4 Prozent ab­gesenkt. Die grün-rote Landesregierung hatte dann noch einmal zugelangt und die auf drei Jahre befristete Besoldungskürzung auf 8 Prozent angehoben. „Mittler­weile haben selbst hartnäckige Sparapostel erkannt, dass man damit keinen Staat machen kann, wenn dem Land als Arbeitgeber die jungen Menschen davonlaufen, weil sie anderswo in der Familiengründungsphase mehr Geld verdienen können“, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Der VBE fordert die Landesregierung auf – wie auch immer sie sich nach dem 13. März zusammensetzen wird -, diesen fiskalisch zwar nachvollziehbaren, beschäftigungspoli­tisch aber schädlichen Zustand so schnell wie möglich aufzuheben und die Absenkung der Eingangsbesoldung für junge Beamte vollständig zurückzunehmen. Hochgerechnet bedeutete diese Kürzung für die jungen Beamten immerhin rund ein Monatsgehalt we­niger pro Jahr. Die abgesenkte Eingangsbesoldung macht ein Lehramtsstudium vor al­lem für die Lehrkräfte weniger attraktiv, die mit diesem Beruf eine Familie ernähren und nicht nur in Teilzeit arbeiten wollen, etwa weil der Lebenspartner ein deutlich hö­heres Einkommen in der freien Wirtschaft bezieht.

Die Absenkung der Eingangsbesoldung stand obendrein im krassen Widerspruch zur Intention der Dienstrechtsreform, die jungen Beamten die Existenz- und Familiengrün­dungsphase eigentlich durch etwas höhere Bezüge erleichtern wollte. Teilzeitkräfte im Schuldienst sind in der Regel Frauen. Schon jetzt liegt der Feminisierungsgrad vor allem bei den Studierenden für den Grundschulbereich bei annähernd 90 Prozent.

Auf Wahlkampfveranstaltungen versprechen die meisten Politiker landauf, landab, diese Kürzungsmaßnahme sofort wieder zurückzunehmen – sollten sie denn gewählt werden. „Der Landtag hätte das schon längst tun können, aber leider bisher nicht ge­handelt“, bedauert der VBE-Sprecher diese wettbewerbsverzerrende Maßnahme, die vielleicht in der Bevölkerung gut ankommt – denn bei Beamten darf die Regierung nach der öffentlichen Meinung immer kräftig sparen -, den Schulen und anderen Insti­tutionen, in denen Beamte arbeiten, aber spürbar schadet.

VBE-Landesvorstand fordert Ethikunterricht für alle Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen – und zwar sofort

Stuttgart. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen über Probleme bei der Integra­tion von Flüchtlingen und der Schwierigkeit, Werte und Normen beim täglichen Umgang miteinander Menschen aus anderen Kulturkreisen zu vermitteln, fordert der Landesvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) einstimmig die sofortige Umsetzung des Koalitionsbeschlusses, Ethik ab Klasse eins für alle die Kinder anzubieten, die nicht am Religionsunterricht der Schulen teilnehmen. Das Unterrichtsfach Ethik wurde viel zu oft versprochen, dann aber nicht realisiert.

Bildungsgerechtigkeit für Schüler müsse in der ersten Klasse anfangen, sagt der Vor­sitzende des gewerkschaftlichen Berufsverbandes VBE, Gerhard Brand. Und dazu ge­höre auch Ethikunterricht für alle Schüler, die nicht am Religionsunterricht der Schule teilnehmen. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bildung und Erziehung genießen dürfen. Bis heute warten die Grundschulen vergeblich auf den in der Koali­tionsvereinbarung der Landesregierung festgeschriebenen, aber noch nicht umgesetzten Ethikunterricht ab Klasse eins. Es könne nicht sein, so Brand weiter, dass Wertever­mittlung lediglich über den im Bildungsplan für alle Fächer vorgeschriebenen „erzie­henden Unterricht“ laufe. „Während andere Schüler am evangelischen oder katholi­schen Religionsunterricht teilnehmen, haben diejenigen, die das nicht dürfen, frei oder müssen, sofern es sich nicht um Randstunden handelt, beaufsichtigt werden.“ Aber dafür gebe es keine einzige Lehrerstunde aus dem Topf der Unterrichtsversorgung.

„Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religionsunterricht besuchen, wurde den Schülern nicht aus mangelnder Ein­sicht in die Notwendigkeit verwehrt, sondern ist schlichtweg aus finanziellen Gründen noch nicht umgesetzt worden“, kritisiert VBE-Chef Brand den künftig durch nichts mehr zu rechtfertigenden unhaltbaren Zustand. Ethik müsse jetzt spätestens ab dem kommenden Schuljahr bereits ab der ersten Klasse angeboten werden. Da komme die Landesregierung, aus welchen Farben sie sich zu diesem Zeitpunkt auch immer zusam­mensetzen werde, nicht mehr drum herum. Das sei so sicher wie das Amen in der Kir­che, versichert Brand.

VBE: Erziehender Unterricht geht in allen Fächern über alle Schularten hinweg

Nicht jedes gesellschaftliche Defizit macht neue Stundentafeln erforderlich

Stuttgart. Verstärkt wird in letzter Zeit immer wieder der Ruf nach einem „Benimmunter­richt“ für Schüler laut. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht trotz vieler schlechter Beispiele in der Öffentlichkeit keine Not­wendigkeit, „Gutes Benehmen“ als weiteres Unterrichtsfach in den Stundenplan zu nehmen, zumal „Erziehender Unterricht“ Bestandteil täglicher Arbeit an den Schulen des Landes ist. „Man kann nicht jedes gesellschaftliche Defizit durch eine Stundenplanerweiterung kompensieren. Wenn man in der Schule wirklich alles angehen wollte, was in der Welt nicht rund läuft, müsste man die Stundentafel verdoppeln“, stellt der VBE-Sprecher fest. Das sei illusorisch.

Sicher wäre es begrüßenswert, wenn die abwertend als „Sekundärtugenden“, also als zweitrangig bezeichneten Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Pünktlichkeit und Ehrlichkeit in der Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert erhielten. Mussten sich doch Eltern und Lehrer, die diese Tugenden wider den Zeitgeist hochhielten, wie Menschen aus einer längst vergangenen Epoche fühlen. Erziehung zu gutem Benehmen, zu Höflichkeit und Rücksichtnahme braucht jedoch nicht extra auf dem Stundenplan ausgewiesen zu werden. Wie ein zuverlässiges Virenschutzprogramm beim Computer permanent im Hintergrund verlässlich arbeitet, läuft auch die Erziehung der Schüler in allen Unterrichtsfächern kontinuierlich mit, ohne dass es extra im Stundenplan ausge­wiesen werden müsste.

Die Vorbildfunktion von Eltern, Lehrern, Politikern, Stars und Geschäftsleuten für junge Menschen ist nicht zu unterschätzen. Gutes Benehmen hatte leider viel zu lange einen negativen Beigeschmack. Lehrer, die es konsequent einforderten, wurden als Di­nosaurier der Pädagogik bezeichnet, bestenfalls als altmodisch belächelt. Leider sind auch Begriffe wie Fleiß und Leistung in der heutigen Spaßgesellschaft bei vielen eher negativ besetzt. „So etwas kann auf Dauer nicht gut gehen“, so der VBE-Sprecher.

VBE: Bildung statt Böller klingt gut, aber kaum machbar

Lehrerverband wünscht sich für 2016 mehr Mittel für Schulen

Stuttgart. Könnte man die Beträge, die zu Silvester am Himmel verpulvert werden, zusätz­lich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen ausgeben, würde so manchem Schüler eine Erleuchtung kommen. Noch immer fehlten an den Schulen Stunden für Stütz- und Fördermaßnahmen, bemängelt der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg. Und nicht nur Flüchtlingskinder hätten drin­gend mehr Unterstützung nötig, sondern auch die Schüler, die sich als die Verlie­rer im Bildungssystem fühlten, weil ihnen die Eltern keine Nachhilfestunden finan­zieren könnten. „Die Abschaffung der Versetzungsentscheidung machte Schüler nicht schlauer“, so der VBE-Sprecher.

Für den Unterrichtserfolg sei zwar weniger die Schulstruktur als vielmehr eine ent­spannte Lernatmosphäre verantwortlich, versichert der VBE-Sprecher. Hier könnte an­nähernd kostenneutral sofort mit einer nachhaltigen Verbesserung des Schulsystems begonnen werden. Schüler und Lehrer pflegten künftig eine Lernkultur, die die Schwa­chen stark mache und Fehler nicht als Katastrophe, sondern als Herausforderung ansehe – für beide Seiten.

Die Landesregierung müsse jedoch dafür sorgen, dass sich die Rahmenbedingungen an den Schulen verbesserten. Individuelles Fördern – egal an welcher Schulart – sei si­cher ein guter Weg, jedoch nicht in randvoll gefüllten Klassenzimmern, schränkt der VBE-Sprecher ein. Manchmal wären Kleingruppen außerhalb des Klassenverbands sinnvoller. Die seien nicht zu Nulltarif zu haben.

Wichtig ist nach Auffassung des VBE, dass die immer wieder propagierte Priorität für Bildung nicht nur auf dem Papier stehe oder in Fensterreden geäußert werde, sondern dass sich dieser Schwerpunkt auch in der personellen, sächlichen und finanziellen Aus­stattung aller Schulen niederschlage. Alle Pisa-Musterländer praktizierten die gezielte Förderung am einzelnen Kind. Wenn sich Schule als Ganzes verbessern solle, müsse jeder Einzelne besser werden. Eine echte Qualitätssteigerung lasse sich nur durch die in­dividuelle Förderung eines jeden Schülers erreichen, und diese Förderung sei – ob in einem gegliederten Schulwesen oder in einer Schule für alle – grundsätzlich wertvoll, aber immer teuer. Mehr Geld in Bildung statt in Böller zum Jahreswechsel zu inves­tieren, werde wohl weiterhin ein frommer Wunsch bleiben, da die Finanzmittel dafür aus völlig unterschiedlichen Quellen stammten, so der VBE-Sprecher.

Lehrerverband ist skeptisch gegenüber PISA-Chef Vorschlag, Flüchtlingskinder sofort in Regelklassen zu integrieren

VBE: Besonnen vorgehen und nicht alle Beteiligten überfordern

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht auf Leh­rerseite viel guten Willen, sich der Flüchtlingskinder in den Schulen anzunehmen und zu helfen, wo es nur geht. Der VBE warnt aber davor, dabei alle Beteiligten zu überfordern. Der jüngste Vorschlag des Pisa-Chefs Andreas Schleicher, Kin­der von Geflüchteten gleich in Regelklassen mit bis zu 30 Schülern aufzunehmen, ist im Sinne der Integration sicher gut gemeint, wäre aber nicht nur für die Flücht­lingskinder eine heillose Überforderung und damit kontraproduktiv.

Die Kinder Geflüchteter sollten nach Aussage des PISA-Chefs Andreas Schleicher spä­testens drei Monate nach Antragstellung mit dem regulären Schulbesuch beginnen. Der VBE weist darauf hin, dass in Baden-Württemberg bereits ab dem ersten Tag der Ein­weisung in eine Gemeinschaftsunterkunft die Kinder der Neuankömmlinge ein Recht auf den Schulbesuch haben. Viele nutzen dieses Recht auch, das nach sechs Monaten in eine Schulpflicht übergeht.

Die Kinder sind da und werden täglich mehr. Der VBE plädiert für die schnelle Schaf­fung weiterer Stellen für den speziellen Sprachunterricht ausländischer Kinder. Wenn in Vorbereitungsklassen (VKL) mit 24 Kindern aus verschiedenen Nationen und Kultur­kreisen manche nicht einmal alphabetisiert sind, andere die lateinische Schreibweise nicht beherrschen, einige sogar fließend Englisch sprechen, ist jede Lehrkraft mit der Differenzierung überfordert. Dies gilt erst recht für die vorgeschlagene sofortige Inte­gration in eine Regelklasse mit bis zu dreißig Schülern.

Der VBE fordert deshalb mit Nachdruck: Der Teiler bei Vorbereitungsklassen muss deutlich verringert werden. Obendrein sind weitere neue Stellen für zusätzliche Lernan­gebote an Schulen zu schaffen. Das in diesem Schuljahr gestartete Sprachförderpro­gramm an Grundschulen war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die dafür vorgesehenen Lehrerstunden müssen jetzt dringend erweitert und verstetigt werden.

VBE begrüßt Stärkung der Grundschule durch Kultusminister

Stuttgart. Jahrelang wurde den Grundschulen kaum oder gar keine Beachtung geschenkt, obwohl dort von den Lehrkräften hervorragende Arbeit geleistet wird. Der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) begrüßt es, dass der Kultusminister jetzt den Fokus auf diese erfolgreiche Schulart gerichtet hat.

„Die Grundschule ist entscheidend für eine gelingende Bildungsbiografie; sie legt das Fundament für eine erfolgreiche Schullaufbahn“, betonte Kultusminister Andreas Stoch auf dem Kongress „Die Grundschule: kindgerecht und zukunftsfähig“ in Stuttgart. Da­mit bestätigte der Minister die langjährige Argumentationslinie des VBE.

Der VBE begrüßt die beschlossene Erhöhung der Leitungszeit auf mindestens zehn Stunden zur Gewinnung von Rektoren für kleine Grundschulen. Der VBE fordert zu­sätzlich die Anpassung der Bezüge an die anspruchsvolle Leitungsaufgabe.

Der VBE begrüßt die erneut geplante Einführung von Ethik in der Grundschule für alle Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen oder sich von diesem abge­meldet haben. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahme, die bereits in der Koalitions­vereinbarung festgeschrieben worden ist, nun möglichst rasch umgesetzt wird.

Gleichfalls positiv zu sehen ist die Erhöhung der Kontingentstundentafel der Grund­schule ab dem nächsten Schuljahr von 98 auf 102 Stunden in zwei Schritten.

Bei der neu im Schulgesetz verankerten Ganztagesgrundschule wünscht sich der VBE zur Sicherung des pädagogischen Mehrwerts mehr Lehrerdeputate für eine echte Rhyth­misierung des Lernens. Eltern und Vereine können den Ganztag zwar bereichern; sie dürfen aber nicht Hauptträger der Individualisierungsangebote sein.

Mit der Optimierung des Elternberatungsverfahrens ist der VBE nicht zufrieden, da das neue Protokollformular keinerlei Aussagekraft hinsichtlich des Arbeits- und Sozial­verhaltens der Schüler oder zu anderen Beratungsthemen aufweist, sondern lediglich dokumentiert, dass die Eltern über die Arbeitsweisen aller auf der Grundschule aufbau­enden Schularten informiert worden sind. Diese Informationen erhielten Eltern schon bisher und erhalten sie auch weiterhin am gemeinsamen Informationsabend mit Schul­leitungen der weiterführenden Schulen.

VBE: Lehrer setzen sich gerne für ihre Schüler ein, stoßen aber immer öfter an eigene Grenzen

Stuttgart. „Überlastungs- und Erschöpfungssymptome bei Lehrern sind meist Ausdruck eines dauerhaft zu großen Engagements“, sagt der Sprecher des Verbandes Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. „In der Regel haben sich diese Pädagogen im Dienst völlig verausgabt, kamen doch in letzter Zeit ständig weitere Aufgaben auf die Lehrerschaft zu.“

Schulentwicklung und Gewaltprävention, neue Bildungspläne und zunehmender Ganz­tagsbetrieb, Inklusion und Flüchtlingskinderproblematik: Baustellen gibt es an den Schulen gerade mehr als genug. „Das für die Gesunderhaltung notwendige gedankliche Abschalten von der Arbeit außerhalb der Schule kann von vielen Lehrern nicht voll­zogen werden, weil sie sich zum einen zu stark mit der Schule und den Schülern identi­fizieren, zum anderen zwangsläufig immer wieder Arbeit mit nach Hause genommen werden muss,“ sagt der VBE-Sprecher. Viele Pädagogen seien noch in der unterrichts­freien Zeit Jäger und Sammler, stets auf der Suche nach geeignetem Anschauungsma­terial für ihren Unterricht sowie ehrenamtlich in Vereinen und Kirchen eingebunden.

Studien zur Lehrergesundheit haben gezeigt, dass gerade besonders engagierte Lehrer nach vielen Jahren des aufreibenden Berufsalltags Gefahr laufen, psychisch zu erkran­ken oder völlig auszubrennen. Daher sollten nicht nur die Lehrer mehr auf ihre Gesund­heit achten, meint der VBE-Sprecher, noch wichtiger sei es, dass die Politik aktiv werde und die Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessere. An erster Stelle der Agenda stehe bei den Pädagogen der Wunsch nach kleineren Klassen (derzeit sitzen immer noch bis zu 30 Schüler in einer Klasse), dichtgefolgt von dem Bedürfnis nach einer spürbaren zeitlichen Entlastung, da zusätzliche Vertretungsstunden für erkrankte Kollegen und außerunterrichtliche Tätigkeiten wie Beratungsgespräche, Fachkonferenzen und Steue­rungsgruppen zur Schulentwicklung überproportional zugenommen haben. Bei Erzie­hungsproblemen mit Schülern sollten Eltern wieder verstärkt mit in die Pflicht genom­men werden, da die Erstverantwortung für die Kinder und Jugendlichen nach wie vor bei den Erziehungsberechtigten liegt. „Lehrer sind keine pädagogischen Allzweckrei­niger, die zu ihrem eigentlichen schulischen Bildungsauftrag noch so nebenher sämt­liche gesellschaftlichen Werte- und Erziehungsdefizite bei den Schülern ausbügeln“, schimpft der VBE-Sprecher.

VBE: Nicht nur für mehr Frauen in Führungspositionen kämpfen, sondern auch für mehr Männer an Grundschulen

Stuttgart. Selbst eine Männer-Einstellungsquote würde den Schulen nicht mehr männliche Lehr­kräfte bescheren, weiß man beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg, denn es studieren schlichtweg zu wenig Männer aufs Grundschullehramt, wo der Frauenanteil bei rund 90 Prozent liegt, beklagt der VBE anlässlich des Weltmännertages.

Mittlerweile gelten Jungen als die neuen Verlierer im Schulwesen. Sie sind überrepräsentiert bei den Sitzenbleibern und Schulabbrechern, bei den Sonderschülern und Schulschwänzern. Jungen lesen nicht nur schlechter als Mädchen, sondern mit deutlich weniger Begeisterung. Selbst beim Abitur bleiben die Jungen zahlenmäßig hinter den Mädchen zurück.

Mütter von Jungen haben zumindest den Eindruck, dass ihre Söhne oft allein aufgrund des Geschlechts vom weiblichen Fachpersonal unterschwellig oder offen abgelehnt werden. „Zu laut, zu wild, zu störend – wird vorschnell über alle Jungs der Stab gebrochen“, klagen diese Mütter. Männlichen Schülern dagegen werde gerne vorgeworfen, dass sie gewünschte Eigen­schaften wie Sauberkeit, Ordnungssinn, Angepasstheit, Fleiß und emotionale Intelligenz vermissen lassen, womit Mädchen insbesondere bei Grundschulpädagoginnen punkten.

Dem VBE liegt es fern, die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen und Erzieherinnen abzuwerten. Für eine stabile, emotionale Entwicklung der Kinder ist es aber kein besonderer Vorteil, wenn diese vom Kindergarten an beinahe ausschließlich weibliche Bezugspersonen um sich haben und das männliche Element „als Gegenpart“ Seltenheitswert besitzt.

Kinder und Jugendliche aus patriarchalisch orientierten Kulturkreisen haben oft Probleme, eine Erzieherin oder Lehrerin als „Respektsperson“ anzuerkennen, und rebellieren entspre­chend. Schon Kindergartenkinder machen Frauen massiv Schwierigkeiten und führen sich in der Gruppe zuweilen wie kleine “Paschas“ auf, die sich absolut nichts sagen lassen.

Der vergleichsweise geringe Verdienst und kaum vorhandene Aufstiegsmöglichkeiten sind nach Ansicht des VBE mit ein Grund dafür, dass Erzieher(in) ein klassischer Frauenberuf ge­blieben ist. Als alleiniger Verdiener vom schmalen Erziehergehalt eine mehrköpfige Familie ernähren zu wollen, sei schon eine echte Herausforderung, betont VBE-Chef Gerhard Brand. Männer sind deshalb in Kindertagesstätten Exoten, haben in Grundschulen Seltenheitswert. Abschreckend wirkt, dass die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich kaum Ansehen genießt. „Wer mehr Männer als `Kindergärtner´ oder Grundschullehrer gewinnen will, muss für ein anderes Image des Berufsbildes sowie für bessere Arbeitsbedingungen sorgen und beispiels­weise Grundschullehrkräfte nicht länger arbeiten lassen und obendrein auch nicht noch gerin­ger besolden als Lehrer an Gymnasien oder Realschulen“, sagt Brand.