VBE: Realschule ist keine Gemeinschaftsschule light

Beide Schularten sollen ein klares Profil zeigen dürfen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg schaltet sich in die Diskussion um die Zukunft der Realschule mit einer Stellungnahme des Real­schulreferates ein. Die Realschule sei keine Gemeinschaftsschule light und müsse ihr eigenes Profil zeigen dürfen, so VBE-Referatsleiter Alexander Oberst.

Alexander Oberst, Leiter VBE-Referat Realschule

Alexander Oberst, Leiter VBE-Referat Realschule

Die hartnäckige Verweigerung, Grundschulschulzeugnisse einsehen zu lassen, ist nach Auffassung des VBE-Realschulreferates ein Misstrauensvotum gegen die Lehrer der weiterführenden Schulen, die obendrein durch die Lernstandserhebung in Klasse 5 seit diesem Schuljahr völlig ad absurdum geführt worden ist. Die Empfehlungen der Kol­leginnen aus der Grundschule waren immer sehr wertvoll und präzise, so VBE-Refe­ratsleiter Oberst. Die Kooperation Grundschule-Realschule müsste sogar verstärkt wer­den, anstatt durch Geheimniskrämerei und Misstrauen die Atmosphäre zu vergiften.

Gemeinsamer Unterricht in der Orientierungsstufe kann sinnvoll sein. Allerdings muss es den Realschulen selbst überlassen werden, ob und wann eine äußere Differen­zierung sinnvoller und zielführender ist als gemeinsamer Unterricht. Schließlich arbeitet die Realschule gewohnt leistungsorientiert und kann mit äußerer Differenzierung den Begabungen der Schüler eher gerecht werden. Dies wäre auch ein Unterscheidungs­merkmal zur Gemeinschaftsschule, die binnendifferenziert – also ohne Kurssystem – bis zur Klasse 10 arbeitet. Das Elternwahlrecht würde mit dieser Unterscheidungsmöglich­keit gestärkt. Die Eltern könnten wählen zwischen einer Schule mit äußerer Differen­zierung und einer mit innerer. Außerdem muss die Realschule mit den notwendigen Lehrerstunden ausgestattet werden, damit eine äußere Differenzierung organisatorisch überhaupt möglich ist.

Das Profilfach an Gymnasium und Gemeinschaftsschule wird der Realschule gleich­falls vorenthalten. „Sind gute Realschüler etwa begabte Kinder zweiter Klasse?“, mo­niert Oberst die Benachteiligung seiner Schulart.

VBE missfällt die Reaktivierung pensionierter Lehrer für Flüchtlingskinder, toleriert sie jedoch wegen der Notsituation

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg befürwortet die Reak­tivierung von Pensionären für die schulische Bildung der Flüchtlingskinder keinesfalls, zeigt jedoch in Anbetracht der besonderen Notlage und der Dringlichkeit der Situation Verständnis dafür. Der Einsatz von Pensionären darf aber kein Dauerzustand werden.

Der VBE fordert eine konstruktive Regelung, wie der Einsatz der Pensionäre finanziell abge­golten werden soll. Aktuell ist es so, dass alles, was über die Dauer von neun Unterrichts­stunden hinausgeht, mit der Pension verrechnet wird. Nach Auffassung des VBE muss sich das Entgelt für den Einsatz an dem Betrag orientieren, der üblicherweise bei einer Verlängerung der Dienstzeit bezahlt wird. Es müssen folglich unterm Strich höhere Bezüge herauskommen.

Lehrer tragen besonders Sorge für die ihnen anvertrauten Flüchtlingskinder. Die Aufgabe er­fordert ein hohes Maß an persönlichem Engagement und geht mit einer hohen psychischen Be­lastung einher. Der Dienstherr ist daher in einer besonderen Fürsorgepflicht, wenn er Beamte aus dem Ruhestand zurückholt und wieder in den nicht ganz leichten Dienst schickt.

Der VBE weist darauf hin, dass der Einsatz der Pensionäre lediglich zeitlich eng befristet er­folgen darf und eine vorübergehende Maßnahme darstellt, mit der der besonderen Dringlich­keit der aktuellen Situation Rechnung getragen wird. Dennoch geht der VBE davon aus, dass sich diese Situation in den nächsten Jahren nicht legen wird. Die Kinder sind hier und werden viele Jahre bei uns die Schule besuchen. Es müssen folglich rasch strukturelle Maßnahmen ein­geleitet werden, die dazu geeignet sind, dieser Situation dauerhaft gerecht zu werden. Um eine qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können, sind sofortige Fortbildungsmaßnahmen für al­le betroffenen Lehrkräfte und Pensionäre anzubieten, wobei der Schwerpunkt auf Unterricht in Deutsch als Fremdsprache und auf Formen interkulturellen Lernens mit allen Schülern zu legen ist.

Der VBE rügt in aller Deutlichkeit, dass in Phasen wirtschaftlicher Prosperität nicht dafür Sorge getragen worden ist, eine ausreichende Vertretungslehrerreserve aufzubauen, denn dann hätte man jetzt Ressourcen, mit denen man schnell (re)agieren könnte. Obendrein ruft man jetzt genau die Personengruppe zur Hilfe, der die Landesregierung bei der letzten Lohnrunde, was Versorgung und Beihilfe im Krankheitsfall betrifft, besonders wehgetan hat.

Der VBE Baden-Württemberg sieht, welche Herausforderungen auf das Land zukommen, und ist bereit, seinen Beitrag zu leisten. Der VBE setzt auf das ehrenamtliche Engagement – auch auf das der Pensionäre. Dieser Einsatz kann sich auf alle Felder des Kümmerns und Sorgens um Flüchtlinge erstrecken. Für das Unterrichten von Kindern kann dieser Einsatz der Pensionäre aber nur temporär sein und nicht zu einem Dauerzustand werden.

VBE zum Weltlehrertag: Arbeitsbedingungen der Lehrer verbessern

Schulentwicklung darf nicht wie Schadstoffmessung bei Autos gehen

Stuttgart. Seit dreieinhalb Jahren verändert die grün-rote Landesregierung die Bildungs­landschaft in hohem Tempo und großem Umfang. Alle Lehrer müssen das umset­zen, was sich die Regierung vorgenommen hat. Diese ständigen Veränderungen lassen die Schulen kaum noch zur Ruhe kommen, beklagt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg anlässlich des 21. Weltlehrertages.

homework tutoringAnlässlich des Weltlehrertages am 5. Oktober weist VBE-Vorsitzender Gerhard Brand auf die zunehmende Belastung der Lehrkräfte hin. Die Klage, dass Schule Lehrer krank machen könne, stimmten nicht etwa sensible, pädagogische Weicheier an, sondern sei durch diverse Untersuchungen unabhängiger Wissenschaftler empirisch nachgewiesen. Gerade die engagierteren Lehrer erwische es am heftigsten, so die Studien.

Was früher Aufgabe der Familie und des sozialen Umfelds war, wird heute bedenken­los den Lehrern aufgebürdet. Obendrein sollen sich Schulen weiterentwickeln in Rich­tung Ganztagesschule, Gemeinschaftsschule, inklusive Schule, neuer Bildungsplan; … und dann noch Flüchtlingskinder. „Lehrer müssen und können Schulen voranbringen. Sie wollen gemeinsam aufbrechen, aber nicht zusammenbrechen“, warnt der VBE-Chef.

Schulentwicklung nach den Plänen der Landesregierung funktioniert ähnlich wie die Schadstoffmessung in der Autoindustrie: unter optimierten Laborbedingungen bekommt man die geforderten Ergebnisse hin. Der Autokonzern schickt ein Rudel Ingenieure in die USA, die minimieren den Gleitwiderstand des Rollenprüfstandes und streicheln das Motorsteuergerät, bis die gewünschten Werte erreicht sind. Der VBE vermisst das Ru­del an Lehrkräften, welches uns die Landesregierung schicken könnte, um die Bedin­gungen an den Schulen zu optimieren. Stattdessen bekommt die Kollegin in einer kom­binierten Klasse vier Inklusionskinder zusätzlich und die Sonderpädagogin aus dem Förderbereich, die zur Doppelbesetzung vorgesehen war, kommt nicht, weil sie länger­fristig erkrankt ist. „Die Frage nach einer Krankheitsstellvertretung für eine erkrankte Sonderschullehrkraft löst, je nach persönlicher Disposition, Reaktionen hervor, die von Schnappatmung bis hin zu einem ungläubigen Lächeln gehen“, schildert der VBE-Vor­sitzende realen Schulalltag, „ein Lächeln, das dem Schulleiter in Not signalisiert: Was bist du doch für ein verträumter Bildungsromantiker – fern der Wirklichkeit. Denn es gibt keine Vertretungslehrkraft für die eigentlich notwendige Doppelbesetzung.“

Dennoch singt die Landesregierung – nicht nur am Weltlehrertag – das hohe Lied des Bildungsaufbruchs sowie des Schulerfolgs unabhängig von der sozialen Herkunft und vergisst dabei völlig die Fürsorgepflicht und den Gesundheitsschutz für die Pädagogen.

VBE zum Schulbeginn: Kinder behutsam, aber verlässlich begleiten

Eltern sind für den Schulerfolg mitverantwortlich

Stuttgart. „Es ist nicht damit getan, die Kinder in der Obhut der Schule zu wissen und darauf zu vertrauen, dass die Lehrer alles schon irgendwie richten werden“, sagt zum morgigen Schulanfang der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand. Eltern und Lehrer sollten Part­ner sein und müssten sich gemeinsam zum Wohl des Kindes verlässlich um dessen Bildung und Erziehung bemühen.

Alle Schüler sind auf dauerhaftes Interesse an ihrer Person und ihrer Arbeit angewiesen. Die entscheidenden Grundlagen für eine „erfolgreiche Bildungslaufbahn“ werden aber nicht erst im Kindergarten oder in der Grundschule gelegt, sondern unmittelbar nach der Geburt des Kindes, daheim in der Familie. Eine positive Einstellung der Eltern zum Le­ben, zum Lernen und zu den Bildungseinrichtungen sowie eine verlässliche, behutsame Begleitung verstärken die Motivation der Kinder und deren Bereitschaft, etwas zu ler­nen.

Das tägliche Interesse der Eltern an den Lernfortschritten ihrer Kinder sowie die Wür­digung ordentlich gemachter Schul- und Hausaufgaben – auch beim Besuch von Ganzta­gesschulen – geben nicht nur Erstklässlern das Gefühl für die Wichtigkeit und Wertig­keit ihrer Arbeit. Der VBE-Vorsitzende rät Eltern, sich intensiv für das Tun ihrer Söhne und Töchter zu interessieren, sich regelmäßig Zeit für sie zu nehmen, die Kinder aber trotzdem nicht in Watte zu packen. Der Verbandschef wörtlich: „Hören Sie Ihren Kin­dern zu, sprechen Sie mit ihnen; fragen Sie nach. Nehmen Sie teil am Leben Ihres Kin­des und suchen Sie bei Problemen zusammen nach Auswegen. Versuchen Sie, wann immer es geht, Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. Spielen Sie mit ihren Kindern und lesen Sie ihnen häufig vor. Vorlesen schafft nicht nur körperliche Nähe, sondern moti­viert Kinder, selbst ein Buch in die Hand zu nehmen und darin zu schmökern. Aber hü­ten Sie sich davor, ihre Kinder ständig überzubehüten.“

Erst am Wochenende hatte auch Kultusminister Stoch (SPD) an die Eltern appelliert, die Schüler nicht generell mit dem Auto bis vor die Klassenzimmertür zu fahren.

Schüler entwickeln sich vor allem dann positiv, wenn sie Zuwendung, Aufmerksam­keit und Anerkennung erfahren, Ermutigung statt Entmutigung, Geduld statt Ungeduld. „Das sollten Elternhaus und Schule gerade in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs in be­sonderem Maße beherzigen“, rät der VBE-Chef anlässlich des morgigen Schulbeginns.

VBE: Mehr Flüchtlingskinder erfordern mehr Lehrerdeputate

Kultusbehörde benötigt dringend weitere Mittel vom Finanzminister

Stuttgart. Immer mehr Flüchtlinge strömen ins Land, und damit kommen auch immer mehr Schüler an die Schulen. „Der Beginn der gelingenden Integration dieser Kinder liegt in den Schulen, und dieses Gelingen machen Lehrerinnen und Lehrer mög­lich. Aber sie haben keine Chance, erfolgreich zu sein, wenn auf eine Lehrkraft hundert Flüchtlingskinder kommen“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand.

Das Kultusministerium gehe nach den Prognosen des Bundes von 103 000 Flüchtlingen aus, die nach Baden-Württemberg kommen. Davon seien rund ein Drittel Kinder und Jugendliche, wovon wiederum ca. 60 % im schulpflichtigen Alter seien, so die Antwort der Kultusbehörde auf eine Anfrage des VBE. Dazu VBE-Chef Gerhard Brand: „Das wären also rund 20.000 zusätzliche schulpflichtige Kinder in Baden-Württemberg. Da lässt sich der zusätzliche Lehrerbedarf doch hochrechnen.“

Das Kultusministerium gibt 200 Deputate für Flüchtlinge ins System. Der VBE aner­kennt diese zusätzlichen 200 Stellen, die der Minister geschaffen hat, und sieht darin auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit an den Schulen. Aber umgerechnet auf Lehrerstunden bedeuten diese 200 Stellen lediglich ein Deputat für jeweils hundert traumatisierte Flüchtlingskinder – Schüler ohne Deutschkenntnisse aus verschiedenen Kulturkreisen, ohne Hab und Gut und zum Teil auch noch ohne Eltern. „Das kann nicht gut gehen!“, warnt Brand und fordert das Finanzministerium auf, dem Kultusminister deutlich mehr Mittel für spürbar mehr Lehrerstellen zur Verfügung zu stellen.

Der VBE fordert mindestens 1 000 zusätzliche Lehrerdeputate, wenn man den Anfor­derungen, die jetzt auf Baden-Württemberg zukommen, wenigstens annähernd gerecht werden will. Es darf nicht nur beim Willkommenheißen bleiben. Schaffen wir es nicht, diese Menschen zu integrieren, dürfte das eine soziale Brisanz erster Güte nach sich zie­hen“, spricht Gerhard Brand Klartext. Die Schulen könnten ihren Beitrag dazu leisten, dieses gesellschaftliche Potenzial in positive Bahnen zu lenken. Sie brauchen dafür aber dringend das notwendige zusätzliche Personal.

Der VBE rät: Der nächste Schulanfang kommt bestimmt, daher bereits in den Ferien auf Sonderangebote achten

Teure Unterrichtsmaterialien belasten das Familienbudget

Stuttgart. Am ersten Schultag nach den Sommerferien drängeln sich Schüler und El­tern in den Schreibwarengeschäften, um die notwendigen Unterrichtsmate­rialien einzukaufen. Trotz Lernmittelfreiheit müssen noch etliche Utensilien selber beschafft werden. Das belastet die Familienkasse deutlich. Der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg rät, jetzt schon nach Sonderangeboten Ausschau zu halten und sich ohne Schlange an der Kasse mit dem einzudecken, was die Schüler im neuen Schuljahr benötigen.

In den Kaufhäusern, Schreibwarenläden und Discountern hat man sich bereits voll auf den bevorstehenden Schulanfang eingestellt. Einschlägig dekorierte Schaufenster, Sondertische und bunte Prospekte machen Eltern klar, für was sie in den nächsten Tagen Geld auszugeben haben; denn trotz gesetzlich verankerter Lernmittelfreiheit müssen etliche Unterrichtsmaterialien von den Erziehungsbe­rechtigten eingekauft und damit selbst bezahlt werden. „Das geht vor allem bei der Einschulung ganz schön ins Geld, wenn man ein Kind zum ersten Mal mit Ranzen, Sportzeug, Mäppchen, diversen Buntstiften, Zeichenblock und Wasser­farbenkasten mit Pinseln auszurüsten hat“, versichert der VBE-Sprecher.

Der VBE empfiehlt Eltern, für das neue Schuljahr nur die Arbeitsmaterialien anzuschaffen, die auch wirklich benötigt werden, und bei allen Produkten mehr auf Klasse statt auf Masse im Schulranzen zu achten. „Fünf oder sechs qualitativ hochwertige Farbstifte sind besser als die supergünstige Angeber-Packung mit mehreren Dutzend Buntstiften, bei denen die minderwertigen Minen ständig ab­brechen und so beim Schüler Ärger und Frust statt Freude an der Arbeit hervor­rufen“, sagt der VBE-Sprecher.

Bei der Auswahl des Ranzens lassen sich selbst Erstklässler in der Regel nur ungern von den Eltern „beraten“. Sie wollen meist genau das Modell, das auch bei den Freunden angesagt ist. Schon bei Schulanfängern gibt es Gruppenzwang und ein Prestigedenken. Dabei werden auf Schulranzen aus dem Vorjahr häufig erhebliche Preisnachlässe gewährt. Eltern von „trendbewussten“ Erstklässlern müssen viel Überredungskunst aufwenden, um ihren Kindern diese wesentlich günstigeren „Auslaufmodelle“ für den Schulbeginn schmackhaft zu machen.

VBE: Sich jetzt langsam wieder an „normale“ Zeiten gewöhnen

Schulbeginn nach Sommerferien erfordert von Schülern Umstellung

Stuttgart. Da die Sommerferien jetzt langsam zu Ende gehen, empfiehlt der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg allen Schülern, den an die Ferien gewöhnten Körper so langsam wieder auf den vom Stundenplan diktierten Rhyth­mus umzustellen und sich sukzessive mit einem früheren Weckerklingeln vertraut zu machen, damit der Übergang zum Schulalltag nicht zu abrupt kommt.

übermüdeter junge in der schule

So, wie man den Körper im Urlaub langsam an das neue (Reiz-)Klima und die unge­wohnten Speisen gewöhnen muss, sollten sich die Schüler langsam wieder an die An­forderungen des Schulalltags gewöhnen. Und das heißt in der Regel für alle ein deutlich früheres Aufstehen als in den unterrichtsfreien Wochen. Ferienzeit – das bedeutet für die meisten Schüler morgens länger schlafen. „Wenn der Schulstart näher rückt, sollten Eltern ihre Kinder möglichst schon ein paar Tage vorher darauf vorbereiten und den Wecker täglich etwas früher stellen, damit sich der Schlafrhythmus anpassen kann“, so der Tipp des VBE-Sprechers. Dann sei die Umstellung am 14. September, wenn die Schule wieder beginnt, nicht so groß.

Manche Kinder seien nach einer längeren Zeit des Ausschlafens schwerer zu motivie­ren, wieder früher aus dem Bett zu kommen. Die Wiedergewöhnung an das frühere Aufstehen sollte deswegen Schritt für Schritt und nicht von einem Tag auf den anderen passieren. Ein gemeinsam von Eltern und Schulkind ausgehandelter „Eingewöhnungs-Plan“ könnte dabei Hilfestellung geben.

Generell sollten Eltern ihren Kindern den (Neu-)Start in den Schulalltag erleichtern. „Kinder müssen Zuversicht haben in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Eltern sollten sie darin unterstützen und ihnen klarmachen, dass man bei Problemen nicht auf­gibt und dass sie in den Eltern immer Ansprechpartner haben, die den Kindern zur Seite stehen“, so der VBE-Sprecher. „Etappenziele helfen, das Lernen zu erleichtern. Man muss nicht alles sofort können, aber schon kleine Erfolge spornen an.“ Deshalb sei es sinnvoll, wenn Eltern ihre Kinder wohlwollend begleiteten und nicht darauf bestünden, dass das Kind beim ersten Versuch alles perfekt mache. Eine positive Lernatmosphäre zu Hause trage mit dazu bei, dass Kinder den Schulstoff nicht als lästige Pflichtübung sehen, sondern als Chance, eine eigene Persönlichkeit entwickeln zu dürfen.

VBE: Ein „Stresstest“ am letzten Schultag ist fehl am Platz

Kinder lieber das ganze Jahr begleiten

schulschlussStuttgart. Spätestens am letzten Schultag vor den Sommerferien gibt es in Baden-Württem­berg die Jahreszeugnisse. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnt da­vor, aus vermeintlich erzieherischen Gründen jetzt einen häus­lichen „Stresstest“ durchzuführen. Dieser provoziere unnötigen Ärger, bisweilen sogar Wut, helfe aber niemandem wirklich weiter.

„Für Eltern, die immer in Kontakt mit den Lehrern standen und sich laufend über die Leistungen und Lernfortschritte ihres Kindes informiert haben, wird der Zeugnistag auch keine allzu großen Überraschungen bereithalten“, versichert der VBE-Sprecher. Er warnt davor, wegen schlechter Zensuren jetzt daheim einen “Stresstest“ durchzuführen, nachdem notenmäßig alles gelaufen ist. Wenn Eltern am Zeugnistag die Nerven ver­lieren, kommt das eher einem Schuldeingeständnis gleich, dass sie sich im Laufe des Schuljahres zu wenig um die Sorgen und Nöte ihres Kindes gekümmert haben.

Zeugnisse bewerten stets nur einen kleineren Ausschnitt der Schülerpersönlichkeit – und zwar immer aus dem Blickwinkel der Schule. Schlechtere Leistungsnoten können durch unterstützende Begleitung und wirkungsvolle Hilfen oder durch eine entsprechen­de Verhaltensänderung des Schülers im nächsten Jahr meist wieder zu besseren Ergeb­nissen führen.

„An den meisten Schulen werden leider viel zu wenig Stütz- und Fördermaßnahmen angeboten, weil die entsprechenden Lehrerstunden fehlen. Fast alles muss über diffe­renzierende Maßnahmen im Unterricht aufgefangen werden“, beklagt der VBE-Spre­cher, und nicht alle Familien könnten und wollten sich einen privaten Nachhilfelehrer für ihr Kind leisten. Werde das Klassenziel vom Schüler nicht erreicht, sollten alle Be­teiligten die Wiederholung einer Klassenstufe nicht als „Strafe“ sehen, sondern als eine Chance, vorhandene Defizite auszugleichen respektive Entwicklungsverzögerungen aufzuholen. An Gemeinschaftsschulen ist ein Sitzenbleiben sowieso ausgeschlossen. Der Zeugnistag dürfe niemals zu einem “Gerichtstag“, zu einem Tag des Zornes wer­den, so der Verbandssprecher. Auch wenn sich Eltern ob eines zu deutlich ausgefallenen „Denkzettels“ zu Recht Sorgen wegen ihres Kindes machten und zunächst mit Verärge­rung oder Wut reagierten, sollten alle Erziehungsberechtigten daran denken, dass gerade die weniger Erfolgreichen auf die Unterstützung durch die Familie besonders angewie­sen seien, wirbt der VBE-Sprecher um “Gnade“ und Verständnis für diese Schüler.

VBE. Wichtiger als das, was auf dem Kopf ist, ist das, was im Kopf drin ist

Aber: Das Kopftuch einer Lehrerin sendet permanent ein falsches Signal aus

Zur Landtagsdebatte über das Kopftuch von Lehrerinnen

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht es als ein Verstoß gegen die Neutrali­tätspflicht an, wenn muslimische Lehrerinnen ein Kopftuch im Unterricht tragen wol­len. Es steht außer Frage, dass Lehrkräfte in Deutschland der Neutralitätspflicht unter­liegen und diese Pflicht nicht verletzt werden darf. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass das Verfassungsgerichtsurteil traditionalistische Gruppen stärkt, die das Tragen des Kopftuches aus religiöser Intoleranz, gesellschaftlicher Intoleranz oder Frauenfeind­lichkeit propagieren und Druck auf muslimische Schülerinnen erzeugen, wenn sie kein Kopftuch tragen wollen.

Der VBE setzt sich dafür ein, dass Schule ein Ort der Bildung und Erziehung bleibt und Schülerinnen und Schüler ohne jegliche Beeinflussung unterrichtet werden. Dies ist und bleibt der Auftrag von Lehrerinnen und Lehrern.

Es ist zu befürchten, dass mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 13.03.2015 Schulleitungen und Lehrkräften weitere Belastungen auferlegt werden, denn in jedem Einzelfall müsse nunmehr geprüft werden, inwiefern die Neutralitätspflicht eingehalten oder die Grenze der Neutralität überschritten werde.

Der VBE Baden-Württemberg verweist hierbei auf § 38 des Schulgesetzes:

„Lehrkräfte an öffentlichen Schulen nach § 2 Abs. 1 dürfen in der Schule keine politischen, religiösen, weltanschaulichen oder ähnliche äußeren Bekundungen abgeben, die geeignet sind, die Neutralität des Landes gegenüber Schülern und Eltern oder den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Schulfrieden zu gefährden oder zu stören. Insbesondere ist ein äußeres Verhalten unzulässig, welches bei Schülern oder Eltern den Eindruck hervorrufen kann, dass eine Lehrkraft gegen die Menschenwürde, die Gleichberechtigung der Menschen nach Artikel 3 des Grundgesetzes, die Freiheitsgrundrechte oder die freiheitlich-demokratische Grundordnung auftritt.“

Es darf nun nicht auch noch wieder am Schulleiter hängenbleiben zu entscheiden, ob der Schulfrieden durch das Tragen eines Kopftuches einer Lehrerin gefährdet ist oder nicht, so der VBE-Sprecher und fordert eine klare Entscheidung von der Kultusbehörde.

Rektorenstellen attraktiver machen – Belastung wiegt Besoldung nicht auf

VBE begrüßt neue Initiative des Kultusministeriums zur Qualifizierung von Führungskräften

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kommt die Ini­tiative des Kultusministeriums zur Qualifizierung und Gewinnung von Schullei­tern „Fit für Führung“ sehr gut an. Leider wurden diese Seminare einst dem Spar­zwang geopfert. Die Auswirkungen sind an den Schulen deutlich zu spüren. Viele Chefsessel bleiben lange Zeit unbesetzt oder müssen mit der Person besetzt wer­den, die zur Verfügung steht. Eine echte Bestenauswahl fand bisher selten statt.

Da immer weniger Lehrer Chef werden wollten, mussten Rektorenstellen teilweise wie­derholt ausgeschrieben werden. Immer seltener fand eine wirkliche Auswahl statt, da die Bewerberanzahl zu gering war, falls sich überhaupt jemand um die Stelle bemühte.

Von Schulleitern wird erwartet, dass sie „Zugpferde der Schulentwicklung“ sind. In der Wirtschaft sind Managementaufgaben hoch dotiert, im Grundschulbereich langt die Besoldung für die Führungskraft gerade mal für ein geringes Zubrot. So wird auf Kos­ten der Schulleiter Haushaltssanierung betrieben. Das soziale Ranking im Lehrerberuf spiegelt sich leider auch auf der Schulleitungsebene wieder. Der VBE fordert daher auch hier die Anerkennung der Gleichwertigkeit schulischer Führungsarbeit. Die Lei­tung einer Grundschule oder einer anderen Schulform der Sekundarstufe I ist genauso wertvoll und wichtig wie die Leitung eines Gymnasiums.

Besonders benachteiligt werden Frauen, denn die Bedingungen für die Leitung von Grundschulen sind am schlechtesten. Die betroffenen Kolleginnen – die meisten Päda­gogen in der Primarstufe sind Frauen – sind als Grundschullehrkräfte am unteren Ende der Besoldungsskala, wenn man die Fachlehrer außen vor lässt. Bei höchster Unter­richtsverpflichtung, meist auch zusätzlicher Klassenlehrertätigkeit und Schulleitungs­verantwortung erhalten Grundschulrektoren die geringste Vergütung für ihre Arbeit.

Da die Unterrichtsversorgung Vorrang hat, nehmen Schulleiter häufig nicht einmal die Mindestanrechnung von acht Wochenstunden regelmäßig wahr, schieben stattdessen Vertretungsstunden, damit kein Unterricht bei kurzfristiger Erkrankung einer Lehrkraft ausfällt, und verlagern einen Teil der Leitungsarbeit in die Abendstunden oder aufs Wo­chenende. „Vielleicht kann man mit der neuen Initiative des Ministeriums trotzdem interessierte Lehrkräfte für Leitungsaufgaben gewinnen“, hofft man beim VBE.