„Hitzefrei“ bei Schülern begehrt, von Rektoren verwehrt

Ganztagesschule und früherer Schulschluss passen nicht zueinander

Stuttgart. „Hitzefrei!“ – das Wort klang Schülern vergangener Zeiten immer wie Musik in den Ohren. „Heute gibt es selbst bei anhaltend hochsommerlichen Temperaturen und drückender Schwüle kaum noch Hitzefrei“, versichert der Sprecher des Ver­bandes Bildung und Erziehung (VBE). Die verlässliche Grundschule und die stei­gende Zahl von Ganztagesschulen stehen dem schlichtweg entgegen.

Nach einer Bekanntmachung des Kultusministeriums konnten Schüler in früheren Jah­ren bereits nach der vierten Unterrichtsstunde „Hitzefrei“ bekommen, wenn das Ther­mometer morgens um 10 Uhr auf mindestens 25 Grad im Schatten stand. Die Einfüh­rung der Sommerzeit im Jahr 1980 sorgte dafür, dass sich die Gelingensbedingungen für einen vorgezogenen Unterrichtsschluss verschlechterten. Denn 10 Uhr Sommerzeit ent­sprach nach alter Zeitrechnung erst 9 Uhr. Und da musste die Sonne schon ziemlich bald mit dem Heizen anfangen, um so früh die 25-Grad-Marke zu knacken.

Jetzt verhindern es die verlässliche Grundschule und die Ganztagesschule, die den Eltern die Betreuung der Schüler bis zum Mittag respektive bis in den Nachmittag hin­ein garantieren. „Da ist dann in der Regel kein früherer Schulschluss mehr drin“, so der VBE-Sprecher, und die Freibäder müssten deutlich länger auf die Kinder und Jugendli­chen warten. Lehrer könnten im Unterricht aber durchaus im gewissen Rahmen mit dem Stoff flexibel auf hochsommerliche Temperaturen reagieren.

„Auch an `normalen´ Halbtagesschulen ist es keine beneidenswerte Situation, in der sich Schulleiter an heißen Sommertagen befinden“, versichert der VBE-Sprecher, selbst Rektor einer Grundschule. Entließen Schulleiter die Schüler wegen schwüler, drücken­der Hitze früher als nach Stundenplan, rufe garantiert eine aufgebrachte Mutter in der Schule an, die sich darüber beschwere, dass schon wieder Unterricht ausfalle. Lasse die­ser Rektor die Schüler jedoch bis zur letzten Stunde über ihren Büchern schwitzen, müsse er sich von anderen Eltern vorwerfen lassen, dass er kein Herz für Kinder habe.

Wenn beide Elternteile berufstätig sind oder teilweise bei Alleinerziehenden wäre bei einem vorzeitigen Schulschluss die Beaufsichtigung der Kinder nicht gewährleistet.

So mancher Rektor begründet den Verzicht auf Hitzefrei auch so: „Ich gebe den Schülern schon deshalb nicht früher frei, weil es selbst in einem nicht klimatisierten Schulgebäude deutlich kühler und wesentlich angenehmer ist als draußen – zumindest in den ersten Stunden eines heißen Tages.“

VBE: Demokratie muss gegensätzliche Meinungen ohne Diffamierung der Andersdenkenden aushalten können

Zu den Protesten gegen und für den Bildungs- und Aktionsplan:

Keine Einteilung in gute Ängste und unerlaubte Ängste vornehmen!

Stuttgart. Wer Befürchtungen äußert hinsichtlich einer möglichen Hyposensibilisierung der Schüler durch Überbetonung der Akzeptanz sexueller Vielfalt, wie sie die Landes­regierung im Sinne des Netzwerks LSBTTIQ für den neuen Bildungsplan und den Aktionsplan vorgesehen hat, wird schnell als „homophob“ abgestempelt. Wer da­gegen diese Proteste lautstark und zuweilen nicht ganz gewaltfrei unterbinden will, fühlt sich dazu legitimiert, weil die Bildungsplangegner – so unterstellt man es ih­nen schlicht – eben nicht rational, sondern nur aus ihrer vermeintlichen Angst her­aus demonstrieren. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnt davor, Be­fürchtungen von Menschen einzuteilen in gute oder schlechte Ängste und diese ent­sprechend gelten bzw. nicht gelten zu lassen. „Eine Demokratie muss gegensätz­liche Meinungen ohne Diffamierung der Andersdenkenden aushalten“, warnt der VBE-Sprecher und fordert Toleranz auch für Andersdenkende.

„Dass es Frauen gibt, die Frauen lieben, und dass es Männer gibt, die Männer lieben, ist in der Gesellschaft doch schon lange kein Problem mehr“, sagt der VBE-Landesvorsit­zende Gerhard Brand. „Das bekommen auch Kinder mit, selbst wenn sie in der Schule nicht mit der Nase darauf gestoßen werden; genauso, wie man sie nicht auf heterose­xuelle Liebe stoßen muss.“ Der VBE hat kein Problem damit, wenn dies im Bildungs­plan in den entsprechenden Klassenstufen thematisiert wird – ganz ohne manipulative Einflussnahme. Ob aber das komplette LSBTTIQ-Programm in den Schulen abgespult werden müsse, sei fraglich und aus Sicht des VBE überzogen, unterstreicht Brand. Ganz wertfrei stellt er fest: „Kinder müssen nicht mit allem in allen Einzelheiten konfrontiert werden – deshalb sind es ja auch Kinder, und da gibt es doch noch gewisse Grenzen.“

Nach Auffassung des VBE gibt es an den Schulen weitaus größere Probleme als die zurzeit gepushte Überbetonung der Akzeptanz sexueller Vielfalt. Schüler werden oft schon deshalb gemobbt, weil sie nicht das richtige Marken-Outfit des jeweils angesag­ten Labels tragen. Da spielt die sexuelle Orientierung von Vater und Mutter eine völlig nebensächliche Rolle. „Ist die Sicht der Landesregierung so eng geworden, dass man solche Entwicklungen gar nicht mehr wahrnimmt und den Blick nur noch verengt und verbohrt auf die Akzeptanz sexueller Vielfalt richtet?“, fragt der VBE-Sprecher.

VBE über Rolle rückwärts erstaunt

Am Kirchentag zieht der Kultusminister das Thema „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ erneut hoch

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat man mit Verwunderung aufgenommen, mit welcher Hartnäckigkeit der Kultusminister die Botschaft der sexuellen Vielfalt in die Schulen tragen will, wie die Stuttgarter Ta­gespresse anlässlich des zu Ende gegangenen Kirchentages heute einmütig berich­tet. Nach Gesprächen mit dem Minister war der VBE davon ausgegangen, dass die Verschiebung der Schwerpunktlegung in den Bildungsplänen weg von einer über­betonten sexuellen Ausprägung hin zu einer Akzeptanz von Vielfalt auf die emotio­nale Diskussion sehr befriedend gewirkt und die neuen Bildungspläne in ein ruhi­ges Fahrwasser gebracht hatte. Nun wird Öl ins noch glimmende Feuer gegossen.

Gerhard Brand VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand
VBE Landesvorsitzender

„Dass es Frauen gibt, die Frauen lieben, und dass es Männer gibt, die Männer lieben, ist in der Gesellschaft doch schon lange kein Problem mehr“, sagt der VBE-Landesvorsit­zende Gerhard Brand. „Das bekommen auch Kinder mit, selbst wenn sie in der Schule nicht mit der Nase darauf gestoßen werden; genauso, wie man sie nicht auf heterose­xuelle Liebe stoßen muss.“ Der VBE hat kein Problem damit, wenn dies im Bildungs­plan in den entsprechenden Klassenstufen thematisiert wird – ganz ohne manipulative Einflussnahme. Ob aber das komplette LSBTTIQ-Programm in den Schulen abgespult werden müsse, sei fraglich und aus Sicht des VBE überzogen, unterstreicht Brand. Ganz wertfrei stellt er fest: „Kinder müssen nicht mit allem in allen Einzelheiten konfrontiert werden – deshalb sind es ja auch Kinder, und da gibt es doch noch gewisse Grenzen.“

Nach anfänglich heftigen Protesten gegen die Sexualisierung zeichnete sich eine deut­liche Entspannung ab. Aus „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ wurde „Akzeptanz von Viel­falt“, und die Beteuerung des Ministers, es sei alles nicht so gemeint gewesen, folgte.

Wenn der Minister jetzt wieder die Fahne für sexuelle Vielfalt öffentlich hoch hält, bringt das neuen Zündstoff in die Diskussion und dient nicht der Versachlichung. Außerdem tragen die jüngsten Aussagen des Ministers nicht gerade zu einem Bild von Zuverlässigkeit und Kontinuität bei. Es gibt im Leben auch noch andere Themen, deren Betonung wichtig ist. Mit Blick auf den Frieden in der Welt wäre eine kritische Aus­einandersetzung etwa mit IS durchaus ein Thema, das zu einem Kirchentag gepasst hät­te. „Ist die Sicht im Ministerium so eng geworden, dass man solche Entwicklungen gar nicht mehr wahrnimmt und den Blick nur noch verengt und verbohrt auf die Akzeptanz sexueller Vielfalt richtet?“, fragt Brand. „Da waren wir doch schon einmal weiter.“

VBE: Bessere Unterrichtsergebnisse durch weniger mediale Reizüberflutung sowie mehr erzogene Schüler

Stuttgart. „Eine grenzenlose pädagogische Gleichgültigkeit in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen gegenüber für die Persönlichkeit negativen Entwicklungen und die permanent vorhandene mediale Reizüberflutung machten Schülern und damit auch den Lehrern die Arbeit im Unterricht heute unnötig schwer“, moniert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Permanenter Medienkonsum – vom ständig eingeschalteten Smartphone über den exzes­siv genutzten Computer, Tablets, DVDs und TV-Apparate bis hin zu den allerneuesten Spielekonsolen – und in Erziehungsfragen grenzenlos nachgiebige, zuweilen sogar nach­lässige oder völlig gleichgültige Eltern erschwerten Kindern und Jugendlichen immer mehr, in der Schule konzentriert und selbständig zu arbeiten. Lehrer müssen daher, be­vor sie ihren eigentlichen Bildungsauftrag in der Schule wahrnehmen können, im Unter­richt verstärkt erst einmal Basis-Erziehungsarbeit leisten, damit Lernen – ob selbstorien­tiert, in der Gruppe oder frontal – überhaupt stattfinden und gelingen kann, und zwar unabhängig von der jeweiligen Schulart.

„Dieser täglich Spagat zwischen dem hohen pädagogischen Anspruch an sich selber für einen nachhaltigen, effektiven Unterricht und der vorgefundenen Schulwirklichkeit ist für Lehrer Stress pur, macht ihnen das Leben zusätzlich schwer und sie auf Dauer möglicherweise sogar krank“, warnt der VBE-Sprecher. Gleichzeitig werde der Unter­richtserfolg bei den Schülern immer mehr infrage gestellt.

Ein vernünftiger Umgang der Schüler mit den heute zur Verfügung stehenden vielfälti­gen Medien sowie eine liebevoll konsequente erzieherische Begleitung durch ein inte­ressiertes Elternhaus würden für eine Steigerung der Qualität schulischer Leistungen weit mehr bewirken als so manche Bildungsoffensive und Schulstrukturdebatten, ver­sichert der VBE-Sprecher.

VBE: Bildungsmöglichkeiten nicht nur an Schulen festmachen

Eltern können selber sehr früh sehr viel für ihre Kinder tun

Stuttgart. Insbesondere von den Gemeinschaftsschulen erhofft sich die grün-rote Landesre­gierung mehr Bildungschancen und mehr Bildungsgerechtigkeit für Schüler aus bildungsferneren Elternhäusern. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Ba­den-Württemberg möchte auch alle Eltern mit eingebunden wissen: Eltern können durch Eigeninitiative ihre Kinder schon sehr früh durch verlässlich positive Zu­wendung und dauerhaft emotionale Begleitung optimal und kostengünstig fördern.

Der VBE appelliert an alle Eltern, die ersten Lebensjahre eines Kindes intensiv zu nüt­zen und durch emotionale Zuwendung und intensive Förderung kognitiver Fähigkeiten und motorischer Fertigkeiten die Bildungschancen der jungen Erdenbürger noch v o r Eintritt in eine Kindertagesstätte oder in die Schule zu optimieren.

„Die politisch Verantwortlichen bemühen sich permanent, Verbesserungen bei der Bildung und Erziehung junger Menschen zu erreichen“, versichert der VBE-Sprecher. Die Umsetzung vieler guter Ideen scheitere jedoch meist an den stets zu knappen Haus­haltsmitteln. Eltern könnten jedoch ziemlich kostenneutral durch ihren persönlichen Einsatz sehr früh sehr viel für das eigene Kind tun, egal welcher Schicht sie angehörten.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, das besonders die ersten Lebensjahre für die Grund­steinlegung vieler Fähigkeiten und Fertigkeiten von Bedeutung sind. Man weiß auch, dass in etlichen Elternhäusern den Kindern immer weniger Zuwendung zuteilwird und dass häufig der Bildschirm die Funktion eines Babysitters übernommen hat. Dadurch werden Bewegung und Ausprobieren, freies Spielen und das eigene Tun der Kinder behindert. Es gibt Untersuchungen, die davon ausgehen, dass nicht einmal mehr in jeder zweiten Familie vorgelesen, miteinander gespielt und gesungen wird. Trotzdem ver­drängt man aus falsch verstandener politischer Korrektheit allzu gern, dass bei der Bil­dung und Erziehung von Kindern nicht nur die Politik, sondern auch die Familien mit in die Pflicht genommen gehörten. „Nicht der Staat und seine Institutionen sind zuvörderst gefordert, sondern zunächst einmal jeder Vater und jede Mutter“, unterstreicht der VBE-Sprecher aus seiner Sicht eigentlich Selbstverständliches. „Dieses Elternrecht ent­bindet das Land nicht von der Pflicht, Schulen so zu gestalten, dass dort effizient gelernt und gelehrt werden kann und den jungen Menschen optimale Möglichkeiten für ein er­folgreiches und nachhaltiges Lernen geboten werde“, so der VBE-Sprecher.

VBE: Die Politik muss endlich mehr für die Grundschulen tun

Die Eingangsstufe ist das Fundament einer soliden Bildung

Stuttgart. Gemeinschaftsschulen, sterbende Hauptschulen, übervolle Realschulen sowie der Streit um das Gymnasium 2020 sind ständig in den Schlagzeilen. „Über die rund 2500 Grundschulen im Land wird nicht einmal gesprochen, geschweige denn, dass ihnen Unterstützung zuteilwird“, beklagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg und macht sich für eine Aufwertung der Grundschulen stark. Dafür müsse die Politik in die Pflicht genommen werden.schüler malen im klassenzimmer

In den Grundschulen werden komplexe kindliche Lernprozesse und vielfältige Kompe­tenzen von Schülern gestärkt sowie Strategien zum gemeinsamen und individuellen Lernen vermittelt. Ziel sei es, so der VBE-Sprecher, in der Grundschule die Grundlage für ein erfolgreiches „lebenslanges Lernen“ zu legen. Der VBE bejaht den Leistungsan­spruch der Grundschule ausdrücklich, denn Kinder wollen etwas leisten und freuen sich über jeden Lernfortschritt, den sie selber feststellen können oder der ihnen bestätigt wird. Dafür werden aber ausreichende Lehrerstellen – auch für Krankheitsvertretungen, für Arbeitsgemeinschaften sowie für differenzierende Stütz- und Förderstunden drin­gend benötigt. Hier ist an den Grundschulen noch vieles im Argen.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament ist nicht nur beim Hausbau von Bedeu­tung“, so der VBE-Sprecher. Wer eine verlässliche Grundschule will, ob mit oder ohne Ganztagseinrichtung, muss eine ausreichende Lehrerstundenzahl zur Verfügung stellen. Es könne nicht sein, so der VBE-Sprecher, dass die Verlässlichkeit der Grundschule nur dann funktioniere, wenn die Lehrkräfte regelmäßig Mehrarbeit leisteten, also Überstun­den machten, wovon die ersten drei nicht einmal bezahlt würden.

Die Öffentlichkeit diskutiert ständig über alle anderen Schularten. Nur weil die Grund­schullehrkräfte unaufgeregt solide Arbeit ablieferten und nicht ständig in den Schlag­zeilen der Presse stünden, dürfen sie nicht so sträflich vernachlässigt werden. Eine grö­ßere Lehrerreserve, Differenzierungsstunden – die Grundschule hat als einzige Schulart keine Poolstunden(!) -, Arbeitsgemeinschaften sowie eine Angleichung der Deputate und Besoldung an die der anderen Schularten seien längst überfällig, fasst der Sprecher die VBE-Forderungen zusammen.

Beifall für den Kultusminister vom VBE für die Ankündigung, Musik in der Grundschule wieder eigenständig zu machen

Stuttgart. Mit Befriedigung und Wohlwollen hat man beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg die Ankündigung des Kultusministers im Landtag aufgenommen, das Unterrichtsfach „Musik“ in der Grundschule künftig wieder eigenständig zu machen und nicht mehr im Fächerverbund zu führen.

Nach der letzten Bildungsplanreform gingen in der Grundschule Musik, Kunst und Handarbeit im Fächerverbund „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) auf. Dadurch gab es mit Einführung der zurzeit aktuellen Bildungspläne die Fächer Musik und Bildende Kunst an Grundschulen nicht mehr.

„Da die Musik in dem Fächerverbund aufgegangen oder – je nach Standpunkt – un­tergegangen ist, ließ sich auch der Bedarf an professionellen Musikpädagogen amt­licherseits besser kaschieren“, moniert der VBE-Sprecher. Aus gutem Grund sei das Fach Musik – wie auch Kunst – weder an der Realschule noch am Gymnasium vom Stundenplan verschwunden, da grundsätzlich solides Basiswissen notwendig sei, bevor man interdisziplinär arbeiten könne.

Schon bisher galten Musik, Bildende Kunst und Sport bei vielen lediglich als schmü­ckendes Beiwerk des von Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen beherrschten Stundenplans, als „Entspannungsinseln“ für die vom Lernen in den „richtigen“ Unter­richtsfächern gestressten Schüler. Das Bündeln zu Fächerverbünden hatte diesen Trend noch verstärkt, auch wenn in der Summe keine einzige Stunde gegenüber der alten Stundentafel verloren gegangen war. Trotzdem hatte der musisch-ästhetische Bereich an den meisten Schulen weiter an Bedeutung verloren, und das machte diese spürbar är­mer.

Der VBE freue sich nun, dass das beharrliche Bohren eines vermeintlich dicken Bret­tes doch noch zum Erfolg geführt habe, so der VBE-Sprecher. Dem Kultusminister sei der Beifall dafür jetzt von Herzen gegönnt. Übrigens: ein Erfolgserlebnis, das in Zeiten knapper Haushaltsmittel wirklich äußerst preisgünstig erzielt werden konnte.

VBE: Ferienzeit ist meist auch Fernsehzeit

Besser: Bilderbuch statt Bildschirm für Kinder

Stuttgart. Sprachentwicklungsstörungen zeigen sich schon früh im Kindergarten und setzen sich in der Grundschule fort, wenn Eltern und Erzieher nicht gezielt ge­gensteuern, warnt der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Kinder, die von klein auf ständig vor dem Fernsehapparat „geparkt“ würden, griffen spä­ter seltener zu einem Buch, um zu lesen und den Wortschatz zu erweitern.

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Früher ließen Deutschlehrer ausschließlich wertvolle Kinder- und Jugendliteratur gelten, schimpften über sogenannte Schundliteratur und die Sprachverhunzung in Comic-Heftchen („hechel, lechz, grummel, boing“). Heute sind Lehrer über jeden „buchstabenscheuen“ Schüler froh, der außerhalb des Klassenzimmers freiwillig Texte liest – und sei es die oft geschmähte Heftchen-Literatur, so der VBE-Spre­cher. Immer mehr habe der Bildschirm daheim das gedruckte Wort verdrängt.

Kinder und Jugendliche bekommen über den Fernsehapparat und das Internet die ganze Welt in bunten Bildern frei Haus geliefert, können aber immer weniger mit Worten ausdrücken, was sie gesehen haben. Sprachentwicklungsstörungen bei Vor­schul- und Grundschulkindern haben deutlich zugenommen, sorgt man sich beim VBE. Jedes fünfte Kind – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – hat mehr oder weniger mit Sprachproblemen und Spracharmut zu kämpfen.

Kinder können im Unterricht keine Geschichten aufschreiben, wenn ihnen dafür die Wörter fehlen. Aufsatzerziehung in der Schule funktioniert nur, wenn auch der nötige Wortschatz vorhanden ist. Eltern könnten ihre Kinder deutlich mehr äußerst kostengünstig fördern, wenn sie ihnen sehr früh regelmäßig vorlesen würden, dar­über redeten und lieber öfter Bilderbücher als den Bildschirm anböten.

Es ist nicht originäre Aufgabe eines Fernsehapparats, den Nachwuchs „ruhig zu stellen“. Der Bildschirm ist kein Babysitter und kein Elternersatz. Medienkompe­tenz kann sich nur durch Nachdenken und Reden über das Gesehene herausbilden. Dafür benötigen Kinder kompetente Erwachsene als Ansprechpartner. „Wenn Kin­der täglich mehrere Stunden vor dem Fernsehapparat zubringen, bleibt einfach zu wenig Zeit, die Umwelt auf eigene Faust zu erkunden“, beklagt der VBE-Sprecher. Diese wichtigen Erfahrungen aus erster Hand fehlten den Schülern heute immer mehr. Das Kind könne im Fernsehen zwar eine Blume in Großaufnahme sehen, aber sie weder anfassen noch daran riechen.

VBE: Grün-Rot vernachlässigt weiterhin die Kleinen

Wo bleibt die Unterstützung für die Grundschulen?

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss bereits in Kindertagesstätten und in der Grund­schule anfangen“, fordert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg. Die Abhängigkeit des Schulerfolges von der sozialen Herkunft zeige sich nämlich nicht erst bei den Abschlüssen, son­dern bereits in der Grundschule. Alle Kinder sollten möglichst früh eine opti­male Bildung und Erziehung genießen dürfen. Trotzdem warteten die Grund­schulen bis heute vergebens auf mehr Unterstützung durch die Politik.

Auch im laufenden Schuljahr ist wieder keine einzige Poolstunde für Klassenleh­rerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen gegangen, fehlen weiterhin Vertretungslehrkräfte, pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften wie Schul­chor und Theater sowie differenzierende Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben weiterhin ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichtigung. Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikun­terricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religionsunterricht besuchen, wird in dieser Legislaturperiode aus Ressourcen- und damit Kostengründen wohl nicht mehr umgesetzt.

Die von der SPD immer wieder zu recht angeprangerten hohen Kosten für priva­te Nachhilfestunden fallen in einem nicht unerheblichen Maße bereits bei Grund­schülern an. Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ist zwar viel Druck von Schülern und Grundschullehrern genommen worden, trotz­dem wollen Eltern nicht tatenlos zusehen, wenn Zeugnisnoten in den Keller rut­schen und buchen – mangels fehlender schulischer Hilfsangebote – zusätzlich teure private Nachhilfestunden für ihre Kinder. Hilfe wurde von der Politik bisher immer nur versprochen, aber noch nicht richtig umgesetzt, wenn man einmal von der mo­deraten Zunahme der Ganztagesgrundschulen absieht. Ansonsten hängt die Bil­dung der Grundschüler nach wie vor vom Geldbeutel der Eltern ab.

Lob bekommt das Kultusministerium vom VBE für die Ankündigung, die erfolg­reich arbeitenden 194 Bildungshäuser (Verzahnung von Kindertagesstätten und Grundschulen) weiterhin wenigstens noch für ein Jahr finanziell zu unterstützen.

VBE: Wieder einmal haben die Schulen den Schwarzen Peter

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht in der vom Kultusministerium vorgeschlagenen Umwandlung von Lehrerstunden in Geld („Monetarisierung“), um Angebote von Musikschulen, Sportvereinen, Verbänden oder Einzelpersonen einkaufen zu können, eine nette Geste. Angesichts viel zu knapper Ressourcen der Schulen könne man darin auch den Versuch sehen, die unzureichende Finanzierung des Ganztagesbetriebs zu kaschieren.

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Schulen und Vereine partizipieren gleichermaßen vom Ganztageskonzept. So können die Schulen Lehrerwochenstunden in Geldmittel umwandeln und damit Angebote von Musikschulen, Sportvereinen, Verbänden oder Einzelpersonen finanzieren“, wird diese Neuerung in der Pressemitteilung des Kultusministeriums gelobt. Die Schulleiterinnen und Schulleiter könnten bis zur Hälfte der zusätzlichen Lehrerwochenstunden für den Ganztagsbetrieb in Geldmittel umwandeln. Das klingt gerade so, als dürften die Schulen überzählige Lehrerstunden auf einer Zeitsparkasse anlegen, die bei Bedarf diese Stun­den einfach in Geld umwandelt und wieder abbucht und so den Ganztagesbetrieb an der Schule bequem ermöglicht.

An den Schulen herrscht eher ein Mangel als ein Zuviel an Lehrerstunden. Eltern klagen über den viel zu großen Unterrichtsausfall. Und da sollen die Schulen die ohnehin schon knappen Lehrerstunden auch noch „monetarisieren“, um das politisch gewollte Konzept erfolgreich umzusetzen, so der VBE-Sprecher.

Wäre es nicht vielmehr Aufgabe der Politik, den Schulen verlässlich die Rahmenbe­dingungen zu schaffen, die die Realisierung des pädagogischen Konzeptes dauerhaft ge­währleisteten? So sei alles wieder einmal halbherzig durchgezogen worden! Ausbaden müssten es wie immer die Schulen, die man – wie so oft – mit den Problemen ziemlich alleine lasse. „Land, Städte und Kommunen haben den Schwarzen Peter an Schullei­tungen und Lehrer weitergereicht“, moniert der VBE-Sprecher. „Wer Ganztagesschulen will, muss die auch dauerhaft solide finanzieren.“