VBE skeptisch: Die Übergangsquoten auf Realschulen und Gymnasien steigen – aber auch die Abschlüsse?

Vor allem seit dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung dür­fen sich Realschulen und Gymnasien über eine erhöhte Nachfrage freuen. Eltern „versuchen“ trotz einer anders lautenden Empfehlung, ihrem Kind den höherwer­tigen Abschluss zu ermöglichen. Das Kultusministerium tut ein Übriges, indem es die steigenden Übergangszahlen – insbesondere von Kindern mit Migrationshin­tergrund – als Erfolg verkauft, so, als hätten die Schüler schon allein mit dem Übertritt auf das Gymnasium das Abitur bereits in der Tasche.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig
Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht mit Sorge, dass die Übergangsquoten auf die weiterführenden Schulen Jahr für Jahr statistisch penibel erfasst werden, nicht jedoch zu den an der gewählten Schulart realiter erreichten Ab­schlüssen in Korrelation gesetzt werden. Ein hoher Übergang auf das Gymnasium be­deutet eben nicht gleichzeitig das Ansteigen der Schüler mit erfolgreichem Abitur.

Mit einer Übergangsquote von 65 Prozent auf das Gymnasium liegt die Stadt Heidel­berg im oberen Bereich. Wenn in großen Städten wie Stuttgart oder Mannheim nicht einmal zehn Prozent der Kinder in einer Haupt- oder Werkrealschule angemeldet wer­den, spricht das jedoch nicht unbedingt für eine signifikante Steigerung des Leistungs­vermögens und Leistungswillens der anderen Schüler.

Von den Realschulen und Gymnasien hört man sehr deutlich, dass viele Schüler stark unterstützt werden müssen, um den Anforderungen überhaupt entsprechen zu können. „Die Schüler sind überfordert und besuchen die falsche Schulart“, heißt es dann schnell. Zu Recht fordern Realschulen und Gymnasien mehr Unterstützung bei dieser neu zu­sammengesetzten Schülerschaft. Heterogenere Klassen können nur mit mehr Zeit, inten­siverer Betreuung und damit auch mit kleineren Klassen auf Dauer erfolgreich sein.

In den Stufen 7 und 8 müssen einige Haupt-/Werkrealschulen sowie Realschulen zu­sätzlich neue Klassen bilden. Sogenannte „abgeschulte“ Schüler, die meist zum wieder­holten Male sitzengeblieben und somit an der gewählten Schulart „gescheitert“ sind, füllen plötzlich die Klassen in der Schulart, in die man das Kind nach der vierten Klasse eigentlich nicht stecken wollte. Statistiken darüber werden nicht geführt. „Sollte es dann gar keine Hauptschule mehr in der Region geben, weil sie sukzessive alle geschlossen worden sind, wird die neue Gemeinschaftsschule zum Auffangbecken der Gescheiter­ten“, mahnt der VBE-Sprecher und fordert, jetzt Zahlen auf den Tisch zu legen.

VBE: Zeigen, dass man seine Kinder liebhat, sich aber nicht deren Zuneigung mit Ostergeschenken erkaufen

Stuttgart. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht anlässlich des christlichen Osterfestes eine Möglichkeit, den Kindern zu zei­gen, dass man sie, so wie sie sind, als Person annimmt und lieb hat, warnt aber da­vor, sich die Zuneigung der Kinder durch überreichliche Ostergeschenke zu „er­kaufen“. Das verwirre Kinder nur und mache sie als Persönlichkeit nicht stärker, selbst wenn sie sich über Osterüberraschungen natürlich riesig freuen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Freuten sich Kinder „in der guten alten Zeit“ über gefundene Osternester, die bunt bemalte Hühnereier oder solche aus Schokolade enthielten, müssen es heute schon deut­lich größere und wertvollere Geschenke sein, die von den Ausmaßen her häufig in kein Osternest passen. Der moderne Osterhase hat in seiner Kiepe keine Eier, sondern Fahr­räder, Inlineskater, elektronische Geräte und Spielsachen, die Kinderherzen höher schla­gen lassen. Waren früher als „Zugabe“ zu den Eiern höchstens ein Paar bunte Söckchen oder ein Springseil mit im Osternest, werden Eier heute zu Beilagen zum eigentlichen Ostergeschenk.

Während die Kirchen mit Sorge die Abnahme des Interesses an christlichen Gepflo­genheiten und Bräuchen registrieren, freuen sich Handel und Gewerbe selbstverständ­lich über das „zweite, noch etwas kleinere Weihnachtsgeschäft“ im Frühling.

Der VBE warnt davor, sich die Liebe der Kinder mit einer Fülle von Ostergeschenken „zu erkaufen“. Materielle Verwöhnung wirke auf Dauer wie eine Droge und könne auch süchtig auf noch mehr machen, so der VBE-Sprecher. „Wichtiger ist es, dass sich Eltern anlässlich des Osterfestes wieder einmal mehr Zeit für die Kinder nehmen, ihnen zu­hören, sie reden lassen und gegebenenfalls mit ihnen etwas gemeinsam unternehmen.

Für Kinder sind Eltern – das zeigen Untersuchungen – nach wie vor die wichtigsten An­sprechpartner und gefragte Ratgeber – selbst in der Pubertät, wenn der innerfamiliäre Dialog schwieriger wird und nicht selten in einem Krach endet.

VBE mahnt erneut Ethikunterricht für Grundschüler an

Aus finanziellen Gründen darf Werteerziehung nicht verhindert werden

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss in der Grundschule anfangen“, sagt der Vorsit­zende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Dazu gehöre auch ein Ethikunterricht für alle Schüler, die nicht am Religionsunter­richt teilnehmen. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bildung und Erziehung genießen dürfen. Bis heute warten die Grundschulen vergeb­lich auf den in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebenen Ethikunterricht.

Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben nicht nur ohne alternative Bildungsangebote, sie sind für die Schulen auch eine echte Herausfor­derung, was die Beaufsichtigung betrifft. Denn auf der einen Seite hat man die ver­lässliche Grundschule, die verhindert, dass man Schüler in Randstunden vorzeitig nach Hause schicken darf, andererseits stehen den Schulen für „Nicht-Unterricht“ auch keine Lehrerstunden zur Verfügung.

Nicht einmal sinnvolle Stütz- und Förderkursstunden können alternativ für Grund­schüler angeboten werden, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. „Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religionsunterricht besuchen, ist schlichtweg aus finanziellen Gründen noch nicht umgesetzt worden“, kritisiert VBE-Chef Brand.

VBE: Lehrer sind keine Zitronen, die man bei Bedarf einfach ausquetschen kann

Stuttgart. „Gute Lehrer, denen ständig noch mehr Arbeit aufgebrummt wird, brechen plötz­lich zusammen und sind dann gar keine Lehrer mehr.“ Mit dieser deutlichen War­nung an die grün-rote Landesregierung reagiert der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, auf die per­manent steigenden Belastungen der Lehrerschaft, die besonders bei den Kol­leginnen und Kollegen an Gemeinschaftsschulen, an Sonderschulen, an Grundschulen und an den Realschu­len mit zunehmend heterogeneren Klassen schon an Selbstausbeutung grenzen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auf Kosten der Beamten werden ständig Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts durchgeführt. So mussten die Kollegien eine Kürzung des allgemeinen Ent­lastungskontingents hinnehmen, was gerade für engagierte Lehrer eine Mehrbelastung bedeutet. Brand wörtlich: „Lehrer sind keine Zitronen, die man je nach Bedarf ausquet­schen kann.“ Unter solchen Bedingungen werde es immer schwerer, einen motivierten und leistungsfähigen Lehrernachwuchs zu gewinnen.

Die Lehrer lehnen die Verschiebung der Pensionsgrenze und der Altersermäßigung ab. Sie benötigen im Gegenteil einen Ausbau der bisherigen Altersermäßigung, da Unterrichten immer schwieriger geworden ist. Die wenigsten Pädagogen erreichten heute bei stabiler Gesundheit die gesetzliche Altersgrenze.

Nach Auffassung des VBE ist es in hohem Maße unmoralisch, wenn die Landesre­gierung die vermeintliche Wehrlosigkeit von Beamten ausnützt und deren Status und Loyalität missbraucht. Lehrer haben in der Regel deshalb diesen Beruf ergriffen, weil ihnen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Freude bereitet, weil sie ihren Beitrag für eine gute Schule leisten wollen. „Diese Begeisterung für den Lehrerberuf, dieses Engagement, diese Einsatzfreude und die Bereitschaft, deutlich mehr als das übliche Maß zu leisten, werden zurzeit sehr auf die Probe gestellt“, kritisiert der VBE-Chef.

Mit der Ablösung der schwarz-gelben Vorgängerregierung durch Grün-Rot sei zu­nächst eine Aufbruchsstimmung durch das Land gegangen, „waren große Hoffnungen und Erwartungen verbunden, die mittlerweile einer großen Ernüchterung, um nicht zu sagen, einer tiefen Resignation gewichen sind“, so Brand. Es spreche für die Lehrkräfte, dass sie trotz allem tagtäglich gegen den Frust ankämpften und ihre Arbeit in den Schu­len weiterhin mit Herzblut machten. Auf Dauer gehe so etwas aber nicht

VBE begrüßt, dass die „Zwangsehe“ von Musik, Handarbeit und Kunst im Fächerverbund MeNuK wieder aufgelöst wird

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass Musik, Handarbeit und Bildende Kunst aus dem Fächerverbund „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) herausgelöst wird und wieder zu eigen­ständigen Unterrichtsfächern der Grundschule werden, wie es Kultusminister Andreas Stoch (SPD) auf der Jahrestagung des Landesverbands der Musikschulen auf Schloss Kapfen­burg (Ostalbkreis) bekannt gegeben hat.

Seit der Bildungsplanreform 2004 sind in der Grundschule Musik, Kunst und Hand­arbeit im Fach „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) enthalten. In der Hauptschule wurden damals Musik, Sport und Kunst zum Fächerverbund „MSG“ zusammengefasst. Somit gab es nach der Einführung der neuen Bildungspläne die Fächer Musik und Bil­dende Kunst an den Grund- und Hauptschulen überhaupt nicht mehr. Da die Musik in den Fächerverbünden aufgegangen oder – je nach Standpunkt – untergegangen sei, konn­te auch der Bedarf an Musikpädagogen besser kaschiert werden, moniert der VBE-Spre­cher.

Die für Schüler meist hoch motivierenden Noten der sogenannten „Nebenfächer“ Handarbeit, Musik und Zeichnen verschwanden völlig zu Gunsten des Fächerverbunds MeNuK, wo es eine Gesamtnote gab. Durch die zusammengerechneten Zensuren wur­den unterschiedliche Schülerleistungen nivelliert. In Handarbeit mangelhaft, in Musik sehr gut gab die MeNuK-Note befriedigend, eine wenig aussagekräftige Durchschnitts­note.

Aus gutem Grund werden Musik und Kunst an der Realschule und am Gymnasium weiterhin als Einzelfächer erteilt, da grundsätzlich ein solides Fachwissen notwendig ist, bevor man interdisziplinär arbeiten kann.

Schon seither galten Musik, Handarbeit und Bildende Kunst aus Sicht vieler lediglich als schmückendes Beiwerk in der Schule, als Erholung für die vom „richtigen“ Lernen in den Hauptfächern Deutsch und Mathematik gestressten Schüler. Das Bündeln zu einem Fächerverbund habe diesen Trend verstärkt, selbst wenn in der Summe keine ein­zige Stunde gegenüber der alten Stundentafel verloren gegangen sei, beklagt der VBE-Sprecher. Der musisch-künstlerische Bereich habe durch den Fächerverbund klar an Bedeutung verloren. Diesen Fehler jetzt rückgängig zu machen, zeuge von Einsicht und Größe.

VBE: Gemeinschaftsschulen bevorzugen selbstorientiertes Lernen

Lehrer, die auch frontal unterrichten, müssen kein schlechtes Gewissen haben

 Stuttgart. Zu den Vorzügen der Gemeinschaftsschule gehört ein andersartiges Lernen. Mit einem gewissen Stolz wird auf den Werbeveranstaltungen für diese neue Schulart verkündet, dass der viel geschmähte Frontalunterricht dort nicht mehr stattfindet, und wenn doch, nennt man ihn euphemistisch „Inputphase“. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wendet sich gegen eine grundsätzliche Abwertung des Frontalunterrichts in der Öffentlich­keit. Dieser habe selbst im modernen Unterricht in wohldosierter Form seine Berechtigung und sei nicht per se Teufelszeug, behauptet der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Der professionelle Umgang mit individuellem und kooperativem Lernen, mit Frei­arbeit, Gruppenunterricht, Lerntheken, Partnerarbeit, Stationenlernen und Wochen­plan gehört heute zum Standardrepertoire einer modern ausgebildeten Lehrkraft – und zwar an allen Schularten, nicht nur an Gemeinschaftsschulen. Ein gut vorbereiteter und interessant dargebotener Frontalunterricht, der nicht über die Köpfe der Schüler hinweg erfolgt, sondern diese mit einbindet, ist nicht minder erfolgversprechend für den Lernzuwachs als ein Unterricht, der ausschließ­lich auf das selbstorientierte Lernen und auf Teamarbeit am Gruppentisch setzt. Auch Frontalunterricht, also lehrerzentrierter Unterricht, könne in hohem Maße an den Schülern ausgerichtet und damit pädagogisch äußerst wertvoll sein, vor allem dann, wenn auch der entsprechende Lernzuwachs dokumentiert werden könne, so der VBE-Sprecher.

In der Schule bewahrheite sich die alte Lebensweisheit, dass es auf die richtige Dosis und auf eine gute Mischung ankomme. Was für die Zusammensetzung der Klasse gelten soll, nämlich eine möglichst bunte Vielfalt, müsste auch für die Me­thoden der Lehrkraft Gültigkeit haben. Nicht umsonst machten sich die Pädagogen bei der Unterrichtsvorbereitung gründlich Gedanken, welche Methode sich am bes­ten für die jeweiligen Stundeninhalte eigne. Dabei könne zuweilen sogar Frontalun­terricht ein Mittel der ersten Wahl sein – selbst in einer Gemeinschaftsschule.

In der Öffentlichkeit werde im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vor­züge der Gemeinschaftsschule Frontalunterricht eher als ein großes Übel darge­stellt. „Abwertende Bemerkungen über Lehrer, die, didaktisch-methodisch begrün­det, von Zeit zu Zeit frontal unterrichten, sind schlichtweg deplatziert“, kritisiert der VBE-Sprecher.

VBE zum Weltfrauentag: Schulen benötigen keine Frauenquote

 

Weiblicher Anteil der Lehrkräfte besonders an Grundschulen sehr hoch

Stuttgart. Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März bezeichnet der Sprecher des Verban­des Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg den immer wieder gern gescholtenen Öffentlichen Dienst als lobenswertes Vorbild für die Gleichstellung von Mann und Frau. Der VBE sieht bei der Besoldung der Lehrkräfte den Öffent­lichen Dienst als wesentlich fortschrittlicher an als die freie Wirtschaft, wo Frauen wegen ihres Geschlechtes Monat für Monat auf dem Gehaltszettel diskriminiert werden. „Alle Lehrkräfte einer Laufbahngruppe, ob männlich oder weiblich, wer­den in die gleiche Besoldungsstufe eingruppiert und erhalten gleichen Lohn für gleiche Arbeit“, so der VBE-Sprecher.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Von den vielfältigen Möglichkeiten der Teilzeitarbeit und der Beurlaubung profitieren insbesondere Lehrerinnen, die so leichter Schule und Familie unter einen Hut bringen können. Auch hier ist der Öffentlichen Dienst Vorreiter in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit ein Wegweiser für Industrie, Handel und Gewerbe gegen die Benachteiligung von Frauen.

Schon lange haben die Frauen auf dem Bildungs- und Erziehungssektor die absolute Mehrheit erobert. Männer sind vor allem im Elementar- und Primarbereich eher die Ausnahme. In Baden-Württemberg ist mit rund 90 Prozent der Frauenanteil an den Se­minaren für Grundschullehrkräfte am höchsten, dicht gefolgt vom Sonderschulbereich. Männer, die in einer Kindertagesstätte oder in der Grundschule arbeiten, haben Selten­heitswert. „Immer noch genießt die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich wenig Anse­hen“, moniert der VBE-Sprecher. Wer Männer als „Kindergärtner“ oder Grundschul­lehrer gewinnen wolle, müsse das Berufsbild Erzieher und Lehrer aufwerten und attrak­tivere Arbeitsbedingungen anbieten. Dies beinhaltete eine bessere Besoldung und die Möglichkeit des beruflichen Aufstieges, was wiederum auch allen Frauen zu Gute käme, die in Führungspositionen im Schuldienst in der Tat unterrepräsentiert seien, so der VBE-Sprecher. Während Mediziner oder Juristen stolz auf ihre Profession seien, zeigten Lehrer eher Zurückhaltung und outeten sich in Gesellschaft ungern als solche. Mit verantwortlich für diese Zurückhaltung der Pädagogen sei, dass Lehrer als Berufs­gruppe öffentlich immer wieder genüsslich demontiert werden. „Von der Schule erwar­tet man die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme, traut aber im Grunde genommen den Lehrern nur wenig oder gar nichts zu“, bedauert der VBE-Sprecher.

VBE rät Landesregierung, den Fokus weg von der Gemeinschafts­schule und mehr auf die vernachlässigten Grundschulen zu richten

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss bereits in Kindertagesstätten und in der Grund­schule anfangen und nicht erst in den Gemeinschaftsschulen“, sagt der Vorsit­zende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Die Ab­hängigkeit des Schulerfolges von der sozialen Herkunft zeige sich schon vor und in der Grundschule. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bil­dung und Erziehung genießen dürfen. Trotzdem warteten die Grundschulen immer noch vergebens auf die Hilfe der grün-roten Koalitionäre.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch im laufenden Schuljahr ist wieder keine einzige Poolstunde für Klassenleh­rerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen gegangen, fehlen weiterhin Vertretungslehrkräfte, um die vorgeschriebene Verlässlichkeit der Grundschule zu garantieren, gibt es kaum Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie ausreichende Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsun­terricht teilnehmen, bleiben ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichti­gung. Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kin­der, die keinen Religionsunterricht besuchen, wird deshalb nicht umgesetzt, weil er zu viele Lehrerstunden kostet und Grün-Rot diese lieber streicht statt investiert.

Eltern zahlen aus der eigenen Tasche private Nachhilfestunden für ihre Kinder, weil Bildungsgerechtigkeit eben auch Geld kostet. Das können sich jedoch nicht alle Eltern finanziell leisten. Hilfe wurde von der Landesregierung bisher immer nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Deshalb hängt die Bildung der Grund­schüler nach wie vor nicht nur von der Herkunft, sondern auch vom Geldbeutel der Eltern ab.

„Bevor das von der SPD geführte Kultusministerium Anerkennung von Lehrern und Eltern bekommen kann, muss noch einiges getan werden. Der Kultusminister bemüht sich redlich, benötigt jedoch die Unterstützung des Finanzministers“, sagt VBE-Chef Brand. Die Grundschulen seien jetzt und nicht irgendwann auf die Hilfe durch die Politik angewiesen. „Es wäre an der Zeit, den bildungspolitischen Fokus von den ständig in den Schlagzeilen stehenden Gemeinschaftsschulen mehr auf die bisher sträflich vernachlässigten Grundschulen zu lenken“, so Brand.

VBE: Es ist ein Unding, die Grundschulempfehlung freizugeben und überforderte Schüler dann nicht zu unterstützen

Stuttgart. Grün-Rot schaffte 2012 die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ab. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk will das nicht wieder rückgängig machen, auch nicht nach einem angestrebten Regierungswechsel. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg appelliert an alle Politiker, spürbar mehr für die Schüler zu tun, die trotz aller Bemühungen den Anforderungen der von ihren Eltern ausgewählten Schulart nicht genügen können und sonst scheitern müssten.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In diesen Tagen haben Viertklässler die Grundschulempfehlung für die weiterführenden Schulen erhalten. Während diese „Empfehlung“ früher einem Marschbefehl glich, kön­nen Eltern seit dem Wechsel von Schwarz-Gelb auf Grün-Rot auch anders entscheiden, als die Grundschullehrer empfohlen haben. Die Empfehlung muss der aufnehmenden Schule nicht mehr vorgelegt werden.

Die Freigabe der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat dazu geführt, dass sich Schüler mit einer Hauptschulempfehlung verstärkt auf Realschulen, sogar auf Gymnasien anmelden. Gleichzeitig gibt die Politik aber zu wenig Unterstützung für die von ihr verursachte „bunte Mischung“ in den fünften Klassen. So hat sich die Zahl der Sitzenbleiber in den Eingangsklassen der Realschulen innerhalb eines Jahres verdrei­facht. Während es an Gemeinschaftsschulen kein Sitzenbleiben gibt, scheitern heillos überforderte Fünftklässler an Realschulen und Gymnasien und werden schließlich „ab­geschult“.

„Man kann nicht Dämme einreißen, die Schüler dann aber ohne nennenswerte Hilfe ih­rem Schicksal überlassen“, kritisiert der VBE-Sprecher. Die Schulen hätten in den bei­den letzten Jahren nicht mehr, sondern sogar weniger Lehrerstunden für Stütz- und Fördermaßnahmen erhalten.

„Die Grundschullehrkräfte spüren nun deutlich weniger Druck von Seiten der Eltern; die Probleme der Schüler haben sich jetzt auf die Realschulen und Gymnasien verla­gert“, moniert der VBE-Sprecher und fügt bedauernd hinzu: „Auf zusätzliche Hilfe für diese Schüler warten die Schulen jedoch bisher vergebens. Viele Lehrer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.“

VBE: Nicht die Anzahl macht`s, sondern ausschließlich die Qualität

Es ist richtig, dass nicht jede Schule Gemeinschaftsschule werden kann

Zumeldung zur Pressemitteilung Nr. 8/2014 des Kultusministeriums

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Freude des Kultusministers über die 81 neuen Gemeinschaftsschulen der dritten Tranche bei insgesamt 109 Anträgen nachvollziehen, warnt aber vor zu viel Euphorie. „Nicht die Anzahl der Schulen macht`s, sondern ausschließlich deren Qualität“, mahnt VBE-Landeschef Gerhard Brand und stellt ernüchternd fest, dass sich wieder nur sehr wenige Realschulen und gar kein Gymnasium auf den Weg zur Gemeinschaftsschule gemacht haben.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Das Kultusministerium solle auch nicht überbewerten, dass sogar 21 CDU-Bürgermeis­ter die Gemeinschaftsschule beantragt haben. Das seien in der Regel keine „Überzeu­gungstäter“, sondern diene ausschließlich der Standortsicherung, so der VBE-Chef. Noch im Januar hatte der Kultusminister selbstkritisch angemerkt, dass man nicht zu­frieden sein könne, wenn von den Fünftklässlern einer Gemeinschaftsschule lediglich 10 Prozent eine Gymnasialempfehlung haben. Zum Gelingen von Gemeinschaftsschule trägt in erheblichem Maße eine gute Durch­mischung der Lerngruppen bei. Deshalb müssen auch nicht die Konzepte der neuen Schulart inhaltlich besser erläutert und bekannter gemacht werden, wie es der Kultus­minister immer wieder fordert; sondern die Rahmenbedingungen der Gemeinschafts­schule deutlich verbessert werden.

„Man kann nicht die Schullandschaft umkrempeln wollen und dann nur begrenzt Geld da­für in die Hand nehmen“, sagt der VBE-Chef. Schulische Innovationen benötigten die entsprechende finanzielle und sächliche Unterfütterung sowie deutlich mehr Perso­nal, das nicht permanent bis zur Erschöpfungsgrenze belastet werden dürfe. „Der Ar­beits- und Gesundheitsschutz gilt für alle Schularten“, unterstreicht Brand.

Die Gemeinschaftsschule soll bereits ab der fünften Klasse alle Bildungsgänge bein­halten mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife und Abitur einschließlich einer zweiten Fremdsprache – und das alles in einer Lerngruppe ohne jegliche äußere Differenzierung. Obendrein müssen dabei hochbegabte Gymnasiasten und Schüler mit sonderpädagogi­schem Förderbedarf gleichermaßen berücksichtigt werden – und das laut Organisations­erlass bei lediglich einer zugeordneten Lehrkraft und bei einem Klassenteiler von 28 Schülern pro Lerngruppe. Damit sind sowohl Schüler als auch Lehrer auf Dauer über­fordert.