VBE: Mehr Post für den Ministerpräsidenten

Lehrerverband startet landesweit große Postkartenaktion

Stuttgart. „Schreib mal wieder!“ war ein Slogan der Deutschen Bundespost, und dabei dach­te man weder an SMS noch an E-Mails. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat dieses Motto aufgegriffen und mit einer landeswei­ten Postkartenversandaktion an die Schulen Lehrer aufgefordert, jetzt dem Minis­terpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) zu schreiben und ihn zu bitten, sich als verantwortungsvoller „Landesvater“ mehr für Kinder, Eltern, Lehrer und Schulen einzusetzen, als er das bisher zu tun erahnen ließ.

Neben einem kleinen Textfeld für freie Meinungsäußerungen stehen auf der vorge­druckten Postkarte an das Staatsministerium in Stuttgart vier Forderungen, die der Mi­nisterpräsident des Landes nach Auffassung der Absender jetzt umsetzen soll:

  • Verwenden Sie den Haushalts-Milliardenüberschuss endlich und wirklich für Ihr Wahlkampfversprechen: „Vorrang für Bildung!“
  • Keine weiteren Lehrerstellen-Streichungen!
  • Schluss mit den unablässigen Kürzungsbeschlüssen bei den Beamten und insbe­sondere den Lehrerinnen und Lehrern, dem Kern der Bildung!
  • Kein Missbrauch von mehreren hundert Millionen Euro Haushaltseinsparungen durch Kürzungen bei den Beamten zugunsten grün-roter Wahlgeschenke!

Das Land Baden-Württemberg hat in den Jahren 2012 und 2013 über 1,3 Milliarden Euro Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet. In den gleichen Jahren hat die grün-rote Lan­desregierung trotz bester Haushaltslage die massivsten Kürzungen und Stellenstreichun­gen bei der Lehrerschaft seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg beschlossen und zu großen Teilen im Umfang von mehreren hundert Millionen Euro auch schon umge­setzt. „Der Unmut an den Schulen wächst“, versichert der VBE-Sprecher. Der Bil­dungsaufbruch mutiert nach Auffassung vieler Betroffener eher zu einem Bildungsstein­bruch. „Mit der vorformulierten Postkarte kann jede Lehrkraft im Land den Forderun­gen des VBE nach mehr Investitionen in Bildung, Schule und Lehrerschaft schnell, kos­tengünstig und – so hoffen alle Beteiligten – auch möglichst nachhaltig Nachdruck ver­leihen“, so VBE-Sprecher Michael Gomolzig.

VBE-Hauptvorstand: Die Arbeit der Lehrer hat zugenommen, die schulischen Rahmenbedingungen sind schlechter geworden

Pforzheim/Stuttgart. Der Hauptvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg schlägt Alarm. Die Arbeit der Lehrer verlagere sich immer mehr weg vom eigentlichen Kerngeschäft – dem Unterricht – hin zur regelmäßigen Teilnahme an Steuerungsgruppen für Schulentwicklung, Vorbereitungssitzungen und Durch­führung von Evaluation und zu mehr zeitaufwändigen Gesprächen über Schüler. „Heute reden die Lehrer nicht nur mit den Eltern über das Kind“, so VBE-Lan­deschef Gerhard Brand, „sondern auch mit dessen Ergotherapeuten, der Familien­helferin, dem Nachhilfe- oder Beratungslehrer, der Logopädin, dem Kinderarzt.“

Sprach der Lehrer früher über die Probleme eines Schülers ausschließlich mit Vater oder Mutter, so schalten sich heute meist auch noch die jeweiligen neuen Lebenspartner der zwischenzeitlich getrennt lebenden Eltern ein. Zusätzlich nehme der Pädagoge – in der Regel auf Wunsch der Erziehungsberechtigten – Kontakt auf mit dem Hausarzt, dem Neurologen, der Familienhelferin des Jugendamtes und dem Schulsozialarbeiter, dem Leiter des Nachhilfeinstituts, bei dem das Kind am Nachmittag gefördert wird, sowie dem Psychologen und dem oder den Therapeuten des Schülers. Lehrer wenden bei bis zu 30 Schulkindern pro Klasse sehr viel Zeit für diese Kontakte auf. Zusätzlich inves­tieren Lehrer viel Zeit, um die notwendige Schulentwicklung voranzutreiben. „Die Er­stellung eines umfangreichen pädagogischen Konzeptes zur Einrichtung einer Gemein­schaftsschule erfordert zusätzlich vollen Einsatz – neben der regulären Unterrichts- und Beratungstätigkeit“, moniert Brand. Das durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung veränderte Übergangsverhalten auf weiterführende Schulen ist für Pädagogen eine weitere Herausforderung und macht die Teilnahme an zusätzlichen Fortbildungsveranstaltungen nötig.

Gleichzeitig haben sich die schulischen Rahmenbedingungen verschlechtert. Die von der Vorgängerregierung noch geplante weitere Absenkung des Klassenteilers wurde ge­stoppt. Die Versorgung mit Vertretungslehrern ist nicht spürbar besser geworden. Nach wie vor übernehmen Pädagogen im Krankheitsfall eines Kollegen zusätzlich Unterricht, legen Klassen zusammen oder beaufsichtigen gleichzeitig zwei Klassen. Diese Stunden tauchen in keiner Statistik als ausgefallen auf, belasten die Lehrer auf Dauer aber spür­bar. Obendrein werden Eingriffe an der Altersermäßigung vorgenommen, wird die Le­bensarbeitszeit nach hinten verlängert. Das fördert den Unmut an den Schulen.

VBE: Mit den Schulbauförderrichtlinien von vorgestern kann man heute keine Schüler mehr für morgen fit machen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt die Aussagen von Prof. Peter Hübner gegenüber dpa, dass Schulen zu lang, zu groß und zu abweisend seien. „Mit den Schulbauförderrichtlinien der Nachkriegszeit kann man keinen modernen offenen Unterricht von heute machen“, beklagt VBE-Chef Gerhard Brand. „Wer Schule pädagogisch voranbringen will, sollte nicht nur Bildungspläne und die Lehrerausbildung auf den neuesten Stand bringen, sondern muss auch aus zuweilen schon museal anmutenden Schulräumen moderne Lern­werkstätten machen.“

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Es sei nicht nur notwendig, die neuesten bautechnischen Anforderungen an Un­fallverhütung und Brandschutz bei den Schulgebäuden zu berücksichtigen und umzu­setzen, sondern endlich auch die Größe und Ausgestaltung der Klassenzimmer, wie sie ein moderner Unterricht erfordert, sagt der VBE-Vorsitzende. Es reicht auch nicht, wenn das Land die Schulbauförderrichtlinien dahingehend erwei­tert hat, dass Küchen, Mensen und Räume für Betreuungsangebote förderfähig gewor­den sind. Wer Bildung für das 21. Jahrhundert anbieten will, darf sich nicht mit Klas­senzimmern begnügen, die noch zu Kaisers Zeiten als ausreichend galten. Selbstver­antwortetes Lernen, Arbeit in Gruppen und Projekten, jahrgangsgemischter Unterricht mit persönlich zugeschnittenen Bildungsplänen, Werkstattarbeit, Wochenpläne und Ganztagsangebote erfordern mehr Platz in den Klassenzimmern, mehr Räume zum Aus­weichen und variable Gestaltungsmöglichkeiten, um etwa Lerninseln oder Lerntheken einrichten zu können.

„Bei höchstens 66 Quadratmetern Klassenzimmerfläche für bis zu 30 Schüler kann die räumliche Freiheit der Lernenden nicht allzu groß ausfallen“, beklagt der VBE-Chef. Häufig machten sich Menschen oft mehr Gedanken über den Platz, den Tiere zur Verfügung haben müssen, als über die räumlichen Bedingungen, unter denen Schüler lernen sollen.

Natürlich kosten mehr, größere und schönere Räume entsprechendes Geld. Man kann aber in der Bildungspolitik nicht nur an einzelnen Schrauben drehen, um einen durch­schlagenden Erfolg zu erzielen. Eine gelungene Bildungsreform aus einem Guss müsse wirklich alle Ressorts mit einbeziehen, so Brand. „So etwas darf dann nicht am Geld scheitern.“

Gymnasium entwickelt sich zur „Haupt“-Schule

Zumeldung zur PM Nr. 4/2014 des Kultusministeriums

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass der Bildung ein höherer Stellenwert eingeräumt wird, dass Eltern immer mehr den bestmöglichen Abschluss für ihr Kind anstreben, sieht aber mit großer Sorge, dass dabei immer wieder nicht das Wohl des Kindes im Mittelpunkt der Überlegungen steht, sondern eher das soziale Prestige, die gesellschaftliche Aufwertung, die die Familie erfährt, wenn das Kind ein Gymnasium besucht. „Vor den Erfolg haben die Götter nicht nur den Schweiß gesetzt, sondern auch acht arbeitsintensive an­strengende Jahre, um das Abitur zu erlangen“, warnt der VBE-Sprecher.

Durch den erneute Anstieg der Gymnasialanmeldungen auf 44,6 Prozent geht diese begehrte Schulart immer mehr in Richtung „Haupt“-schule, wandelt sich zu einem echten Volksgymnasium. Da die Grundschulempfehlungen nicht vorgelegt werden müssen, tummeln sich in den Eingangsklassen etlicher Gymnasien auch Schüler, die vom Start weg bereits heillos überfordert sind.

Der ständige Lobgesang auf die Gemeinschaftsschule wirke fast schon etwas pein­lich, stellt der VBE-Sprecher fest. Die „starke Zunahme“ der Anmeldungen an der Gemeinschaftsschule auf 5,7 Prozent beinhalte noch wirklich sehr, sehr viel Luft nach oben. Mit der Gemeinschaftsschule soll die bildungspolitische Quadratur des Kreises gelingen. „Wie das unter dem Diktat des Rotstifts auf Dauer gut gehen kann, ohne dass dabei Schüler, Lehrer und der Leistungsgedanke unter die Räder kommen, bleibt zurzeit noch ein großes Rätsel“, sagt der VBE-Sprecher.

VBE: Gemeinschaftsschule überfordert momentan noch alle

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Sorge der Gymnasiallehrer um den Fortbestand des traditionsreichen Gymnasiums sehr gut verstehen. Mit Einführung der Gemeinschaftsschule, die alle Bildungsgänge beinhaltet, wird aus Sicht deren Anhänger das Gymnasium im Prinzip überflüssig.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Dadurch, dass der Gemeinschaftsschule, politisch gewollt, eine Aura des Fort­schrittlichen verliehen wird, geraten alle Sympathisanten der bisherigen Schular­ten automatisch in den Dunstkreis der Ewiggestrigen“, moniert der VBE-Spre­cher. Aber noch habe die Gemeinschaftsschule den Praxistest nicht bestanden. Sie zehre momentan ausschließlich von den Vorschusslorbeeren und dem zusätzlichen außerge­wöhnlichen Engagement der dort unterrichtenden Lehrkräfte.

Die Grundschule ist schon lange eine Gemeinschaftsschule par exellence. An dieser Schulart werden alle Schüler ganz selbstverständlich gemeinsam unterrichtet, ist die reiche Vielfalt der Begabungen abgebildet. Der Unterschied zur Gemeinschaftsschule ist aber der, dass die Grundschule zu einem Abschluss führt („Der Schüler hat das Ziel der Grundschule erreicht“), die Gemeinschaftsschule jedoch bereits ab Klasse 5 alle Bil­dungsgänge – Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur mit mindestens einer zweiten Fremdsprache – in einer Lerngruppe ohne jegliche äußere Differenzierung abbilden soll. Obendrein müssen dabei Hochbegabte und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbe­darf berücksichtigt werden – und das bei einem Klassenteiler laut Organisationserlass von 28 Schülern pro Lerngruppe und lediglich einer Lehrkraft. „Damit sind sowohl Schüler als auch Lehrer auf Dauer überfordert“, so der VBE-Sprecher.

Die bisher anerkannte Realschule, die nach dem Willen von Grün-Rot gleichfalls aus der Schullandschaft verschwinden soll, führt zunächst zu  e i n e m  Bildungsabschluss, der mittleren Reife, und beinhaltet – wie beim Gymnasium auch – den Hauptschulab­schluss, wenn ein Schüler nach Klasse 10 versetzt worden ist. Das Abitur strebt man dann nach der Realschule an einem beruflichen Gymnasium an, oder auch nicht.

Mit der Gemeinschaftsschule soll die Quadratur des Kreises gelingen. „Wie das unter dem Diktat des Rotstifts auf Dauer gutgehen kann, ohne dass dabei Schüler, Lehrer und der Leistungsgedanke unter die Räder kommen, bleibt nicht nur dem VBE zurzeit noch ein Rätsel“, sagt der VBE-Sprecher. Die Grundidee einer Gemeinschaftsschule an sich sei famos; aber dafür müssten auch die Rahmenbedingungen stimmen und behutsame äußere Differenzierungen innerhalb der Lerngruppe möglich sein. Hier werde jedoch aus ideologischen Gründen weiterhin gemauert.

VBE hat eine deutlich andere Sichtweise zur Unterrichtsversorgung als der Minister

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Stuttgart. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg kann die Zuversicht des Kultusministers zur Lage an den Schulen nicht teilen. Die Unterrichtsversorgung ist aus Sicht des VBE vor allem an den Grund-, Haupt-, (Werk-)Real- und Sonderschulen keinesfalls zufrie­denstellend. Natürlich falle im Grundschulbereich rechnerisch nicht so viel Unterricht aus, weil diese Schulart für die Eltern eben eine „verlässliche“ sein soll. „Würden die Lehrer an den Grundschulen bei Erkrankungen von Kolleginnen nicht täglich Klimmzüge machen, wäre der Ausfall in der Sta­tistik deutlich höher“, versichert der VBE-Sprecher.

So übernehmen Grundschullehrkräfte im Krankheitsfall zusätzlich Un­terricht, legen Klassen zusammen oder beaufsichtigen gleichzeitig zwei Klassen. Diese Stunden tauchen in keiner Statistik als ausgefallen auf, be­lasten die Kollegien auf Dauer aber spürbar.

Nach wie vor fehlen Stütz- und Förderkurse, Arbeitsgemeinschaften, Un­terstützungsmaßnahmen bei einer Leserechtschreibschwäche (LRS) und Dyskalkulie, der Trainingsraum bei Unterrichtsstörungen. Die Wahrneh­mung des Kultusministers bei der Unterrichtsversorgung ist eine deutlich andere als die der Lehrer und Eltern an den Schulen, so der VBE-Sprecher.

VBE wünscht eine sachliche und faire Diskussion über die Leitprinzipien des neuen Bildungsplanes

Stuttgart. Den Vorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, erschreckt die Heftigkeit, mit der Befürworter und Gegner die Ergänzungen in den Leit­prinzipien des neuen Bildungsplanes zum Umgang mit sexueller Vielfalt angegangen sind. Brand mahnt eine Versachlichung der Diskussion an und ruft zu mehr Besonnenheit auf – in beiden Lagern.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, heißt es im Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. Jetzt soll im neuen Bildungsplan des Landes Baden-Württem­berg noch die sexuelle Vielfalt dazu kommen, die in der Wirklichkeit des rauen Alltags immer wieder auch zu Ausgrenzungen führt. „Du bist echt voll schwul“, ist ein leichtfertig abgegebenes Urteil über Mitschüler, oft ohne die Bedeutung der Aussage wirklich verstanden zu haben. „Insofern ist das Anlie­gen der grün-roten Landesregierung vom Ansatz her durchaus nachvollziehbar“, sagt Brand.

LSBTTIQ ist das Landesnetzwerk von lesbischen-schwulen-bisexuellen-transsexuellen-transgender-intersexuellen und queeren Gruppen, Vereinen und Initiativen. Auf diese sexuelle Vielfalt soll im kommenden Bildungsplan stärker eingegangen werden, als dies bislang der Fall war. Eine Internet-Pe­tition mit bisher weit über 100.000 Unterschriften wendet sich gegen diese Absicht des Kultusminis­teriums. Mit starken und deutlichen Worten treffen die Kommentare ein. „In einer Heftigkeit, die einen glauben lässt, es herrsche Krieg zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Internet-Petition“, so der VBE-Landeschef. Der Leittext in der Vorlage des Bildungsplans lese sich vernünftig. Es komme nun darauf an, was man daraus mache. „Was folgt in den Konkretisierungen?“ fragt Brand.

Die aktuelle Diskussion im Vorfeld sei wichtig, so der VBE-Vorsitzende, denn sie zeige die Spann­breite auf, in der diese Thematik diskutiert werde. Für den VBE stellt sich nicht die Frage, ob sexuelle Vielfalt ein Thema für die Schule ist, denn in der Gesellschaft ist sie schon lange angekommen. Schule muss diese Realität aufgreifen und abbilden. Brand: „Ich frage mich aber, bis in welche Tiefe die Ver­schiedenheiten sexueller Vielfalt eine Verortung in der Schule finden müssen. Und ich frage mich, ob man den Kindern nicht ein wenig Zeit lassen kann, bis sie so weit sind, um mit dem Thema Sexualität in dieser Intention in Berührung gebracht zu werden. Ich frage mich, ob wir bei der Debatte auch daran denken, dass es primär das Recht der Eltern ist, ihren Kindern die Welt zu erklären. Und denken wir auch daran, dass wir Eltern und Kinder verschiedener Glaubensrichtungen haben?“

Der VBE-Vorsitzende fasst zusammen: „Ich wünsche mir Besonnenheit und Umsicht. Ich wünsche mir eine sachlich faire Diskussion, bei der Befürworter und Gegner Respekt im gegenseitigen Umgang miteinander erkennen lassen. Man kann nicht auf der einen Seite Toleranz für diejenigen einfordern, die nicht in das landläufig übliche Familienbild eingeordnet werden können, aber gleichzeitig Men­schen, die eine andere Meinung zu den Lebensvorstellungen des Landesnetzwerks LBSTTIQ haben, als Weltfremde oder Fundamentalisten ausgrenzen. „Dadurch wird man unglaubwürdig“, so Brand.

Immer mehr Lehrer über Grün-Rot verärgert

Haltung bei Altersermäßigung als Zeichen geringerer Wertschätzung

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht die Lehrer im Land immer mehr als Zitronen, die Grün-Rot nur auspressen muss, wenn es mal wieder am Geld fürs Regieren fehlt. Ständige Sparbeschlüsse machen die be­sonders von Lehrern gewählte grün-rote Landesregierung mittlerweile immer un­beliebter.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Spürbare Kürzungen bei den Gehältern der Junglehrer und der Beihilfe im Krankheits­fall, die Verschiebung der Besoldungsanpassung, die Reduzierung der Anrechnungs­stunden für besondere Belastungen und jetzt das Sparen bei der Altersermäßigung zeigen, dass die Pädagogen bei Grün-Rot nicht die Wertschätzung erfahren, die sie sich eigentlich durch den Regierungswechsel erhofft hatten.

Auch die viel versprochenen Verbesserungen in der Bildungspolitik fallen sparsamer aus, als sie zuvor groß angekündigt worden waren. Mit einer langen „To-do-Liste“ macht der VBE deutlich, wie er sich die Unterstützung der Politiker für Schulen und Lehrkräfte vorstellt: Durch eine spürbare Senkung des Klassenteilers, der mit 30 Schü­lern in der Sekundarstufe und mit 28 in den Grund- und Gemeinschaftsschulen noch immer viel zu hoch ist; durch die Sicherstellung dringend benötigter Stütz- und Förder­maßnahmen; durch eine ausreichende Anzahl motivierender AG-Stunden für alle Schul­arten; durch eine verlässliche Lehrerreserve gegen zu viel Unterrichtsausfall; durch die Rücknahme der Absenkung der Eingangsbesoldung, durch mehr Sozialarbeiter an den Schulen und nicht zuletzt durch die Schaffung von Planstellen für junge Pädagogen sowie die Möglichkeit für ältere Lehrer, in Würde den Dienst beenden zu dürfen, etwa durch eine angemessene Altersermäßigung oder die Einführung einer von der Landes­regierung noch nicht einmal angedachten Altersteilzeit für alle Lehrkräfte.

„Vielleicht finden die verantwortlichen Politiker in der Zeit zwischen den Jahren Muße, um darüber einmal gründlich nachzudenken und dann den Schulen und den Lehrern die Unterstützung und Wertschätzung zuteil werden zu lassen, die sie eigentlich verdienen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

VBE: Nicht der Unterrichtsausfall wegen des Pädagogischen Tages ist das Problem, sondern der aufgrund fehlender Krankheitsvertretungen

Zur SPD-Kritik an den Pädagogischen Tagen

Stuttgart. Der SPD-Finanzpolitiker Hans-Martin Haller soll es laut Südwestpresse als „bla­mabel“ bezeichnet haben, dass noch immer ein Drittel der Pädagogischen Tage an den Schulen in der Unterrichtszeit stattfinde. Dem hält der Verband Bildung und Erziehung (VBE) entgegen, dass es so viele unterrichtsfreie Zeit im Schuljahr gar nicht gebe, um alle Referenten für den Pädagogischen Tag unterzubringen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Das sei wieder eine typische Forderung, die zeige, wie wenig Praxiserfahrung der SPD-Kritiker habe, schimpft der VBE-Sprecher. Selbst Lehrern nicht wohlmeinende Zeitge­nossen müssen zugeben, dass die Tage, an denen Unterricht stattfindet, deutlich mehr sind als die unterrichtsfreien, im Volksmund auch gerne „Ferien“ genannt. „Wenn jetzt alle rund 5000 Schulen in Baden-Württemberg die Lehrerfortbildung `Pädagogischer Tag´ in der Schule oder an einer Akademie wirklich nur an unterrichtsfreien Tagen des Schuljahres durchführten, würde die Zahl dieser Tage bei weitem nicht ausreichen, alle Fortbildner und Multiplikatoren an die Schulen oder die Lehrer an die Akademien zu bringen, zumal ja auch Lehrern und Referenten 30 Tage Urlaub zustehen“, moniert der VBE-Sprecher. Und wenn der Rechnungshof zugibt, dass diese Veranstaltungen – zu der im Übrigen die Schulkonferenz, in der auch Eltern und Schüler vertreten sind, zu­stimmen muss – nach heftiger Kritik deutlich mehr in die unterrichtsfreie Zeit verlegt worden seien, sei das doch der Schritt in die richtige Richtung, so der VBE-Sprecher.

Ärgerlich sei, dass sich die Diskussionen immer wieder am Unterrichtsausfall wegen des Pädagogischen Tages entzündeten; der eigentliche „Aufreger“, ausgefallene Stun­den wegen einer viel zu geringen Lehrerreserve, dabei gerne unter den Tisch falle.

So soll, wie aus zuverlässiger Quelle durchgesickert ist, die jährliche Quote von zu­sätzlichen 200 Krankheitsvertretern – wie es Grün-Rot den Schulen zugesagt hat – schon in diesem Jahr wieder ausgesetzt werden. An dieser Stelle könnte der SPD-Finanz­experte „seinem“ Kultusminister Schützenhilfe geben, und die zusätzlichen Lehrer­stellen bewilligen, die Schulen würden es ihm danken, versichert der VBE-Sprecher.

VBE: Weihnachtswünsche der Pädagogen

Arbeitsbedingungen an Schulen wurden schlechter, nicht besser

Stuttgart. „Nicht nur unverbesserliche Idealisten werden Lehrer, die wenigsten sind jam­mernde Weltverbesserer“, behauptet Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, der sich von der Politik eine deutlich verlässlichere Unterstützung der Schulen wünscht. Brand wörtlich: „Leh­rer fühlen sich bei ihrer für die Gesellschaft so wichtigen pädagogischen Arbeit immer mehr allein gelassen.“ So werde deren Weihnachtswunschzettel zur Verbes­serung der Arbeitsbedingungen an den Schulen zwangsläufig immer länger.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Optimal ist eine Schulkultur, die bei Schülern das soziale Lernen in den Vordergrund stellt und das Positive hervorhebt. Dabei sollten nicht nur leistungsstarke Kinder und Jugendliche gefördert werden, sondern gerade auch die Schwachen, Unsicheren und Be­nachteiligten. Die gehen im Klassenzimmer gerne unter, auch wenn heute schon bei­nahe inflationär vom „individuellen Lernen“ gesprochen wird. Die politische Unterstüt­zung der Schulen durch entsprechende Arbeitsbedingungen ist bei allem Bemühen der Pädagogen um ihre Schüler unverzichtbar. „Daran mangelt es zurzeit“, urteilt Brand.

Der VBE-Vorsitzende spricht Klartext, wie er sich diese notwendige Unterstützung für die Schulen vorstellt: Durch eine spürbare Senkung des Klassenteilers, der mit 30 Schülern in der Sekundarstufe und mit 28 in den Grund- und Gemeinschaftsschulen noch immer viel zu hoch ist; durch die Sicherstellung dringend benötigter Stütz- und Fördermaßnahmen; durch eine ausreichende Anzahl motivierender AG-Stunden für alle Schularten; durch eine verlässliche Lehrerreserve gegen zu viel Unterrichtsausfall; durch mehr Sozialarbeiter an den Schulen und nicht zuletzt durch die Schaffung von Planstellen für junge Pädagogen sowie die Möglichkeit für ältere Lehrer, in Würde den Dienst beenden zu dürfen, etwa durch die Einführung einer von der Landesre­gierung noch nicht einmal angedachten Altersteilzeit für alle Lehrkräfte.

Das seien Wünsche, so der VBE-Chef, die nicht nur, weil Weihnachten vor der Tür stehe, in Erfüllung gehen sollten, sondern weil deren Verwirklichung eine echte Hilfe für die Schulen des Landes wäre – im Interesse der Schüler, der Eltern und der Lehrer. Leider würden alle Maßnahmen Geld kosten, und so werde an den Schulen auch von der grün-roten Landesregierung, die mit großen Visionen angetreten war, mehr der Rotstift angesetzt, als in die bildungspolitische Zukunft der Gesellschaft investiert.