100 Jahre Grundschule: Ein Grund zu feiern?

Grundsätzlich gilt: Die Grundschule hat unbestritten einen bedeutenden gesellschaftlichen Auftrag. Sie schafft die Grundlage für kreatives, lebenslanges Lernen und legt wichtige Basiskompetenzen, auf die die weiterführenden Schulen aufbauen. Der Weimarer Republik gelang es 1919 reichsweit die Primarstufe im öffentlichen Schulwesen zu etablieren. Dank Artikel 146 der Weimarer Verfassung wurde damals die gemeinsame Grundschule eingeführt.

Interessanterweise wurden damals Schülerinnen und Schüler in Württemberg größtenteils nach Konfession getrennt, wohingegen in Baden die Angehörigen aller Bekenntnisse gemeinsam unterrichtet wurden. Doch den verbindlichen Schulbesuch ohne Unterschied von Stand und Herkunft gab es sowohl in Baden wie in Württemberg.

Vieles hat sich allerdings im Laufe der Jahre verändert, manches sollte natürlich mit einem Augenzwinkern begleitet werden:

  • inzwischen werden auch in Württemberg Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Konfession gemeinsam unterrichtet
  • die Prügelstrafe wurde in den 60-er Jahren abgeschafft – in Bayern übrigens erst 1983
  • weibliche Lehrkräfte sind inzwischen deutlich in der Mehrheit, früher gab es fast ausschließlich männliche Lehrkräfte in den Grundschulen
  • die Grundschule ist – zumindest methodisch-didaktisch – moderner geworden, bei Ausstattung und Gebäuden lässt sich allerdings mancherorts darüber streiten
  • Sie ist pädagogischer geworden, dazu tragen beispielsweise Demokratieerziehung, Streitschlichtungen, Klassenrat, Klassensprecher ab Klasse3…bei
Grundschule integriert seit 100 Jahren

Seit 100 Jahren ist die immense Heterogenität der Schülerschaft eine der größten Herausforderungen, der sie sich zu stellen hat. Damit aber nicht genug, sie vollbringt schon immer eine unfassbare Integrationsleistung. Mit der Einführung der Grundschule wurde die Tradition der höheren Stände – die Nachkommen durch privilegierten Privatunterricht zu erziehen und bilden – beendet. Dies bedeutete, damals mussten Kinder aller Stände integriert und unterrichtet werden.

Heutzutage sind die Aufgaben noch herausfordernder und differenzierter geworden. Es werden Kinder aus vielerlei Kulturen, mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und oder Kinder mit Defiziten integriert bzw. inkludiert und dies alles ohne wesentliche Unterstützungsmaßnahmen für die Schulleitungen und Lehrkräfte der Grundschule. Nein, eine geringere Bezahlung und ein höheres Deputat im Vergleich zu den anderen Schularten sind letztendlich der Dank für diese großartigen Leistungen.

100 Jahre Grundschule: Lehrkräfte leisten herausragende Arbeit

Liebe Grundschulkolleginnen und Grundschulkollegen, wir haben trotzdem Grund stolz zu sein, stolz zu sein auf 100 Jahre Grundschule. Auf 100 Jahre herausragendes Engagement der Grundschullehrkräfte. Auf 100 Jahre unermüdlichen Einsatz zum Wohle unserer Grundschulkinder.

Wir freuen uns auf das nächste dankbare Kinderlächeln, über die kleinen Fortschritte unserer Schülerinnen und Schüler beim Lesen, Rechnen und Schreiben, wenn schon unser Arbeitgeber unsere Arbeit nicht angemessen würdigt. Die Wichtigkeit unserer Arbeit ist unbestritten, denn wir sind es, wir bringen den Kindern letztendlich lesen, schreiben, rechnen, forschen, singen, musizieren, sich künstlerisch betätigen, Sporttreiben, den sozialen Umgang miteinander bei.