Maßnahmen-Paket gegen Lehrkräftemangel: Der Beruf der Lehrkräfte muss attraktiver werden!

Herausforderungen

Um dem eklatanten Lehrkräftemangel zu begegnen und die Unterrichtsversorgung sicherzustellen, hat Kultusministerin Theresa Schopper einen 18-Punkte-Plan vorgestellt. Das Maßnahmen-Paket zeigt deutlich, dass das Kultusministerium bei der Lehrkräfteversorgung mit dem Rücken zur Wand steht. Wir haben uns die Maßnahmen genauer angeschaut und einige Punkte wollen wir kritisch betrachten und einordnen:

Werbekampagne für den Beruf der Lehrkräfte: Menschen für den Beruf der Lehrkräfte begeistern zu wollen, ist positiv zu sehen. Die Kampagne kommt jedoch spät und es ist zweifelhaft, ob sie wirklich effektiv sein kann, wenn nicht zuerst die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte attraktiver werden und die Lehramtsstudierenden genügend Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen erhalten.

Einschränkungen bei der Teilzeit und beim Freistellungsjahr: Dass gerade attraktive Komponenten des Berufs zurückgeschraubt werden, sieht man an den Einschränkungen bei der Teilzeit oder beim Freistellungsjahr. Der vom Kultusministerium erhoffte Effekt wird möglicherweise überschaubar bleiben. Eine Einschränkung der Teilzeit könnte aber im schlimmsten Fall in einer Aufgabe des Berufs enden. Bedenklich sind auch die Einschnitte beim Freistellungsjahr. Lehrkräfte beantragen aus guten Gründen Teilzeit oder ein Sabbatical.

Erhöhung der Stunden für Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter: Referendare sind kein Selbstbedienungsladen, um den Lehrkräftemangel zu kaschieren! Wir haben Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter befragt und weit mehr als 80 Prozent stehen dieser Maßnahme ablehnend gegenüber. Referendarinnen und Referendare verfügen nicht über die Routine von voll ausgebildeten Lehrkräften. Eine Stunde mehr Unterricht heißt in der Summe mindestens drei Zeitstunden mehr Vor- und Nacharbeit. Im Grunde bedeutet dies Mehrarbeit für die Lehrkräfte von morgen und derjenigen, die sie betreuen.

Entlastung für Lehrkräfte und Schulleitungen: Wir begrüßen es, dass Lehrkräfte, die sich um Personen ohne originäre Lehramtsausbildung kümmern, eine – wenn auch geringfügige – Entlastung bekommen und Schulleitungen, die die Verantwortung für Ganztagesschulen oder eine Ganztagesbetreuung tragen, Anrechnungsstunden erhalten werden. Ebenso ist die Erhöhung der Leitungszeit an kleinen Schulen begrüßenswert.

Direkteinstieg für Grundschulen und Sekundarstufe I: Wir lehnen es ab, dass nun ein Bachelor-Abschluss reicht, um an Grundschulen unterrichten zu dürfen. Qualität und Professionalität gehen Hand in Hand! Um nachhaltig die Qualität zu sichern, fordert der VBE für den Direkteinstieg an Schulen einen Master in einem schulaffinen Fach sowie eine Vorqualifizierung und eine berufsbegleitende Qualifizierung.

Unser Fazit: Es sind Maßnahmen enthalten, die wir äußerst kritisch sehen, manche lehnen wir strikt ab. Man muss allerdings auch erkennen, dass das Kultusministerium weder die Stundenzahl der Lehrerinnen und Lehrer in die Höhe geschraubt, noch den Klassenteiler erhöht hat, wie es in anderen Bundesländern durchaus der Fall ist. Wir werden das Maßnahmen-Paket des Kultusministeriums weiterhin kritisch-konstruktiv begleiten und den Finger weiter in die Wunde legen. Wer motivierte Lehrkräfte haben möchte, der muss dafür Sorge tragen, dass sie gute Rahmenbedingungen haben. Der Beruf der Lehrkräfte muss deshalb an Attraktivität gewinnen!

Unser Versprechen: Der VBE bleibt für Sie dran.

Gerhard Brand, Landesvorsitzender

 

Weitere Informationen:

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