Digitale VBE-Fachtagung für Schulleitung, Schulverwaltung und Schulaufsicht: Eisenmann will Schulen offen halten

Kultusministerin Eisenmann hat sich auf der ersten digitalen VBE-Fachtagung klar gegen Vorschläge aus Berlin ausgesprochen, die Schulen in den Wechselbetrieb zu schicken. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand plädierte dafür, den Schulen vor Ort passgenaue Lösungen zu ermöglichen. Unterstützung bekam der VBE-Chef von den zugeschalteten Vertretern der Landtagsfraktionen, die sich ebenfalls für ein flexibleres Vorgehen einsetzten. 

Rund 200 Schulleitungen und Kultusbeamte haben die insgesamt vierte VBE-Fachtagung für Schulaufsicht, Schulverwaltung und Schulleitung besucht. Neben der Kultusministerin konnte der VBE-Landesvorsitzende auch die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen Grüne, CDU, SPD und FDP begrüßen. Die Veranstaltung fand aufgrund der aktuellen Pandemielage erstmals in einem Online-Format statt. Die digital teilnehmenden Gäste und Politiker führte Deutschlandfunk Moderatorin Kate Maleike gewohnt souverän und sachkundig durch die Fachtagung.

Brand fordert Entlastung für Schulen und Kultusverwaltung

In seiner Eröffnungsrede warnte Brand mit Blick auf Inklusion, Integration, Digitalisierung und Corona vor einer ausufernden Belastung im Bildungsbereich. „Es kommen immer neue Herausforderungen auf uns zu, die wir „on top“ leisten müssen. Hundert Prozent Arbeitsleistung war vorgestern! Schon seit gestern fahren wir über dem Limit und als uns im Februar Corona erwischt hat ging es durch die Decke“, so der VBE-Chef. Er mahnte, nun endlich die zweite Stufe des Konzepts zur Stärkung der Schulleitungen umzusetzen: „Vor allem eine Entlastung durch Zugabe von Zeit wäre ein Segen.“

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Aufgabenfülle kritisierte Brand auch die mangelhafte Personallage der Schulen und Kultusverwaltung. „Genauso wenig, wie die Arbeit in den Schulen sich im Unterrichten der Schülerinnen und Schüler erschöpft, genauso wenig erschöpft sich die Arbeit in den übergeordneten Behörden auf das Tagesgeschäft. Der Druck ist hoch, weil die Anforderungen, die unsere Gesellschaft an Verwaltung im Allgemeinen und Bildung im Speziellen stellt, immer höher werden und weil an allen Ecken und Enden Personal fehlt“, so Brand.

VBE steht hinter Öffnung der Schulen, individuelle Lösungen vor Ort müssen aber möglich sein

Lobende Worte fand Brand für den angekündigten Corona-Fonds für Schulen in Höhen von 40 Million Euro. Dieser soll es den Schulleitungen ermöglichen, je nach Bedarfslage in Luftfiltergeräte, Plexiglasscheiben oder andere Schutzmaßnahmen zu investieren. „Es war ein guter Zug, den Schulen Mittel zur Verfügung zu stellen, um vor Ort individuelle Maßnahmen ergreifen zu können“, sagte Brand. Hiervon unabhängig rief der VBE-Vorsitzende das Land auf, alle Schulen mit FFP2-Schutzmasken auszustatten.

In der Frage, ob die Schulen weiter geöffnet bleiben sollen, sprach sich Brand ebenfalls für mehr Flexibilität aus: „Der VBE steht grundsätzlich hinter der Öffnung der Schulen. Wenn Schulen jedoch durch die regionale oder interne Situation in Schwierigkeiten kommen, dann sollte die Politik nicht stur am Präsenzunterricht festhalten, sondern die Situation vor Ort in den Blick nehmen und passgenaue Lösungen ermöglichen. Diese müssen im Einzelfall auch eine temporäre Rückkehr ins rollierende System beinhalten.“

Eisenmann erteilt Rückkehr ins rollierende System klare Absage

Als Hauptrednerin bedankte sich Kultusministerin Susanne Eisenmann bei den anwesenden Schulleiterinnen, Schulleitern und Kultusbeamten für deren außerordentliches Engagement in der Corona-Zeit. Mit Blick auf die Beratungen des Bundeskanzleramtes mit den Länderchefs über mögliche Verschärfungen der Schutzmaßnahmen an Schulen, stellte sich Eisenmann klar gegen einen Wechselbetrieb an Schulen: „Ich darf daran erinnern, dass wir letztes Schuljahr zwischen Pfingsten und den Sommerferien bereits ein rollierendes System hatten. Dieses wurde damals von allen Seiten, sowohl von Eltern als auch Lehrern, scharf kritisiert.“

Eisenmann argumentierte, dass Stand letzter Woche von bundesweit 41.000 Schulen lediglich 106 in Quarantäne gewesen seien. Dies entspreche einer Quote von nur 0,37 Prozent und rechtfertige keine Abkehr vom aktuellen Regelbetrieb. „Schulen sind nicht die Treiber der Infektion“, so die Ministerin. Darüber hinaus seien die meisten Eltern dringend auf offene Schulen angewiesen. „Bildung und Betreuung müssen in der Pandemie zusammengebracht werden. Deshalb mein klares Bekenntnis, die Schulen offen zu lassen“, erklärte Eisenmann.

Vorerst keine Masken(-Pflicht) für Grundschulen

Im Nachgang ihres Statements zur Lage der Schulen nahm sich die Kultusministerin noch Zeit für die zahlreichen Fragen der Schulleitungen. Auf die häufig gestellte Frage nach einer Maskenpflicht an Grundschulen antwortete die Ministerin knapp: „Die Kanzlerin will das. Ich persönlich halte davon nichts.“  Auch den Wunsch, zumindest den Grundschullehrkräften, die freiwillig eine Maske tragen, Schutzmasken zur Verfügung zu stellen, will die Ministerin nicht erfüllen. „Dies ist rechtlich nicht möglich. Gratismasken kann der Dienstherr nur an Schulen verteilen, an denen die Maskenpflicht gilt“, stellte Eisenmann klar.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem VBE-Landesvorsitzenden Gerhard Brand, Sandra Boser (Grüne), Karl-Wilhelm Röhm (CDU), Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD) und Dr. Timm Kern (FDP) legten die Vertreter der Fraktionen ihre unterschiedlichen Ansichten zu Themen wie Gesundheitsschutz, Datenschutz, Gewalt gegen Lehrkräfte, Inklusion u. a. dar. Dass Schulleitungen von Verwaltungsaufgaben entlastet werden müssen, war unter den Vertretern der Landtagsfraktionen allerdings Konsens. Ebenso waren sich die Diskuntanten einig, dass es in der aktuellen Pandemie-Situation stets passgenauer Lösungen vor Ort bedarf.

Zudem hatte der VBE für diesen Fachtag als Top-Speaker, Herrn Leo Martin einen Ex-Geheimagenten gebucht. Hier sehen Sie einige Minuten aus seinem einstündigen, interaktiven Vortrag. Klicken Sie einfach hier auf diesen Link: https://vimeo.com/481207929

Weiterführende Informationen:

Hier finden Sie die Fragen, die im Nachgang noch an Kultusministerin Frau Dr. Eisenmann gestellt wurden, mit ihren Antworten.