DKLK-Studie 2021: Bildung und Erziehung gibt es nur mit ausreichend Personal

Über 2.220 Kita-Leitungen haben sich in Baden-Württemberg an der DKLK-Studie 2021 beteiligt. Mit Blick auf die fürs Land repräsentativen Ergebnisse fordert der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand eine umfassende Fachkräfteoffensive: „Bildung und Erziehung gibt es nur mit ausreichend Personal! Erfolge in dieser Richtung lassen sich durch die Studie jedoch nicht belegen. Im Gegenteil: Der Personalmangel verschärft sich weiter, teilweise mit dramatischen Folgen für die Kinder und pädagogischen Fachkräfte.“

88 % der Kitas haben in den letzten zwölf Monaten zeitweise mit erheblicher Personalunterdeckung unter Gefährdung der Aufsichtspflicht arbeiten müssen. 18 % der Kita-Leitungen berichten, dass dies in über 40 % der Zeit der Fall war. Über zwei Drittel der Befragten geben an, dass sich der Personalmangel verschärft hat. „Der Mangel an qualifizierten Fachkräften bleibt die größte Herausforderung. Erwartungen, die die Politik vor allem mit dem sogenannten Gute-Kita-Gesetz geschürt hat, wurden vielfach nicht erfüllt“, sagt Brand.

Auswirkungen des Personalmangels

Fast die Hälfte der Kita-Leitungen berichtet, dass die Träger heute Personal einstellen, welches früher wegen mangelnder Passgenauigkeit nicht eingestellt worden wäre. Eine weitere Konsequenz ist die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte, die wiederum zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt. Das geben 87 % der Befragten an. Dass der Personalmangel die Fachkräfte und Kinder gleichermaßen betrifft, zeigt der Blick auf die Fachkraft-Kind-Relation. Teilweise zeigen sich dramatische Verhältnisse: Im U-Drei-Bereich kommen in 27 % aller Kitas sechs oder mehr Kinder auf eine einzelne Fachkraft. Im Ü-Drei-Bereich muss in 37 % der Kitas eine einzige Fachkraft zwölf oder mehr Kinder betreuen. „Die Bildungs- und Betreuungsqualität leidet massiv. Mehr noch setzt die Politik sehenden Auges die Sicherheit unserer Kinder aufs Spiel, wenn Aufsichtspflichten nicht mehr erfüllt werden können. Und sie gefährdet die Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher, die diese Missstände seit Jahren über ihre Belastungsgrenzen hinaus aufzufangen versuchen“, kritisiert der VBE-Landesvorsitzende.

Zeit für Leitung

Fast jede zehnte Leitungskraft gibt an, über keinerlei vertragliche Leitungszeiten zu verfügen. Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen vertraglichem Leitungsdeputat und tatsächlicher Leitungszeit: 42 % der Kita-Leitungen benötigen mehr als 60 % ihrer Arbeitszeit für Leitungsaufgaben, aber nur 21 % der Befragten wird diese Leitungszeit auch vertraglich eingeräumt. „Wir benötigen dringend Führungskräfte, laufen aber Gefahr, dass immer weniger Fachkräfte bereit sind, unter den bestehenden Bedingungen eine Leitungsverantwortung zu übernehmen“, warnt Brand.

Mehrarbeit und Planungsunsicherheit in der Pandemie

Rund 80 % der Befragten berichten von einem erheblichen zeitlichen Mehraufwand durch Corona. 16 % schätzen den zeitlichen Mehraufwand sogar auf mindestens 50 %. Als größtes Problem benennen 77 % der Befragten ständig wechselnde oder unklare Vorgaben und damit fehlende Planungssicherheit. „Zahlreiche, ständig wechselnde Regelungen und Maßnahmen und die dadurch bedingten Änderungen von Not- auf Normalbetrieb und wieder zurück, machen einen normalen, unbeschwerten Kita-Alltag schier unmöglich“, erklärt der VBE-Vorsitzende.

Wertschätzung und Unterstützung von vielen Seiten/ Gerne Leitung

Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Träger, Eltern und Fachberatung fühlt sich die große Mehrheit der Kita-Leitungen wertgeschätzt und unterstützt, nicht so von Seiten der Politik: Rund 80 % der Befragten fühlen sich von der Politik nicht wertgeschätzt. Trotzdem üben 86 % der Kita-Leitungen ihre Tätigkeit alles in allem sehr gerne aus. „Dies bezeugt das unglaublich hohe Engagement der Kita-Leiterinnen und -Leiter im Land! Sie sind das Rückgrat, die das System am Laufen halten“, so Brand.

Forderungen des VBE:
  • Sofortmaßnahmen zur Beseitigung aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckungen müssen ohne Wenn und Aber ergriffen werden.
  • Flächendeckende und konsequente Investitionen im Rahmen einer landesweit abgestimmten Fachkräfteoffensive, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen. Die Ausbildung im frühpädagogischen Bereich darf dabei qualitativ nicht ausgedünnt werden!
  • Eine Anpassung der vertraglich fixierten Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf.
  • Verbesserte Arbeitsbedingungen mit Blick auf Bezahlung, Einführung einer grundsätzlich vergüteten Ausbildung, Weiterbildungsangebote und eine bedarfsgerechte räumliche und sächliche Ausstattung.
Weiterführende Infos

Die DKLK-Studie 2021 hat der VBE gemeinsam mit seinem Partner Fleet Education unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Ralf Haderlein und Herrn Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz durchgeführt. Die Studie gibt Antworten auf die Frage, was Kita-Leitungen bewegt und zeigt ein umfassendes Bild ihrer Gefühlslage und Herausforderungen.