Die Einkommensrunde 2025 für den öffentlichen Dienst steht unter besonderen Vorzeichen. Neben einer spürbaren Einkommensverbesserung konzentrieren sich die Gewerkschaften in diesem Jahr auf Maßnahmen zur Entlastung der Beschäftigten, um den Herausforderungen durch Arbeitsverdichtung und Fachkräftemangel zu begegnen. Der VBE wird am Verhandlungstisch durch den dbb vertreten. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach einer Entgelterhöhung von 8 Prozent, mindestens jedoch 350 Euro monatlich.
Dies soll nicht nur in einer linearen Erhöhung erfolgen, sondern auch durch Verbesserungen bei Zulagen und Zuschlägen für besonders belastende Arbeitszeiten, zum Beispiel Wechselschichtarbeit, Bereitschaftsdienste oder Nachtarbeit. Zusätzlich fordert der dbb drei zusätzliche freie Tage jährlich für alle Beschäftigten und einen weiteren Tag für Gewerkschaftsmitglieder. Diese Regelung soll helfen, die hohe Arbeitsbelastung auszugleichen und die langfristige Gesundheit der Beschäftigten zu fördern.
Attraktivität steigern: Nachwuchskräfte im Fokus
Für Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie dual Studierende fordert der dbb eine monatliche Erhöhung der Vergütung um 200 Euro. Darüber hinaus ist die unbefristete Übernahme in Vollzeit nach erfolgreichem Abschluss ein zentrales Anliegen, um jungen Menschen eine sichere Perspektive im öffentlichen Dienst zu bieten.
Rahmenbedingungen: Herausforderung Fachkräftemangel
Die diesjährige Einkommensrunde findet in wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten statt. Während die Inflationsrate zuletzt leicht zurückging, sind die Kosten für den Alltag weiterhin hoch. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel: Im öffentlichen Dienst fehlen bereits jetzt 570.000 Mitarbeitende, eine Zahl, die angesichts der demografischen Entwicklung weiter steigen wird. Ohne deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen wird es schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Arbeitszeit und Zeitsouveränität: Mehr Flexibilität für Beschäftigte
Ein innovatives Element der Forderungen ist das sogenannte „Mehr-Zeit-für-mich-Konto“. Beschäftigte sollen künftig die Möglichkeit haben, Überstunden, Zuschläge und andere Ansprüche auf dieses Konto zu buchen, um sie für zusätzliche freie Tage oder längere Auszeiten zu nutzen. Dies stärkt die Zeitsouveränität und ermöglicht eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben.
Auch für Teilzeitbeschäftigte sollen Verbesserungen erreicht werden. Künftig sollen Überstundenzuschläge bereits ab Überschreiten der individuell vereinbarten Arbeitszeit gezahlt werden. Dies würde eine gerechtere Behandlung sicherstellen und die Attraktivität von Teilzeitmodellen erhöhen.
Bonus für Gewerkschaftsmitglieder: Eine Frage der Solidarität
Erstmals fordert der dbb einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder. Dieser soll die Mitglieder für ihr Engagement und ihren finanziellen Beitrag zur Tarifarbeit honorieren. Während Gewerkschaftsmitglieder durch Streiks und Demonstrationen die Tarifverhandlungen unterstützen, profitieren auch Nicht-Organisierte von den Ergebnissen – ohne sich aktiv zu beteiligen. Der Mitgliederbonus ist somit nicht nur ein Zeichen der Anerkennung, sondern auch ein Anreiz für mehr Solidarität.
Beteiligung aller Beschäftigten entscheidend
Von der Einkommensrunde 2025 sind zahlreiche Gruppen betroffen, darunter die Arbeitnehmenden von Bund und Kommunen, Beamtinnen und Beamte des Bundes, Beschäftigte der Sozialversicherung und des Nahverkehrs. Der Erfolg der Verhandlungen hängt maßgeblich davon ab, dass sich alle Beteiligten solidarisch zeigen und die Forderungen gemeinsam unterstützen.
Die Einkommensrunde 2025 ist eine Chance, die Weichen für einen zukunftsfähigen öffentlichen Dienst zu stellen. Faire Entgelte, bessere Arbeitsbedingungen und flexible Zeitmodelle sind essenziell, um den Beruf im öffentlichen Dienst attraktiv zu halten – für die Beschäftigten von heute und die Fachkräfte von morgen.
Motto: Erhöhung der Arbeitsqualität und Entlastung der Beschäftigten
Die kommende Einkommensrunde für den öffentlichen Dienst, die 2025 in die entscheidende Phase tritt, steht unter dem Motto der Erhöhung der Arbeitsqualität und der Entlastung der Beschäftigten. Die Anforderungen und Belastungen, denen unsere Kolleginnen und Kollegen täglich ausgesetzt sind, nehmen kontinuierlich zu. Um diesem Druck entgegenzuwirken, werden im Rahmen der Verhandlungen unter anderem Maßnahmen gefordert, die die Arbeitssituation spürbar verbessern und den Fachkräftemangel aktiv bekämpfen.
Ein wichtiger Bestandteil der Forderungen ist die Honorierung besonderer Belastungen durch Sonderformen der Arbeit. Gerade in Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der öffentlichen Verwaltung, wo häufig außergewöhnliche Arbeitszeiten oder hohe physische und psychische Belastungen gefordert werden, soll die Vergütung angepasst werden. Es wird argumentiert, dass die Verteuerung von Sonderarbeitsformen eine steuernde Funktion ausüben könnte. Die Arbeitgeber hätten so einen Anreiz, den Personaleinsatz effizient zu planen, sodass Sonderarbeitszeiten nur dann erwogen werden, wenn sie tatsächlich notwendig sind und nicht zum Regelfall werden.
Belastungen kompensieren: Beschäftigte sollen mehr freie Zeit erhalten
Neben der Anpassung der Entgelte fordert die Gewerkschaft, dass die Beschäftigten mehr freie Zeit erhalten, um die steigenden Belastungen zu kompensieren. Eine der zentralen Forderungen ist die Einführung von drei zusätzlichen freien Tagen, die nach § 26 TVöD gewährt werden sollen. Diese zusätzlichen freien Tage könnten nicht nur zur Stressbewältigung beitragen, sondern auch zur Reduktion krankheitsbedingter Ausfälle führen, da Stress und Überlastung zunehmend zu den Hauptursachen für krankheitsbedingte Fehlzeiten werden. Die DAK-Gesundheit meldete in ihrem Psychreport 2024 einen signifikanten Anstieg von Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen, besonders in belasteten Bereichen wie Kindertageseinrichtungen, Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung. Die Verlängerung der freien Tage wäre somit ein wichtiger Schritt, um der wachsenden Überlastung entgegenzuwirken und das Wohl der Beschäftigten zu sichern.
Die Einführung eines „Mehr-Zeit-für-mich-Kontos“ ist eine weitere Forderung, die der Zeitsouveränität der Beschäftigten dient. Über dieses Konto könnten Beschäftigte entscheiden, ob sie ihre Überstunden und zusätzlichen Arbeitszeiten als Freizeit oder als finanziellen Ausgleich erhalten möchten. Das Konto würde eine große Flexibilität bieten und den Beschäftigten ermöglichen, ihre Arbeitszeit nach persönlichen Bedürfnissen zu gestalten. Diese Maßnahme könnte nicht nur kurzfristige Entlastung bieten, sondern auch längerfristig die Arbeitszufriedenheit steigern und den Druck in herausfordernden Lebensphasen mindern.
Ein weiterer Vorschlag ist die Berechnung der Arbeitszeit auf einen kürzeren Zeitraum. Derzeit wird in vielen Fällen ein Ausgleichszeitraum von bis zu einem Jahr zugrunde gelegt, was langfristige Überlastung begünstigen kann. Mit einer Berechnung, die maximal einen Monat umfasst, könnten Überlastungen schneller erkannt und gezielt ausgeglichen werden.
Anpassung der Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte
Auch die Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte sollen angepasst werden. Derzeit erhalten Teilzeitkräfte erst dann Zuschläge, wenn sie die Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten überschreiten. Dies führt oft zu einer Benachteiligung von Teilzeitbeschäftigten. Hier fordert der dbb eine gerechtere Handhabung, die dem Prinzip der Gleichbehandlung gerecht wird.
Der dbb fordert auch eine Neuregelung der Altersteilzeit, um den Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, unter bestimmten Bedingungen früher in den Ruhestand zu treten – vor allem in besonders belasteten Bereichen. Wegen des steigenden Rentenalters ist dies notwendig, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen.
Ein zentrales Thema wird auch die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Beschäftigte in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg sein. Dort liegt die Wochenarbeitszeit derzeit bei 39 Stunden, während in anderen Bundesländern eine Arbeitszeit von nur 38,5 Stunden vorgesehen ist. Diese Ungleichbehandlung muss beseitigt werden, um die Arbeitsbedingungen bundesweit zu vereinheitlichen.
Die Forderung nach einem individuellen Recht zur Erhöhung der Arbeitszeit für Teilzeitbeschäftigtezielt darauf ab, den Fachkräftemangel durch eine flexiblere Handhabung von Teilzeitverhältnissen zu begegnen und den Beschäftigten eine größere Planungssicherheit zu bieten.
Die Verhandlungen und Forderungen der Gewerkschaften sind nicht nur eine Reaktion auf die aktuelle Situation im öffentlichen Dienst, sondern auch eine langfristige Strategie, um den Dienst für die Zukunft attraktiv zu gestalten. Die Forderungen spiegeln das Bedürfnis nach einer nachhaltigen Arbeitszeitpolitik und besseren Arbeitsbedingungen wider, die sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Herausforderungen gerecht werden können.
dbb-Forderung: Inhaltsgleiche Übertragung auf den Beamtenbereich
Der dbb setzt sich zudem dafür ein, dass die Forderungen inhaltsgleich auf die Beamten übertragen werden. Der VBE lehnt es ab, die Beamten und Angestellten gegeneinander auszuspielen und fordert klare Zusagen für eine gerechte und nachhaltige Alimentation der Beamtinnen und Beamten.
Für die Gewerkschaften steht fest: Die Einkommensrunde 2025 ist nicht nur eine Frage der Entgelte, sondern auch der Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Dienstes. Es geht darum, den Dienst als Arbeitgeber attraktiv zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten, um auch in Zukunft genügend Fachkräfte zu gewinnen. Dabei wird es auf die Aktionsfähigkeit der Beschäftigten ankommen, um mit Druck und gezielten Streiks den Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Der Verhandlungsprozess wird sich in mehreren Runden ziehen. Die erste Verhandlungsrunde findet bereits am 24. Januar 2025 in Potsdam statt. Der VBE Baden-Württemberg wird seine Mitglieder während der gesamten Verhandlungsphase auf dem Laufenden halten und zu einer starken Teilnahme an den Aktionen aufrufen, um eine erfolgreiche Einkommensrunde für den öffentlichen Dienst zu sichern.
Unser Versprechen: Der VBE bleibt für Sie dran!