Alle vier Jahre findet die Vertreterversammlung des VBE Baden-Württemberg statt. Auf der Vertreterversammlung stellen die Delegierten aus den Landesbezirken des VBE Baden-Württemberg die Weichen für die Zukunft des VBE. So wird der oder die Landesvorsitzende gewählt, die Verbandsleitung wird bestimmt. Nicht zuletzt bestimmen die Delegierten mit verschiedenen Anträgen auch die Richtung, die der VBE in den kommenden vier Jahren politisch einschlägt.
Die Vertreterversammlung hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg am 5. und 6. Oktober 2018 in Pforzheim begangen. In einem der ersten Wahlgänge wurde Gerhard Brand mit 96,3 % der abgegebenen Stimmen als Landesvorsitzender wiedergewählt. Der neue und alte Landesvorsitzende bedankte sich für das Vertrauen und kündigte an, den VBE noch größer und stärker zu machen: „Ich werde nicht müde werden, mich nach bestem Wissen und Gewissen für den Verband einzusetzen.“
Ebenfalls wiedergewählt wurde Michael Gomolzig als stellvertretender Landesvorsitzender aus dem Landesbezirk Nordwürttemberg. Als stellvertretende Landesvorsitzende neu hinzugekommen sind: Dirk Lederle (Landesbezirk Südbaden), Oliver Hintzen (Landesbezirk Nordbaden) und Walter Beyer (Landesbezirk Südwürttemberg), die mit gelungenen Kurzvorstellungen erfolgreich auf Stimmenfang gingen.
Otmar Winzer und Gerhard Freund für langjährige Tätigkeit geehrt
Otmar Winzer und Gerhard Freund wurden nach langjähriger Tätigkeit als stellvertretende Landesvorsitzende verabschiedet und für Ihre Verdienste mit der goldenen Ehrennadel des VBE Baden-Württemberg ausgezeichnet. Otmar Winzer hat sich für den VBE lange Jahre um die Schulreferate gekümmert und den VBE auch im Landesschulbeirat sehr würdig vertreten. Als Kampagnenmanager kümmert er sich bis Mai 2019 auch noch um die Werbung für die Personalratswahlen.
Mit den Personalratswahlen beschäftigt bleibt auch Gerhard Freund, der langjährige Erfahrung darin hat, den VBE erfolgreich durch das Drumherum und die rechtlichen Herausforderungen einer Personalratswahl zu führen. Die Verdienste der beiden stellvertretenden Landesvorsitzenden, die seit 40 Jahren Mitglied im VBE sind, und auf deren Expertise der VBE nicht verzichten kann, würdigte Gerhard Brand mit wohlwollenden und wertschätzenden Worten.
Motto der Vertreterversammlung: „Werte machen Schule wertvoll“
Im öffentlichen Teil der Vertreterversammlung ging der Landesvorsitzende in seiner Begrüßung intensiv auf das Motto der Versammlung – „Werte machen Schule wertvoll“ – ein. Brand mahnte an, die Werteerziehung nicht nur den Schulen zu überlassen: „Werteerziehung kann nicht nur an die Schulen delegiert werden. Werte müssen auch außerhalb von der Schule in der Mitte unserer Gesellschaft erlebbar gemacht werden.“
Der Landesvorsitzende verwies in seiner Rede ebenfalls auf ausgewählte Erfolge des VBE: „Wir haben den Kampf gegen die abgesenkte Eingangsbesoldung federführend bestritten – und schlussendlich wurde diese auch zurückgenommen. Der VBE hat sich vehement gegen die Forderung nach einem Streikrecht für beamtete Lehrkräfte gewehrt, weil der VBE der Überzeugung war, dass Lehrkräfte ihren Beamtenstatus verlieren, wenn das Streikrecht kommt.“
Eisenmann, Rosenberger und Beckmann beglückwünschen Brand
„Der VBE hat außerdem eine Datenlage zu Gewalt gegen Lehrkräfte, Inklusion und Digitalisierung geschaffen. Wir haben diese Themen aus der Grauzone der Vermutung herausgeholt und mit belastbaren Daten versehen. Wir sind der einzige Verband, der Untersuchungen zum Stand der Inklusion vorlegen kann, außerdem zwei Umfragen zu Gewalt gegen Lehrkräfte“, stellte Brand weitere Erfolge des VBE Baden-Württemberg dar.
Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) beglückwünschte den Landesvorsitzenden in ihrer Rede zu dessen Wiederwahl. Lehrkräfte nähmen sich bestmöglich der Aufgabe Werteerziehung an, so die Ministerin. Der Vorsitzendes des Beamtenbundes Baden-Württemberg, Kai Rosenberger, gratulierte ebenfalls herzlich und versprach in seiner Rede im kommenden Jahr für eine deutlich bessere Bezahlung der Lehrkräfte zu kämpfen und den zeitgleichen Übertrag, des Erkämpften auf die Beamten und Pensionäre. Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann schloss den Kreis der Gratulanten und gab einen Ausblick darauf, welche großen Aufgaben auf Bundesebene bevorstehen.
Politische Diskussion mit Vertretern der Landtagsfraktionen
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es ziemlich lebhaft zu. Moderatorin Nicole Bündtner-Meyer behielt aber gekonnt den Überblick in der mit Sandra Boser (stellvertretende Fraktionsvorsitzende bei Bündnis 90 / Die Grünen), Karl-Wilhelm Röhm (stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU), Andreas Stoch (Fraktionsvorsitzender der SPD), Dr. Hans-Ulrich Rülke (Fraktionsvorsitzender der FDP) und Gerhard Brand prominent besetzten Runde.
Nach dem offiziellen Teil ging es für die 188 Delegierten in zwei folgenden Arbeitssitzungen über zum anstrengenden Teil der Vertreterversammlung. Über 125 Anträge mussten abgearbeitet werden, um dem VBE Baden-Württemberg für die kommenden vier Jahre die richtige Richtung vorzugeben. Angeregt wurde über die Position des VBE zu Themen wie Inklusion, Lehrkräftemangel, Entlastung von Lehrkräften und Schulleitungen diskutiert.
Viele Anträge zu inklusiven Settings, Ethikunterricht und Anrechnungsstunden
Einige Anträge machten dabei deutlich, dass die Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg mit den aktuellen Rahmenbedingungen bei inklusiven Settings nicht zufrieden sind. Allein zehn Anträge beschäftigten sich mit Forderungen nach mehr Ressourcen, Anrechnungsstunden für kollegiale Besprechungen und der Einführung des Zwei-Pädagogen-Prinzips. Die Verbandsleitung weiß nun, wie sie sich hierzu in den nächsten Jahren positionieren muss.
Die Forderung nach einem durchgängigen Ethikunterricht ab Klasse 1 war ebenfalls vielen Anträgen zu entnehmen. Das entspricht durchaus den Plänen der Landesregierung. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann kündigte in ihrer Rede vor der Vertreterversammlung an, dass der Ausbau des Ethikunterrichts nach Möglichkeit schneller vorangehen soll.
Ebenfalls zahlreich vertreten waren Anträge, die Anrechnungsstunden für Lehrkräfte und Schulleitungen einforderten. Das ist sicherlich Ausdruck der zunehmenden Belastung, der sich Lehrerinnen und Lehrer ausgesetzt sehen. Der VBE wird in den nächsten Jahren eine bessere Vergütung der Kooperation Kindergarten – Grundschule mit Anrechnungsstunden einfordern, er wird für die Entlastung der Schulleitungen eintreten und sich auch für weitere Anrechnungsstunden zum Beispiel im Rahmen der Ganztagesschule oder der Kooperation im Rahmen inklusiver Settings einsetzen.
Basis für die nächsten vier Jahre wurde gelegt
Weitere wichtige Forderungen, welche die Delegierten mit Anträgen vorbrachten, sind die Absenkung der Klassengröße, der Ausbau der Krankheitsreserve, die Verbesserung der Situation für pädagogische Assistentinnen und Assistenten sowie die Rücknahme der Verschlechterungen bei der Beihilfe. Die Arbeit an den Anträgen verrichteten die Delegierten in den relativ langen dauernden Arbeitssitzungen mit der gebotenen Fokussierung und Ernsthaftigkeit.
Lustiger ging es beim festlichen Abend am Freitag zu, den Han’s Klaffl mit einer kabarettistischen Show veredelte. Er gab zahlreiche Anekdoten aus dem Lehrerdasein zum Besten, welche die anwesenden Delegierten sehr gut nachvollziehen konnten. Nach zwei Tagen Vertreterversammlung konnten sich die Delegierten dann guten Gewissens wieder auf den Heimweg machen: Die Basis für eine erfolgreiche Arbeit des VBE Baden-Württemberg in den nächsten vier Jahren wurde gelegt.
Sehen Sie hier noch das Video von Kraichgau TV, die den öffentliche Teil der Vertreterversammlung eingefangen haben.
Alle Bilder von Herrn Michael Gomolzig. Sehen Sie unten stehend einige Impressionen. Beim Klicken auf das jeweilige Bild können Sie es auch in einer großen Ansicht sehen.